Alle Beiträge von Heiner Lünstedt

Punisher: Mörderische Götter

Auch Paninis zweiter Band mit dem von Jason Aaron geschriebenen Punisher-Neustart wirkt zwiespältig. Doch immerhin wurde hier nicht versucht, den brutal seinen Rachefeldzug durchziehenden Marvel-Charakter Disney-kompatibel zu machen. Frank Castle, aber auch seine Gegenspieler, töten weiterhin im selben Maße, wie einst in den Comics von Garth Ennis und Steve Dillon.

Doch statt auf grimmigen Sarkasmus setzt Aaron auf Fantasy-Elemente, die nur bedingt zum zuvor eher in unserer Realität als im Marvel-Universum verankerten Punisher passen. Frank Castle muss sich weiterhin mit dem Ninja-Kults Die Hand, den einst Frank Miller für eine Daredevil-Serie erfand, herumschlagen. Der zweifelhaften Organisation ist es gelungen, die ermordete Familie des Punishers zu revitalisieren.

Wenn es nur diesen vom Star-Wars-Zeichner Jesús Saiz routiniert in realistischen Bildern in Szene gesetzten Part der Story gebe, könnte man den Neustart getrost als Blödsinn abtun. Doch in einem noch stärkeren Maße als in den ersten vier Heften arbeitete Aaron wieder teilweise ganz schön in die Tiefe gehende Rückblenden ein, die Paul Azaceta (Outcast) in einem experimentellen Stil realisiert hat.

Hier wird von einem Frank Castle erzählt, der schon als Jugendlicher Vergnügen an Gewalttaten hatte und bereits traumatisiert war, bevor seine Familie im Central Park von Gangstern ermordet wurde. Wenn hier aber auch ein Castle gezeigt wird, aus dem durch die Liebe zu seiner Frau Mary und den beiden Kindern auch ein treusorgender Vater hätte werden können, dann ist das sehr viel beeindruckender als das Ninja-Gemetzel der Haupthandlung.

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Red Eye

Lisa Reichert (Rachel McAdams) ist hocherfreut als sie scheinbar zufällig im Flug von Dallas nach Miami neben dem sympathischen Jackson Ripper (Cillian Murphy) sitzt, mit dem sie zuvor auf dem Flughafen schon etwas angebändelt hat. Doch Jackson ist alles andere als nett und er droht damit Lisa Vater ermorden zu lassen, wenn sie ihm nicht durch einige Anrufe dabei hilft, einen Mordanschlag auf einen Politiker durchzuführen…

“Dies ist definitiv kein Horrorfilm, sondern ein Psychothriller. Es werden keine Leute von einem Verrückten mit einem Schlachtermesser gejagt und niemand trägt eine Maske, höchstens in dem Sinne, dass er sich als jemand anders entpuppt als er vorgibt zu sein.“ Voll erfüllt hat Scream-Regisseur Wes Craven seine eigenen Vorgaben jedoch nur in der ersten und spannendsten Hälfte des 2005 entstandenen Films.

Hier wird höchst geschickt Lisas Flugangst und die Enge in der Maschine visualisiert. Die Wirkung von Red Eye wäre sicher noch größer wäre, wenn nicht durch den Trailer (aber auch durch diese und andere Kritiken) schon vorab verraten wird, dass Jackson nicht der nette Reisegefährte ist, als der er zunächst erscheint.

Doch der Film spielt sein beträchtliches Thriller-Potential im engen Flugzeug leider nicht voll aus, sondern mündet schließlich etwas hektisch in ein Actionfinale mit abschließenden intimen Showdown. Hier hat Red Eye dann doch wieder viel Ähnlichkeit mit einem konventionellen Horrorfilm bei dem sich das “Final Girl“ zum Schluss dem scheinbar unsterblichen Killer stellt. Insgesamt gelang Craven jedoch auch dank seiner beiden sehr guten Hauptdarsteller ein zwar meist eher konventioneller, aber dennoch sehr fesselnder Thriller, der irgendwo zwischen Stirb Langsam 2 und Scream angesiedelt ist.

