David Safier, der Schöpfer des TV-Erfolgs Berlin, Berlin machte 2021 im Roman Mord in der Uckermark aus der scheidenden Bundeskanzlerin eine Kriminalfälle lösende Miss Merkel, die aktuell gerade ein viertes Mal als Detektivin tätig wurde.
Safiers seine ersten beiden Krimis wurden in recht erfreulicher Qualität mit Katharina Thalbach in der Titelrolle verfilmt. Wer sich diese Filme zu Gemüte geführt hat, blickt auch beim vierten Roman bestens durch und weiß, wer Leibwächter Mike und Merkels mittlerweile beste Freundin Marie sind, deren Hochzeitsvorbereitungen in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen.
Als Aufhänger verwendet Safier diesmal Angela Merkels mittlerweile veröffentlichte Biografie. Nicht völlig aus unserer Welt gegriffen ist die Vermutung, dass das Verfassen ihres 700-seitigen Buchs und das Befassen mit ihrer nicht nur ruhmreichen 16-jährigen Amtszeit für die ehemalige Kanzlerin keine rundherum erfreuliche Angelegenheit war.
Bei Safier wurde sie nach ihrer literarischen Niederkunft von Selbstzweifeln gequält, hatte oft schlechte Laune und reagierte sich an Friedrich Merz ab. Daher wurde Angela von ihrem Ehemann Achim und von Marie kurzerhand zu einer Gruppentherapie bei Doktor Felix Fenstermacher angemeldet.
David Safier bedankt sich in diesem Buch bei seinem “konstant herausragenden“ Coverzeichner Oliver Kurth
In ihrem Stuhlkreis sitzt mit einem Wutbürger, einer vereinsamten Cat Lady, einem Messie und einer Klimakleberin ein durchaus repräsentativer Querschnitt durch unsere Gesellschaft. Da David Safier einen humoristischen Krimi anstrebt, ist auch noch ein Pantomime dabei, der seinem Job rund um die Uhr ausübt.
Alle diese verhaltensauffälligen Zeitgenossen stehen im Verdacht der Mörder zu sein, als der Therapeut tot wird. Die Ermittlungen führen zu amüsanten Verwicklungen. Ganz nebenbei wird dabei auch das Rätsel um ein angeblich im uckermarkschen Dumpfsee hausende sUngeheuer namens Jormudgandr gelöst. Ich freue mich schon auf die Verfilmung mit Katharina Thalbach!
Sowohl der Pixar-Regisseur Lee Unkrich (Toy Story 3, Coco – Lebendiger als das Leben) als auch J. W. Rinzler, der bereits Bücher über die Entstehung von Filmklassikern wie Alien oder Aliens verfasst hatte, waren es leid weitschweifige und oft unhaltbare Analysen von ihrem Lieblingsfilm zu lesen. Beide fanden, es sei an der Zeit die Entstehungsgeschichte von Stanley Kubricks The Shining zu erzählen. Voneinander unabhängig machten sie sich an die Arbeit.
Jan Harlan, der Schwager und Produzent des 1999 in London verstorbenen Kultregisseurs, brachte nicht nur Unkrich und Rinzler zusammen, sondern unterstützte sie bei ihrem ambitionierten Vorhaben. 2023 veröffentlichte Taschen ein (ge)wichtiges Buch, das alle Wünsche übererfüllte und nur zwei Makel hatte: Der von einem um Unlesbarkeit bemühten Typographen entworfene The Shining-Schriftzug auf dem Schuber war potthässlich und der Preis für die limitierte Edition betrug 2.500.- Euro.
Box der Erstausgabe
Der Wunsch vieler Kubrick-Fans, dass die 1000 Exemplare der Prachtedition rasch vergriffen sind und eine günstigere Volksausgabe erscheint, wurde recht rasch erfüllt. Bei der deutlich kleinformatigeren neuen Edition fehlen jedoch einige sehr schöne Extras. Am entbehrlichsten ist das Bündel mit Reprints von einigen der 500 gelben Seiten mit dem Text All work and no play makes Jack a dull boy, den Kubricks Sekretärin Margaret Warrington 1980 getippt hatte.
