Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Joann Sfar: Die Synagoge

Eine schwere Corona-Erkrankung zwang Joann Sfar (Blueberry: Das Trauma der Apachen, Gainsbourg – Der Mann, der die Frauen liebte) zu einem wochenlangen Krankenhausaufenthalt. Während etliche Patienten in den Nachbarzimmern starben, arbeitete der knapp 50-jährige Sfar an einem autobiografischen Comic. Wie bereits in seiner Erfolgsserie Die Katze des Rabbiners ist sein kompliziertes Verhältnis zum jüdischen Glauben das Leitmotiv.

Die Geschichte beginnt mit dem 17-jährigen Sfar, der sich in seiner Heimatstadt einem Wachdienst anschlossen hatte, der sich nach etlichen Terroranschlägen auf Synagogen formiert hatte. Für Sfar ging es jedoch nicht hauptsächlich darum, seine Gemeinde zu schützen. Anstatt die von ihm als langweilig empfundenen Gottesdienste abzusitzen, stand er lieber bei Wind und Wetter vor der Synagoge, denn als Beschützer der Betenden war er vor dem Zorn Gottes und vor allen vor dem seines Vater sicher.

Die zentrale Figur im Comics (und Leben) von Sfar ist sein Vater André. Bevor dieser nach Frankreich kam, verteidigte er in Algerien als junger Anwalt Araber gegen die Willkür der Kolonialmacht. Der junge Joann Sfar erlebte seinen Vater, der in Nizza eine erfolgreiche Kanzlei betrieb, als “sehr zionistisch und pro Palästina“. Dies änderte sich “ab dem Moment, als die Palästinenser beschlossen haben, alle Juden seien schuld an dem, was im Nahen Osten passiert“, selbst wenn sie “keine andere Meinung haben als irgendein beliebiger Bürger.“

Fortan widmet der Anwalt sein Leben dem Kampf gegen die Rechtsradikalen. Für Joann Sfar ist sein Vater, der zwar gesetzestreu war, aber – da er “die Gesetze der Straße kannte“ – auch seine Fäuste einsetzte, ein so überlebensgroßes Vorbild, dass er sehr lange versuchte ihm nachzueifern. Während er Kampfsport trainierte, war ihm immer klar, dass dies nicht seine Welt ist. Erst nachdem der bereits als Comickünstler erfolgreiche Sfar Probleme mit seinen Handgelenken bekam, gab er den Boxsport auf.

Sfar vermittelt auf 170 Seiten faszinierende Einblicke in seine Biografie. Scheinbar planlos und zu wilden Zeitsprüngen neigend, schildert er, wie er seinen Platz im Leben sucht. Zugleich erzählt der Comic davon, wie die Rechtsradikalen immer salonfähiger werden. Als Zugabe reflektiert Sfar darüber, wie und warum er einen autobiografischen fast schon intimen Comic machen wollte. Fraglich ist auch, ob die Erkenntnis “besser schreiben als sich prügeln“ ihm fortan als Lebensmotto dienen bzw. genügen kann.

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2012

2009 – Fünf Jahre nach The Day after Tomorrow – ließ Roland Emmerich schon wieder die Welt untergehen, was eigentlich ein Grund zum Gähnen war. Doch die Tatsache, dass er mit 2012 kein ökologisch-korrektes Mahnmal drehte, ist eigentlich auch schon der einzige Nachteil dieses äußerst fidelen Popcorn-Katastrophenfilms.

Die eher alberne Chose mit dem Maya-Kalender, der den Weltuntergang für 2012 prophezeite, ist im weiteren Verlauf der munteren Handlung ebenso unwichtig wie die nicht minder unglaubwürdige Sache mit der plötzlich zum Mikrowellen-Herd mutierenden Sonne, die für Erdbeben und allerlei andere spaßige anzusehende Naturkatastrophen sorgt.

Überraschend für eine Großproduktion wie diese werden die Darsteller nicht völlig unterfordert. John Cusack ist witzig und sympathisch als Science-Fiction-Autor, der die Katastrophe bereits in einem schlecht verkäuflichen Buch voraussah.

