Unter dem Titel “Verleugnung“ veröffentlichte Thomas Meitsch alias Schwarwel 2019 das erste Kapitel dieses Comics als zwanzigseitiges Heft. Fünf Jahre später erschien Gevatter – Die fünf Phasen bei Glücklicher Montag als 170-seitige Gesamtausgabe.
Dass dies so lange gedauert hat, liegt sicher daran, dass Schwarwel ein unglaublich produktiver Künstler ist. Der Schöpfer der Comicfigur Schweinevogel ist auch als Illustrator, Trickfilmer, Comiczeichner, Animator, Storyboarder, Drehbuch-Autor, Regisseur, Produzent und Art Director tätig. Außerdem stellt er täglich politische Cartoons online.
Ein weiterer Grund dafür, dass Schwarwel fünf Jahre an Gevatter gearbeitet hat, dürfte sein akribischer oft recht kleinteiliger Zeichenstil sein. Bei seiner schwarzweißen Grafik orientierte er sich – manchmal sehr gut erkennbar – an Charles Burns, Mike Mignola, Frank Miller oder Daniel Clowes, sowie am strengen “Neun-Bilder-pro-Seite-Raster“, das Dave Gibbons bei Watchmen einsetzte.
Seinen Arbeitsstil erklärt Schwarwel wie folgt: “Dank des iPads konnte ich bei Gevatter noch mehr ins Detail gehen und ich habe die Kontrolle über den Strich, obwohl ich da immer aufpassen muss, dass ich die Panels nicht tot zeichne.“
Möglicherweise waren die liebevolle Sorgfalt mit der Schwarwel die T-Shirts seiner Hauptfigur Tim mit den gut erkennbaren Logos von Bands wie Ramones, Motörhead, Gluecifer, Slime oder Neurosis verzierte auch eine Art Belohnung dafür, dass er bei der Stange geblieben ist. Denn ganz sicher hat es ihm immer wieder Überwindung gekostet, weiter an seiner autobiografisch geprägten Geschichte über Selbstmord, Krankheiten, Behinderung, Pflege, Trauer, Alkoholismus und Therapie zu arbeiten.
Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn das Resultat ist ein ganz schön finsteres, aber auch Hoffnung machendes Epos. Aufhänger für die Geschichte sind die fünf von der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross definierten Trauerphasen Verleugnung, Zorn, Verhandlung, Depression und Akzeptanz, die Schwarwel als für “mich und mein Erleben absolut zutreffende“ Kapitelüberschriften wählte.
Schwarwel möchte mit seinem Comic dazu anregen, über “eine angemessene Sterbekultur“ nachzudenken, um “dem Tod seinen berechtigten Platz in unserem Leben einzuräumen: als würdevolles Ende des eigenen Seins ebenso wie als Motivator, die wertvolle Zeit davor gut und sinnvoll zu nutzen, statt sie verschwenderisch verstreichen zu lassen als gäbe es kein Morgen.“
Mit Gevatter ist es Schwarwel gelungen, seine Erfahrungen und Gedanken zum Thema Tod sehr lebendig zu vermitteln.
1986, kurz bevor Bill Sienkiewicz mit Elektra: Assassin ein von Frank Miller geschriebenes 250-seitiges Epos in atemberaubenden Bildern in Szene setzte, schuf das Duo eine nicht minder bemerkenswerte Marvel Graphic Novel.
Im Zentrum von Daredevil: Love and War steht weniger der Titelheld. Vielmehr setzt Miller auf ein großes Ensemble interessanter Charaktere, die drohen Kollateralschaden zu werde, als Daredevils wuchtiger Nemesis Wilson Fisk alias Kingpin alles dransetzt, um zu erreichen, dass seine geliebte Frau Vanessa aus dem Koma erwacht.
Der Boss der Bosse der New Yorker Unterwelt lebt und handelt nach dem Motto, dass im Krieg und in der Liebe alles erlaubt ist, ohne Rücksicht auf Verluste. Daher begnügt der sich Kingpin nicht dami,t den Spezialisten Dr. Paul Montad um Hilfe zu bitten. Er setzt den Gehirnchrurgen unter Druck, indem er dessen Frau Cheryl von seinem psychopathischen Helfershelfer Victor entführen lässt.
Nicht unähnlich wie in seinem Daredevil-Meisterwerk Born Again erzeugt Miller große Spannung, indem er innerhalb seiner 60-seitigen Story rasant von Schauplatz zu Schauplatz springt. Zu einem versucht Daredevil Cheryl zu befreien, während Dr. Montad beschließt Vanessa aus den Klauen ihres Mannes zu befreien, der durchgeknallte Victor völlig unberechenbar agiert und der Kingpin brutales Krisenmanagement betreibt.