Karikatur von Tom Smith
Auch das mit einem orangefarbenen Plastikumschlag versehene Filmskript braucht sicher nicht jeder. Schade ist es jedoch um zwei sehr schöne Bücher, die nicht neu aufgelegt wurden. In einem davon kommen köstliche Karikaturen zum Abdruck, die der Makeup Artist Tom Smith während der Dreharbeiten angefertigt hatte.
Plakatmotiv von Saul Bass
Interessant ist auch das zweite Buch, in dem diverse Plakatentwürfe zu Shining von Saul Bass abgebildet wurden. Das anfangs in den USA eingesetzte großartige Postermotiv des auch für Hitchcock tätigen Grafikdesigners hätte den Schuber der Taschen-Edition deutlich verschönert.
Die abgespeckte Ausgabe, die Taschen jetzt für 100,- Euro anbietet, enthält die beiden interessantesten Bücher aus der XXL-Edition. Sehr schön gestaltet ist das jetzt sehr viel kleiner reproduzierte Scrapbook, das wie ein altertümliches Fotoalbum aussieht.
Auf den ersten Seiten enthält es fingierte und “eingeklebte“ Zeitungsberichte, die über die Historie des Overlook-Hotels informieren. Ein ähnliches Buch sollte auch im Kinofilm eine größere Rolle spielen, denn es wurden Szenen gedreht, in denen Jack Nicholson als Jack Torrance in der Colorado-Lounge des Overlook-Hotel plötzlich ein mysteriöses Fotoalbum vorfindet.
Im Scrapbook sind einige Fotos dieser nicht im Film enthaltenen Sequenz zu sehen. Auf 420 Seiten enthält Taschens Scrabbook zudem noch etliche Fotos und Poloroids von den Dreharbeiten in den britischen Elstree Studios, die teilweise aus Privatbesitz stammen und zu einem großen Teil zuvor noch nie veröffentlicht wurden.
Das zweite Buch der Edition wurde im selben Format wie bei der Erstausgabe veröffentlicht. Es verfügt über einen blutroten Seitenschnitt und einen blutroten Kunststoffeinband, in dem der potthässliche The Shining-Schriftzug vom überambitionierten Typographen eingeprägt wurde.
Auch dieses Buch präsentiert auf über 900 Seiten großartige und exklusive Abbildungen. Doch die Hauptattraktion ist der englischsprachige Text. Basierend auf “Hunderten von Stunden an exklusiven Interviews mit den Darstellern und der Crew“ wird ausführlich darüber informiert, wie aus dem Roman von Stephen King ein sehr eigenständiger Film wurde, der immer noch fasziniert und zum Entdecken von neuen Details einlädt.
Doch auch außerhalb von Kubricks Film lebt The Shining weiter. So schrieb Stephen King 2013 mit Doctor Sleep eine Fortsetzung, in der er sich – wie bereits 1997 durch seine Miniserie Stephen Kings The Shining – davon befreien wollte, dass seine Geschichte mittlerweile nahezu ausschließlich durch Kubricks Film bekannt ist.
Das ging etwas nach hinten los, denn das Finale der Verfilmung von Doctor Sleep bediente sich ausgiebig beim Kubrick-Look. Auch hierzu sind im blutroten Buch zahlreiche interessante Details zu erfahren, genau wie auch zu Stephen Spielbergs Film Ready Player One, in dem Sequenzen aus Kubricks Klassiker digital nachgestellt wurden.
Ganz sicher wird The Shining auch in den nächsten Jahrzehnten ein vitaler Bestandteil der populären Kultur bleiben. Wer mag, kann hierzu Fotos oder Notizen sammeln und diese auf den letzten fünfzehn noch freien Seiten von Taschens Scrapbook einkleben.
Marc-Uwe Kling dürfte vor allem durch seine erfolgreich verfilmten und auch als Comic adaptiertenKänguru-Chroniken bekannt sein. Mit Das NEINhorn hat er zudem noch eine Kinderbuchreihe am Start, mit QualityLand macht er uns Angst vor der nahen Zukunft und mit Views hat er sich an einen Thriller versucht. Fehlt eigentlich nur noch ein eigenes Superhelden-Universum.