Oliver Platt gibt den zynischen Regierungsfuzzi und Danny Glover den Obama-mäßigen US-Präsidenten, während Woody Harrelsons Darstellung eines zotteligen Verschwörungstheoretikers in die Filmgeschichte eingehen dürfte.

Ähnlich wie einst in Emmerichs Independence Day sind die Trickeffekte auch in 2012 nicht auf allerhöchstem ILM-Niveau, aber dafür gibt es reichlich abgefahrene Ideen wie zwei spektakuläre Flugzeugstarts, kurz bevor Los Angeles und Las Vegas buchstäblich im Erdboden versunken sind. Dass hierbei keinerlei Betroffenheit, sondern Spaß und Spannung aufkommen, zeigt wie meisterlich Emmerich das Blockbuster-Genre mittlerweile beherrscht.

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Diabolik

Die Schwestern Angela und Luciana Giussani schufen 1962 mit Diabolik einen völlig unmoralischen Helden. Dieser trägt meist einen eng anliegenden schwarzen Ganzkörperanzug, der nur über eine Öffnung im Augenbereich verfügt. Diabolik ist aber auch ein Meister der Verkleidung und kann täuschend echte Masken anfertigen.   

Die Giussanis begründeten mit Diabolik ein eigenes Fumetti Neri genanntes Genre. Bereits 1967 setzte Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) mit Gefahr: Diabolik dem Antihelden ein filmisches Denkmal mit John Phillip Law (Sindbads gefährliche Abenteuer) und Michel Piccoli in den Hauptrollen. Dieses fiel jedoch so knallig poppig und parodistisch aus, dass es mit der Comicvorlage nur noch wenig gemein hatte.

Die Brüder Marco und Antonio Manetti sind seit frühster Jugend Diabolik-Fans und reden schon sehr lange darüber, eine werkgetreue Verfilmung zu drehen. Nachdem sie sich erfolgreich als TV- und Kino-Regisseure etabliert haben, durften sie für 10 Millionen Euro einen Diabolik-Film drehen, der sich sehr nah an der Comicvorlage orientiert.

Freunde der temporeich in Szene gesetzten Filme des Marvel Cinematic Universe seien vorgewarnt, denn die Manetti Bros. erzählen in Diabolik eher entschleunigt. Ihr Anspruch war es einen Film zu drehen, der so wirkt als wäre er in den 60er-Jahren entstanden. Bei einer Spieldauer von 133 Minuten geht es dabei manchmal etwas zäh zu und zu lachen gibt es nur recht wenig.

Doch die Manettis setzten auf eine stilvolle Machart. In schönen oft düsteren Bildern zaubern sie die finstere Welt von Diabolik glaubhaft auf die Leinwand. Als Vorlage diente ihnen der dritte Diabolik-Band von 1963, in dem erstmals die blonde Eva Kant auftaucht, die fortan als Komplizin des Antihelden agiert.

Mit Luca Marinelli (Martin Eden) in der Titelrolle und Miriam Leone, der Miss Italia von 2008, als Eva Kant, sowie Valerio Mastandrea als Diaboliks Gegenspieler Inspektor Ginko, wurde eine optimale Besetzung verpflichtet. Den Manettis gelang das Kunststück noch zwei weitere Diabolik-Filme zu drehen, obwohl der erste kein Erfolg an der Kinokasse war.     

Die Blu-ray von Plaion enthält neben dem 133-minütigen Hauptfilm noch dieses Bonusmaterial: “Sotto la maschera – Hinter der Maske“ (47:11 min, wahlweise mit deutschen Untertiteln), “VFX Breakdown – Die Spezialeffekte“ (2:27 min), “Charakter-Trailer Diabolik“ (0:34 min), “Charakter-Trailer Eva“ (0:33 min), “Charakter-Trailer Ginko“ (0:36 min) und der deutsche Trailer (1:18 min)

Zusätzlich gibt es noch eine Special Edition mit Blu-ray und DVD, die in einem Schuber auch als deutsche Erstveröffentlichung einen 125-seitigen Comic in der Größe einer DVD-Hülle enthält.