Doch es ist weniger Millers manchmal etwas seltsam konstruierte Geschichte, sondern vielmehr das ungewöhnliche Artwork von Sienkiewicz, das Love and War zu einem ganz besonderen (Superhelden-) Comic macht. Der wild mit dem Pinsel und Farben arbeitende Künstler setzt optische Akzente durch tapetenartige Ornamente, etwa auf der Weste des Kingpins.
Gelegentlich ist auf den ersten Blick gar nicht genau zu erkennen, was die Farborgien von Sienkiewicz darstellen sollen. Doch im Kopfkino setzen sich Strukturen, Layoutexperimente und Farbverläufe sowie Millers sparsam in den großartigen Bildern platzierte Texte zu einem mitreißenden Drama zusammen.
Bei uns erschien Daredevil: Liebe und Krieg 1993 als Feest Graphic Novel 5 und 2002 ebenfalls als Softcover aber auch als Hardcover bei Panini. Die schönste deutschsprachige Version von Love an War ist – neu übersetzt und mit satteren Farben – im zweiten Band der Daredevil Collection von Frank Miller enthalten. Hierin kommen mit Born Again und The Man Without Fearnoch zwei weitere von Frank Miller geschriebene Daredevil-Meisterwerke zum Abdruck.
Kurz nachdem der Comic-Meilenstein The Dark Knight Returns erschienen war, folgte 1987 ein weiterer Batman-Klassiker aus der Feder von Frank Miller. Bei Batman: Year One stammen die Zeichnungen jedoch nicht von Miller, sondern von David Mazzucchelli (Stadt aus Glas). Ein Jahr zuvor arbeitete Miller bereits mit Mazzucchelli bei einer ebenso beeindruckenden Marvel-Story zusammen.
Genau wie Year One wurde auch diese Kooperation nicht als eigenständige Miniserie veröffentlich, sondern erschien 1986 im Monatstakt innerhalb der regulären Serie in den Daredevil-Heften 227 bis 233. Dabei kann das ebenfalls von Mazzucchelli gezeichnete und von Miller zusammen mit Denny O’Neil geschriebene Heft 226 als eine Art Prolog zu dieser produktiven Zusammenarbeit betrachtet werden.
Die Daredevil-Hefte 232 und 233 werden ihren martialischen Titeln God and Country und Armageddon zwar gerecht und bieten spektakuläre Superhelden-Action, sowie einen Gastauftritt von einem von Selbstzweifeln geplagten Captain America. Doch es sind die zuvor so mitreißend erzählten und großartig in Szene gesetzten menschlichen Dramen, die dieses Daredevil-Kapitel zu einem Comic-Meilenstein machen, der noch heute beindruckt und aktuell als 18-teilige Serie für Disney+ verfilmt wird.
Mit einer unglaublichen Intensität beschreiben Miller und Mazzucchelli wie der Unterweltboss Wilson Fisk alas Kingpin alle seine Beziehungen einsetzt, um das Leben des nachts als Daredevil tätigen Matt Murdock zu zerstören. Der blinde Anwalt ist plötzlich hochverschuldet, verliert aufgrund der Falschaussage eines von Fisk bestochenen Polizisten seine Zulassung und sein Haus fliegt in die Luft.
In diesen Strudel hineingezogen werden Murdocks Freund und Partner Foggy Nelson, sowie der desillusionierte aber immer noch ans Gute glaubende Reporter Ben Urich, aber auch die Besitzer eines kleinen Diners in Hell’s Kitchen. Besonders schlimm hat es Murdocks Exfreundin Karen Page erwischt, die in Mexiko in Pornofilmen mitspielt und dort als drogensüchtige Prostituierte gestandet ist. Zusammen mit einem brutalen Schläger kehrt sie nach New York zurück. Sie hofft auf Hilfe von Murdock, doch dieser ist dort in die Obdachlosigkeit gestrandet.
