Geboren wurde er als Frederic Bean Avery. Doch da er aus Texas stammte, nannte man ihn in Hollywood Tex Avery. Nach einigen Lehrjahren bei Walter Lantz und den Warner Brothers, wo er maßgeblich an der Entwicklung von Looney Tunes Charakteren wie Daffy Duck und Bugs Bunny beteiligt war, wechselte Avery schließlich zu MGM. Von 1942 bis 1955 inszenierte er dort 65 einzigartig komische Cartoons.
In Frankreich (und nicht einmal in den USA!) ist mit dem Coffre Collector Limité eine sehr schöne, aber leider auch schon wieder vergriffene, Blechbox mit 63 MGM-Cartoons von Tex Avery und einigen interessanten Extras erschienen. Bei dieser ansonsten sehr gelungenen DVD-Zusammenstellung fehlen mit UncleTom´s Cabana (1947) und Half-Pint Pygmy (1948) zwei von Averys MGM-Cartoons. Beide liefen in den 70er-Jahren deutsch synchronisiert im ZDF, enthalten jedoch Szenen, die heute als Rassismus verstanden werden können.
Extras der französischen DVD-Box: Zwei Dokumentationen über Tex Avery: Einmal 41 Minuten in französischer Sprache, wahlweise mit englischen Untertiteln, und einmal 50 Minuten in englischer Sprache, wahlweise mit französischen Untertiten; Drei Cartoons aus Averys Zeit bei Warner: „Dangerous Dan McCoo“ (1939), „Old Fox & Hounds“ (1940) und „Aviaton Vacation“ (1941), Diverse Skizzen zu 18 Cartoons; Büchlein mit 24 Skizzen zu „Symphony in Slang“
Der 1944 in Cotbus geborene Peter Butschkow war lange Zeit Berliner. Heute lebt er in in Nordfriesland und ist als Cartoonist tätig. Mittlerweile hat er sich auf Ratgeberbücher wie Überleben im Garten oder Überleben beim Zahnarzt spezialisiert, die sich nicht nur zum Verschenken, sondern mindestens ebenso gut zum Lesen eignen.
Zu seinem Erfolgsrezept gehört, dass er nicht ausschließlich auf Cartoons mit hoher Gagdichte setzt, sondern die Ratgeber enthalten auch noch einige mindestens ebenso komische Texte. In Überleben mit Oma erinnert sich Butschkow in rührenden Worten an seine eigene Oma, die ihm immer Bananen aufdrängte und für ihn “noch heute in jeder Banane weiterlebt“.
Daher war für ihn der Gedanke naheliegend, bei einem Band über den immer noch nicht ausgestandenen “Kampf der Geschlechter“ eine (deutlich jüngere) Co-Autorin mit an Bord zu nehmen. Inmitten von Butschkows Cartoons, die sich fast immer erfolgreich darum bemühen, in alle Richtungen auszuteilen, gibt es auch noch zehn kurze Texte mit amüsanten Beobachtungen, bzw. fundierten Männer-Bashing.
Caren Hodels Glossen widmen sich “Helden am Herd“ oder in “Shoppst Du noch oder schläft Du schon“ Männern, die mit dem Einkaufsbummel fremdeln. Diese Texte sind höchstwahrscheinlich ein gut gelungener Versuch zur Neutralisierung von Butschkows stammtisch-kompatiblen Schenkelklopfer-Cartoons wie “Frauen im Weltraum“ (zu sehen ist eine Apollo-Raumfähre mit Gardinen am “Fenster“) oder diesem Dialogwitz: Sagt ne Frau zu ihrem Mann: “Ich kann Dein Schmatzen nicht mehr hören!“, daraufhin er: “Blöd, lauter kann ich nicht!“
Bereits 1953 in der ersten Ausgabe des Playboy waren Cartoons ein wichtiger Bestandteil des Herrenmagazins. Herausgeber und Gründer Hugh Hefner lässt es sich auch heute nicht nehmen ein gewichtiges Wort bei der Auswahl dieser oft erstaunlich kunstvoll gestalteten Onepager mitzureden.
Das vorliegende Buch, das 2000 gleichzeitig als Katalog für eine Wanderausstellung diente, demonstriert durch 176 zumeist farbige Abbildungen die Vielfältigkeit dieser nur sehr selten zotig daherkommenden Arbeiten.