Dabei handelt es sich um „Die Verhaftung von Diabolik“ die 1963 erschienene dritte Geschichte mit dem finsteren Helden. Dieser Comic, in dem Diabolik erstmals auf Eva Kant trifft, diente den Manetti Bros. als Vorlage für ihren Film.

Das Heftchen mit seinen eher schlichten schwarzweißen Zeichnungen von Luigi Marchesi, auf denen aber alles zum Erzählen der gradlinig-spannenden Geschichte der Giussani-Schwestern erforderlich ist, vermittelt einen Eindruck davon, warum Diabolik zu einem so großen Erfolg wurde.

Auch die Fortsetzung Diabolik wird gejagt ist als Special Edition mit Comicheft erschienen.  

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Olaf Jagger

Dieser Film unterstellt, dass der sächsische Comedian Olaf Schubert eventuell der Sohn von Mick Jagger ist. Schuberts Mutter besuchte 1967 ein Konzert der Rolling Stones in Münster und Stasi-Akten belegen, dass sie dort Jagger nähergekommen ist. Um sich Klarheit zu verschaffen, entwendet Schubert im Stones Pavillon in Bautzen eine Locke von Jagger…

Nachdem der manchmal schreiend komische Pullunder-Komiker sich mit seinem Spielfilm Schubert in Love ganz schön blamiert hatte, gelang ihn mit Olaf Jagger ein erstaunlich vielschichtiges Werk. Die von Heike Fink mit den Stilmitteln eines Dokumentarfilms (gelegentlich aber auch mit denen von Verstehen Sie Spaß?) in Szene gesetzte Geschichte gewinnt dadurch, dass es Olaf Schubert eigentlich gar nicht gibt, sondern dieser eine Alter-Ego-Kunstfigur von Michael Haubold ist.

Daher kann problemlos an dessen Biografie herumgebastelt werden, was der Film auch erstaunlich klamaukfrei macht. So wechselt bei an “Originalschauplätzen“ wie dem Stasi-Unterlagen-Archiv in Berlin oder dem Stadtmuseum Münster gedrehten Szenen der Grundton manchmal nahtlos von skurril zu tragisch. Interessant sind auch die von Haubold erstaunlich glaubhaft gespielten Momente, in den Olaf Schubert immer arroganter wird, nachdem es seiner Meinung nach bereits feststeht, dass Jagger sein Vater ist.   

Für zusätzliche “Authentizität“ sorgen Begegnungen von Schubert mit Zeitzeugen, wie dem ehemaligen FDJ-Präsidenten Hartmut König oder den Musikern Flake Lorenz (Rammstein) und Toni Krahl (City). Letzterer erzählt als interessante Beigabe, wie er 1988 das Lied Halb und halb bei einem Konzert in Ost-Berlin nicht singen durfte, da dies den im Publikum sitzenden DDR-Granden Egon Krenz verärgern könnte. Krahl trug daher den Songtext als Gedicht vor: „Im halben Land und der zerschnittenen Stadt, halbwegs zufrieden mit dem, was man hat. Halb und halb.“  

Die DVD von Neue Visionen Medien GmbH enthält neben dem 97-minütigen Hauptfilm noch diese Extras: Audiokommentar mit Olaf Schubert. Heike Fink und Produzent Torsten Reglin, Interviewschnipsel mit Olaf Schubert, Heike Fink und Torsten Reglin (3:49 min), Gelöschte Momente (21:23 min) und Musikvideo “Wer die Rose ehrt“ (3:11 min)

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Last Exit Schinkenstraße

Am Anfang kehrt Heinz Strunk kurz in die Welt von Fleisch ist mein Gemüse zurück. Er spielt den Saxophonisten Peter Voss, der zusammen mit seinem besten Kumpel, dem Trompeter Torben Bruhn (großartig: Marc Hosemann aus Die Discounter) in der ziemlich durchschnittlichen Partyband Boarding Time spielt. Bei einem Auftritt zum 50. Jubiläum eines Fleisch- und Wurstspezialisten erklingt auch der Heinz-Strunk-Hit Alarmstufe Rahmstufe.