Nach achtzehn Jahren liegt Red Eye endlich auf Blu-ray vor. Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Es gibt zwei Audiokommentare, einmal von Regisseur Wes Craven, Produzentin Marianne Maddalena und Cutter Patrick Lussier und einmal nur vom Cutter, beide wahlweise mit englischen Untertiteln. Außerdem enthält die Blu-ray die vier wahlweise deutsch untertitelten sehr interessanten Dokus, „Filmemacher im Fokus: Wes Craven und Red Eye“ (6:53 min), „Wes Craven: In seinen Worten – Rares Interview von 2005“ (12:19 min), Making of (11:39 min) und „Wes Craven: Eine neue Thriller-Art“, sowie eine Gag Reel (6:30 min)

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Die Fabelmans

Die US-Einspielergebnisse waren nicht gerade berauschend und trotz sieben Nominierungen ging Die Fabelmans bei der Oscar-Verleihung leer aus. Dennoch dürfte es Steven Spielberg nicht bereut haben, dass er diesen Film gedreht hat. Schon sehr lange plante er einen autobiografischen Film und als es während der Pandemie ziemlich finster aussah, befürchtete Spielberg, dass er vielleicht nur noch ein letztes Werk realisieren könne.

Zwar nannte er seine Kino-Familie jetzt die Fabelmans, doch er orientierte sich sehr nah an seinen eigenen Jugenderlebnissen, zu denen natürlich auch das Filmemachen gehört. Auf der Basis seiner Erinnerungen, ließ Spielberg seinen Hauptdarsteller Gabriel LaBelle noch einmal jene Filme drehen, die er selbst zusammen mit seinen Pfadfinder-Kameraden produziert hatte. Dabei wurden exakt jene Kameras und jenes Filmmaterial verwendet wie in Spielbergs Jugend. Jene Szenen, die als Film im Film zu sehen sind, entstanden während der Dreharbeiten.

Doch für Spielberg ist das Filmemachen sehr viel mehr als ein Handwerk. Es ist auch Therapie, denn erst nachdem er eine Tricksequenz aus Cecil B. DeMilles Die größte Schau der Welt, den ersten Film, den er auf großer Leinwand sah, auf der heimischen Modelleisenbahn nachstellte, konnte er die Ängste überwinden, mit denen er zuvor im Kino konfrontiert wurde.

Filme können auch verborgene Dinge ans Tageslicht bzw. auf die Leinwand bringen. Als sich Sammy Fabelman seinen während eines Camping-Ausflug gedrehten Schmalfilm genauer ansah, musste er feststellen, dass seine Mutter Mitzi (Michelle Williams) ein Verhältnis mit Benny (Seth Rogen), den besten Freund seines Vaters Burt (Paul Dano) hatte.

Doch selbstgedrehte Filme können auch dabei helfen akzeptiert zu werden. So feiert der in der Schule wegen seiner jüdischer Herkunft von den Klassenrowdys gehänselte Außenseiter Sammy Fabelman einen ganz großen Erfolg, nachdem er aus den Stranderlebnissen seiner Mitschüler einem pfiffig in Szene gesetzten Film zusammenschnitt.

Die Fabelmans endet lange bevor Sammy zum Meisterregisseur wird, gipfelt jedoch in einer großartigen Sequenz. Hier erhält der hoffnungsvolle Jungspund Tipps vom vielleicht größten Regisseure aller Zeiten, der wiederum vom möglicherweise originellsten Filmemacher der Gegenwart mit viel Spielfreude verkörpert wurde. Spielberg gelang nicht nur ein großartiges Ende, sondern er bereicherte seine Filmografie um ein weiteres erstaunlich vielschichtiges Werk.      

Die Blu-ray von Paramount enthält neben dem 150-minütige Hauptfilm noch diese wahlweise deutsch untertitelten Dokus: „Die Fabelmans“: Eine persönliche Reise“ (11:00 min), Familiendynamiken (15:28 min), Entstehung der Welt der „Fabelmans“ (22:04 min)“Die Blu-ray von Paramount enthält neben dem 150-minütige Hauptfilm noch diese wahlweise deutsch untertitelten Dokus: „Die Fabelmans“: Eine persönliche Reise“ (11:00 min), „Familiendynamiken“ (15:28 min) und „Entstehung der Welt der Fabelmans“ (22:04 min)

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Gibrat: Mattéo # 6: 1939 – 1940

Nach Der Aufschub, Von Dieben und Denunzianten startete der zuvor eher im Bereich des erotischen Comics tätige Gibrat 2008 mit Mattéo eine weitere historische Serie, die langsam aber sicher zum Epos anwächst.

