Nachdem in den ersten beiden Teilen Legenden wie Schwarzenegger, Willis, Norris oder Van Damme dabei waren. konnte The Expendables 3 immerhin noch mit Gastauftritten von Wesley Snipes, Antonio Banderas, Mel Gibson und Harrison Ford punkten. Diesmal sind dabei sind lediglich Dolph Lundgren (mit alberner Perücke), Randy Couture, 50 Cent, Megan Fox, Andy Garcia sowie Iko Uwais (The Raid) in der Schurkenrolle.
Erschwerend kommt hinzu, dass Stallone sich schon nach kurzer Zeit aus dem Film verabschiedet. Dabei sind es gerade seine gemeinsamen Szenen mit Staham, in denen die beiden Haudegen sich übereinander lustig machen, die den Reiz der Filmreihe ausmachen. In Sachen Action gibt es hingegen wenig zu meckern und wem Weihnachten zu besinnlich wird, der findet auch mit Teil 4 ein gutes Kontrastprogramm.
Die Blu-ray von LEONINE enthält neben dem 104-minütigen Film noch diese Extras: “Größer, mutiger, stärker: The Expendables in Action“ (16:56 min), “Die neue Truppe: Frischlinge und alte Hasen“ (19:06 min) und den deutschen Trailer (1:01 min)
Ziemlich überraschend präsentiert Amazon Prime zu Weihnachten 2023 einen Animationsfilm, in dem sich Batman als alleinerziehenden Vater mit seinem eigensinnigen Sohn Damian auseinandersetzen muss.
Der von Daby Zainab Faidhi und Guillaume Fesquet entwickelte Look von Merry Little Batman verfügt über einen Touch von Yellow Submarine, lässt aber auch an das Werk des britischen Zeichners Ronald Searle denken, von dem der animierte Vorspann zu Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten stammt.
Auch die in Merry Little Batman erzählte Geschichte ist recht ungewöhnlich. So hat Bruce Wayne seinen Job als Vater so ernst genommen, dass er Überstunden einlegte, um alle Kriminellen einzubuchten und Gotham zur sichersten Stadt der Welt zu machen. Jetzt hat Bruce nicht nur Zeit für seinen Sohn, sondern kann sich auch endlich einen Bart wachsen lassen.
Der mittlerweile achtjährige Damian tollt mit einer Papptüten-Maske durch Wayme Manor, jagt die Katze Selina und freut sich aufs Weihnachtsfest. Doch plötzlich wird Batman wieder benötigt und Bruce muss in sein Kostüm schlüpfen. Natürlich versucht Damian ihm zu helfen…
Der 92-minütige Animationsfilm erfreut durch zahlreiche Gastauftritte von ziemlich durchgeknallt gestalteten Schurken und ist der Pilotfilm zur Serie Bat-Family!
Ende des letzten Jahrtausends war der Wiener Ronald Putzker qualitativ und quantitativ mit Serien wie Anna Stein oder Alben wie Einsam stirbt Kolumbus in der deutschsprachigen Comiclandschaft sehr stark vertreten. Ich hoffe, ich tue ihm nicht unrecht, wenn ich das Album Zehn Punkte für Uganda als sein Comic-Comeback bezeichne.
Die vom auch als Kabarettautor tätigen Ferdinand Rieder geschriebene Geschichte spielt im Sommer 1985 im österreichischen Weinviertel, bietet viel Lokalkolorit, enthält aber auch ein Stück globale Historie. Hauptfigur ist der noch nicht ganz erwachsene Student Stefan Pribil, der auf dem Fußballplatz seines Heimatortes Unterolberndorf ein Rockkonzert mit Ostbahn-Kurti & Die Chefpartie veranstalten möchte.
