Bernie Wrightson: Frankenstein

1983 erschien in den USA bei Marvel eine von Bernie Wrightson (Swamp Thing) illustrierte Ausgabe des Klassikers Frankenstein von Mary Shelley. Der Comickünstler wurde ohne Zweifel von James Whales klassischen Universal-Filmen mit Boris Karloff inspiriert.

Doch Wrightons Darstellung des “Monsters“ weicht deutlich von Karloffs Interpretation ab. Sein künstlich zum Leben erweckter Mensch wirkt feingliederiger, sensibler und sein Leiden dadurch nachvollziehbarer.  

Für Wrightson war dieses Projekt eine Herzensangelegenheit und er stellte bereits 1977 das erste von drei limitierten Portfolios mit sechs unglaublich detailfreudig zu Papier gebrachten Frankenstein-Illustrationen fertig, um sein zeitaufwändiges Projekt zu finanzieren.

Eigentlich sollten neben Shelleys Roman, der in der zweiten Version von 1831 veröffentlich wurde, fünfzig großformatige schwarzweiße Illustrationen zum Abdruck kommen, die Wrightson so anlegte als wären sie zeitgleich zur Veröffentlichung von Frankenstein entstanden. Doch die Erstausgabe enthielt nur 43 Zeichnungen.

Grundlage der jetzt endlich auf Deutsch vorliegenden deutschen Ausgabe ist jedoch die 2008 bei Dark Horse veröffentlichte US-Edition mit 47 Illustrationen. Dabei fällt auf, dass sich Wrightson nicht nur auf ikonische Horrormotive, wie der Erschaffung des Monsters inmitten eines mit allerlei Seltsamkeiten ausgestatteten Labors konzentriert hat.

Auch der beständig grübelnde „Schöpfer“ Victor Frankenstein oder die auf hoher See, im ewigen Eis oder in wildromantischer Landschaft angesiedelten Romanpassagen werden adäquat bebildert.

Der Wandler Verlag hat für die deutsche Edition Goldschnitt spendiert und den Romantext um interessantes Bonusmaterial ergänzt. Neben aussagekräftigen Infos zu Leben und Werk von Mary Shelley ist auch ein Vorwort von Stephen King enthalten, mit dem Wrightson u. a. bei Creepshow und Der Werwolf von Tarker Mills zusammenarbeitete.

Kurz vor seinem Tode kehrte Bernie Wrighston noch einmal zum Monster zurück. Mit Frankenstein Alive, Alive! lieferte er eine Art Fortsetzung. Diese entstand jedoch in Zusammenarbeit mit dem Autoren Steve Niles (30 Days of Night) und erlebte seine Premiere bei IDW in Form von vier Comicheften.        

Hier wird davon erzählt, dass das Monster doch noch eine lebenswerte Existenz gefunden hat. Inmitten von Zeitgenossen, die von der Gesellschaft als Außenseiter betrachtet werden, zieht das Monster mit einer “Freakshow“ über die Jahrmärkte. Obwohl es sich in seiner neuen Umgebung sehr wohlfühlt, sind die düsteren Erinnerungen nicht verblasst.

Nach all den von Mary Shelley geschilderten Ereignissen hatte das Monster bereits zuvor im geräumigen Haus, des sich liebevoll um seine kranke Frau kümmernden Dr. Ingles, eine scheinbar perfekte Heimstätte gefunden. Doch der Eindruck täuschte, denn der Doktor führte noch perversere Experimente durch als einst Victor Frankenstein…

Sehr tragisch ist, dass der 2017 verstorbene Wrightson die Vollendung von Frankenstein Alive, Alive! nicht mehr erleben konnte. Nachdem sich abzeichnete, dass er infolge eines Hirntumors nicht mehr lange zu leben hatte, fertigte er für das vierte und letzte Heft der Serie detaillierte Skizzen an und die Fertigstellung vertraute er seinem Freund Kelley Jones an, der zuvor auch bereits Swamp Thing gezeichnet hatte.