Was jedoch nicht erklingt sind die Blasinstrumente von Hans und Torben. Die nicht mehr ganz jungen Mucker (Fachbegriff für mittelprächtig begabte Tanzmusiker, die bis spät in die Nacht Liveauftritte abliefern) hätten eigentlich schon während des Auftritts merken müssten, dass sie durch eine attraktive Sängerin ersetzt werden sollen.

Als ihnen dann der Bandleader Manni (herrlich schmierig: Charlie Hübner) auch noch das Tschüss anbietet, bricht für Peter und Torben eine gar nicht so prächtige Welt zusammen. Mit dem Mut der Verzweifelten versuchen sie dies als Chance zu sehen. Peter tritt als Pierre Panade am Ballermann mit selbstkomponierten Saufhits wie Liebesdöner oder Du sollst nicht lecken, bevor es tropft auf und Torben fungiert als sein Manager.

Die erste 20-minütige Episode dieser auf Amazon Prime online gestellten sechsteiligen Serie ist ebenso pointen- wie milieusicher. Danach gelingt es nicht immer dieses Niveau zu halten. Doch Strunks manchmal gar nicht so dunmme dumme Sprüche, die vor Ort auf Mallorca eingefangene Dauerparty inklusive allerlei tragikomische Momente, sowie amüsante Gastauftritte von Katharina Wackernagel, Bjaene Mädel, Ollie Schulz und (natürlich) Mickie Krause sprechen für Last Exit Schinkenstraße.

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Woody Allen in Comic Strips

Der Zeichner Stuart Hample kannte Woody Allen schon lange vor dessen Zeit als erfolgreicher und total unabhängiger Filmemacher. Er erlebte ihn in den 60er-Jahren als unbekannten Standup-Comedian, dessen Auftritte in New Yorker Clubs kaum jemanden zum Lachen brachte. 1975 schließlich kam er auf die Idee den mittlerweile sehr beliebten Filmkomiker zur Hauptfigur eines Zeitungsstrips zu machen. Allen war nicht abgeneigt und ließ Hamples Cartoonfigur sogar eine Zeichentricksequenz in Der Stadtneurotiker animieren.

Die einzelnen Strips von Stuart Hamples 1976 gestarteter Serie Inside Woody Allen begutachtete der Filmemacher höchstpersönlich und er stellte sogar Kladden mit unverwendeten Witzen zur Verfügung. Hiermit konnte Hample jedoch recht wenig anfangen, vielmehr flossen persönliche Erlebnisse mit Allen in seine Arbeit ein.

So inspirierte ihn die Tatsache, dass sich Woody Allen in New York zwar gerne mit einem tief ins Gesicht gezogenen Hut tarnte, sein Taxi aber erst dann verließ, wenn die Gehsteige halbwegs gut mit Passanten gefüllt waren.

Von 1979 bis 1981 erschienen bei Ehapa sechs Taschenbücher mit Woody-Allen Comics.

Woody Allens Manager Jack Rollins sah den Comicstrip als Möglichkeit seinen Klienten auch in jenen ländlichen US-Regionen populär zu machen in denen seine Filme nicht im Kino gezeigt wurden. Der Strip lief bis 1981, wobei das King Features Syndicate immer wieder bemängelte, dass die Gags viel zu abgehoben sind.

Eichborn veröfentlichte 1988 zwei Bände

Ein Sammelband mit dem Titel Vom Irrsinn des Lebens ist zwar keine Gesamtausgabe von Inside Woody Allen, enthält aber thematisch gegliedert zahlreiche gut ausgewählte meist wirklich lustige Strips.

