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Herr Sonneborn bleibt in Brüssel

Als die Partei Die Partei 2004 gegründet wurde, war Martin Sonneborn im Wahlkampf mit “einem positiven Europabild angetreten, im Vertrauen darauf, dass die EU das Beste ist, was wir haben, inklusive Gurkenverordnung, kafkaesker Bürokratie, langweiliger Funktionalität.“ Doch nach zehn Jahre als gewähltes Mitglied des europäischen Parlaments ist sein Urvertrauen weg: “Das bröckelt jetzt alles.“

Sein erstes Buch Herr Sonneborn geht nach Brüssel wirkte eher wie eine Freakshow voller angeblicher Volkvertreterinnen und selbsternannten Experten. Ein großes Thema war, dass es Die Partei zusammen mit weiteren kleinen Parteien gelungen war, dass die zuvor in Deutschland bei Europawahlen geltende Sperrklausel vom Bundesverfassungsgericht für verfassungswidrig erklärt und außer Kraft gesetzt wurde. Dadurch konnte Martin Sonneborn nach der Europawahl 2014 dank eines Stimmanteil von 0,63 % für Die Partei nach Brüssel gehen.

Herr Sonneborn geht nach Brüssel

Zwar versuchen die etablierten Parteien weiterhin die Sperrklause wieder einzuführen. Doch 2019 schaffte Die Partei – wohl auch dank des realistischen Slogans „Für Europa reicht’s“ und Kandidaten mit Nachnamen wie Bombe, Krieg, Göbbels oder Heß – sogar 2,4 %. Daher ging jetzt auch der Kabarettist Nico Semsrott für Die Partei nach Brüssel. Doch diesem missfiel zunehmend der am Satiremagazin Titanic geschulte Altherren-Humor Sonneborns. Semsrott verließ daher Die Partei im April 2021, blieb aber fraktionsloses Mitglied im Europaparlament und hat mit Brüssel sehen und sterben mitlerweile ein eigenes Buch geschrieben.

In seinem zweiten Europabuch geht Sonneborn relativ unemotional auf den Zwist mit Semsrott ein. Insgesamt ist jedoch zu spüren, dass ihm zunehmend der Spaß vergangen ist und er oftmals die Ebene der reinen Satire verlässt. Spitzfindige Beschreibungen der sich für alles andere als ein besseres Europa engagierenden Mitgliedern des europäischen Parlaments sind diesmal Mangelware. Stattdessen wird mit spürbarer Wut angeprangert, dass auch aktuell noch Milliarden von Steuergeldern für schon lange nicht mehr benötigte Impfstoffe verpulvert werden, während wortlos dabei zugesehen wird, wie nahe der europäischen Grenze die Diktatur Aserbaidschan Genozid an den Armeniern in Bergkarabach verübt.

Hauptverantwortliche ist für Sonneborn die Präsidentin der EU-Kommission Ursula von der Leyen,, die er 2019 bei ihrem Amtsantritt bereits mit einer hellsichtigen einminütigen Rede abwatschte. Er begrüßte sie im EU-Parlament als „eine europapolitisch völlig kenntnisfreie deutsche Ministerin, die lediglich durch einen irren Hang zu überteuerten Beratern, Missmanagement und Euphemismen aufgefallen ist.“ Daher ist sein Motto: „Wir sollten Europa nicht den Leyen überlassen. Zwinkersmiley!“ Es ist zu hoffen, dass Sonneborn noch lange weitermacht und uns – ganz entgegen den politischen (Un-) Sitten – weiterhin mit Informationen aus erster Hand über den Zustand Europas versorgt, auch wenn es dabei immer weniger zu lachen gibt.

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