Das Spektrum reicht von den reduzierten Zeichnungen des scharf beobachtenden Jules Feiffer über die MAD und EC- Ikone Jack Davis bis hin zu den kunstvoll mythologischen Werken des Disney-geschulten Eldon Dedini und Plastic Man-Erfinder Jack Cole, von dem auch das Cover des Katalogs stammt.
Höhepunkt des Bandes ist zweifelsohne die sehr plastisch kolorierte Comic-Serie Little Annie Fanny. Die im Buch enthaltene Story parodiert u. a. den James Bond-Film Liebesgrüße aus Moskau. Harvey Kurtzman und Will Elder scheinen dabei sehr stark auf den Geschmack der Playboy-Kundschaft zu schielen.
Doch auch die anderen in diesem Band veröffentlichten Cartoons von Robert »Buck« Brown, John Dempsey, Jules Feiffer, John Bernard »Bud« Handelsman, Arnold Roth, Shel Silverstein, Francis Willford Smith, Erich Sokol und Gahan Wilson liefern, über dralle Kurven hinaus, gelegentlich auch erstaunlich scharfsinnige und manchmal ganz schön bissige Kommentare zum Zeitgeist der frühen 60er-Jahre.
Durch den schwarzen Einband mit der goldgeprägten Zeichnung wirkt sein letzter Cartoon-Sammelband fast schon wie ein posthum veröffentlichtes Vermächtnis. Ein Vierteljahr nach dem Erscheinen von Abgründe verstarb Martin Perscheid in der Nacht zum 31. Juli 2021 im Alter von nur 55 Jahren an Krebs. Er hinterließ uns mehr als 4.000 Cartoons, die – so Antje Hauptner vom Lappan-Verlag – “nicht nur spielen, sondern zubeißen“.
Aus seiner Arbeitsweise machte Perscheid kein großes Geheimnis. 50% seiner Cartoons spotten über das Thema “Frau am Steuer“, den Rest klaut er bei Diddl-Maus und zur Inspiration hört er Pur. Außerdem abonnierte er Gag-Ideen bei einem taiwanesischen Billigunternehmen und seine Cartoons lässt er in Polen “zu einem vorteilhaften Stundensatz“ in einem dicken Tuschestrich zeichnen.
Doch trotz dieser unorthodoxen Arbeitstechnik kam Perscheid mit seinen Cartoons immer ans Ziel, schoss oftmals sogar weit über dieses hinaus. So zeigte er etwa in seinem sich auf das Wesentliche konzentrierenden etwas klobigen Stil, wie sich Präsident Erdoğan bei der ihn besuchenden Angela Merkel bedankte: “Oh wie lieb! Der Kopf von Böhmermann!“
Auf den 128 Seiten von Abgründe wimmelt es nur so von Belegen dafür, dass Perscheids Humor keine Grenzen kennt, am allerwenigsten jene des sogenannten guten Geschmacks. Da verabschiedet sich ein Priester mit den Worten “Ich gehe mal für kleine Jungs!“, das Bestattungshaus Schröder bietet in seinen “Impfgegner-Wochen“ alle Kindersärge zum halben Preis an und im Restaurant “Zum pädophilen Veganer“ gibt es nur junge Erbsen.
Dies sind nur willkürlich ausgewählte Beispiele aus einem Oeuvre, das auf einer Fähigkeit basiert, die Til Mette (dessenPolitisch korrekte Cartoons für links-grün versiffte Gutmenschenauch nicht ohne sind) in seinem Vorwort wie folgt beschreibt: “Perscheid hat ein gutes Auge für den Moment, wo viele von uns aus Angst vor politischer Unkorrektheit aufhören genau hinzuschauen, obwohl massiv Grenzen zum Abgrund auch im eigenen Milieu überschritten werden.“ Martin Perscheid, Du wirst uns fehlen!
Bei einem Luftangriff verlor Carl Ernst Fischer 1944 beide Arme. Der mit Cefischer signierende vielbeschäftigte Illustrator brachte sich bei, mit dem Mund zu zeichnen. Dabei entwickelte er eine erstaunliche Virtuosität, die seine 1952 in der Frankfurter Illustrierten gestartete Serie Oskar zu einem der wenigen deutschen Comic-Klassiker machte.