Der Sinn von R. Buckminster Fullers hingekrackelten Prolog hat sich mir zwar nicht erschlossen, doch Stuart Hamples Vorwort ist äußerst aufschlussreich. Für die Reproduktion der Comicstrips wurden die Originalzeichnungen verwendet und diese kamen dann farbig reproduziert zum Abdruck.

Dadurch gibt das Buch einen sehr lebendigen Einblick in Hamples Arbeitsweise und hat zudem noch das Flair eines prachtvoll aufgemachten Ausstellungskataloges.

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Aus dem EC-Archiv: Wally Wood – Band 5

Der All Verlag veröffentlichte zuvor in drei Bänden alle Science-Fiction- und Fantasy-Storys, die der geniale Zeichner Wally Wood für die Comicserien von EC zu Papier gebracht hatte. Zu bestaunen sind in diesen Geschichten außerirdisch schöne Frauen, furchterregende Monster und tollkühne Raumfahrer, deren Helme wie umgedrehte Goldfischgläser aussehen.

Anschließend folgte eine Collection mit der erotischen Kunst von Wood. Enthalten sind auch ebenso so peinliche wie traurige Arbeiten aus dem Spätwerk des Künstlers, der sich 1981 im Alter von 54 Jahren, nach mehreren Schlaganfällen und nachdem er auf dem linken Auge erblindet war, das Leben nahm.

In einem weiteren Band aus dem EC-Archiv präsentiert der All Verlag alle Abenteuer-und Kriegs-Comics von Wood. Diese 21 Geschichten stammen aus den Magazinen Two-Fisted Tales, Frontline Combat, Piracy, Valor und Aces High.

Die Comics zeigen, dass es für Wood damals keine Grenzen gab. Ob Seeschlachten, Gladiatorenkämpfe im alten Rom, Jagdflugzeuge aus dem Ersten Weltkrieg, wilde afrikanische Elefanten oder die Explosion der Atombombe, es gab nichts, was Wally Wood nicht unübertrefflich perfekt in Szene setzen konnte.

Enthalten sind auch einige prächtig anzusehende mittelalterliche Rittergeschichten, die immer noch traurig darüber machen, dass es nicht Wood war, der 1971 von Hal Foster als Nachfolger für seine Serie Prinz Eisenherz ausgewählt wurde. Foster veröffentlichte zwar eine beeindruckende Probeseite von Wood innerhalb der Serie, verfügte danach jedoch, dass sein ehemaliger Assistenten John Cullen Murphy Prinz Eisenherz übernahm.

Doch zurück zu den EC: Die Comics in diesem Band sind nur sehr selten ausschließlich eskapistische Abenteuer-Unterhaltung, sondern sie regten fast immer unaufdringlich zum Nachdenken an. Besonders bemerkenswert sind sieben Kriegs-Comics deren Stories von Harvey Kurtzman stammen. Dieser hatte dafür sorgfältig recherchiert und war nicht daran interessiert Soldaten als Helden darzustellen.

Der spätere Gründer des Satiremagazins MAD, der nicht wenige seiner Kriegscomics selbst zu Papier brachte, verfolgte einen realistischen Ansatz. Kurtzman nahm den Leser direkt mit an die Fronten und in die Schützengräben. Dabei vermittelt er die Ängste, die einfache Soldaten, Piloten bei Luftkämpfen oder Zivilisten bei Bombenangriffen auszustehen haben.

Im lesenswerten Nachwort dieses Bandes schreibt Michael T. Gilbert, dass die Zusammenarbeit zwischen Wood und Kurtzman nicht immer einfach war. Er zitiert den Zeichner: “Ich habe zweimal aufgehört, für Harvey zu arbeiten. Er hatte eine sehr irritierende Art, deine Arbeit zu kritisieren. Es ist nie einfach, für ihn zu arbeiten. Ich mag Harvey und ich respektiere ihn, aber er ist ein harter Mann, er ist ein Tyrann! Es musste immer alles nach ihm gehen, was ich vermutlich in gewisser Hinsicht sogar bewundere.”