Immer wieder sind auf ganzseitigen Bildern “Luftaufnahmen“ von einem Matt Murdock zu sehen, der von Selbstzweifel geplagt zunächst in seinem Bett, dann in einem schäbigen Hotelzimmer und schließlich zwischen anderen Obdachlosen auf der Straße liegt. Miller war begeistert von der Zusammenarbeit mit Mazzucchelli, denn dieser “kreiert Schauspieler mit einer verblüffenden Bandbreite, deren fesselndste Momente stumm sind.“
In den USA liegen mittlerweile mit David Mazzucchelli’s Daredevil Born Again Artisan Edition und einer Gallery Edition zwei großformatige Prachtausgaben vor. Bei uns wurde Born Again unter dem Titel Auferstehung in bereits vier verschiedenen Ausgaben veröffentlicht. 1998 als Marvel Exklusiv 11, 2014 als Band 7 von Die offizielle Marvel-Comic-Sammlung, 2016 als Paperback und 2021 innerhalb der Reihe Marvel Must Have.
Enthalten ist auch umfangreiches Bonusmaterial. Neben Skizzen und Frank Millers Skripten kommen auch die Cover der Daredevil-Hefte 227 bis 233 in einer von David Mazzucchelli neu kolorierten Version ohne Schrift und Logos zum Abdruck!
Dieser großformatige Hardcoverband feiert auf 320 Seiten den 50. Geburtstag eines “Bestrafers und Vollstreckers“. Enthalten sind die zehn wichtigsten und besten Comics mit Marvels Punisher.
Hinzu kommen informative Texte, aus denen auch hervorgeht, warum es einige Comics, wie die Begegnungen des Punishers mit dem Barbaren Conan oder dem ewigen Teenager Archie, nicht in diese Anthologie geschafft haben,
Eröffnet wird der Comicreigen mit dem ersten Auftritt des Punishers von 1974. In The Amazing Spider-Man 129 war der schwarze Mann mit dem Totenkopf auf der Brust eigentlich nur als Handlanger des ebenfalls in diesem Heft debütierenden Schurken The Jackal vorgesehen. Doch dank des großartigen Covers von John Romita Sr. und da in Gerry Conways Story bereits zu erahnen war, dass hier eine tragische Figur debütierte, stahl der Punisher dem Schakal die Show.
Bemerkenswert ist auch der zweite Comic in diesem Band, den Dennis O’Neil 1981 für das Amazing Spider-Man Annual 15 geschrieben hatte. Die Zeichnungen stammen von keinem Geringeren als Frank Miller, der zeitgleich große Erfolge mit seinen Daredevil-Geschichten feierte. Das Resultat, in dem der Punisher gegen Dr. Octopus antritt, kann dank des großartigen Artworks von Miller und seinem Inker Klaus Janson immer noch begeistern.
Ab 1986 konnte der Punisher auch als Solo-Antiheld begeistern und agierte in realistischen Umgebungen, in denen sich Marvel-Charaktere ansonsten nur selten blicken lassen. In der Miniserie Circle of Blood, von der das erste Heft in diesem Band enthalten ist, landete Frank Castle im Knast und ließ sich dadurch in seiner Tätigkeit als Bestrafer in keinster Weise bremsen.
Noch eine ganze Ecke beeindruckender ist das erste Heft der zwei Jahre später gestarteten Serie The Punisher: War Journal. Als Zeichner kam hier der damals schon beeindruckende Jim Lee zum Einsatz, der auf 28 Seiten gleich zwei Geschichten erzählte. Im unteren Viertel der Seiten setzte Lee in grellen Farben und ohne Text die Geschichte des tragisch endenden Central-Park-Picknicks der Familie Castle in Szene.
Ein weiterer Höhepunkt ist das 1992 erschienene erste Heft der Serie ThePunisher: War Zone, in dem Chuck Dixon erzählt, wie Frank Castle unter dem Tarnnamen Johnny Tower scheinbar der Mafia beitritt. Doch natürlich kocht er sein eigenes Süppchen, was den großartigen John Romita Jr. immer wieder zu dynamischen Doppelseiten zum Drehen mit durchgehenden Motiven voller Brutalität inspirierte.
1996 war ein entscheidendes Jahr in der Geschichte von Marvels Bestrafer, denn Garth Ennis trat in das Leben von Frank Castle. In The Punisher kills the Marvel Universe konnte der nordirische Autor nach Herzenslust über Superhelden herfallen. Seine Comic variiert die Origin des Punishers geringfügig und bei Ennis sind es keine Gangster, sondern die gegen Aliens ankämpfenden X-Men und Avengers, die die Schuld am Tod seiner Familie tragen.