Doch auch diese Lücke wurde jetzt geschlossen. Ein zweibändiger Comic entführt in eine Welt, in der – abgesehen von einem jungen Mann – jeder Mensch Superkräfte hat. Wie im Laufe der Lektüre zu erfahren ist, gibt es jedoch Schlimmeres als keine speziellen Fähigkeiten zu haben, denn längst nicht jede davon, ist auch wirklich hilfreich.
Die Zeichnungen von Florian Biege, der bereits mit seiner Comicversion von Walter Moersʼ Die Stadt der träumenden Bücher überzeugte, sind mehr als ansehnlich. Die Grundidee der Story, die Kling zusammen mit dem Drehbuchautor Jan Cronauer schrieb, ist ähnlich originell, wie die Ausgangssituationen in spaßigen Animationsfilmen mit Superhelden wie Pixars Die Unglaublichen oder Dreamworks Megamind.
So sind es ausgerechnet Normal und seine über lachhafte Superkräfte verfügenden Freunde, die als Zero Heroes gegen den Normalizer antreten, der den Superhelden ihre Kräfte raubt. Außerdem geht es durchaus zu Herzen, dass Normal (scheinbar) über keine speziellen Fähigkeiten verfügt und sich deshalb nicht traut, seine heimliche Liebe Cassandra anzusprechen, zumal diese auch noch einige Minuten in die Zukunft blicken kann.
Es gibt großartige Momente in diesem Comic, etwa jenes Panel, in dem die Panzerknacker gegen die Daltons kämpfen. Doch sehr häufig tritt die Geschichte auf der Stelle, denn Kling und Cronauer sind eher an Wortspielen oder schrägen Heldennamen wie Leatherman, Justin Time oder gar Cat Steven & Steven Seagull interessiert als an einer originellen und spannenden Geschichte.
Vor sechs Jahren feierte der Taschen Verlag mit dem riesigen Buch Walt Disney’s Mickey Mouse: Die ultimative Chronik den 90. Geburtstag der Trickfilm- und Comic-Ikone. Jetzt ist es an der Zeit mit einem nicht minder beeindruckenden Prachtband Donald Duck hochleben zu lassen.
Dessen erstaunliche Karriere begann 1934 mit einer Nebenrolle im Silly-Symphony– Kurzfilm The Wise Little Hen, in dem der Enterich wie fast immer alles andere als ein Sympathieträger ist und als Taugenichts auftritt. Doch eigentlich ist Donald schon etwas älter als 90 Jahre. Erstmals erwähnt wurde er bereits 1931 im Bilderbuch The Adventures of Mickey Mouse als ein Freund von Micky. Auf dem Backcover ist eine wild tanzende Ente mit grüner Lederhose und Tirolerhut zu sehen, bei der es sich höchstwahrscheinlich um Donald handelt.
Tatsächlich war dieser in seinen ersten Jahren hauptsächlich als Kumpel von Micky und auch von Goofy in dreizehn klassischen Cartoons als Automechaniker, Feuerwehrmann oder Bergsteiger zu sehen. Erst 1937 kam mit Don Donald ein erste Solo-Cartoon mit der Ente in die Kinos. In diesem in Mexiko angesiedelten Abenteuer trat mit Donna Duck eine Art Urversion von Donalds Freundin Daisy auf.
Doch im Comic war Donald schon etwas früher als Solist tätig. Nachdem Al Taliaferro 1936 einige Gagstrips mit der Ente gezeichnet hatte, gelang es ihmWalt Disney davon zuüberzeugen, dass ein täglicher Comic mit Donald garantiert ein Hit werden würde. Dies war dann auch tatsächlich so, und Taliaferro zeichnete bis zu seinem Tode im Februar 1969 Zeitungscomics mit Donald. Es ist sehr erfreulich, dass sich dieses Buch nicht nur mit den Filmen, sondern auch mit den Comics beschäftigt.