Ursprünglich sollte auch Wrightsons illustrierter Frankennstein bei Splitter erscheinen. Doch als dies nicht zustande kam, war es für den Bielefelder Verlag Ehrensache Wrightsons letztes Werk zu veröffentlichen. Für die schöne Hardcoveredition spricht, dass sie auch alle Skizzen von Wrightson enthält, die zeigen wie nahtlos Kelley Jones an das Artwork seines Freundes anknüpfte und die Geschichte zu Ende erzählte.   

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Das Aachener Experiment

Der 1969 in Kolumbien geborene Henry Kreklow lebt in Belgien und arbeitet in Köln. Im Selbstverlag veröffentlicht er zwei bis drei Comics pro Jahr. Dabei handelte es sich bisher um humoristische Titel wie Graf Rucola: Der vegetarische Vampir oder Der Veggie-Wolf. Doch jetzt hat er sich eines sehr ernsten Themas angenommen.

Im von Alexander Samz gegründeten nonplusulta Verlag veröffentlichten Comic Das Aachener Experiment beschäftigt sich Kreklow nach intensiven Recherchen mit einem in Vergessenheit geratenen Kapitel der jüngeren deutschen Geschichte. 1944, als der Zweite Weltkrieg noch voll in Gange war, hatten die Amerikaner das zerstörte Aachen eingenommen und unternahmen einen ersten Versuch auf deutschen Boden die Demokratie wiedereinzuführen.

Der Jurist Franz Oppenhoff hatte sich zuvor bereits erfolgreich – etwa bei der Verteidigung eines jüdischen Druckereibesitzers – gegen die Nationalsozialisten behauptet und im schwer umkämpften Belgien Verhandlungen mit amerikanischen Militärs aufgenommen. Oppenhoff wurde daher von den Amerikanern im Oktober 1944 zum Aachener Oberbürgermeister ernannt.

Henry Kreklow vermitelt in seinem 168-seitigen Comic sehr gut die Persönlichkeit Oppenhoffs und die Bedenken, die damals gegen dessen streng katholische und antikommunistische Einstellung herrschten. Den Schwerpunkt seiner Geschichte bildet jedoch ein von Heinrich Himmler (und wohl auch von Hitler persönlich) angeordnetes Kommandounternehmen zur Ermordung Oppenhoffs.

Dass diese Aktion den Namen “Operation Karneval“ erhalten hatte, reizte den Humoristen Kreklow. Alles andere als bierernst schildert er wie fünf mehr als naive Mitglieder der Hitlerjugend, die im Nazi-Untergrund als sogenannte “Werwölfe“ aktiv waren, aufbrachen um Oppenhoff zu ermorden. Dass diese Aktion glückte und die Mörder mit milden Strafen davonkamen, oder sogar freigesprochen wurden, wird natürlich auch thematisiert.

Doch in erster funktioniert Das Aachener Experiment als erstaunlich spannend erzählter Abenteuercomic über einen minderjährigen Stoßtrupp. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Kreklow meist mit drei Panelstreifen pro Seite arbeitet und sich seine Geschichte ebenso rasant weglesen lässt, wie einst Hansrudi Wäschers Piccolohefte in der Nachkriegszeit.

Kreklows Zeichnungen ist anzumerken, dass sie unter großen Zeitdruck entstanden sind. Die Kolorierung reißt jedoch einiges raus. Dass er mehr kann beweist das Cover und die Abbildung eines Denkmals für den von den “Werwölfen“ ermordeten niederländischen Grenzschützer Jeu Saive auf der ersten Seite des Comics. Auf seine sehr eigenständige und etwas hektische Art gelang es Henry Kreklow, eine erschreckend aktuelle Historie in Erinnerung zu rufen.