Seinen ersten Auftritt hatte Oskar in der letzten Folge der von Cefischer gezeichneten, wenig populären, Serie Simsala Bimbo – Der Zauberlehrling. Hier gelingt es dem Kater seine komplette Familie per Zauberstab aus einem Zylinder kriechen zu lassen. Zugleich wurde darauf hingewiesen, das in der nächsten Ausgabe der Frankfurter Illustrierten “unsere neue heitere Bilderfolge beginnt.”
Oskar ist der fünffache Vater von drei Jungs und zwei Mädchen. Obwohl Oskar ein Kater ist, schlägt er sich mit allzu menschlichen Problemen herum, die der Nachkriegs-Generation nicht fremd waren. Wenn seine Frau ein neues Kleid möchte, droht Oskar der finanzielle Ruin, während alle Versuche seine Kinder zu erziehen oder auch nur zu bändigen nach hinten losgehen. Daher versucht er immer wieder verzweifelt und meist vergeblich, vor dem chaotischen Familienleben in die nächste Kneipe zu flüchten.
Ein wiederkehrendes Motiv ist die Zweckentfremdung von Alltags-Gegenständen. Aus Reifenschläuchen werden Boote, das Holz aus einem Lattenzaun verwandelt sich in Skier und mit Hilfe der eigentlich für die Kinder vorgesehenen Wippe kann Oskar immer wieder einen Blick auf die schöne Nachbarin erhaschen.
Nicht jeder Gag ist ein Schenkelklopfer, doch es macht immer wieder Spaß Cefischers Katzenfamilie zu besuchen. Diese lebt ganz selbstverständlich, voll bekleidet in einer von Menschen bevölkerten Welt, doch gelegentlich jagt sie auch Mäuse.
Cefischer erzählt seine Geschichten abwechselnd als Cartoons oder auch in Form von aus zwei bis fünf Panels bestehenden Comics mit sparsam eingesetzten Sprechblasen. Gelegentlich setzen sich die einzelnen Gags zu längere Geschichten zusammen, die etwa über eine Erbschaft oder eine Kreuzfahrt mit Schiffsbruch erzählen.
Der Erfolg dieser mit kräftigen Grautönen und der Schmuckfarbe Rot in Szene gesetzten Serie schlug sich in der Veröffentlichung von zahlreichen Oskar-Sammelbänden nieder. Doch eine schön aufgemachte Gesamtausgabe mit Hintergrundinfos steht noch aus.
Quasi als Ergänzung zu den DC Universe Animated Original Movies sind in loser Folge eine Reihe von kurzen Animations-Filmen entstanden, in deren Zentrum mehr oder oft auch weniger bekannte DC-Charaktere stehen.
Die Reihe wurde 2010 mit gleich vier Kurzfilmen eröffnet. Der dreizehnminütige Cartoon über den Racheengel The Spectre erzählt eine im Hollywood-Milieu spielende Kriminalgeschichte und ist im Bonusmaterial der Blu-ray vonJustice League: Crisis on Two Earths zu finden.
Im selben Jahr entstand neben einem Kinofilm Jonah Hexauch ein animierter Kurzfilm über den Südstaaten-Cowboy mit der ungewöhnlichen Kauleiste. Während auf der großen Leinwand Josh Brolin zu sehen war, redete im Trickfilm Jonah Hex mit der Stimme des ebenfalls für die Hauptrolle vorgesehenen Thomas Jane (The Punisher). Der ebenfalls dreizehnminütige Cartoon ist im Bonusmaterial der Blu-ray von Batman: Under the Red Hood enthalten.
Der auch im Zentrum einer erfolgreichen TV-Serie stehende Bogenschütze Green Arrow trat zuvor in einem Cartoon auf, der ihn an der Seite von Black Canary als Leibwächter einer jugendlichen Königin zeigt. Den zwölfminütige Kurzfilm gibt es als Extra auf der Blu-ray von Superman/Batman: Apocalypse.
Der mit 22 Minuten etwas längere DC-Showcase-Film Superman/Shazam!: The Return of Black Adam erlebte seine Premiere auf DVD und Blu-ray. Erzählt wird von einer Begegnung zwischen Superman und dem mittlerweile auch aus dem Kino bekannten Helden Shazam!, der im wirklichen Leben ein kleiner Junge ist.