Sehr ausführlich wird sich dabei der großen Carl Barks gewürdigt. Dieser hat mit seinen Comicgeschichten den Charakter und das Universum von Donald wie kein Zweiter geprägt. Er war es auch, der 1947 die Figur des Onkel Dagobert erfunden hatte. Da Carl Barks zuvor bereits als Trickfilmzeichner bei Disney gearbeitet hatte, wusste er sehr genau, wie eigenständig er seine Geschichten erzählen konnte, ohne Ärger mit dem alles unter seinem Namen veröffentlichenden “Onkel Walt“ zu bekommen.
Daher ist es sehr erfreulich, dass sich 20 Prozent dieses großartigen Buchs mit dem Leben und Werk von Carl Barks beschäftigt. In diesem Zusammenhang ist auffallend, dass der in Europa hochgeschätzte Barks-Epigone Don Rosa hingegen nur recht kurz Erwähnung findet.Doch auch Filmfreunde werden viel Freude mit diesem Prachtband haben. Neben den Kriegscartoons wie Der Fuehrer’s Face wird auch sehr ausführlich Donalds Auftritt im Südamerika-Epos The Three Caballero gewürdigt, das durch seine tricktechnische Brillanz für die Ente eine ähnliche Bedeutung hat, wie wenige Jahre zuvor der ikonische Auftritt von Micky Maus als Zauberlehrling in Fantasia.
Zudem ist in zwei Kapiteln unter dem Motto “The Duck Who Never Was“ zu erfahren, welche Donald-Cartoons nicht über das Planungsstadium hinausgekommen sind. Die Neuzeit ab 1960 hingegen wird eher stiefmütterlich behandelt, wofür es gute Gründe gibt. So kam Donald in der populären Trickfilmserie Duck Taleskaum vor und sehr viele durchaus bemerkenswerte Comiczeichner wandelten zwar auf den Spuren von Carl Barks, ließen jedoch dessen Mut zur Innovation vermissen.
Somit ist leider zu vermuten, dass dieses sensationelle Buch in zehn Jahren zum 100. Geburtstag von Donald Duck lediglich um einige wenige Seiten erweitert werden muss.
Die deutsche Ausgabe von Donald Duck. The Ultimate History wird am 27. November 2024 exklusiv im TASCHEN Store Cologne (Neumarkt 3, 50667 Köln) präsentiert. Von 17 bis 18 Uhr signiert Herausgeber Daniel Kothenschulte signiert und Disney-Zeichner Ulrich Schröder personalisiert die Bücher mit einer Zeichnung.
Wer die Suchmaschinen mit den BegriffenTASCHEN und GIGER füttert, wird fette Beute machen. Der für seine ebenso aufwändig wie originell produzierten Bücher bekannte Verlag veröffentlich immer wieder neue Ausgaben mit den finsteren Werken von Hansruedi Giger, der durch sein Design des Monsters im Blockbuster Alien zum Weltstar wurde.
Doch jetzt erscheint als Monografie des 2014 verstorbenen Schweizers ein “Opus Magnus“, das dessen “düstere Psychedelik und eindringliche Kraft“ möglichst “umfassend“ zum Ausdruck bringen soll. Doch um eine große Leserschaft anzusprechen, stehen im Zentrum natürlich Gigers Beiträge zum großen Kino.
Selbst Gigers kaum verwendeten Entwürfen zu einer filmischen Gurke, wie der völlig verunglückten Fortsetzung von Tobe Hoopers Spielberg-Klassiker Poltergeist, wurden zwölf der 500 Seiten geopfert. Doch dies geht voll in Ordnung, denn die im Format 30 x 40 cm bestens reproduzierten, ganz schön verstörenden Acrylgemälde zeigen, dass sich Hollywood 1986 die Gelegenheit entgehen ließ, einen wirklich gruseligen Horrorfilm zu drehen.