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Robot Dreams

In ihrem 2007 erschienenen Comic Robot Dreams erzählte Sara Varon von einem Hund namens Dog, der alleine in seinem Apartment lebt. Per Post lässt er sich einen Roboterbausatz liefern, um Gesellschaft zu haben. Das klappt zunächst auch sehr gut, doch nach einem Tag am Strand muss er seinen Roboter verrostet und bewegungsunfähig zurücklassen…

Der spanische Regisseur Pablo Berger (Blancanieves) hatte in den Achtzigern eine Weile in New York gelebt und die dortige Zeit in bester Erinnerung. Daher beschloss er den örtlich nicht näher festgelegten Comic an seinen Lieblingsort und in seine Lieblingsepoche zu verlegen. Da er zudem noch ein großer Stummfilmfan ist, kommt Bergers Adaption von Robot Dreams genau wie die Comicvorlage ganz ohne Worte aus.    

Berger hatte zuvor noch nie im Animationsbereich gearbeitet und behauptet von sich, dass er kein Talent zum Zeichnen hat. Dennoch gelang ihm eine sorgfältige Rekonstruktion eines als Sehnsuchtsort gezeigten New Yorks, in dem (vielleicht einige Male zu häufig) gezeigt wird, dass die Twin Towers noch vorhanden sind.     

Bevölkert wird die Stadt allerdings ausschließlich von Tieren aller Art, sowie einigen wenigen Roboters. Gelegentlich geben sich sowohl Dog als auch Robot Träumen hin, in dem diese fast ideale Welt noch schöner ist. Das mit passender nostalgischer Musik – immer wieder erklingt September von Earth, Wind & Fire – garnierte Resultat ist eine liebevoll erzählte, tragikomische Geschichte über Freundschaft und Verlust, die für den Trickfilm-Oscar nominiert wurde.     

Die Blu-ray von Plaion enthält sehr viele interessante Dokus mit Regisseur Pablo Berger: In der Berliner Videothek Filmgalerie stelle er seine Lieblingsfilme vor (6:22 min), Interview (14:38 min), Soundtrack (5:10 min), New York in den Achtzigern (3:56 min), Sounddesign (6:36 min), Songs (2:12 min), Vom Realfilm zur Animation (5:40 min), Die Themen des Films (5:17 min), Ein Film ohne Worte (3:28 min), Die Zeichnungen (6:49 min), Die Animation (7:13 min)

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Boy Kills World

Bill Skarsgård, der Clown Pennywise aus ES, überzeugt hier als schlaksiger Actionheld. Versehen mit einer tragischen Orign und umgeben von beliebten Darstellern wie Famke Janssen, Sharlto Cople, Michelle Dockery oder Brett Gelman kämpft er sich durch eine dystopische Welt, um den Mord an seiner Mutter und seiner Schwester zu rächen.

Neben der fantasievollen Ausstattung und dem ungewöhnlichen Soundtrack überraschen bei den zahlreichen Martial-Arts-Sequenzen die Dynamik und der oft sehr verrückte Einfallsreichtum. Hierfür konnte Dawid Szatarski engagiert werden, der bereits bei den Kingsman-Filmen zum Einsatz kam.

Doch so perfekt die Action auch ist, spätestens nach 90 Minuten beginnen die Kampfszenen zu langweilen, da hier bereits am Anfang alles Pulver verschossen wurde und kaum noch Humor zum Einsatz kommt. Stattdessen gibt es nicht wirklich überraschende Wendungen und grimmige Rachegefechte mit reichlich Knochenbrüchen.

Diese Sichtweise ist nicht ganz fair, denn Boy Kills World ist der erste Kinofilm, des aus der Werbebranche kommenden 1981 in Frankfurt am Main geborenen Regisseurs Moritz Mohr. Dieser konnte mit einem Demofilm Hollywood-Größen wie Sam Raimi oder Roy Lee von seinem Talent überzeugen und als Produzenten gewinnen. Da Boy Kills World zwar viele positive Kritiken erhielt, aber im Kino kein großes Publikum erreichte, bleibt zu hoffen, dass dies nicht der letzte Film des hochtalentierten Moritz Mohr ist.