Gilbert meint dazu “Mit Kurtzman hatte Wood zu guter Letzt einen noch größeren Perfektionisten getroffen, als er selbst einer war. So sehr er ihn auch respektierte, Wood hasste es, wenn jemand anderes die Kontrolle hatte.“ Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass Wood auch als Texter tätig war. Die in diesem Band enthaltene von ihm im Alleingang realisierte Geschichte Grenze! (Perimeter!) kann bei den Kurtzman-Stories mithalten.

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James Bond: Doppelt oder nichts

Cross Cult hat in vierzehn sehr schön aufgemachten Büchern alle Romane und Kurzgeschichten, die Ian Fleming von 1953 bis zu seinem Todesjahr 1964 schrieb, in der Reihenfolge ihrer Entstehung veröffentlicht. Anschließend folgten – beginnend mit Colonel Sun (1968) von Robert Markham – ebenfalls chronologisch geordnet jene 007-Romane, die nicht aus der Feder von Fleming stammen.

Parallel dazu erschienen bei Cross Cult auch als deutsche Erstveröffentlichung von frisch erschienenen James-Bond-Abenteuern. Den Anfang machte mit Trigger Mortis – Der Finger Gottes, Ewig und ein Tag sowie Mit der Absicht zu Töten eine angenehm nostalgisch angehauchte 007-Trilogie von Anthony Horowitz, die zwischen 1953 und 1964 spielt, also in jenen Jahren in denen Flemings Romane entstanden sind.

Auch die Britin Kim Sherwood arbeitet an einer Trilogie, die in der Welt der Doppelnull-Agenten spielt. Doch – Oh Schreck! – , auf dem Cover ist zu lesen: “James Bond ist verschwunden“, gerade jetzt wo der an Elon Musk erinnernde Milliardär Sir Bertram Paradise mit Hightech den Klimawandel rückgängig machen will. Doch ist er wirklich ein Wohltäter der mit Wetterwaffen unseren Planeten retten will?

Sherwoods erster Double-O-Roman spielt in unserer Gegenwart, bzw. in einer nahen Zukunft, die vielleicht ohne James Bond auskommen muss. Im Zentrum des Buches stehen mit Johanna Harwood, Joseph Dryden und Sid Bashir, die divers besetzten und interessant charakterisierten Agenten 003, 004 und 009. Im MI6 hat sich einiges geändert. Ein Duo von Computernerds hat Q beerbt und Miss Moneypenny nimmt jetzt weitestgehend die Tätigkeiten vom M wahr.

Mit Zustimmung der Rechteinhaber durfte Kim Sherwood die Geheimdienst-Welt von Ian Flemings aktualisieren. Gleichgeblieben sind jedoch die präzise beschriebenen Schauplätze, wie diesmal etwa der Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan, die überraschenden Wendungen und die mitreißend zu Papier gebrachte Action. Es bleibt spannend, wie es Anfang 2024 im nächsten Double-O-Roman A Spy Like Me weitergeht. Wenn bis dahin noch kein Nachfolger von Daniel Craig gefunden wurde, könnte ja nach Sherwoods Vorlage erst einmal ein Double-O-Film ohne James Bond entstehen.

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Alexander Braun: Staying West

2014 erschien mit Going West: Der Blick des Comics Richtung Westen ein bemerkenswerter Bildband, der zugleich Katalog einer Wanderausstellung war. Auf 430 Seiten beschäftigte sich Alexander Braun in Kapiteln wie Krazy Desert Kat, Tim in Amerika oder Mad Mad West mit der Geschichte der Besiedelung des nordamerikanischen Westens auf Kosten der Ureinwohner.

Nachdem er sich zwischendrin im Jahrestakt in weiteren Büchern und Ausstellungen u. a. mit Winsor McCay, Anime, Will Eisner, Horror im Comic oder den Katzenjammer Kids beschäftigt hatte, kehrt Braun in den Wilden Westen zurück. Sein neues Buch heißt Staying West und bietet Braun die “Gelegenheit, das Panorama von damals zu vervollständigen und angesichts der aktuellen Indianer- und Kulturellen-Aneignungs-Debatten einen neuen, kritisch geschärften Blick auf die Gattung zu werfen“.