Giger selbst gab später zu, dass er den Fehler gemacht hatte, nicht bei den Dreharbeiten dabei gewesen zu sein. Seine Erfahrungen bei Alien hatten ihm zuvor eigentlich klargemacht, dass “If you work on a film you have to be there all the time and be always looking at what they’re doing otherwise they’ll do what they want.“
In dieser Hinsicht ist Ridley Scotts erster Alien-Film tatsächlich Gigers einziger wirklich optimal umgesetzter Beitrag zum großen Kino und dies wird im Buch auf 50 Seiten gefeiert. Zum Abdruck kommen natürliche die 1976 entstandenen Necronom-Gemälde, deren vierte und fünfte Version Ridley Scott so werkgetreu wie möglich in seinem Film haben wollte, da sie auf eine einmalige Art “Schrecken und Schönheit“ vereinen.
Doch das Cover dieses gewaltigen Buchs, dass zudem noch Klapptafeln enthält, ziert kein Motiv mit Alien-Bezug, sondern ein 1974 entstandenes Gemälde. Dieses ist Gigers Lebensgefährtin Li Tobler gewidmet, die sich ein Jahr später das Leben nahm.
Das Buch dokumentiert nicht nur den Maler Giger. Zum Abdruck kommen auch dessen weiteren Werke, wie Skulpturen, Plattencover oder nicht allzu bequem aussehende Sitzmöbel. In Textbeiträgen, die in Deutsch, Englisch und Französisch zum Abdruck kommen, wird auch ein wenig hinter die Fassade des beständig Schwarz tragenden Künstlers geblickt. Mehr Giger ist kaum möglich.
Der Titel des Buchs klingt etwas kitschig und die Zeichnungen von Laurence Anholt wirken auf den ersten Blick etwas unbeholfen, vor allen da innerhalb seiner acht Bilderbuchgeschichten auch Meisterwerke von acht berühmten Malern zum Abdruck kommen.
Doch wer sich auf die Lektüre einlässt, wird reich belohnt. Anholts manchmal etwas konstruiert wirkende Erzählungen, in denen Kinder weltberühmte Künstler kennenlernen, basieren alle auf Begegnungen, die wirklich stattgefunden haben.
So hat Camille, der Sohn des Postmeisters Roulin, in Arles tatsächlich Vincent Van Gogh kennengelernt. Nicht nur dessen Vater stand Van Gogh Modell, sondern auch Camille wurde von diesem auf mehreren Gemälden porträtiert. Diese Ereignisse nutzt Laurence Anholt dazu, die Geschichte des verkannten und verlachten Künstlers zu erzählen, der seiner Zeit weit voraus war.
Auch die kleine Mexikanerin Mariana Morillo Safa lernte eine Berühmtheit kennen und wurde von dieser auf einem Gemälde verewigt. Zuvor fertigte Frida Kahlo von Marianas Eltern, Geschwistern und von ihrer Großmutter kunstvolle Porträts an, die alle in diesem Buch zum Abdruck kommen. Zugleich bietet die Geschichte auch Einblick in das Schicksal Frida Kahlos die trotz Kinderlähmung und eines schweren Unfalls zur Künstlerikone Mexikos wurde.
Zusammen mit dem Mädchen Julie, ihrer Mutter, der Malerin Berthe Morisot, und dem Windhund Louey, lädt Laurence Anholt zu einer Eisenbahnfahrt von Paris zum “schönsten Garten der Welt“ ein. Inmitten von exotischen Pflanzen ist dort Claude Monet als Gärtner und Maler tätig. Er hat nicht nur einen Wassergarten angelegt, sondern arbeitet auch an einem riesigen Panoramagemälde mit Seerosen.
Ein Junge, der genau wie sein Vater Paul Cézanne heißt, besucht seinen eigenbrötlerischen alten Herren in der Bergwelt der Provence und erlebt, wie dessen Gemälde in Paris urplötzlich zu hohen Preisen verkauft werden. Den Zwillingen Meret und Bella erzählt ihr Großvater Marc Chagall sein von Höhen und Tiefen geprägtes Leben.
Die schüchterne Sylvette David lernte 1954 in Vallauris Pablo Picasso kennen und “das Mädchen mit dem Pferdeschwanz“ inspirierte den Künstler zu einer ganzen Reihe von Gemälden und Skulpturen. Eins dieser Werke überließ Picasso der jungen Frau, und dessen Verkauf ermöglichte Sylvette eine Zukunft als Künstlerin.