Diese leider nicht bei uns erschienene Heimkino-Edition enthält als Bonus die DC Showcase Animated Shorts mit The Spectre, Jonah Hex und Green Arrow. Seltsamerweise gibt es auf der US-Veröffentlichung deutsche Tonspuren zu den bei uns zuvor unsynchronisiert veröffentlichten Kurtfilmen.
2011 folgte ein fünfzehnminütiger, nur bedingt jugendfreier, Kurzfilm mit einer im Rotlich-Milieu ermittelnden Catwoman, der thematisch passend im Bonusmaterial des Animationsfilms Batman: Year One enthalten ist.
Danach pausierte die Reihe und erst 2019 gab es Nachschub. Im Bonusmaterial der Blu-ray zu Batman: Hush ist sich ein fünfzehnminütiger Films zu finden, in dessen Zentrum Sgt. Rock steht. DCs Super-Soldat tritt hier mit einer an die Universal Monsters erinnernden Spezialeinheit gegen Nazi-Zombies an.
Untere den Extras von Wonder Woman: Bloodlines befindet sich ein knapp zwanzigminütiger Animationsfilm mit der von Neil Gaiman geschaffenen ebenso mystischen wie attraktiven Figur Death, die den an sich zweifelnden Künstler Vincent sehr mitfühlend ins Reich ins Reich der Toten begleitet.
Auch der Blu-ray von Superman: Red Son liegt ein Kurzfilm bei, der diesmal von Bruce Timm, dem Mastermind von Batman: The Animated Series, höchstpersönlich in Szene gesetzt wurde. Angesiedelt in den 70er-Jahren treffen hier einige abenteuerlustige Kids auf den gefährlichen Sektenführer Seth. Mit dieser Mischung aus Scooby-Doo und Texas Chainsaw Massacre verbeugt sich dieser sehr stylische Kurzfilm vor dem DC-Heroen The Phantom Stranger.
Das Bonusmaterial der bisher nur in den USA und GBR erschienenen Blu-ray von Justice League Dark: Apokolips Warenthält einen weiteren Animationsfilm. Im Zentrum steht diesmal der Science-Fiction-Haudegen Adam Strange, der auf einem unwirtlichen Planeten gestrandet ist und dort ein Abenteuer erlebt, dessen Atmosphäre an James Camerons Aliensund dessen Monster sowie an Paul Verhoevens Starship Troopers erinnert.
Mit Batman: Death in the Family ist 2020 ein weiterer Beitrag zur Reihe DC Showcase erschienen. Dabei handelt sich um einen “interaktiven Kurzfilm“, der hauptsächlich aus Szenen aus Batman: Under the Red Hood besteht und bei dem der Zuschauer selbst entscheiden kann, ob Jason Todd alias Robin II einen mörderischen Angriff des Jokers überleben wird oder nicht. Die Blu-ray-Edition enthält außerdem noch die bereits zuvor veröffentlichten Kurzfilme Sgt. Rock, Death, The Phantom Stranger und Adam Strange, leider auch diesmal ohne deutsche Synchro.
Sehr erfreulich ist, dass im Bonusmaterial der Blu-ray von Justice Society: World War II mit Kamandi: The Last Boy on Earth! wieder ein animierter Kurzfilm zu finden ist. Im Zentrum steht diesmal die von Marvel-Legende Jack Kirby geschaffene Figur die – inspiriert von der Filmreihe Planet der Affen – in den 70er-Jahren Abenteuer in einer dystopischen Zukunft apokalyptische Abenteuer erlebt. Gegen dies pointiert in Szene gesetzte viertelstündige Mini-Abenteuer fällt der Hauptfilm leider etwas ab.
Auch im Bonusmaterial der beiden Blu-rays zu Batman: The Long Halloween sind wieder animierte Kurzfilme der Reihe DC Showcase zu finden. Die Blu-ray zu Part 1 enthält eine während des Zweiten Weltkriegs spielenden Geschichte mit seit 1969 bei DC kämpfenden Spezialeinheit The Losers. Captain William Storms bunt zusammengewürfelte Truppe entdeckt auf einer geheimnisvollen Insel nicht nur eine Superwaffen-Fabrik, sondern wird auch noch mit einer Horde von Dinosauriern konfrontiert…
Unter den Extras von Batman: The Long Halloween befindet sich ein von Steve Ditko inspirierter sechzehnminütiger Kurzfilm mit Blue Beetle, der in einem bewusst primitiven Animationsstil gehalten ist, um an die billig produzierten Superhelden-Trickserien aus den 60er-Jahren zu erinnern. In dem vorsätzlich etwas albern gehaltenen Filmchen ermittelt Ted Kord alias Blue Beetle zusammen mit dem gesichtslosen Detektiv The Question in einem mit gefährlicher Limonade zusammenhängenden Fall.