Nick Castle trifft auf eine Gruppe, deren von gut betuchte Mitglieder ebenfalls geliebte Menschen als “Kollateralschaden“ beim Einsatz von Superhelden verloren haben. Der Punisher wird mit der nötigen Feuerkraft ausgestattet, um systematisch Superhelden zu töten. Doch kurz vor Abschluss seiner blutigen Mission beginnt er am Sinn seines blutigen Treibens zu zweifeln…
Ab 2000 schrieb Garth Ennis einige der besten Storys mit dem Punisher. Neben dem kompletten 44-seitigen Comic Punisher kills the Marvel Universe, den der Brite Doug Braithwaite in recht rohen aber wirkungsvollen Bildern in Szene setzte, enthält dieser Band auch das erste Heft der von Ennis geschriebenen und von Steve Dillon gezeichneten Miniserie Welcome Back, Frank. Dies war der Startschuss zu einer Reihe von weiteren grandiosen Punisher-Comics, die immer wieder von blutigen Ernst zu wahnwitziger Brachialkomik wechselten.
Dass es neben Garth Ennis noch weitere interessante Punisher-Autoren gibt, zeigen einige etwas aktuellere Comics. 2011 gab Greg Rucka (Gotham Central, Whiteout, The Old Guard) dem Italiener Marco Checcetto im einen grandios verschachtelt erzählten Serienauftakt zu einer neuen Punisher-Serie die Möglichkeit zum stimmungsvoll kolorierten Ausloten der Möglichkeiten des Medium Comic.
Dass auch Frauen etwas mit der Figur des Punishers anfangen können. bewies einmal mehr die auch als Zeichnerin tätige Autorin Becky Cloonan. Für Steve Dillon schrieb sie 2017 bereits Punisher: Operation Condor. Dieser Band enthält eine pointierte Geschichte von Cloonan für über eine gestohlene Punisher-Pistole, die Kris Anka zeichnete.
Eine Figur wie der grimmige Punisher passt nur bedingt in ein vom Disney-Konzern erworbenes Marvel-Universum, zumal sich reale Söldner und zweifelhafte Gruppierungen mit dessen Totenkopf-Emblem schmücken. Daher gab es 2022 mit der Serie Der König der Killer einen Versuch die umstrittene Figur neu zu definieren.
Jason Aaron erzählt in seinem Punisher-Neustart davon, wie Frank Castle in die Fänge des Ninja-Kults Die Hand gerät. Die Erzpriesterin dieser weltweit operierenden Organisation will den Punisher anheuern und hat als Argumentationshilfe dessen ermordete Familie revitalisiert…
Grafisch ist die Serie teilweise interessant, was weniger an den routinierten realistischen Zeichnungen von Star-Wars-Zeichner Jesús Saiz liegt. Sehr viel interessanter sind die von Paul Azaceta (Outcast) in einem völlig anderen experimentellen Stil realisierten Rückblenden, in denen Aaron interessante Details aus der Jugend von Frank Castle nachliefert. Während dieser Teil des Comics überzeugt, ist das neue mit Hörnern versehene Totenkopf-Emblem des Punishers nicht der Bringer und gehört schleunigst wieder auf Anfang gestellt.
Während es vom Comic Hard Boiledbereits drei deutsche Editionen gibt – die erste davon erschien bereits kurz nach der US-Veröffentlichung – , hat es bei der zweiten, optisch nicht minder beeindruckenden Zusammenarbeit von Frank Miller und Geof Darrow knapp drei Jahrzehnte gedauert, bis sie endlich auch bei uns erschienen ist.
Cross Cult hat sich große Mühe mit der Veröffentlichung von Big Guy and Rusty the Boy Robot gegeben. Mit Das Monster vom Unabhängigkeitstag ist noch eine zweite neunseitige Story mit den Robotern enthalten, die Darrow auch getextet hat. Hinzu kommen zwölf schöne “historische“ Cover, die angeblich zwischen 1959 und 1997 entstanden sind, sowie Illustrationen von Todd McFarlane und Joe Quesada.
Daher kann behauptet werden, dass sich das Warten auf die deutschsprachige Edition gelohnt hat. Doch es sei auch angemerkt, dass es nicht Frank Millers Skript ist, das den Reiz dieses Comics ausgemacht. Ohne die sensationelle Grafik von Darrow und die nicht minder großartigen Farben von Dave Stewart hätte die mit bekannten, meist aus Japan stammenden, Versatzstücken jonglierende Story albern gewirkt.
Big Guy and Rusty the Boy Robot wurde 1995 bei Dark Horse in zwei 32-seitigen Comicheften veröffentlicht, die mit 24 x 32 cm genau dasselbe Großformat wie die Edition von Cross Cult hatten. Die Story in Band 1 besteht fast ausschließlich daraus, dass ein in einem Labor versehentlich entstandenes riesiges Reptil durch Tokio wütet und die Bewohner verspottet und in Monster verwandelt.
