Der neuste 007-Film Keine Zeit zu sterben wurde zwar auf 2021 verschoben, doch das ist natürlich kein Grund sich nicht trotzdem mit der Welt von James Bond zu beschäftigen. Bei Cross Cult liegen alle Romane und Kurzgeschichten vor, die Ian Fleming von 1953 bis zu seinem Tode im Jahre 1964 über den Geheimagenten ihrer Majestät verfasste.
Hinzu kommen noch 007-Bücher von anderen Autoren, bis hin zu Anthony Horowitz‘ gelungenen literarischen Neustart mit Trigger Mortis sowie Ewig und ein Tag. Dies interessante Programm wird durch ein recht amüsantes Sachbuch ergänzt. Danny Morgenstern beschäftigt sich chronologisch geordnet mit allen 007-Filmen, von der TV-Produktion Casino Royale von 1954 mit Peter Lorre bis hin zu Keine Zeit zu sterben, doch in den einzelnen Kapiteln präsentiert er mehr als 2.500 (nutzlose?) Fakten ohne Einleitung und ohne jegliches Ordnungsschema.
Doch dies tut dem Unterhaltungswert des Buchs keinerlei Abbruch. Präsentiert werden kurz und appetitlich angerichtete Zitate, Anekdoten und Infos zu Dreharbeiten, gescheiterten Plänen oder deutschen Versionen der Titelsongs. Diese herrlich chaotische Mischung dürfte jeden Freund von James Bond verschmerzen lasssen, dass das Buch keinerlei Register oder Bebilderung enthält und dazu einladen es in Rekordzeit durchzulesen.
Um die wahren Hintergründe einer gigantischen Juwelenschieberei aufzuspüren, ist James Bond der geheimnisvollen Octopussy auf den Fersen. Sie ahnt nicht, dass sie von einem Wahnsinnigen hinters Licht geführt wird. Der russische General Orlov benutzt ihren Zirkus vorgeblich, mit ihm den geraubten Kreml-Schatz durch Europa zu schmuggeln. Tatsächlich dient er ihm nur als trojanisches Pferd für einen atomaren Sprengkörper, der auf dem Gelände der US-Airforce in Feldberg detonieren soll.
Während Sean Connery bereits für ein konkurrierendes Bond-Projekt unterschrieben hatte, pokerte Roger Moore so geschickt um seine Gage, dass sogar schon Probeaufnahmen mit Josh Brolin als neuer 007 gedreht wurden. (Bei diesem stand ihm Maud Adams zur Seite und einige Ausschnitte von den Probeaufnahmen sind übrigens auf dieser DVD enthalten.)
Letztendlich war es wohl das locker auf einer Kurzgeschichte von Ian Fleming basierende recht märchenhafte und verspielte Drehbuch, das Roger Moore schließlich zur Serie zurückkehren ließ.
Die größere Aufmerksamkeit in Presseberichten erhielt seinerzeit zweifelsohne Sean Connerys gelungenes und sehr selbstironisches Bond-Comeback Sag niemals nie, das sich dann jedoch nur als eine Neuverfilmung von Feuerball entpuppte. In den Kinos hingegen wollten deutlich mehr Zuschauer den „offiziellen“ Bond-Film sehen und daher war Roger Moore auch noch bereit in Im Angesicht des Todes als 007 zu agieren.
Ein farbenprächtiger Schauplatz wie Indien, eine Hauptdarstellerin wie Maud Adams, mit der sich Moore schon beiDer Mann mit dem goldenen Coltbestens verstand, und ein Finale, bei dem Moore unter einer Clownsmaske sogar ungewohnt emotional agieren musste, machten Octopussy zu einem meist etwas verkannten Highlight innerhalb der Serie. Der Film wäre ein wirklich gelungener James-Bond-Abschied für Roger Moore gewesen.