Die Titelfigur ist ein junger Spanier, der in Frankreich lebt. Obwohl sein guter Freund Paulin bei Frontkämpfen das Augenlicht verloren hat, leidet Mattéo darunter, dass er nicht in den Ersten Weltkrieg ziehen kann. Er möchte sich gegenüber der von ihm geliebten Dorfschönheit Juliette unbedingt als echter Mann zu beweisen.

Mattéo geling es schließlich eingezogen zu werden. Dies bereut der junge Mann schon recht bald, auch wenn ihm die knapp an der großen Liebe vorbeischrammende Begegnung mit der britischen Krankenschwester Amélie für kurze Zeit auf andere Gedanken gebracht hat…

Vierzehn Jahre nach dem Start der Serie erscheint der sechste Band von Mattéo und beginnt im Jahre 1939, was angesichts des Veröffentlichungsrhythmus fast wie Echtzeit wirkt. Zwischendrin hat es Mattéo nach St. Petersburg, sowie an die Fronten des Spanischen Bürgerkriegs verschlagen und Band 6 endet in Dünkirchen.

Dabei gibt sich Gibrat große Mühe den historischen Hintergrund authentisch zu vermitteln. Vor glaubhaften Background ist sich Mattéo weiterhin nicht sicher, ob er sich stärker zu Amélie oder zu Juliette hingezogen fühlt. Eine zusätzliche Konstante ist der blinde Paulin, der es nicht lassen kann, kluge Ratschläge zu geben.

Doch so ganz ist doch nicht alles bei Alten, denn Mattéo hat mittlerweile einen Sohn, der wie einst sein Vater danach lechzt, Soldat zu werden. Etwas verändert hat sich unser Titelheld also doch, während Gibrats Zeichnungen unverändert großartig geblieben sind!   

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Chinaman

Als Chen Long Anh und sein Diener Chow in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts San Francisco erreichen, bleibt die beiden Chinesen zunächst unter ihresgleichen. Beide sind Meister der Kampfkunst und arbeiten für den Triaden-Paten Wu Fei.

Doch nachdem Kim, eine junge Frau, die Chen sehr gerne hat, den Machenschaften der Triaden zum Opfer fällt, bricht Chen mit seinem vermeintlichen Förderer Wu Fei. Fortan nimmt er den Namen an, dem ihn der US-Beamte bei der Einreise in die USA gab. Als „Chinaman“ flüchtet er vor seiner Vergangenheit (und seinem Diener Chow) in Richtung Osten…

1997 wurde diese Geschichte im ersten Chinaman-Album Die Goldberge erzählt. Bei der Story von Serge Le Tendre (Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit) und den Zeichnungen von Olivier Ta alias TaDuc (XIII-Mystery: Jonathan Fly) war noch recht viel Luft nach oben. Doch die bei Salleck veröffentlichte zweibändige Gesamtausgabe zeigt, dass sich bei Chinaman ein Dranbleiben lohnt.

In den Fortsetzungs-Alben Mit gleichen Waffen, Für Rose und Die Rostfresser erzählt Le Tendre spannende Western-Geschichten mit Eastern-Touch. Es geht um Wagentrecks, das Faustrecht der Prärie oder den Bau der Eisenbahn, an dem chinesische Arbeiter maßgeblich beteiligt waren. Dabei werden angenehme Erinnerungen an die klassische TV-Serie Kung Fu mit David Carradine.

Auch die Zeichnungen von TaDuc gewinnen immer mehr an Profil und müssen sich im Laufe der Serie immer weniger vor den großen Vorbildern Blueberry und Comanche verstecken. Neben den zwei Bänden der Gesamtausgabe wurde bei Salleck 2021 auch der Einzelband Der Tiger erwacht veröffentlicht.  

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Jan Reiser: Lurchi – Spielplatz mit Hindernissen

Mit Heft Nummer 168 wird die seit 1937 laufende Serie Lurchis Abenteuer fortgesetzt. Damit liegt nun nach Lurchis Höhlenabenteuer und Lurchis Luftpost das dritte lustige Salamanderheft von Jan Reiser (Sticks & Fingers,  De Gschicht vom Brandner Kasper, Der kleine Lord) vor.

Team Lurchi hat diesmal für die kleinen Kinder in Molchhausen einen Spielplatz mit Rutsche und Schaukeln gebaut, sehr zur Freude von Bürgermeisterin Katrin Kammmolch. Doch plötzlich erheben sich riesige Hügel: Die Maulwürfe bohren für die Stadt neue Abwasserkanäle und sind wohl falsch abgebogen.