Die DVD von Constantin Film enthält das ebenso dynamische wie informative Making Of “Total Bedlam“ (16:32 min) und einen kurzen Blick hinter die Kulissen (4:12 min) und außerdem noch den deutschen und den US-Teaser (je 2:24 min)

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WAS IST WAS als Comic

Während in den USA die How and Why Wonder Books nur noch antiquarisch erhältlich sind, erfreut sich die seit 1961 beim Tessloff Verlag erscheinende deutsche Version WAS IST WAS immer noch großer Beliebtheit. Nachdem es zur reich illustrierten Sachbuchreihe bereits TV-Serien, Zeitschriften und Hörbücher gab, folgt jetzt bei Egmont BÄNG! jetzt eine Comicserie.

Dabei handelt es sich nicht um einen Schnellschuss für den Zeitschriftenkiosk, sondern um eine aufwändig produzierte Abenteuerserie, die in Hardcover-Alben veröffentlich wird. Erzählt wird von den Jugendlichen Will, Iris und Wenko, die gemeinsam mit Professor Quentin Honrius Theophilus Quecksilber durch Raum und Zeit reisen, was etwas an den Werbecomic-Klassiker Max und Luzie erinnert.

Genau wie einst die How and Why Wonder Books startet auch die Comicreihe mit einem Abenteuer im Reich der Dinosaurier. Als Aufhänger für die Geschichte hat sich der beim ersten Band auch als Zeichner fungierende Autor Falk „Zapf“ Holzapfel eine Geschichte ausgedacht, in der Professor Quecksilber in die Vergangenheit reist, um herauszufinden, was das beste Haustier der Kreidezeit war.

Doch statt drei erfahrener Forscher transportiert der Roboter Fail 34 versehentlich Will, Iris und Wenko, die gerade auf den Schulbus warten, ebenfalls 80 Millionen Jahre zurück in die Zeit. Dort treffen sie nicht nur auf den Professor, sondern auch auf einen T-Rex…

Auch beim zweiten Band, der sich mit „Planeten und Raumfahrt“ beschäftigt, funktioniert die Mischung aus abenteuerlicher Geschichte und gelegentlichen Infoboxen. Roter Faden ist die Frage, auf welchem Planeten unseres Sonnensystems die besten Wachstumsbedingungen für die Geranie des Professors zu finden sind.

Die Zeichnungen stammen diesmal vom Spanier Carlos Arroyo, der für Bastei bereits Comics mit dem Geisterjäger John Sinclair zeichnete. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch noch die prächtigen Titelbilder von Anke Koopmann, die dieser interessanten Serie die nötige Aufmerksamkeit verschaffen werden.

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Richard Corben: Den

Seinen ersten Aufritt hatte der glatzköpfige Fantasybarbar Den nicht auf der Comicbühne. Richard Corben arbeitete Ende der Sechziger in Kansas City in einem auf Werbe- und Lehrfilme spezialisierten Animationsstudio.

Die dortigen Kapazitäten nutzte er 1968 um nahezu Alleingang den fünfzehnminütigen Film Neverwhere zu realisieren, der hier auf YouTube zu finden ist. Die ersten vier Minuten erzählen als Realfilm, wie ein kleiner Angestellter, den Corbens damaliger Chef verkörperte, seinen Job kündigt und eine Maschine baut, die ein Portal zu einer anderen Welt öffnet. Angesichts des kaum vorhandenen Budgets verwundert, wie virtuos Corben die Verwandlung der eher schmächtigen Hauptdarstellers in einen animierten Muskelprotz realisiert hat.

Die animierten Sequenzen konfrontierten den Protagonisten mit zahlreichen Monstern und einer attraktiven Frau. Die Bewegungen der reduziert dargestellten Figuren wurden von Corben nahezu perfekt eingefangen, spielen sich jedoch vor kaum belebten zunächst ockerfarbenen, anschließend grünen und schließlich roten Hintergründen ab.

Neverwhere und seine kurz danach entstandenen ersten kurzen Underground- und Horror-Comics zeigten, was für ein großartiger Zeichner Richard Corben war. Doch seine Karriere nahm erst richtig Fahrt auf, als Farbe hinzukam. Dies geschah zunächst im Warren-Magazin Creepy, in  dem 1973 mit der auch von ihm getexteten Werwolf-Geschichte Lycanklutz ein knallbunter Corben-Comic zum Abdruck kam.