Extras der DVD-Edition: Audio-Kommentar von Regisseur John Glen, einigen Darstellern (Roger Moore ist nicht dabei) und sonstigen Beteiligten, wie alle Extras wahlweise mit deutschen und englischen Untertiteln; Audiokommentar von Roger Moore; „Inside Octopussy“, ein umfassender 33-minütiger Einblick in die Entstehung des Filmes. Bemerkenswerterweise wird in diesem Bericht konkret auf den Konkurrenzbond „Sag niemals nie“ eingegangen und sogar ein kurzer Ausschnitt gezeigt; Ein 21-minütiges Portrait des Bond-Designers Peter Lamont; Bericht „James Bond in Indien“ (28:14 min); Diverse Screentests von James Brolin, teilweise von ihm selbst anmoderiert (4:15 min + 1:40 min + 1:33 min); Amateuraufnahmen vom Dreh von Statist Ken Burns (6:40 min); Peter Lamont auf Motivsuche in Berlin (4:32 min); Berichte über die Stunts: Jeep-Crash (3:47 min), Flugzeug-Absturz (3:24 min) und Luftkampf (4:31 min); Animierte Storyboard-Szenen („Taxi-Verfolgung“ 3:33 min und „Bond rettet Octopussy“ 3:21 min); Musikvideo „All Time High“ von Rita Coolidge (2:38 min, 2,35 : 1, nicht anamorph, Dolby 2.0); „Missionskontrolle“: Thematisch gegliederte Zusammenstellung einiger besonders markanter Szenen, hervorzuheben ist die Möglichkeit die Titelsequenz ohne den Text bzw. die Credits zu betrachten; Trailer zum Kinostart (3:24 min, 1,85 : 1, anamorph, Dolby 2.0); 3 Kurztrailer (je 0:30 min, 1,85 : 1, nicht anamorph, Dolby 2.0); 8-seitiges farbiges Booklet
Bereits in seinen US-Debüt Memento, spielte Christopher Nolan damit, zurück in der Zeit zu reisen. Vor 20 Jahren geschah das allerdings dadurch, dass Szenen einer eher konventionellen Kriminalgeschichte in umgekehrter Reihenfolge aneinandergereiht wurden. Bei Tenet hingegen gibt es einen Science-Fiction-Aufhänger, der Nolan die wildesten Vorwärts-Rückwärts-Spielereien erlaubt.
Allzu viel spoilern kann ich zu diesem Thema nicht, denn um die Handlung vollständig zu verstehen, sind noch weitere Sichtungen des Films nötig. Doch – so viel sei verraten – auch diesmal gelingt es Nolan den Zuschauer nicht nur zu verwirren, sondern auch zu fesseln.
Tenet ist durch seine verrätselte Struktur nicht nur ein typisches Werk des Regisseurs von The Prestige und Interstellar, sondern zugleich auch Christopher Nolans Version eines James-Bond-Films. Spätestens mit seiner an Im Geheimdienst ihrer Majestät erinnernden Traum-Ebene in Inception hat Nolan sich als großer Fan der Agenten-Serie geoutet.
Ein ähnlich mitreißendes und innovatives Stück Kino werden die Produzenten der 007-Reihe in absehbarer Zeit ganz sicher nicht zustande bringen. Dies liegt nicht nur daran, dass der nur “Protagonist“ genannte Geheimagent mit John David Washington von einem schwarzen US-Amerikaner verkörpert wird und sein Love Interest – Elizabeth Debicki spielte eine ähnliche Rolle als „Gangsterbraut“ in The Night Manager – eine junge Mutter ist.
Bemerkenswerter ist, neben der völligen Unberechenbarkeit der Handlung, das nahezu vollständige Fehlen von Ironie. Dadurch wird der explosive Realismus, mit dem Nolan seine Action-Szenen fast ohne digitale Tricks umsetzte, noch stärker hervorgehoben .
Erstaunlich ist auch, was Nolan aus seinen Schauspielern herausholt. Kenneth Branagh hat sich vor einigen Jahren in Jack Ryan: Shadow Recruit bereits selbst als russischer Oligarch in der Schurkenrolle in Szene gesetzt. Doch dies ist kein Vergleich zu dem Kotzbrocken Viktor Cherevin, den Branagh diesmal in bedrohlichen Farben auf die Leinwand zaubert.
Überraschend ist auch, wie gut sich Twilight-Star Robert Pattinson als Action-Held an der Seite von John David Washington macht. Fast könnte man meinen, Nolan hätte ihn dadurch auch gleich fit gemacht für seine nächste Rolle als The Batman.