Wie es der Zufall so will, zeichnete Ronald Putzker 1978 für diese Band nicht nur das Cover für die LP Liagn & Lochn, sondern auch eine Comicbeilage dazu. Doch zurück zu Stefan Pribil. Dieser leiht sich für das Konzert Geld bei der Wiener Halbweltgröße Charly. Als der Auftritt der Dialekt-Rocker wegen Regen abgesagt werden muss, gerät Stefan in große Schwierigkeiten…
Der Comic handelt aber auch vom Afrikaner Ben, den es nach Unterolberndorf verschlagen hat. Genau wie Stefan interessiert sich Ben sowohl für Fußball als auch für die äußerst attraktive Monika. Doch die Weltgeschichte verhindert ein Eifersuchtsdrama, denn Ben organisiert im Hinterzimmer des Gasthauses zum Grünen Jäger ein Trefen, das nicht ohne weitreichende Folgen blieb.
Im Wirtshaus stellt er zusammen mit einigen Männern, die genau wie er vor Idi Amin aus Uganda geflüchtet sind, ein “10-Punkte-Programm“ zur Wiederherstellung der dortigen Demokratie auf. Zu dieser Gruppe gehört auch Yoweri Museveni, der 1986 zum Präsidenten von Uganda wurde (und leider auch nicht sehr viel demokratischer als sein Vorgänger agierte).
Zehn Punkte für Uganda vermittelt sehr gut die damalige Atmosphäre, auch weil der Comic durch Putkers ausgereiften Retrostil fast so wirkt, als wäre er 1985 entstanden ist. Ferdinand Rieders Geschichte funktioniert sowohl auf der zwischenmenschlichen als auch auf der politischen Ebene und ein achtseitiger, äußerst informativer Anhang vertieft die anregende Lektüre.
Nachdem Taschen im ersten Band seiner pompös aufgemachten Reihe Marvel Comics Library die erste Hälfte der legendären Spider-Man-Hefte Stan Lee und Steve Ditko präsentierte, folgt jetzt der Abschluss dieser kurzen aber fruchtbaren Zusammenarbeit. Genau wie zuvor bereits bei den Fantastic Four und danach bei zahlreichen weiteren Marvel-Klassikern, wie den Avengers oder den X-Men, war beim Spinnenmenschen ebenfalls Jack Kirby als Zeichner vorgesehen.
Von diesem stammt auch das legendäre Cover des Heftes Amazing Fantasy 15, in dem Spider-Man seinen ersten Auftritt hatte. Doch die darin enthaltene Geschichte, die auf elf Seiten erzählte, wie der Schüler Peter Parker zu seinen Superkräfte kam, zeichnete Steve Ditko. Stan Lee hielt ihn für besser geeignet, als den auf überlebensgroße Helden und Schurken spezialisierten Kirby, um die Erlebnisse eines kontaktscheuen Schülers in Szene zu setzen, der plötzlich ebenso große Macht wie Verantwortung hat.
Der gewaltige Erfolg von Spider-Man gab Lee recht. Doch nach 38 Heften mochte Ditko nicht mehr. Warum er aufhörte Spider-Man zu zeichnen, wird wohl für immer eins der größten Mysterien der Comicbranche bleiben. Auch später als er in Credits von Blockbustern gemeinsam mit Stan Lee als Schöpfer von Spider-Man genannt wurde, ließ sich Ditko nicht zu Interviews oder Statements bewegen.
Taschen hat auch für diese 620-seitige Edition alles drangesetzt, um die Comichefte so originalgetreu wie möglich abzudrucken. Für die Reproduktionen der Cover und Backcover wurde Hochglanzpapier und für die Innenseiten Offsetpapier mit matter Oberfläche verwendet. Auf diese Weise kommen die Comics – inklusive der Leserbriefe und Werbeanzeigen – in einem Hardcoverband in englischer Sprache im Format von 28 x 39,5 cm zum Abdruck, also doppelt so groß wie einst die Originalhefte. Als Beigabe gibt es eine Übersicht mit Inhaltsangaben, sowie Hinweise auf die Besonderheiten der enthaltenen Ausgaben. Hierbei handelt es sich um die 1965 und 1966 erschienenen Hefte 20 bis 38, sowie das Spider-Man Annual No. 2.