In seinem großartigen Sekundärbuch Horror im Comic, schreibt Alexander Braun dass die Kolorierung Corbens “Königsdisziplin“ war und erst “nach jahrelangen Experimenten und Verfeinerungen mit Hilfe einer Kopierkamera“ realistert werden konnte: “Das Verfahren war dermaßen komplex und zeitaufwendig, dass kein anderer Zeichner Corbens Technik später folgen wollte. Vorstellen muss man sich diese Art von Kolorierung wie ein Sandwich-System aus geschichteten Folien.“

Als 1974 in Frankreich das Magazin Metal Hulant gegründet wurde, war Richard Corben neben Moebius und Philippe Druillet als einziger US-Amerikaner von Anfang an dabei. Er veröffentlichte dort auch seinen ersten 100-seitigen Den-Comic und erfreute das Publikum mit der strahlend schimmernden Plastizität seiner von Violet dominierten Farbgebung.

Die Story von Den wurde für die Comicversion detaillierter ausgearbeitet. Die Hauptfigur heißt jetzt David Ellis Norman und sein verschollener Onkel Dan hat ihm den Bauplan für eine Art Transistorradio zukommen lassen. Dieses öffnet das Portal in die Welt von Nirgendwo. Dort ist David plötzlich der muskulöse Den. Neben zahlreichen Monstern trifft er die ebenfalls von der Erde stammende Kath, deren Körper durch das Portal ebenfalls optimiert wurde.

1977 erschien unter dem Titel Heavy Metal die US-Version von Metal Hurlant. Auch in diesem Comic-Magazin war Richard Corben von Anfang an dabei und in den ersten zwölf Ausgaben wurde Den als Fortsetzungsserie veröffentlicht.

Im 1981 entstandenen Kinofilm Heavy Metal war eine knapp fünfzehnminütige Zeichentrick-Version von Den enthalten. Regisseur der Episode war der Brite Jack Stokes, der bereits an Yellow Submarine beteiligt war und sich redlich aber vergeblich darum bemühte, Corbens spektakuläre Bilder auf die Leinwand zu zaubern.  In der Originalfassung wurde Den übrigens vom Komiker John Candy gesprochen.         

Der rührige Splitter Verlag hat die erste Den-Story veröffentlicht und es ist zu hoffen, dass auch die schon lange vergriffenen Fortsetzungen recht bald als optimal aufgemachte Hardcover-Editionen erscheinen werden.

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Mark Millar: The Ambassadors

Auch wenn sein Netflix-Deal bisher noch nicht allzu viele Früchte getragen hat, ist Mark Millar weiterhin ungebremst dabei, neue Comichelden zu konzipieren. Seine Ideen zur im März 2023 bei Image gestarteten Superheldenserie The Ambassadors gehören ganz gewiss nicht zu seinen schlechtesten.

Millar erzählt von der Koreanerin Choon-he Chung, die eine internationale Heldengruppe ins Leben ruft. Sie sucht dafür in allen Ländern uneigennützige Menschen, die als Ambassador, also Botschafter ihres jeweiligen Landes, Superkräfte und ein Kostüm in der entsprechenden Landesfarbe erhalten.

Dabei hapert es ein wenig mit der Diversität, denn auch nach großen Bemühungen konnte kein “Alibi-Amerikaner“ gefunden werden. Jede in Frage kommende Kandidatin und jeder Kandidat, zieht bei seinen US-Landsleuten ebenso viel Sympathien wie Hass auf sich.

Großzügig ist Millar jedoch bei der Nominierung des britischen Superhelden. Dieser stammt zwar genau wie Millar aus Schottland, wird jedoch wird jedoch in ein Union-Jack-Kostüm gequetscht, auch wenn dieser betont, dass er “mit Großbritannien“ nichts am Hut hat“.

International ist das Artwork von The Ambassadors. Für jedes der sechs Hefte kommt mit dem Schotten Frank Quitely, den Kanadiern Karl Kerschl und Travis Charest, dem Franzosen Olivier Coipel, sowie den Italienern Matteo Buffagni und Matteo Scalera ein anderer Zeichner zum Einsatz.