Es sei noch verraten, dass am Ende von Tenet einige Geheimnisse rund um die von Washington und Pattinson verkörperten Charaktere andeutet werden. Christopher Nolan wäre durchaus zuzutrauen, dass ihm – ähnlich wie bei seiner Batman-Trilogie – einige gleichwertige Fortsetzungen gelingen werden.
Als zweiten Bond-Roman ließ Horowitz Ewig und ein Tag folgen. Im Gegensatz zu fast allen anderen nicht von Ian Fleming geschriebenen 007-Büchern wird auch hier keine in der jeweiligen Gegenwart angesiedelte Geschichte erzählt, die sich zudem auch noch darum bemüht die Gigantomanie der 007-Kinofilme zu übertreffen. Anthony Horowitz, der bereits Bücher mit Sherlock Holmes verfasste, schildert den ersten Einsatz von James Bond als 007. Angesiedelt ist die Geschichte in den 50er-Jahren, also zu jener Zeit als Fleming damit begann über den britischen Agenten mit der Lizenz zum Töten zu schreiben.
Horowitz, der ein fast lebenslanger Fan von Ian Flemings Büchern ist, bekam von dessen Erben die Erlaubnis zum Einblick in nicht verwendete Texte des Autors. Das hat diesmal nicht nur Vorteile gehabt, denn – wie er im Nachwort dieses Buches schrieb – fand Horowitz in den Reiseaufzeichnungen Flemings die angeblich wahre Geschichte über einen sowjetischen Admirals, der die Kanonen des von ihm kommandierten Schlachtschiffs Alexander Koltschak auf das Casino von Monte Carlo richten ließ und mit Beschuss drohte, sofern ihm nicht seine Spielschulden erlassen werden. Hier hat sich Fleming anscheinend weniger von tatsächlichen Ereignissen, sondern stärker vom Drehbuch des 1931 entstandenen UFA-Film Bomben auf Monte Carlo mit Hans Albers inspirieren lassen.
Doch abgesehen von dieser nur als kurze Rückblende in die Handlung einfließende Episode gelang Horowitz ein spannendes Buch, das voll in der Tradition von Fleming steht. Genau wie dieser beschreibt er ebenso detailreich wie schillernd Schauplätze und Charaktere, aber auch die Speisen und Getränke, die diese zu sich nehmen. Mit der geheimnisvollen Sixtine gelang Horowitz eine starke Frauenfigur. 007 fühlt sich zu dieser Dame hingezogen, obwohl : „Sie war etwa 10 Jahre älter als Bond und das machte sie für ihn mindestens fünfzehn Jahre zu alt, um wirklich begehrenswert zu sein“. Doch der frischgebackene Geheimagent lernt noch einiges von Sixtine. Auch die Schurken, allen voran der mehr als schwergewichtige Korse Jean-Paul Scipio, und ihre bedrohlichen Pläne, die sie natürlich bereitwillig ausplaudern, sorgen für echtes Bond-Feeling. Der Roman Mit der Absicht zu töten vollendete Horowitzs James-Bond-Trilogie.
Als Jane Seymour, eine ausgebildete Balletttänzerin, während der Dreharbeiten zu Leben und Sterben lassen herumalberte und Roger Moore darauf hinwies, dass sie ihre Beine weiter auseinanderspreizen könne als er, entgegnete dieser: “Ich muss das auch nicht, um ins Filmgeschäft zu kommen, mein Entlein.“
Wer nun erwartete, dass es in Moores Film-Tagebuch vor sexistischen Knallschoten nur so wimmelt, dürfte enttäuscht sein. Der Schauspieler absolvierte die Dreharbeiten zu seinem ersten James-Bond-Film fast komplett an der Seite seiner italienischen Gattin Luisa und auch die beiden Kinder waren oft in der Nähe. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, über fremdgehende Crew-Mitglieder zu spotten.
Bemerkenswerter ist aber, dass Roger Moore, der eng mit Harry Belafonte und Sidney Poitier befreundet war, auch Rassismus thematisiert, zumal die Romanvorlage von Ian Fleming nicht frei davon ist. So hätte er es eigentlich für angebracht gehalten, wenn in Leben und Sterben lassen nicht nur der von Yaphet Kotto verkörperte Schurke von einem schwarzen Darsteller verkörpert wird, sondern auch das Bond-Girl. Mit großer Verwunderung (und wohl auch mit unterdrückter Wut) reagiert er auf die Äußerungen von Landsleuten, denen es sauer aufstieß, dass an seiner Seite – also neben einem britischen National-Heiligtum – in einer Nebenrolle die schwarze Darstellerin Gloria Hendry zu sehen ist.