Nachdem sowohl der Einsatz der japanischen Armee als auch des kleinen Roboters Rusty keine Resultate bringt, sendet der japanische Premier einen Hilferuf in Richtung USA. Das zweite Comicheft erzählt vom zunächst ebenfalls erfolglosen Einsatz des US-Roboters Big Guy, der seinen ersten Auftritt in Mike Allreds Serie Madman hatte und gut bewaffnet von einem US-Flugzeugträger in Richtung Tokyo startet…
Wie bereits gesagt, bietet die Story kaum etwas, was nicht bereits in Godzilla-Filmen zu sehen war. Doch obwohl dort die Tricktechnik schon lange nicht mehr auf Männer in Gummikostümen setzt, können auch die besten Computeranimationen nicht bei der detailwütigen Bildgewalt von Geof Darrow mithalten.
Das 1990 vom Kanadier Todd McFarlane (Savior) gezeichnete und getextete Heft Spider-Man # 1 wurde 2,5 Millionen Mal verkauft. Danach verließ McFarlane Marvel und zog sein eigenes Ding durch. 1992 gelang ihm das Kunststück eine eigene Serie erfolgreich beim von ihm mit gegründeten Label Image zu starten. Titelheld Spawn war der aus der Hölle zurückgekehrte Ex-Söldner Al Simmons.
Bereits zwei Jahre später traf Spawn in gleich zwei bemerkenswerten Crossover-Comics auf den wohl populärsten Superhelden. Da es aktuell zu einer dritten Begegnung zwischen Spawn und Batman gekommen ist, feiert Panini in großformatigen Hardcover-Ausgaben die optisch sehr ansprechenden Konfrontationen der beiden Comicikonen.
Mit Abstand am gelungensten ist das erste Crossover, das jetzt bei Panini den Titel Nacht über Manhattan trägt. McFarlane brachte den Comic in seinem beeindruckenden explosiven Zeichenstil zu Papier und Steve Oliff steigerte die Wirkung der Bilder noch durch die passende Farbgebung. Die Geschichte schrieb kein geringerer als Frank Miller, dem acht Jahre zuvor mit The Dark Knight Returns der auch heute noch beeindruckendsten Batman-Comic gelang.
Die Story von Nacht über Manhattan reist zwar keine Bäume aus, funktioniert jedoch sehr viel besser als die sehr viel schwächer konstruierten Geschichten der danach veröffentlichten Crossovers. Nachdem Batman in Gotham eine seltsame Begegnung mit einem Cyborg hatte, verschlägt es ihn nach New York. Dort muss er zunächst gegen Spawn kämpfen, bevor das Duo gemeinsam gegen die vermeintliche Wohltäterin Dr. Margaret Love antritt.
Die Dame betreibt unter dem Label Heal The World eine Suppenküche, verfolgt damit jedoch finstere Pläne, die alles andere als karikativ ist. Die Story wird angemessen spannend erzählt, doch sehr viel interessanter als der Kampf gegen Frau Love und ihre Schergen, sind einige kurze erinnerungswürdige Momente.
So gibt es am Anfang eine schöne Szene in der Bathöhle. Als Bruce Wayne dort nach einem anstrengenden Einsatz vom Butler Alfred verarztet wird, redet dieser immer noch im Batman-Sprech: “Ich habe keine Alpträume, ich verursache sie!“ Alfred entgegnet cool: “Ihre Drohungen sind überflüssig, Sir. Sie sind unter Freunden.“
Großartig ist auch das Schlussbild, das deutlich belegt, dass Batman keineswegs bereit, ist das Kriegsbeil mit Spawn zu begraben, da er stattdessen einen Batarang in das verbrannte Gesicht von Al Simmons geworfen hat.
Während Nacht über Manhattan bei Image veröffentlicht wurde, erschien nahezu zeitgleich bei DC ein zweites Crossover. Dämonenfluch ist keine Fortsetzung, sondern erzählt eine eigenständige Geschichte, die recht vielversprechend beginnt.
Aufhänger ist die Geschichte von Virginia Dare der angeblich 1587 als erstes englisches Kind in jener Neuen Welt geboren wurde, die heute USA genannt wird. Doch Virginia verschwand unter immer noch ungeklärten Umständen zusammen mit allen Bewohnern der Siedlung Roanoke. An einem Baum wurde das Wort Croatoan vorgefunden.