Die großen Hügel sind nun da, doch zum Glück hat Zauberfee Emily einen rettenden Einfall! Die Hügel eignen sich hervorragend als Grundlage für eine Skaterbahn. Die Idee wird sofort mit Beton und handwerklichem Geschick fachmännisch ausgeführt. Und Emely zeigt ihr ganzen Können in der neuen Bahn mit ihren Inlineskates.

Die dynamische Panelaufteilung von Jan Reiser ist gekonnt und passt gut zu den vielen Bewegungen der Figuren, die alle gut in Szene gesetzt sind. Am Ende heißt es dann wieder: „Und lang schallt’s in der Halfpipe noch: „Salamander lebe hoch!“

Norbert Elbers

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Kirschblüten – Hanami

Trudi (Hannelore Elsner) führt mit ihrem Mann Rudi (Elmar Wepper), der Beamter in der Abteilung Abfallbeseitigung ist, ein geregeltes Leben in einem Dorf im Allgäu. Vom Arzt erfährt sie, dass Rudi schwer krank ist und nur noch kurze Zeit zu leben hat. Sie verschweigt es ihm, schlägt aber vor die in Berlin lebenden Kinder zu besuchen. Dort merken Trudi und Rudi schon nach sehr kurzer Zeit, dass sie unerwünscht sind. Daher reisen sie weiter an die Ostsee, wo sie ein paar schöne Tage erleben. Doch dann ist es Trudi, die stirbt und ihren Mann ratlos zurücklässt.

Zur Beerdigung reist auch der jüngste Sohn Karl an, der in Japan lebt, wegen seines Jobs aber sofort wieder zurückmuss. Rudi beschließt Karl in Tokio zu besuchen. Er hat ein schlechtes Gewissen, weil seine Frau schon immer davon geträumt, hat nach Japan zu reisen, den Fuji zu sehen und Butoh-Tänzerin zu werden. Karl ist nicht gerade begeistert darüber sein kleines Appartement mit seinem eigensinnigen Vater teilen zu müssen. Doch schon recht bald geht Rudi eigene Wege und lernt eine junge Butoh-Tänzerin kennen mit der er zum Fuji aufbricht…

Kirschblüten – Hanami hat Doris Dörrie (Freibad) wieder in jenem entspannten Erzähl- und Inszenierungsstil gedreht, der schon (ihren genau wie Der Fischer und seine Frau teilweise in Japan entstandenen) Erleuchtung garantiert zu einem so großen Vergnügen machte. Mit kleinem Team und Raum für improvisierte Dialoge entstand vor Ort im Allgäu, in Berlin, an der Ostsee und in Japan eine Art undogmatischer Dogma-Film.

Die Darsteller gehen gänzlich uneitel in ihren Rollen auf. Dadurch entstanden glaubhafte Menschen und keine Karikaturen oder Filmcharaktere. Doris Dörrie erzählt ihre häufig auch sehr traurige Geschichte (u. a. gibt es gleich drei Beerdigungen zu sehen) so locker und unverkrampft, dass ihr ein sehr entspannter Film über das Sterben gelungen ist.

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Der Fischer und seine Frau

In Japan lernt die Modedesignerin Ida (Alexandra Maria Lara) den Fisch-Doktor Otto (Christian Ulmen) kennen und lieben. Sie heiraten noch an Ort und Stelle. Doch wieder in Deutschland, erweist sich das Zusammenleben als kompliziert.

Während Otto mit seinen Koikarpfen zufrieden zu sein scheint, träumt Ida stets von Größerem und Besserem. Selbst Umzüge ins komfortablere Reihenhaus und die Villa am See befriedigen Idas Wünsche nach mehr nicht.

Lose eingebettet hat Doris Dörrie (Erleuchtung garantiert, Kirschblüten – Hanami, Freibad) diese Geschichte in das Märchen vom Fischer und seiner Frau. Gelegentlich kommentieren zwei Koifische – die ebenfalls von Maria Lara und Christian Ulmen gesprochen werden-  die Handlung und hoffen sich wieder in Menschen zurück zu verwandeln, wenn Ida und Otto zusammenbleiben.