Doch in erster Linie wird hier ein sehr lebendig geschriebener Einblick in die Produktion eines Filmes geboten, der in New Orleans, auf Jamaika, in New York und natürlich den Pinewood Studios in London entstanden ist. Leben und Sterben lassen unterhält auch nach 45 Jahren immer noch bestens, das gilt auch für Roger Moores oft sehr pointierte Einträge in sein Film-Tagebuch.
Im Kino und TV waren bisher acht verschiedene Darsteller als Felix Leiter zu sehen. Daher erstaunt es nicht, dass dieser unverwüstliche Charakter jetzt auch ganz ohne James Bond die Welt retten darf. Der Verlag Dynamite startete 2015 mit VARGReine Reihe von James-Bond-Comics, die sich stärker an Ian Flemings Romanen als den Kinofilmen orientieren. Daher muss Leiter auch hier mit Prothesen leben.
James Bond tritt nur in einer kurzen aber wichtigen Rückblende auf und versorgt Felix Leiter mit Hightech-Prothesen. Im Zentrum des Comics steht noch ein weiterer Nebencharakter aus dem 007-Universum. Felix Leiter sollte eigentlich in Tokio gemeinsam mit dem aus Man lebt nur zweimal bekannten japanischen Geheimdienst-Chef Tiger Tanaka eine russische Spionin jagen. Doch ein schreckliches Attentat, bei dem ein Mensch zur tödlichen chemischen Waffe wurde, kam dazwischen…
Die Geschichte vom britischen Autor James Robinson ist eine interessante Mischung aus Action und Psychogramm. Aaron Campbell findet dazu die richtigen manchmal ein wenig zu großformatigen und leeren Bilder. Der an seiner Behinderung und – vor allem dank James Bond, der immer “seine Missionen überlebt und Mädchen kriegt“ – an Selbstzweifeln leidende Felix Leiter ist ein interessanter Charakter und kann gerne in Serie gehen.
Splitter veröffentlicht die aus sechs Heften bestehende Mini-Serie als schön aufgemachten Hardcover-Band. Für Sammler gibt es zudem noch eine auf 1007 Exemplare limitierte Variantcover-Ausgabe mit leicht erweiterten Umfang (8 Seiten) und Kunstdruck.
Das Buch kommt vielleicht etwas spät, aber es kommt. Nachdem der letzte James-Bond-Film Spectremit einem Einspielergebnis von 880 Millionen Dollar zwar gut Kasse machte, aber inhaltlich enttäuschte, gibt es nun doch noch einige gute Gründe, den Film zu mögen. Die seit 1990 als Künstler-Duo Anderson & Low zusammenarbeitenden Fotografen Jonathan Anderson und Edwin Low durften am Set von Spectre knipsen.
Resultat der Sessions ist ein mit 64 Seiten gar nicht einmal so dickes querformatiges Buch, das jedoch völlig anders ist als jene Making-Of-Prachtbände, die zu allen möglichen Spezial-Effekt-Filmen veröffentlicht werden. Daniel Craig ist nur dreimal zu sehen, als Pappkamerad auf Zielscheiben. Ansonsten sind die in den legendären britischen Pinewood Studios entstandenen Fotos von Anderson & Low völlig menschenleer. Kein Christoph Waltz und keine Monica Bellucci lassen sich blicken. Abgebildet sind nur die nackten Kulissen, die dem Kinobesucher vorgaukeln sollen, dass sich das Geschehen in Marokko, Mexiko oder Rom abspielt.
Doch “in Wirklichkeit“ wurde alles in den Pinewood Studios nachgebaut, was erst auf dem zweiten Blick durch die Scheinwerfer an den Decken zu erkennen ist. Hier entsteht Verwunderung darüber, dass selbst die Aufnahmen vom eher enttäuschenden Spectre-Finale nicht etwa auf der Londoner Westminster Bridge entstanden sind. Die nächtliche Kulisse wurde riesengroß und komplett mit Häuserfassaden in den 30 Kilometer von der britischen Hauptstadt entfernten Studios nachgebaut.