Bemerkenswert an diesem Band ist, dass der prominent angekündigte Vorwortschreiber diesmal nicht nur zwei Seiten mit persönlichen Erinnerungen gefüllt hat, sondern auch fachlich einiges geliefert hat. Jonathan Ross ist eine der interessanten Persönlichkeiten in der britischen Entertainment-Branche. Ich hatte das große Glück ihn einige Male als Moderator auf dem San Diego Comic Con zu erleben und war von seiner verbalen Brillanz, seiner Schlagfertigkeit und seiner jederzeit spürbaren Liebe zur Trivialkultur beeindruckt. Außerdem besitzt Ross eine der größten Comic-Sammlungen der Welt und hat die Superheldenparodie America’s got Talent geschrieben. Diesen Prachtband garniert Ross auf zwölf Seiten mit einer ebenso fundierten wie pointierten Einleitung.
Die Ditko-Nachfolge trat übrigens John Romita Sr. an, dessen großartigen Spider-Man-Comics hoffentlich auch bald in einer Ausgabe der Marvel Comic Library zu bestaunen sein werden.
Filme, die auf Attraktionen aus Disneyland basieren, sind fast schon ein eigenes Genre. Bereits 2002 waren die animatronischen Bären aus Country Bear Jamboree die Grundlage eines erfolglosen Kinofilms. Ein Jahr später klappte es mit Fluch der Karibik sehr viel besser, während Jungle Cruise, trotzt Dwayne Johnson und Emily Blunt, weit hinter den Erwartungen zurückblieb.
Auch die Disneyland-Geisterbahn Haunted Mansion ist mittlerweile bereits die Vorlage für einen zweiten Kinofilm. Es handelt es sich um ein Spukhaus, das im Disneyland in Anaheim zunächst seit 1963 leerstand. 1969 wurde darin eine technisch beeindruckende Fahrt durch die Geisterwelt eingerichtet, die mittlerweile zum festen Bestandteil aller Disneyland-Parks gehört.
2023 – zwei Jahrzehnte nachdem Eddie Murhy die Hauptrolle in Die Geistervilla gespielt hatte – entstand eine weitere Filmversion von Haunted Mansion. Diese ist mit Owen Wilson, Rosario Dawson und Danny DeVitorecht prominent besetzt. Mit dabei ist auch die Oscar-Preisträgerin Jamie Lee Curtis, von der als Madame Leota allerdings nur der in einer Kristallkugel steckende Kopf zu sehen ist.
Die recht interessant angelegte Hauptrolle des ehemaligen Astrophysikeras Ben Matthias spielt LaKeith Stanfield. Dieser hat den Tod seiner Frau nicht verkraftet und führt Touristen als Tour Guide durch die angebliche Geisterwelt von New Orleans. Genau wie beim Film mit Eddie Murphy überzeugen in Geistervilla zwar Atmosphäre und Spezialeffekte, doch der nicht unsympathische Film ist leider weder besonders gruslig noch allzu komisch.
Kinostart war im Juli 2023. Dort konnten circa 80 Prozent des Budgets von 150 Millionen Dollar wieder eingespielt werden. Anschließend lief Geistervilla lief ab Oktober 2023 auf Disney+ und wurde Ende November 2923 als DVD, Blu-ray und 4K Ultra HD veröffentlicht. Die Blu-ray zu Geistervilla enthält neben dem 123-minütigen Hauptfilm noch einige nette Extras. Besonders interessant ist die Doku “999 Happy Haunts“ (6:59 min), die über die im Kinofilm versteckten zahlreichen zahlreichen Anspielungen informiert. Hinzu kommen noch ein Making Of (13:18 min, acht nicht verwendete Szenen (insgesamt 10:46 min), sowie Pannen vom Dreh (2:33 min)
Für diese BBC-Serie spricht zunächst einmal, dass Martin Freeman in der Hauptrolle zu sehen war. Doch der zuvor durch markante und oft etwas knuffige Auftritte als Dr. Watson, der Hobbit Bilbo und Arthur Dent aufgefallene Brite spielte in The Responder die Titelrolle des degradierten Polizisten Chris Carson, der Nachschichten in Liverpool schiebt. Dabei ist er als Erster an den Tatorten und wird mit extremen Situationen und Charakteren konfrontiert.