Auf den ersten beiden Seiten von Dämonenfluch fasst der deutschstämmige Zeichner Klaus Janson, der Frank Millers The Dark Knight Returns inkte, die Legende von Virginia Dare kunstvoll zusammen.
Doch was das erfahrene Autorentrio Doug Moench, Chuck Dixon und Alan Grant, die zuvor noch bei der Batman-Storyline Knightfall brillierten, aus der Ausgangssituation herausholen, ist nicht wirklich überzeugend.
Batman war Zeuge als der Immobilienhai Simon Vesper einem Anschlag zum Opfer fällt. Der Attentäter war Al Simmons, der nach seinem Tod nach Gotham als Spawn zurückkehrt. Dort erheben sich Vesper und weitere Leichen sich aus ihren Gräbern…
Das schöne Artwork von Janson, der zusammen mit Steve Buccellato auch für die Farben zuständig war, kommt in der neuen Hardcover-Ausgabe bestens zur Geltung. Panini präsentiert den Comic jedoch mit einem von Todd McFarlane und Greg Capullo gezeichneten Titelbild, während das Originalcover von 1994 eine auf 333 Exemplare limitierte Variantausgabe ziert.
2022 startete mit Todeszone Gotham ein weiteres Crossover. Als Autor fungierte Todd McFarlane und für das Artwork war Greg Capullo zuständig.
Dieser ist die Idealbesetzung für den Job, denn er zeichnete Spawn ab 1993 und die reguläre Batman-Serie ab 2023.
Zusammen mit dem Autor Scott Snyder erfand er die Geheimloge Rat der Eulen, die McFarlane auch in sein Crossover einbaute.
Capullos originell layoutetes Artwork und Dave McCraigs Farben können voll überzeugen.
Dies gilt leider nicht für McFarlanes Story, die nach 46 Seiten kein Ende findet und Parallelen zwischen der Ermordung von Bruce Waynes Mutter Martha und Al Simmons Gattin Wanda zieht.
Panini veröffentlich diesen Comic zusätzlich auch in Form von fünf auf 333 limitierten Variantausgaben mit verschiedenen Titelbildern und auch die reguläre Ausgabe enthält im Anhang noch zehn weitere alternative Titelbilder.
Der ehemalige Samurai Ogami Ito schiebt als alleinerziehender Auftragsmörder seinen kleinen Sohn Daigoro im Kinderwagen durchs Japan der Edo-Zeit und verrichtet dabei sein blutiges Geschäft. Trotz dieser originellen Ausgangsidee ist Lone Wolf & Cub alles andere als leichtverdauliche Kost.
Der Manga spielt im Japan des späten 18. Jahrhunderts und es fließen zahlreiche historische Details ein, die den meisten westlichen Lesern nicht vertraut sein dürften. Dankenswerterweise verfügt diese Ausgabe über ein Glossar, in dem die wichtigsten Begriffe erklärt werden.
Kazuo Koike, der auch die Drehbücher zu den sechs erfolgreichen Verfilmungen von Lone Wolf & Cub schrieb, schildert in meist dreißigseitigen, in sich abgeschlossenen und keiner Chronologie folgenden Episoden die Erlebnisse von Vater und Sohn.
Der Zeichner Gōseki Kojima setzte diese oft sehr blutrünstigen Geschichten von 1970 bis 1976 in einem zwischen detailreichen Realismus und kargen Impressionismus schwankenden Stil um. Noch heute beeindruckt die Inszenierung der nicht mit Gewalttätigkeiten geizenden Kampfszenen.
Panini veröffentlichte den Manga von 2003 bis 2009 in achtundzwanzig Taschenbüchern, deren Titelbilder damals aus der Feder von Frank Miller (Batman: The Dark Knight Returns) stammten. Jetzt startet Panini eine Master Edition, die aus zwölf Hardcoverbänden mit Lesebändchen besteht, die doppelt so groß und umfangreich wie die Taschenbücher sind.
Nachdem sich die Star-Wars-Serie The Mandalorian bei Lone Wolf & Cub bediente, ist es nur fair, dass die Cover der Neuausgabe diesmal von Gōseki Kojima stammen.
1999 wurden der Autor Jeph Loeb und der Zeichner Tim Sale auf dem Comic Con in San Diego gebührend gefeiert. Durch ihre düsteren Batman-Geschichten The Long Halloweenund Dark Victory, sowie durch das sehr stimmungsvolle Superman for all Seasons (dessen Niveau Loeb als Texter der regulären Superman-Serie niemals auch nur ansatzweise erreichte) brachten sie frischen Wind in das etwas dahin vegetierende DC-Superhelden-Universum.