Beim Durchblättern des Buchs entsteht immer wieder Erstaunen darüber, was alles extra für die Dreharbeiten erschaffen wurde. Das erweckt Bewunderung für die Techniker von Pinewood und noch mehr Enttäuschung darüber, dass der ganze Aufwand für ein so laues Filmchen betrieben wurde.
Abgerundet wird das Buch, das zugleich der Katalog einer in Berlin gezeigten Ausstellung ist, noch durch englischsprachige Vorworte, u. a. vom Spectre-Regiseur Sam Mendes, der einlädt zum Besuch einer Welt, in der Phantasie und Realität aufeinander treffen.
Mit der aus sechs Heften bestehenden Mini-Serie VARGR wird nach einer Pause von 20 Jahren wieder ein Comic mit James Bond veröffentlicht. Bei uns erscheint die Serie gebündelt bei Splitter als reguläre und als limitierte, mit viel Bonusmaterial angereicherte, Vorzugsausgabe.
Normal-Ausgabe
Der Geheimagent ihrer Majestät sieht im Comic in keinster Weise wie Daniel Craig aus. Doch genau wie in den letzten Kinofilmen hat Miss Moneypenny dunkle Hautfarbe, genau wie diesmal auch ihr Vorgesetzter M.
Die Geschichte stammt vom britischen Comic-Autor Warren Ellis, der bereits in seinem erfolgreich verfilmten Comic “R.E.D. – Älter, Härter, Besser“ seine Liebe zum Geheimagenten-Genre zum Ausdruck brachte.
Vorzugs-Ausgabe
Ellis hat anscheinend nicht nur die 007-Filme gesehen, sondern auch Ian Fleming gelesen. Genau wie in dessen Büchern mag James Bond im Comic Bourbon lieber als Scotch und verschmäht Tee, den er für “braunen Schlamm“ hält. Bei einem sich über ein ganzes Heft hinziehenden ohne viele Worte auskommenden Showdown in Helsinki bringt James Bond den Mörder von 006 zur Strecke. Der Zeichner Jason Masters setzt die Action in großen Panels mitreißend in Szene und wenn es besonders brutal wird, unterlegt der Kolorist Guy Major die Bilder mit blutroten Farbtönen.
In der deutschen Fasung ist Angela Merkel nich „bloody“.
Einen Großteil des Abenteuers hat James Bond diesmal in Berlin zu bestehen. Hier sorgt er für Abwechslung im Alltag der britischen Botschaft, deren Angestellten sich dabei langweilen, jeden Tag die Mails von Angela Merkel lesen zu müssen. Doch mit dem Industriellen (und Drogenproduzenten) Slaven Kurjak und dessen mit tödliche Prothesen ausgestatteten Killer ist nicht zu spaßen. Der Comic-007 macht mehr Spaß als Daniel Craigs letzter Kino-Auftritt in “Spectre“ . Pro Heft gibt es mindestens einen brutal-genüsslich zelebrierten Fight und die Dialoge atmen den Geist von Fleming.
Das ganze Buch liest sich so schnell weg wie ein Manga. Doch keine Sorge, James Bond, Warren Ellis and Jason Masters will be back with “Eidolon”.
Mit Skyfall gelang dem Regisseur Sam Mendes und seinem Team das Kunststück einen ebenso klassischen wie modernen James-Bond-Film zu drehen. Das Werk überzeugte in Sachen Action, doch auch das Drehbuch überraschte immer wieder. Laut Hauptdarsteller Daniel Craig wurde bei Spectre versucht alles noch “bigger and better“ zu machen. Doch das Überraschendste am neuen 007-Film ist, dass es (Vorsicht Spoiler!) keine Überraschungen gibt.
Beginnend mit einer beeindruckend langen Einstellung wurde die in Mexiko-City angesiedelte Pre-Titel-Sequenz zwar nach allen Regeln der Filmkunst während des dort gefeierten “Day of the Dead“ opulent in Szene gesetzt. Doch bevor es action-mäßig richtig losgeht (irgendwie sollte da doch ein Stadion in die Luft gejagt werden, oder?), erklingt auch schon Sam Smiths gar nicht einmal so mitreißender Titelsong Writing’s on the Wall. Immerhin hat Daniel Kleinman für den Vorspann wieder hübsche surreale Bildsequenzen gefunden, in die auch Daniel Craig mit eingebaut wurde.