So geht es auch im zweiten Western-Buch um James Swinnerton, der in den 20er-Jahren die Leser des Magazin Good Housekeeping durch die Serie Canyon Kiddies mit dem Leben und den Ritualen von Hopi-Indianern vertraut machte. Dies geschah ohne eine weiße Identifikationsfigur und ohne Überheblichkeit. Braun merkt an, dass aus heutiger Sicht leicht kritisiert werden kann, dass sich hier “ein weißer Zeichner einen indigenen Schauplatz aneignet, um damit in der Zeitschrift eines weißen Mannes zu einem weißen Publikum zu sprechen.“

Doch “es gab 1922 keine großen Publikumsmagazine eines indigenen Verlegers für ein indigenes Publikum. Es gab nicht einmal Zeichner mit indigenen Wurzeln“. Daher wäre die Alternative zu Swinnertons Serie, dass “überhaupt nicht über indianische Kultur geredet worden wäre.“ An anderer Stelle in diesem Buch schreibt Braun: “Wenn an die Stelle einer vermeintlich falschen Darstellung eine Gar-nicht-mehr-Darstellung tritt, ist dem Problem wenig gedient.“  

Daher lohnt es sich genau hinzusehen, und es ist bemerkenswert, was Braun entdeckt hat. So beschäftigt er sich mit einem Disney-Comic von Carls Barks, der bei uns unter dem Titel Onkel Dagobert im Lande der Zwergindianer bekannt ist. Dabei fiel ihm auf, wie sensibel sich Barks hier mit indigener Kultur beschäftigt hat und wie wenig davon in der deutschen Übersetzung von Erika Fuchs übriggeblieben ist. Ganz anders als im Original wollen hier etwa Tick, Trick und Track gerne ein paar der “Zwergindianer“ mitnehmen, wozu Braun anmerkt: „Hagenbecks Völkerschauen lassen grüßen.“

Braun schreibt sogar: “Schlechter als Fuchs kann man den Originaltext kaum übersetzten.“ Das trifft sicher nicht auf die komplette und beachtliche Lebensleistung von Erika Fuchs zu. Doch anstatt – wie es aktuell geschieht – an den “heiligen“ Fuchs-Texten im Sinne von aktuellen Empfindlichkeiten herumzubasteln, wäre es der deutschen Comickultur förderlicher, wenn sich Neuübersetzung ausschließlich am Original von Carl Barks orientieren würden.

Auch ansonsten ist der beklagenswerte Zustand der deutschen Comickultur ein Leitmotiv von Braun zweiten Western-Buch. Wohl auch wegen ihrer mangelnden Qualität fanden im ersten Band in Deutschland entstandene Comics keine Berücksichtigung. Doch wenn es diesmal auch um die Karl-May-Comics, Hansrudi Wäscher oder die deutschen Bearbeitungen der Bessy– oder Silberpfeil-Hefte geht, dann fällt das gut begründete Urteil von Braun über die Produzenten vernichtend aus: “Von Walter Lehning über Rolf Kauka bis Gustav Lübbe: Niemand hatte Kenntnisse vom Comic-Machen, geschweige denn von der Comic-Historie. Alle wollten lediglich etwas verkaufen, für das offensichtlich eine Nachfrage bestand.“

Doch es gibt Hoffnung. Sehr ausführlich lobt Braun Zarter Schmelz, die großartige Lucky-Luke-Hommage von Ralf König. Durch sein neues opulent bebildertes Buch zeigt Alexander Braun mit klugen Analysen und kompetenten Erläuterungen zu den zahlreichen Abbildungen einmal mehr, dass es um die deutsche Comickultur nicht ganz so schlecht bestellt ist.    