Das Drehbuch stammt von ehemaligen Polizeibeamten Tony Schumacher, der eigene Erlebnisse einarbeitete. Die ersten beiden Folgen wirken wie eine Doku und verbreiten eine zutiefst depressive Grundstimmung. Ich brauchte einen zweiten Anlauf, um endgültig in die finstere Welt von Chris Carson abzutauchen und habe es nicht bereut.
Interessant wurde es, als dem ausgebrannten Nachtschichtler die junge Polizistin Rachel Hargreaves (Adelayo Abedayo) an die Seite gestellt wird. Diese hat unschöne Dinge über Carson gehört und misstraut ihm. Doch als die beiden mit ihren Lebensumständen alles andere als zufriedenen Ordnungshüter mehr übereinander erfahren, finden sie eine gemeinsame Basis und stellen sich den Herausforderungen der Nacht und des Lebens…
Die Blu-ray-Edition von Polyband enthält auf zwei Scheiben alle sechs Episoden der ersten Staffel (es wird eine Fortsetzung geben). Enthalten sind außerdem zwei kurze, aber interessante Dokus: “Making-of“ (6:24 min) und Über die Produktion (3:01 min)
Epische Kino-Melodramen wie Vom Winde verweht oder Dr. Schiwago standen eindeutig Pate als Baz Luhrmanns (Moulin Rouge) 2008 sein Nationalepos Australia mit Nicole Kidman und Hugh Jackman auf die große Kinoleinwand brachte. Der fast dreistündige Film war fast überall ein großer Erfolg, nur in den USA nicht.
Als Tom Hanks bei den Dreharbeiten zu Elvis an Corona erkrankte und die Produktion brachlag, nutze Luhrmann die Zeit, um die seinerzeit nicht verwendeten Szenen zu sichten und an einer neuen Version von Australia zu arbeiten. Das Resultat ist die aus sechs unterschiedlich langen „Kapiteln“ bestehende Miniserie Faraway Downs, die bei uns auf Disney+ unter dem Originaltitel Australia läuft.
Der auffälligste Unterschied ist – abgesehen von den oft etwas abgehackt wirkenden Szenenwechseln – gleich am Anfang zu sehen, denn der neue Vorspann wurde vonAborigine-Kreativkräften gestaltet. Ansonsten ist die ganze Sache eine Stunde länger und Luhrmann hat ein anderes Ende verwendet. Auch die Serie zeigt imposante Aufnahmen von Naturkulissen, durch die Touristen nach Australien gelockt werden sollen.
Der Musical-Fan Luhrmann hat aber auch Gesang und Tanz in die Handlung geschmuggelt. So intoniert Frau Kidmann zum Troste des kleinen Aborigine-Jungen Nullah (Brandon Walters) ziemlich schräg Somewhere over the Rainbow und zum großen Ball taucht der ansonsten im Film eher das legere Raubbein gebende Jackman plötzlich frisch rasiert und im schmucken Anzug auf.
Luhrmann versucht mit Australia fast die gesamte jüngere Geschichte seiner Heimat aufzuarbeiten. Dabei glorifiziert er nicht nur die trinkfesten Einwohner, sondern erzählt auch von jenen seinerzeit aus ihren Familien verschleppten Aborigines. Die Geschichte von der steifen britischen Lady hingegen, die es wegen der Farm araway Downs nach Australien verschlagen hat und die langsam aber sicher dem rauen Charme des Naturburschens verfällt, ist zwar nicht eben neu, gibt den beiden Hauptdarstellern aber Gelegenheit zu allerlei charmanten Mätzchen.
Das Resultat war ein bombastisches Filmepos, das stilsicher Kitsch, Humor, Pathos, Action, Romantik und großartige Bilder zu einem Gesamtkunstwerk vermengte. Dennoch sehnte ich mich seinerzeit im Kino nach knapp drei Stunden langsam nach einem Ende, doch Luhrmann kleisterte weiterhin eine spektakuläre Szene an die nächste. Auf Disney+ kann Australia jetzt wohldosiert genossen werden. Möglicherweise geht es sogar weiter, denn der verlängerte Film wird als “Staffel 1“ bezeichnet.