Der Film überrascht und verzaubert am Anfang durch seine farbenprächtige Japan-Kulisse, originelle Ideen und witzige Dialoge. Doch genau wie viele Zweierbeziehungen verliert Der Fischer und seine Frau nach einiger Zeit deutlich an Drive. Der Film harkt etwas hektisch die weiteren Lebensstationen seiner von Alexandra Maria Lara und Christian Ulmen sehr sympathisch verkörperten Hauptfiguren ab, ist aber insgesamt eine äußerst erfreuliche Angelegenheit.

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Erleuchtung garantiert

Der Feng-Shui-Experte Gustav (Gustav-Peter Wöhler) und sein frisch von der Ehefrau verlassener Bruder Uwe (Uwe Ochsenknecht) wollen in einem Zen-Kloster in Japan inneren Frieden finden. Doch schon am ersten Abend in Tokio verirren sie sich völlig und bereits der Weg ins Kloster wird zu einem wahnwitzigen Selbstfindungstrip.

1999 – fast 10 Jahre vor ihrem Meisterwerk Kirschblüten – Hanami – drehte Doris Dörrie (Freibad) mit kleiner Crew und dem improvisationserfahrenen Produzenten Franz X. Gernstl (Gernstls Reisen) dieses kleine Filmjuwel vor Ort in Japan.

Erleuchtung garantiert könnte auch problemlos als Dogma-Film durchgehen (weil: kein Genre, keine Studiokulissen, keine extra komponierte Filmmusik, usw.), ist jedoch ein sehr viel entspannterer Film als die oft etwas anstrengenden skandinavischen Stilübungen.

Dem Film gelingt das Kunststück den Selbstfindungsversuchen seiner beiden Hauptfiguren allerlei lustige Seiten abzugewinnen, die ganze Sache (und Suche) aber dennoch nicht lächerlich zu machen und als durchaus nachahmenswert darzustellen.

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Freibad

Dem Badekappenzwang, dem Geschmack von Chlor (und Schlimmeren), sowie den sich oft ziemlich autoritär aufführenden Bademeistern zum Trotz, taugt das Freibad anscheinend immer noch als Sehnsuchtsort. Nachdem Marcus H. Rosenmüller kurz zuvor Milan Peschel als Beckenrand Sheriff antreten ließ, um eine vor dem Bankrott stehende Badeanstalt zu retten, zeigt Doris Dörrie jetzt ein Freibad, in dem Menschen mit unterschiedlichen Weltanschauungen und anderen Macken miteinander konfrontiert werden.

Dass es sich dabei (fast) ausschließlich um Frauen handelt, macht die Sache nicht einfacher. So trifft hier die halbwegs moderne türkische Großfamilie auf eine Gruppe von verschleierten Muslimas. Irgendwo dazwischen steht bzw. schwimmt Yasemin (Nilam Farooq aus Contra), die einen ihre Figur betonenden Burkini trägt und der ihre lärmend im Freibad grillende Sippschaft sehr peinlich ist. Doch zumindest in diesem Handlungsstrang gibt es eine Art Happy End, denn Yasemin bringt ihrer Mutter Emine (Ilknur Boyraz) das Schwimmen bei.

Zentrale Figuren von Freibad sind jedoch Eva (Andrea Sawatzki) und Gabi (Maria Happel) als eine Art weibliches Gegenstück zu den Nörgel-Onkeln Waldorf und Statler aus der Mupppet-Show. Beide gehen bereits ewig ins Frauenbad und haben dort sogar eine eigene mit Erinnerungsfotos dekorierte Umkleidekabine. Die beiden Frauen verbindet eine Freundschaft, die sich im Laufe des Films als höchst fragil erweist. Möglicherweise hängen die beiden Frauen nur so stark aneinander, weil sie sonst niemanden haben.

Freibad ist in erster Linie eine oft recht knallig in Szene gesetzte Nummernrevue mit schrillen Charakteren. Doch dabei menschelt es zunehmend und Doris Dörrie hat ihrer Kette von höchst unterschiedlichen, aber immer sehenswerten Filmen wie Erleuchtung garantiert, Der Fischer und seine Frau, Kirschblüten – Hanami und Grüße aus Fukushima eine weitere Perle hinzugefügt.

Extras der DVD: Interviews mit Doris Dörrie (4:42 min), Andrea Sawatzki & Maria Happel (8:31 min), Nilam Farooq (5:51 min), Lisa Wagner (2:54 min), Ilknur Boyraz (2:30 min) , Live aus dem Freibad (circa 9 min), Ungenutzte Szenen (circa 9 min) und der Trailer (2:24 min)

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