Edgar Degas wird durch die Augen der jungen Marie van Goethem vorgestellt. Deren Hoffnung eine erfolgreiche Balletttänzerin zu werden, wurde nicht erfüllt. Doch sie diente Degas als Vorlage für einige seiner Gemälde und für die legendäre Skulptur Kleine vierzehnjährige Tänzerin, die der Künstler mit echten Haaren, einer Haarschleife aus Satin und einem Ballettkleid ausstattete.
In seiner letzten Bildgeschichte reist Laurence Anholt am weitesten zurück in die Vergangenheit. Anhand der Erlebnisse von Zoroaster da Peretola und Salai Giacomo, die vor 500 Jahren Assistenten von Leonardo Da Vinci waren, erzählt er sowohl von der Mona Lisa als auch von der ersten Flugmaschine.
Neben den Bildgeschichten enthält das schön aufgemachte Buch einfühlsam von Laurence Anholt verfasste “Autobiografien“ der acht vorgestellten Künstler, sowie zahlreiche Abbildungen von deren Gemälden und Werken. Kleine Geschichten von großen Künstlern ermöglicht Jung und Alt einen barrierefreien Zugang zur Kunstgeschichte.
Mit der 121 Ausgabe feiert das der „Dark Side of the Entertainment“ gewidmete Magazin VIRUS aktuell den 20. Geburtstag. Die VIRUS-Redaktion bringt nicht nur die Zeitschrift zu aktuellen Horror-Trends heraus, sondern auch noch zahlreiche zusätzliche Publikationen, wie die Reihen Early Screams oder VIRUS Readers Choice.
Zum VIRUS-Jubiläum erscheint ein 130-seitiges Sonderheft über “den bedeutendsten Autor moderner Horrorliteratur“. Gemeint ist nicht Stephen King, sondern Howard Phillips Lovecraft. Dieser schreibt in seinen Geschichten immer wieder über bedrohliche, uralte Göttern, die eigentlich unbeschreiblich sind.
Lovecraft gelang es eine Atmosphäre der permanenten Bedrohung aufzubauen. Seine Geschichten veröffentlichte er in Pulp-Magazine und nur seine längere Erzählung Schatten über Innsmouth erschien zu Lovecrafts Lebzeiten in Buchform.
Der Autor starb zwar 1937 im Alter von 46 Jahren, doch sein kultureller Einfluss ist immer noch beträchtlich. Daher kann das VIRUS Special über Lovecrafts Bio- und Bibliografie hinaus reichlich interessante Fakten an die Leserschaft bringen.
1963 entstand die erste Lovecraft-Verfilmung Die Folterkammer des Hexenjägers mit Vincent Price. Doch diese Regiearbeit von Roger Corman wurde als dessen sechste Adaption einer Geschichte von Edgar Allen Poe vermarktet, obwohl hier Lovecrafts Roman Der Fall Charles Dexter Ward von 1927 verfilmt wurde.
Es folgten weitere Adaptionen von Lovecrafts Werken wie Die Farbe aus dem Allmit Nicolas Cage. Doch ein tricktechnisch und atmosphärisch richtig guter Film steht immer noch aus. Besser sieht es in Bereich Comic aus. Das VIRUS Special beschäftigt sich daher auch mit den Lovecraft-Adaptionen innerhalb der EC-Comics und den Werken von Künstlern wie Alberto Breccia, Reinhard Kleist, Erik Kriek, Alan Moore und Gou Tanabe.
Ein noch größerer Rahmen wird den Video-Games eingeräumt und ein weiteres VIRUS Special über Werke wie Tanz der Teufel, Alien oder Lovecraft Country, die vom Meister der modernen Horrorliteratur inspiriert wurden, ist auch schon in der Mache.
Ab dem 4. Januar 1883 erschien in den USA wöchentlich das Magazin Life und erfreute seine wachsende Leserschaft u. a. mit Cartoons und farbenprächtigen Illustrationen von Meistern ihres Fachs wie Norman Rockwell oder Charles Dana Gibson.