In diesem Zusammenhang sei auch noch Mark Millars am Anschluss an die Ambassadors veröffentlichte Serie Big Game erwähnt. Hier lässt er das internationale Heldenteam zusammen mit altbekannten Helden wie Kick-Ass, Hit Girl, Gary „Eggsy“ Unwin, Huck, den Chrononauts, Magic Order und dem Night Club gegen eine Bruderschaft der Superschurken antreten. Die vom Spanier Pepe Larraz in Szene gesetzte Geschichte geriet etwas unübersichtlich, ist jedoch unverzichtbar für alle Fans der Millarworld.

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Joker: Folie à Deux

2019 drehte der zuvor eher durch Komödien wie Old School oder die Hangover-Trilogie bekannte Regisseur Todd Philipps einen Film über Batmans beliebtesten Widersacher. Doch Joker war meilenweit entfernt vom seinerzeit noch sehr erfolgreichen Superhelden-Kino.

Martin Scorsese war Koproduzent und als Inspiration dienten dessen Filme Taxi Driver und The King of Comedy. In brutalen und teilweise schwer zu Herzen gehenden Sequenzen erzählte Philipps wie der von Joaquin Phoenix mit großem Einsatz gespielte Arthur Fleck immer mehr den rationalen Bereich verlässt, Morde begeht und dafür von der Öffentlichkeit gefeiert wird.

Joker spielte über eine Milliarde Dollar ein und Phoenix bekam einen Oscar als bester Hauptdarsteller. In der Fortsetzung befindet sich Arthur Fleck zwei Jahre nach den Ereignissen des ersten Films im Arkham State Hospital und ihm soll der Prozess gemacht werden.

Todd Philipps liefert diesmal einen völlig anderen Film ab. Als gleichberechtigte Hauptdarstellerin ist Lady Gaga als Harleen „Lee“ Quinzel zu sehen. Doch auch ihre Interpretation dieses beliebten DC-Charakters ist mehr als ungewöhnlich. Sie spielt nicht die fröhliche Clownprinzessin Harley Quinn, sondern eine sich freiwillig in Arkham befindende Patientin, von der Arthur Fleck fasziniert ist. Durch Songs aus klassischen Hollywoodfilmen, wie The Band Wagon mit Fred Astaire, finden Arthur und Lee zueinander.

In Joker: Folie à Deux sind immer wieder großartige Interpretationen von Songs wie Bewitched, If My Friends Could See Me Now oder That’s Entertainment! zu hören. Sensationell ist ein Auftritt von Phoenix, der als Joker vor seinen Mithäftlingen mit kehliger Stimme eine finstere, zunächst gar nicht zu erkennende Version von For Once in My Life vorträgt, die Lichtjahre von dem entfernt ist, was zuvor Frank Sinatra oder Stevie Wonder aus dieser eher soften Nummer gemacht hatten.

Als eine Art Zugabe veröffentlichte Lady Gaga parallel zum Film das Album Harlequin, auf dem eigene jedoch eher fröhliche Versionen von ähnlichen Songs wie Good Moorning oder Smile, aber auch The Joker von Leslie Bricusse und Anthony Newley, zu hören sind.

Das Resultat ist eine Art finstere Variante von Damien Chazelles La La Land, dessen Finale es sehr unwahrscheinlich erscheinen lässt, dass es eine weitere Fortsetzung geben wird. Ohne den Erfolg von Joker wäre dieser ungewöhnliche Film niemals entstanden und es ist bewundernswert, dass Todd Philipps auf alle Erwartungen pfeift und sein sehr eigenes Ding durchzieht.

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HR Giger

Wer die Suchmaschinen mit den Begriffen TASCHEN und GIGER füttert, wird fette Beute machen. Der für seine ebenso aufwändig wie originell produzierten Bücher bekannte Verlag veröffentlich immer wieder neue Ausgaben mit den finsteren Werken von Hansruedi Giger, der durch sein Design des Monsters im Blockbuster Alien zum Weltstar wurde.