Der Hamburger Carlsen Verlag scheint ein besonderes Faible für den Piraten Klaus Störtebeker zu haben. So beschäftigten sich bereits 1993 die Helden des Comics Die Weltenbummler mit dem legendären Schatz des Freibeuters, der vor Helgoland zu finden sein soll. Zeitgleich mit dem neuen Störtebeker-Comic erschien 2004 in Carlsens Pixi-Buch-Reihe auch noch das gereimte Abenteuer Der wilde Klaus, das ebenfalls von einem noch kindlichen Piraten erzählt.
Kim Schmidt (Local Heroes, Öde) hat sich schon eine ganze Weile mit Klaus Störtebeker beschäftigt. In seinem ebenfalls bei Carlsen erschienen Comic-Zeichenkurs hatte er bereits ein Jahr zuvor eine erste Seite abgebildet. Diese ist im Funny-Stil seiner Schumi-Alben gehalten und zeigt einen erwachsenen Störtebeker und seine Möwe Gödeke, die komplett piratenmäßig mit Augenklappe und Holzbein ausgestattet ist.
Der dann erschienene Störtebeker-Comic präsentiert eine komplett andere Hauptfigur. Störtebeker ist jetzt ein circa 12-jähriger Junge, der gemeinsam mit einer deutlich realistischer gestalteten Möwe namens Weddemunkel und dem Freibeuter Gödeke Michel seine ersten Gehversuche als Pirat macht. Dem im Taschenbuch-Format gedruckten Comic ist noch deutlich anzumerken, dass es ursprünglich nicht als Manga sondern als Album im klassischen Format geplant war.
Doch Spaß und Appetit auf mehr macht dieser von Patrick Wirbeleit (Kiste, Alan C. Wilder Ltd.) geschriebene Auftakt allemal. Leider ging der Comic nicht in Serie.
In den letzten Jahren wurde immer seltener versucht, die etwas angestaubte Figur des heldenhaften Pagen zu modernisieren. So zeichnete das aktuelle Album Der Tod von Spirou der sich eher klassisch an der Ligne Claire orientierende Olivier Schwartz. Statt Spirou zu erneuern, wurde in letzter Zeit immer wieder zurückgekehrt zu den Wurzeln der Serie und der Zeit, in der diese Figur entstanden ist.
So erzählte Émile Bravo wie Spirou Ende der 30er-Jahre als junger Tor tatsächlich als Page tätig war und ließ ihn in seinem 350-seitiges Epos Spirou oder die Hoffnung. vor dem Hintergrund des Zweiten Weltkriegs zum umsichtigen Menschen mit Gewissen reifen. Außerdem wurden Abenteuer veröffentlicht, in denen der junge Graf Rummelsdorf die Nazis bekämpfte.
2018 erschien mit Sein Name war Ptirou ein Spirou-Album ohne Spirou und seine Freunde. Die Geschichte spielte Ende der 20er-Jahre an Bord eines Transatlantikdampfers und erzählt davon, wie der zur Crew gehörende Robert Velter alias Rob-Vel durch einen heldenhaften Schiffsjungen zu seiner Comicfigur Spirou inspiriert wurde. Mit Mademoiselle J. – Eine Frau. Ein Jahrhundert wurde eine Fortsetzung von Sein Name war Ptirou veröffentlicht, in deren Zentrum eine junge Frau steht, die 1937 für eine linke Zeitung schreibt und den Kampf gegen den Faschismus unterstützt.
In dieselbe Richtung geht auch der Comic Die Freunde von Spirou. Hier treten die beliebten Figuren der Serie ebenfalls gar nicht auf. Im Zentrum der an tatsächlicher Ereignissen orientierten Geschichte stehen einige junge Fans der Comicserie, die Ende der 30er-Jahre dem Club Les amis de Spirou (ADS) beigetreten sind. Dieser wurde 1939 vier Wochen nach dem Erscheinen der ersten Ausgabe des Le Journal de Spirou vom damaligen Chefredakteur Jean Doisy ins Leben gerufen.