Als ihnen in San Diego die Frage gestellt wurde, was sie als nächstes planten, zuckten Loeb und Sale mit den Achseln. Doch schon wenige Tage später war in der neuen Ausgabe der US-Comicbibel Wizard zu lesen, dass die beiden sich nun an Marvels Daredevil versuchen wollten.
Das entbehrt nicht einer gewissen Logik, denn Daredevil ist quasi Marvels Pendant zu DCs Batman, da auch diese Figur (abgesehen von geschärften Sinnen) ganz ohne gewaltige Superkräfte auskommt. Als Aufhänger ihrer neuen sechsteiligen Serie benutzen Sale und Loeb die Tatsache, dass der mittlerweile in teuflischem Rot daherkommende Held, anfangs eher gelb kostümiert war. Daher als Titel also „Yellow“ und als Titelbilder immer wieder alle möglichen Schattierungen von Gelb.
Daredevil: Yellow erzählt einmal mehr von der Entstehungsgeschichte des Helden. Dies ist ein wenig riskant, denn bereits Frank Miller (der sich schon über Sales Zeichnungen bei Batman mokierte, die sehr an seine Serie Sin City erinnern) hatte für John Romita Jr. mit Daredevil – Der Mann ohne Furchteine sehr lesenswerte Geschichte über das Schicksal Matt Murdocks geschrieben. Doch Sale und Loeb variieren die Geschichte ein wenig. So studiert diesmal Matt bereits Jura als sein Vater der Boxer Kid Murdock umgebracht wird nachdem er ungehörigerweise einen manipulierten Kampf gewonnen hat.
Doch es ist sehr viel weniger der Inhalt der hier überzeugt. Vielmehr sind es die großzügig aufgeteilten Seiten und die Aquarell-Kolorierung von Matt Hollingsworth, die Sales Zeichnungen ganz anders wirken lassen als seine eigenen flächigen Farben bei den Batman-Geschichten. Graphisch ist der Comic eine Wucht und wirkt ein wenig so, als wenn Ridley Scott auf seine opulente und aufwendige Art einen Klassiker der schwarzen Serie wie Tote schlafen fest oder Der Malteserfalke neu verfilmt hätte.
Wenn es um die beste Batman-Geschichte aller Zeiten geht, werden Comics wie The Dark Knight Returns, Year One, Arkham Asylum, The Killing Jokeoder The Long Halloween genannt, in denen abgeschlossene Geschichten kunstvoll erzählt werden und die sich daher gut als Graphic Novels vermarkten lassen. Doch einen Platz in dieser Hall of Fame verdient auch ein sich durch etliche DC-Hefte ziehendes Epos, das von einem der tragischsten Momente in der Geschichte des Dunklen Ritters erzählt.
Es ist wohl kaum gespoilert, wenn hier verraten wird, dass der Höhepunkt der sich durch etliche Batman-Hefte ziehenden Storyline Knightfall darin besteht, dass der sich durch Chemikalien zum Berserker hochpuschende Bane den von etlichen Auseinandersetzungen mit der Schurkenwelt Gothams geschwächten Batman das Rückgrat bricht.
Dieser mittlerweile klassische und von Christopher Nolan in The Dark Knight Rises verfilmte Moment eignete sich 1993 im Heft 497 der regulären Batman-Serie. Ein Jahr zuvor hatte der im Comic zelebrierte Tod von Superman bei DC durch ein gewaltiges Presseecho für sehr gute Verkaufszahlen gesorgt. Kurz bevor die Saga Knightfall gestartet wurde, brachten DC-Helden wie Batman und Robin durch schwarze Armbinden mit dem Superman-Emblem ihre Trauer zum Ausdruck.
Eine bei Panini im Überformat von 19 x 28,5 cm veröffentlichte DeLuxe-Edition präsentiert auf knapp 1000 Seiten nicht nur die mit dem Knightfall-Logo versehenen 19 Batman-Ausgaben. Da sechzehn weitere DC-Hefte enthalten sind, kann miterlebt werden, wie die Autoren Dennis O’Neil, Doug Moench, Alan Grant und Chuck Dixon die Saga sorgfältig vorbereitet und ausgeschmückt haben.