Doch jetzt erscheint als Monografie des 2014 verstorbenen Schweizers ein “Opus Magnus“, das dessen “düstere Psychedelik und eindringliche Kraft“ möglichst “umfassend“ zum Ausdruck bringen soll. Doch um eine große Leserschaft anzusprechen, stehen im Zentrum natürlich Gigers Beiträge zum großen Kino.

Selbst Gigers kaum verwendeten Entwürfen zu einer filmischen Gurke, wie der völlig verunglückten Fortsetzung von Tobe Hoopers Spielberg-Klassiker Poltergeist, wurden zwölf der 500 Seiten geopfert. Doch dies geht voll in Ordnung, denn die im Format 30 x 40 cm bestens reproduzierten, ganz schön verstörenden Acrylgemälde zeigen, dass sich Hollywood 1986 die Gelegenheit entgehen ließ, einen wirklich gruseligen Horrorfilm zu drehen.

Giger selbst gab später zu, dass er den Fehler gemacht hatte, nicht bei den Dreharbeiten dabei gewesen zu sein. Seine Erfahrungen bei Alien hatten ihm zuvor eigentlich klargemacht, dass “If you work on a film you have to be there all the time and be always looking at what they’re doing otherwise they’ll do what they want.“

In dieser Hinsicht ist Ridley Scotts erster Alien-Film tatsächlich Gigers einziger wirklich optimal umgesetzter Beitrag zum großen Kino und dies wird im Buch auf 50 Seiten gefeiert. Zum Abdruck kommen natürliche die 1976 entstandenen Necronom-Gemälde, deren vierte und fünfte Version Ridley Scott so werkgetreu wie möglich in seinem Film haben wollte, da sie auf eine einmalige Art “Schrecken und Schönheit“ vereinen.

Doch das Cover dieses gewaltigen Buchs, dass zudem noch Klapptafeln enthält, ziert kein Motiv mit Alien-Bezug, sondern ein 1974 entstandenes Gemälde. Dieses ist Gigers Lebensgefährtin Li Tobler gewidmet, die sich ein Jahr später das Leben nahm.

Das Buch dokumentiert nicht nur den Maler Giger. Zum Abdruck kommen auch dessen weiteren Werke, wie Skulpturen, Plattencover oder nicht allzu bequem aussehende Sitzmöbel. In Textbeiträgen, die in Deutsch, Englisch und Französisch zum Abdruck kommen, wird auch ein wenig hinter die Fassade des beständig Schwarz tragenden Künstlers geblickt. Mehr Giger ist kaum möglich.     

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Naoki Urasawa: Hatschi!

Naoki Urasawa ist in erster Linie bekannt für epische Manga-Serien wie 20th Century Boys, Monster oder Billy Bat. Doch innerhalb seiner sich oft auf über tausend Seiten erstreckenden Spannungsbögen gibt es immer wieder Kapitel, die auf eigenen Füßen stehen und zugleich auch als pointierte Kurzgeschichte funktionieren.

In der Anthologie Hatschi! erfreut Urasawa seine Fans mit höchst unterschiedlichen Short Stories. Den Abschluss des ansonsten von hinten nach vorne zu verschlingenden Buchs bildet eine Story in entgegengesetzter, also westlicher, Leserichtung.

Solo Mission entstand 2016 zum 40. Jubiläum des französischen Verlags Les Humanoïdes associés, bei dem auch das Magazin Metal Hurlant erschienen ist. Die erste Seite dieser Geschichte kann als Hommage an den Comicmeister Moebius verstanden werden.

Doch auch ein sehr japanisch anmutender Superheld, der sich mühsam in seine Rüstung zwängt, kommt zum Einsatz. Die Hauptfiguren haben zwar spitze Ohren, sind aber Individuen, die unverkennbar von Urasawa zu Papier gebracht wurden.   

In diesen acht Geschichten, die zwischen 1995 und 2018 entstanden sind, widmet sich der Mangaka den Dingen, die ihm am Herzen liegen: Musik, Mystery, gewaltige Monster im Godzilla-Style und auch eine durchgehend farbige Hommage an US-Cartoons wie Tom & Jerry ist dabei.  

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