Mitglieder erhielten neben einem Vereinsabzeichen auch ein kleines rosafarbenes Faltblatt mit einem aus neun Geboten bestehenden Ehrenkodex, der definiert, wie sich ein Freund von Spirou zu verhalten hat. Das Brevier enthielt auch einen “Schlüssel zur Geheimsprache des Clubs“ zum Versenden und Empfangen von geheimen Nachrichten.
Die in Spirou vermittelten Ideale versuchten viele Jugendliche auch während der deutschen Besetzung Belgiens mit Leben zu erfüllen und engagierten sich daher – genau wie Jean Doisy – im Widerstand. Gleich nach Kriegsende veröffentlichte Doisy im Wochenmagazin Le Moustique einen Nachruf auf zwei amis de Spirou, die im Kampf gegen die Besatzer ums Leben gekommen sind.
In einer Rahmenhandlung des Comics tritt Doisy persönlich auf. Er gedenkt nach Kriegsende auf dem Friedhof von Marcinelle vor zwei Grabsteinen den ermordeten Untergrundkämpfern. Dabei bleibt unklar, ob sich dabei um zwei der jugendlichen Hauptfiguren der Geschichte handelt, die gegen die deutschen Besatzer und die Mitglieder der Jugendorganisation der faschistischen Rexistischen Partei gekämpft haben.
Der erste Band der Serie trägt den Titel “Ein Freund von Spirou ist offen und ehrlich…“ Dies ist auch das erste der neun Gebote von Jean Doisys Ehrenkodex der ADS. Somit darf auf acht weitere Alben gehofft werden, die Jean-David Morvan (Spirou in Tokyo, Madeleine, die Widerständige) ebenso spannend wie humorvoll schreiben und David Evrad ähnlich rotzig in Szene setzen wird.
So richtig verstanden hat das Team von David Fincher nicht, worin der spezielle Reiz, der von Matz alias Alexis Nolent geschriebenen und von Luc Jacamon spektakulär bebilderten Comicserie Der Killer besteht. In Finchers gleichnamigen Netflix-Film ist Michael Fassbender in der Titelrolle meistens damit beschäftigt, beim Warten auf den richtigen Tötungs-Moment immer und immer wieder sein selbstverfasstes Lebensregelwerk aufzusagen.
Im Comic hingegen macht sich der namenslose Killer während des nervenaufreibenden Belauerns seiner Opfer buchstäblich Gedanken über Gott und die Welt. Er grübelt über den Sinn von Religionen oder sucht nach historischen Figuren, die sehr viel mehr Menschen als ein erfolgreicher Auftragskiller auf dem Gewissen haben. Breiten Raum im Gedankengebäude des Killers nimmt auch sein Unverständnis darüber ein, dass sich so viele Menschen unterordnen, um einen 9-to-5-Job ausüben zu dürfen.
Eine der bittersten Pointen der Serie ist, dass in der Fortsetzung Der Killer: Secret Agenda die schlimmsten Alpträume der Hauptfigur wahr werden. Auf Druck des französischen Auslandsgeheimdienstes wird der Killer gezwungen in Le Havre eine langweilige Bürotätigkeit auszuüben. Dies geschieht zwar im Rahmen eines Undercover-Jobs, doch für den Killer ist schwer abzusehen, was der Zweck seiner Mission ist und an wem er die angekündigte “gezielte Prävention“ ausüben soll.
Schreiber & Leser hat die 13 Alben von Der Killer in drei schönen Hardcoverbüchern mit Lesebändchen veröffentlicht, wobei Band 1 noch einen Anhang mit interessanten Texten und Bildern enthält. Die noch nicht abgeschlossene Fortsetzungsserie Der Killer: Secret Agenda wird in Form von gebundenen Alben veröffentlicht, von denen bisher vier erschienen sind, die gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte machen.