Den Auftakt bildet das 64-seitige Special The Vengeance of Bane mit dem ersten Auftritt von Batmans Gegenspieler. Hierin wird die tragische Geschichte eines kleinen Jungen erzählt, der als Sohn eines Revolutionärs, der in dem Inselstaat Santa Prisca lebenslänglich eingesperrt wird. Um in der brutalen Gefängniswelt zu überleben, entwickelt er übermenschliche Kräfte und große Gewaltbereitschaft.
Doch Bane schult auch seinen Intellekt und liest pro Tag mehrere Bücher. Dadurch und durch Erzählungen seiner Zellengenossen erfährt er von Batman. Zwar fand Graham Nolan beeindruckende Bilder für diese Geschichte, doch der Autor Chuck Dixon tat sich etwas schwer damit Banes Fixierung auf Batman zu erklären. Er formulierte: “Was war es, was diese radikale Veränderung in ihm hervorrief, als er von Batman hörte? Er erfüllte sein ganzes Denken und seine schlimmsten Träume und wurde zu seiner Obsession…“
Gemeinsam mit einigen Gefährten gelingt es Bane dem Hochsicherheitsknast zu entfliehen. In Gotham studiert er Batman genau und ist überrascht, als er herausfindet, dass dieser es bei seinen Einsätzen vermeidet zu töten. Bane entwickelt einen teuflischen Plan und befreit alle Insassen von Arkham Asylum. Nachdem der ohnehin unter Burn-out leidende Batman vom Kampf gegen die gefährlichen Kriminellen geschwächt ist, greift Bane an…
Diese Storyline ist spannend und durchaus anspruchsvoll erzählt. Dass Knightfall bisher nicht zu den absoluten Batman-Klassikern gezählt wird, liegt sicher auch daran, dass hier keine mittlerweile anerkannten Künstler wie Frank Miller, Brian Bolland oder Dave McKean zum Zuge kamen, sondern “nur“ solides Handwerk von Zeichnern wie Graham Nolan oder Jim Aparo geboten wird. Manchem in diesem Band enthaltene Heft ist deutlich anzumerken, dass es unter Zeitdruck entstanden ist.
Über alle Zweifel erhaben, sind jedoch die kunstvollen Titelbilder von Kelley Jones, der extra für die DeLuxe-Ausgabe ein prächtiges neues Cover gestaltet hat. Es darf sich auf zwei weitere dicke Bücher gefreut werden, in denen die Fortsetzungen Knightquest und KnightsEnd enthalten sind.
Comics zu Filmen sind fast immer von bestenfalls durchschnittlicher Qualität. Eine der wenigen Ausnahmen ist die von Archie Goodwin geschriebene und von Walter Simonson gezeichnete Adaption von Ridley Scotts Alien. Frank Miller hält diesen in Heavy Metal veröffentlichten und bei uns bei Cross Cult erschienenen Comic für „wahrlich überwältigend“ und die „womöglich einzige wirklich gelungene Adaption eines Films ins Medium Comic“.
Das ist alles richtig, doch was der Kanadier James Stokoe, der bereits Comics für Marvel oder mit Godzilla gezeichnet hat, mit den vom HR Giger geschaffenen Außerirdischen veranstaltet, ist eine Klasse für sich. Die unnötig kompliziert verschachtelt in zwei Zeitebenen erzählte Story reist nicht unbedingt Bäume aus: Eine Raumschiff-Crew trifft auf eine andere Crew, die bereits auf Aliens traf und im Weltraum hört niemand ihre Schreie…
Doch die Inszenierung ist das Gegenstück zu einem rasanten Action-Film mit großartigen Kulissen und beeindruckenden Spezialeffekten. James Stokoe hat bereits als Fanboy davon geträumt, einen Alien-Comic zu zeichnen. Ursprünglich sollte ihm James Camerons rasante Fortsetzung Aliens als Inspiration dienen, doch Dead Orbit steht mit seinen exakt dargestellten futuristischen Kulissen und den überforderten menschlichen Charakteren stärker in der Tradition von Ridley Scotts Klassiker.
Stilistisch benennt Stokoe den Japaner Masamune Shirow (Ghost in the Shell) als eins seiner Vorbilder. Es schimmert aber auch Moebius durch, der die Raumanzüge für Ridley Scotts Film entworfen hatte, und ebenso das Matrix-Design von Geof Darrow (Hard Boiled).
Darrow hat ein Variant-Cover zur Serie beigesteuert. Dieses Titelbild ist zusammen mit weiteren Illustrationen, Skizzen und Entwürfen in der schön aufgemachten Ausgabe von Cross Cult enthalten.