Die Blu-ray mit dem 26-minütigen DC Showcase Animated ShortConstantine – The House of Mystery enthält neben den erstmals deutsch synchronisierten Kurzfilmen mit Kamandi, The Losers und Blue Beetle noch die recht interessante Doku DC Showcase: Eine Story nach der anderen.
Bernd Pfarr liebte schön gestaltete Bücher und ließ sich daher seine Lieblingswerke nach eigenen Vorstellungen neu binden. Bereits die erste 2007 beim Steidl Verlag erschienene recht beeindruckende Gesamtausgabe mit den Abenteuern seiner populärsten Figur erlebte der drei Jahre zuvor an Krebs verstorbene Pfarr nicht mehr. An der Sondermann-Edition des Carlsen Verlags hätte er noch mehr Freude gehabt.
Zwar kommt diesmal der komplette Sondermann in einem etwas kleineren Format zum Abdruck, doch die Aufmachung ist ungleich edler. Zwei Bände mit je zwei Lesebändchen stecken in einem schwarzen Schuber. Auf der einen Vorderseite wurde der frühe noch etwas schlankere Büroangestellte eingeprägt, auf der Rückseite der deutlich rundlichere späte Sondermann.
Die ersten Seiten zeigen nicht nur, in welchem redaktionellen Umfeld Sondermann seine Premiere erlebte, sondern sind auch auf dem dünnen leicht glänzenden Papier gedruckt, auf dem die Figur 1987 im “endgültigen Satiremagazin“ TITANIC ihre schwarzweiße Premiere erlebte. Anschließend folgt ein Abdruck aller Cartoons und Comics mit Sondermann auf sehr viel besseren Papier. Die nicht von Bernd Pfarr stammenden Texte wurden weggelassen, was gut ist, denn dessen Geschichten sind zeitlos, da sie – so Robert Gernhardt – dem Leser erlauben “die klare Luft der Unvernunft atmen zu können“.
Die Welt in der Sondermann lebt, ist nur ansatzweise mit der unseren zur Deckung zu bringen. Recht realistisch ist, dass Sondermann immer wieder Gründe dafür findet, an seinem Arbeitsplatz am Schreibtisch zu sitzen, aber nicht arbeiten zu müssen. Doch oft lenken ihn in seinem Büro ganz seltsame Dinge ab, wie Elefanten, die mit dem Ofen Fußball spielen, ein ganz plötzlich auftauchender Yeti oder der “schwüle Elfentick“ seines Chefs.
In einem von einer derart wilden und ungebremsten Phantasie konstruierten Zusammenhang ist es Surrealismus und ganz gewiss kein Rassismus, wenn eines der Hobbies von Sondermann das “Negerschrubben“ ist.
Die Carlsen-Edition enthält neben zahlreichen Vor- und Nachworten noch ausführliche Anmerkungen sowie Skizzen und Titelbilder, also eine ganze Wundertüte voller Merkwürdigkeiten. Völlig zurecht trägt diese optimal aufgemachte Ausgabe den Titel Sondermann kommt ganz groß heraus.
Timo Wuerz ist im Comicbereich eher durch seine realistisch gestalteten und äußerst aufwändig kolorierten Arbeiten aufgefallen. In seiner Serie Black Metal trat 2001 eine Nebenfigur auf, die sich wie der letzte Henker benahm und auch schon zahlreiche Auftritte in Form von Internet-Strips hatte. 2006 erschienen die Erlebnisse dieses unangenehmen Zeitgenossen auch gedruckt und gebündelt.
Das Covermotiv von Der letzte Henker vor der Autobahn ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, denn die lässig runter gezeichneten Gags im Buch sind allesamt sehr viel witziger. Wir bekommen faszinierende Einblicke in das Leben eines Menschen um den wir ansonsten garantiert einen großen Bogen machen würden. Es sei denn wir wären Tankwagenfahrer einer Whiskeyfirma und müssten den fetten Kerl wöchentlich beliefern (und auch noch mit ihm Mühle spielen).