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Heißer Verdacht – Prime Suspect

Anfang der 90er-Jahre gab es in Großbritannien weder bei der Polizei noch in TV-Serien weibliche Führungskräfte, die Ermittlungen leiteten. Dies änderte sich erst nachdem Helen Mirren 1991 als Detective Chief Inspector Jane Tennison ihren Dienst in der fiktiven Southampton Row Police Station in Central London antrat.

Die Serie Prime Suspect wurde zwar hauptsächlich in Manchester gedreht, doch die Erfahrungen, die Tennison mit ihren männlichen Mitarbeitern und Vorgesetzten machte, basieren auf tatsächlichen Erlebnissen von Jackie Malton, die eine der ersten weiblichen Polizeidetektive in England war. Malton gab Helen Mirren den Ratschlag als Jane Tennison im Dienst niemals zu lächeln, da dies als Schwäche ausgelegt werden kann. Malton glich auch die Drehbücher von Lynda Joy La Plante mit ihren Lebenserfahrungen ab.

Die von Mirren gespielte Kriminalistin hat durch ihre Hartnäckigkeit zwar große Erfolge, zahlt dafür aber auch einen hohen Preis. Da sie quasi immer im Einsatz ist, gehen ihre Beziehungen beständig in die Brüche. Obwohl sie im Job mit vielen Menschen konfrontiert wird, ist sie einsam. Mirren gelingt es sowohl das Leid von Jane Tennison, die in der letzten Episode zu den Anonymen Alkoholikern geht, als auch ihre kurzen Momente des Triumpfes, die die Polizistin gerne im Spiegel betrachtet, mitreißend darzustellen.

Aus heutiger Sicht mögen die ersten drei Staffeln, die jeweils eine durchgehende Geschichte in zwei spielfilmlangen Episoden erzählen, ein wenig langatmig wirken. Doch die in spannende Handlungen verpackten Themen Gleichberechtigung, Rassismus und Homophobie stehen immer noch auf der Tagesordnung.

Als in der vierten Staffel drei in sich abgeschlossene Episoden erzählt wurden, hob die Serie für mich richtig ab. Ich vergaß völlig, dass ich hier eine vor drei Jahrzehnten entstandene Serie sah und war live dabei als Jane Tennison immer wieder vergeblich versuchte, ein Privatleben am Rande ihrer Ermittlungen zu führen.

Die siebte und letzte Staffel wurde 2006 ausgestrahlt und erzählt von Jane Tennisons letzten Fall. Wer Prime Suspect heute bingewatcht, kann an einem Tag die Highlights und Tiefpunkte eines 15-jährigen Berufslebens miterleben. Manche der Geschichten mögen etwas künstlich zugespitzt wirken, doch wenn es Jane Tennison gelingt Licht in ganz finstere Angelegenheiten zu bringen, dann scheint ihr Einsatz ohne Rücksicht auf eigene Verluste Sinn zu machen.

Zum Abschluss noch ein paar Worte zur Heimkinoveröffentlichung. In Großbritannien ist eine Box mit allen sieben Staffeln auf 10 DVDs erschienen. In Deutschland veröffentlichte Koch Media eine schön aufgemachte Blu-ray-Edition im Schuber. Die “Superbox mit 6 Discs“ hat allerdings ein paar Schönheitsfehler.

So fehlt die siebte Staffel, obwohl es dazu als Bonus ein Making-Of gibt. Die Bildqualität schwankt, die Episode Kind vermisst (The Lost Child) ist seltsamerweise nur im Vollbildformat enthalten und die frühen Episoden wurden nicht komplett synchronisiert. Für letzteres sind die öffentlich-rechtlichen Sender verantwortlich, die anscheinend ihren Zuschauern 1996 nicht zumuten wollten, dass Jane Tennison abgetrieben hatte. Auch in dieser Hinsicht sind die Heimkino-Editionen interessant, denn hier sind auch jene Szenen (mit deutschen Untertiteln) enthalten, die bei der deutschen Erstausstrahlung fehlten.  

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