Die Wirtschaftskrise und die Konkurrenz durch Magazine wie The New Yorker oder Esquire machten Life zu schaffen. 1936 übernahm der Verleger Henry R. Luce das Magazin und fortan stand Life für hochwertigen Fotojournalismus.
Fotografen wie Robert Capa oder Gerda Taro lieferten ausführliche Reportagen mitten aus dem Spanischen Bürgerkrieg. Zeitgleich beschäftigte sich Life aber auch mit den neusten Stars und Trends aus Hollywood.
Aufwändig verwahrt in einem ebenso stabilen wie schönen Schuber präsentiert der Taschen Verlag in zwei Bänden auf 700 Seiten die Highlights aus den von 1936 bis 1972 in Life veröffentlichten Filmreportagen.
Hinzu kommen hunderte, teilweise bisher unveröffentlichte kunstvolle Porträtfotos, wie jene von Elisabeth Taylor und Marilyn Monroe, die auf den Covern der beiden im Großformat 26,5 x 30 cm veröffentlichten Bänden zu sehen sind.
in exzellenter Druckqualität kommen Reportagen zum Abdruck, die durch ihre opulente Bebilderung seinerzeit Appetit machten auf kommende Blockbuster wie Alfred Hitchcocks Im Schatten des Zweifels (1943), African Queen (1951), Guys and Dolls (1955), Die zehn Gebote (1956), Porgy und Bess (1959) und Der Pate (1972).
Enthalten sind auch Homestories (z. B. über Sophia Loren und Carlo Ponti), Backstagefotos, ein Bericht über das sowjetische Kino, sowie – unter dem Motto “Dustin and the Duke: A Choice of Heroes“ – eine Gegenüberstellung der Starqualitäten von John Wayne und Dustin Hoffman.
Den Abschluss bildet eine Übersicht über die Geschichte von Life, die sich nicht nur auf Hollywood-Themen konzentriert, sondern auch davon berichtet, dass ein 1938 veröffentlichte Fotobericht zum Film The Birth of a Baby zu heftigen Kontroversen führte.
Die liebevoll aufgemachte Edition ermöglicht eine spannende und prächtig bebilderte Zeitreise durch die glorreichste Zeit des US-Kinos.
Das Interesse an den im ehemaligen Jugoslawien und in bundesdeutschen Studios gedrehten Karl-May-Filmen ist ungebrochen. Dies belegt die Tatsache, dass vom reichbebilderten Prachtband Winnetou 1. Teil: Das Drehbuch und sein Weg auf die Leinwand bereits kurze Zeit nach der Erstveröffentlichung eine zweite Auflage erschienen ist.
Doch auch die Backlist des Karl-May-Verlag kann sich sehen lassen. So kamen dort 2015 in einem bereits lange vergriffenen und hoch gehandelten Buch alle Karl-May-Filmbildgeschichten aus den Zeitschriften Bild und Funk und Bunte zum Abdruck.
Kurz danach erschien ein Bildband, der die Fans von nostalgischen Comics erfreuen dürfte. Der Ehapa Verlag setzte in den Sechzigern ebenfalls auf Fotoromane mit Standbildern aus den Karl-May-Filmen. Diese wurden in den Comicheften der Reihen Micky Maus und Mickyvision veröffentlicht.
Aus Bild und Funk Nr. 45/1962
Während in Bild und Funk und Bunte pro Ausgabe nur jeweils eine Seite abgedruckt wurde, waren in den Comicheften die Fotostrecken sehr viel umfangreicher. Bereits 1963 erschien in der Micky Maus auf zwei Seiten der reichbebilderte Bericht Winnetou in Jugoslawien.
Ein Jahr später startete in Heft 42 eine 22-teilige Filmbildgeschichte zum damals aktuellen Film Der Schut. Im Vorwort schreibt Michael Petzel, dass diese auf Karl Mays Romanen des Orientzyklus basierende Produktion (auch mangels Pierre Brice) “nicht unbedingt zu den zugkräftigsten Karl-May-Titeln gehörte“.