Der dann folgende Hauptfilm lässt James Bond einmal mehr aus den Dienst ausscheiden, da er auf eigene Kappe ohne Absprache mit M ermittelt hat. Der Grund hierfür ist allerdings halbwegs originell, die dann folgenden in Rom, Österreich (Im Geheimdienst ihrer Majestätlässt hier – aber leider auch nur hier – überdeutlich grüßen) und Marokko gedrehten Sequenzen eher weniger. Wenn hier aus alten 007-Filmen zitiert wird, wirkt dies meist peinlich.
Gut ist Spectre dort, wo der Film auf Skyfall aufbaut und ebenfalls spannende in London gedrehte Momente zeigt. Wenn hier das liebgewonnene neue Team mit M (Ralph Fiennes), Moneypenny (Naomie Harris), Q (Ben Whishaw) und Tanner (Rory Kinnear) außerhalb der gewohnten Büro-Atmosphäre agiert, wirkt der Film frisch.
Keine gute Idee hingegen war es, den Schurken von Christoph Waltz in seinem patentierten schmierig-eleganten Stil spielen zu lassen. Dabei ist der Ansatz, die von Waltz verkörperte Figur Franz Oberhauser (die im Zusammenhang mit Ian Flemings Kurzgeschichte Octopussy steht) mit der Vergangenheit von James Bond zu verknüpfen, durchaus vielversprechend. Doch leider ist das Finale des Films enttäuschend konventionell geraten und macht nicht neugierig auf einen weiteren 007-Film von Mendes. Anscheinend sollte nach dem Hacker-Angriff auf Sony diesmal eine Geschichte erzählt werden, die es nicht wert ist, im Internet vorab ausgeplaudert zu werden.
1962 kam James Bond jagt Dr. No in die Kinos, 2012 startete mit Skyfall der 23. offizielle Film der Erfolgsreihe. Wenn es gilt 50 Jahre James-Bond-Film zu feiern, dann ist dabei auch festzustellen, dass der dauerhafte Erfolg dieser Reihe untrennbar mit den originellen Plakatkampagnen zusammenhängt, die den Mythos vom Superagenten immer wieder dem Zeitgeist angepasst haben. Die ersten Jahrzehnte dominierten bei der Werbung für die Kinofilme leicht und lässig oder auch aufwändig realistisch von Hand zu Papier gebrachte Plakatmotive. Fotos kamen eher selten zum Einsatz und in vielen Ländern malten einheimische Künstlern originelle eigenständige Filmplakate.
Den wichtigsten Beitrag zur 007-Plakatkunst leistete zweifelsohne der US-Amerikaner Robert McGinnis, der ab Feuerball(1965) die wechselnden Bond-Darsteller und die zugehörige Damenwelt in unverwechselbaren Posen porträtierte. Bemerkenswert ist, dass auch das markante Plakatmotiv mit dem tätowierten Pistolenmädchen für den inoffiziellen Bondfilm Casino Royale(1967) aus dem Atelier von McGinnis stammt. Ebenso erstaunlich ist, dass sich dieses Buch nicht nur auf die offizielle Reihe konzentriert, sondern sich neben Casino Royale auch mit dem Konkurrenz-Bond Sag niemals nie beschäftigt, für den – genau wie für den zeitgleich entstandenen offiziellen 007-FilmOctopussy – der begnadete italienische Plakatkünstler Renato Casaro seine Kunstfertigkeit zur Verfügung stellte.
Timothy Daltons zweiter Bond-Film Lizenz zum Töten läutete 1989 das Ende des von Hand gemalten Filmplakats ein. Am Computer erstellte Fotomontagen beherrschten jetzt die Werbekampagnen, die international immer stärker gleichgeschaltet wurden. Daher füllen die Plakate der letzten Bond-Filme nur noch sehr wenige der Seiten dieses Prachtbandes. Der für Bugsy mit dem Oscar prämierte Art-Director Dennis Gassner, der auch an Ein Quantum Trost und Skyfall mitarbeitete, hat dies schöne großformatige Buch zusammengestellt und sachkundig kommentiert.