Das Frauenbild der Hauptfigur ist erschütternd, Mädchen die noch den Schokoriegel “Raider“ kennen sind ihm zu jung und zum Model-Shooting benutzt er seine Knarre. Auch politisch geht es nicht allzu korrekt zu, etwa wenn ein Araber seinen Teppich ausklopft und der letzte Henker fragt: “Na, springt er nicht an?“
Steckt ‘n Mann den Kopf in die Waschmaschine, meint seine Frau dazu: “Ich habe Dir doch schon hunderttausend Mal gesagt, wie ein Gasherd aussieht.“ So ein Witz ist schnell erzählt, sieht passend dazu aus der Feder der Wahlberlinerin Christiane Lokar alias Kittyhawk auch schnell gezeichnet aus (auf dem zweiten Blick sind jedoch noch ein paar schmückende Details wie eine gut ausgestattete Küche im Hintergrund oder eine recht stilvolle Farbgebung zu entdecken).
Wer nun nach Ansicht dieses Titelbildes einen Haufen männerfeindlicher Cartoons erwartet, kann gar nicht falscher liegen. Kittyhawk hat auch Kracher im Angebot, die auf jedem Herrenabend bestens zünden dürften. So sagt ‘n Mann zur gerade bohnernden Putzfrau: “Guten Tag, sind Sie Fräulein Doreen, das feuchte Luder?“ (die Haustür mit Herzchen und Schild “Bei Ekstase klingeln“ rundet die Sache noch etwas ab), oder der Ehemann, dessen Frau gerade eine Schönheitsoperation an der Brust machen ließ, hat sich “auch gleich dementsprechend die Hände vergrößern lassen.“
Wenn Martin Sonneborn, der ehemalige Chef von TITANIC im Vorwort zu diesem Buch schreibt “Über die allermeisten Gags musste ich sehr lachen, bei einer Handvoll sogar, wenn ich sie zum dritten oder vieren Mal ansehe“, dann kann dem Mann nur uneingeschränkt zugestimmt werden. So sah es auch der Spiegel, der Kittyhawk allwöchentlich das politische Geschehen in einem schrägen Cartoon auf den Punkt bringen lässt.
Es gibt wohl kaum einen bildenden Künstler, der so vielseitig begabt ist, wie Rudi Hurzlmeier. Er kann in altmeisterlicher Technik großartige (und großformatige) Gemälde auf die Leinwand zaubern, siehe seine Meisterwerke der Goldigen Periode. Zugleich beherrscht er aber auch einen reduzierten rotzigen Stil, wie etwa in seinen Einbildwitzen, die regelmäßig in der Rubrik Hier lacht der Betrachter der Satire-Zeitschrift TITANIC zum Abdruck kommen. Vielleicht noch wichtiger ist jedoch, dass Hurzlmeier auch noch über einen großartigen Humor verfügt!
Wer sich mit dem ganzen Hurzlmeier beschäftigen möchte, der ist mit dem innerhalb der auch ansonsten empfehlenswerten Reihe Meister der komischen Kunst veröffentlichten Band des Kunstmann Verlags bestens bedient. Hier finden sich neben großartigen Cartoons, wie jenem mit dem Huhn, das Fieber hat und daher ein Spiegelei legt, oder großangelegten seltsamen Gemälden auch sehr treffende Karikaturen von Loriot oder Helge Schneider. Abgerundet wird das Buch durch informative aber zugleich auch sehr komische Texten zu Leben und Werk.
Unter dem Motto Schwindelerregende Steilwandmalerei und Hochgebirgspoesie präsentiert der Band Land der Berge des Wiener Holzbaum Verlags einen etwas spezielleren Hurzlmeier. Flankiert von passend ausgewählten Texten von Thomas Gsella, Kurt Tucholsky, Erich Kästner oder Luis Trenker wird eine Auswahl der meisterlich gemalten Bilder von Hurzlmeier gezeigt, die auf den ersten Blick idyllisch wirken, doch durch seltsame Details wie Riesengurken oder röhrende Kamele ein ganz klein wenig verwirren.