In Micky Maus startete 1965 ein Fotoroman zu Winnetou 3. Teil und anschließend veröffentlichte Mickyvision bis 1967 Bildergeschichten zu Old Surehand, Winnetou und das Halbblut Apanatschi, sowie zu Winnetou und sein Freund Old Firehand, dem vorletzten großen Kinofilm, der nach Motiven von Karl May entstanden ist.
Dieses Buch enthält auf 400 Seiten alle Filmbildgeschichten aus den Comicreihen. Es ist etwas schade, dass nicht alle Titelbilder der zugehörigen Ehapa-Hefte zum Abdruck kommen, sondern nur jene Cover, auf denen auch Filmfotos zu sehen sind.
Doch es ist sehr erfreulich, dass zusätzlich noch die in Mickyvision veröffentlichten Filmberichte zu Der Schatz der Azteken und zu Der Ölprinz enthalten sind.
Nachdem Ian Fleming 1964 gestorben war, bestand weiterhin eine große Nachfrage nach James Bond. Bereits 1968 erschien mitColonel Sun der erste 007-Roman, der nicht aus der Feder von Ian Fleming stammte. Verfasst hat das Buch ein gewisser „Robert Markham“, wobei es sich um das Pseudonym des Autors Kingsley Amis handelt.
Obwohl es sich gut verkaufte und auch die Kritiken zufriedenstellend waren, sollte es dreizehn Jahre dauern, bis mit Licence Renewed ein weiterer James Bond-Roman erschien. Das bei uns unter den Titeln Countdown für die Ewigkeit und Kernschmelze veröffentlichte Buch stammt aus der Feder von John Gardner, der – genau wie der achtzehn Jahre ältere Fleming – im Zweiten Weltkrieg bei der Royal Navy gedient hatte.
Anschließend verfasste Gardner bis 1996 im Jahrestakt dreizehn weitere 007-Bücher. Gardners Romane hatten keinen Einfluss auf die Kinofilme, er adaptierte jedoch die Drehbücher zu Lizenz zum Töten und GoldenEye. Seine Romanversion zum ersten Kinofilm mit Pierce Brosnan wurde ebenfalls von Cross Cult veröffentlicht und ist für Freunde von James Bond nicht uninteressant.
Ob jedoch jemand, der GoldenEye nicht gesehen hat, mit der Adaption etwas anfangen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Doch wer am 1995 entstandenen Film seinen Spaß hatte, dem dürfte auch Gardners Buch gefallen. Da es pünktlich zum Kinostart erscheinen musste, hatte der Autor den fertigen Film noch nicht gesehen. Daher brachte er ergänzend zum Drehbuch eigene Aspekte ein.
So taucht er tiefer in die Gedankenwelten von James Bond ein und beschreibt, was dieser empfindet, als er plötzlich mit einer weiblichen Vorgesetzten konfrontiert wird. Ausführlicher schildert Gardener auch, was sich zwischen der von Famke Janssen verkörperten Xenia Onatopp und einem US-Admiral (der im Film aus Kanada stammt) zugetragen hat: “Sie ritt auf ich, trieb ihn an, bis sich ihr Schweiß vermischte und er ihr völlig ausgeliefert war. (…) Ihre Technik war die einer Boa Constrictor und sie spürte wie die Knochen in seinem Brustkorb knackten.“
Interessant ist auch das Roman-Kapitel “Wades Touri-Tour“, in dem James Bond mit dem im Film von Joe Don Baker gespielten CIA-Mann Jack Wade das damalige Sankt Petersburg erkundet. Ausführlich beschrieben wird hier ein Schrottplatz auf dem monumentale Statuen von Marx, Lenin und “sogar der eine oder andere Stalin, der sowieso schon längst hätte weggeschafft werden müssen“ gelandet sind.
Bond hält jedoch an der Theorie fest, „dass es früher oder später in den schrumpfenden Grenzen des einstigen Imperiums des Bösen wieder so zugehen würde wie eh und je.“ Diese erschreckend aktuellen Worte schrieb John Gardner vor 30 Jahren. Daher ist es erfreulich, dass alle seine Romane mit James Bond bei Cross Cult neu aufgelegt wurden.