Drei Jahre nach Batman: The World haben wieder zahlreiche Kreativkräfte aus aller Welt eigene Versionen und Visionen einen populären DC-Charakters abgeliefert. Unter dem Motto “Der wahnsinnige Clown auf Weltreise“ steht diesmal der Joker im Zentrum der Comics und Panini feiert erneut den deutschen Beitrag mit einer exklusiven Premiumausgabe.
Nachdem 2021 die Batman-Story Rauhnacht (A Better Tomorrow) vonThomas von Kummant & Benjamin von Eckartsberg (Die Chronik der Unsterblichen, Gung Ho) hierzulande besonders gefeiert wurde, hatte diesmal Ingo Römling die Ehre einen DC-Comic zu zeichnen und ein Variantcover zu gestalten. Doch noch stärker hervorgehoben wird diesmal der Comedian Torsten Sträter.
Der bekennende Batman-Fan hatte bereits im Animationsfilm DC League Of Super-Pets den Dunklen Ritter gesprochen und er schrieb für Römling die Story Das ist kein Jazz. Hierin verschlägt es den Joker und seine Bande nach Deutschland. Sie freuen sich darüber, dass es kein Tempolimit gibt und landen schließlich im Heavy Metal Town Wacken.
Zum Ärger des Jokers ist die dort gespielte ohrenbetäubende Musik – wie der Titel bereits verrät – garantiert kein Jazz. Auch die Besucher des Festivals, zu denen auch Torsten Sträter gehört, unverkennbar ganz in schwarz mit Beanie-Mütze, sind nicht nach dem Geschmack des Clownprinzen: “Zu viele Verrückte!“
Sträters Story ist nicht mehr aber auch nicht weniger als ein guter Vorwand, damit Ingo Römling seine beachtliche Zeichenkunst demonstrieren kann. Im Anhang des Bandes befinden sich noch weitere beeindruckende Kostproben davon.
Die Softcover-Ausgabe ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Jason Fabok. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Geoff Jones, mit dem er bereits bei Batman: Die drei Joker zusammenarbeitete, geschriebenen Story Der Epilog ist der Prolog. Auch diese kann eher optisch als inhaltlich überzeugen.
Die restlichen zehn Geschichten (zwei weniger als in Batman: The World stammen aus Spanien, Italien, Brasilien, Mexiko, Tschechien, Türkei, Südkorea, Argentinien, Kamerun und Polen. Hier erschließt sich der Sinn der Stories häufig nicht auf Anhieb, denn es geht fast immer um nationale Eigenarten. Sorry, aber ein echtes Highlight habe ich diesmal leider nicht entdeckt.
Direkt bei Panini gibt es auch eine auf 666 Exemplare limitierte Premium Edition mit Variantcover, die in einem sehr stabilen Schuber steckt und der ein nummerierter und signierter Druck von Torsten Sträter und Ingo Römling beiliegt.
Große Beachtung fand bereits einige Monate vor dem Erscheinen dieser Anthologie die Meldung, dass einer der darin enthaltenen Batman-Comics von einem deutschen Team stammt.
Thomas von Kummant
Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg sind hierzulande wahrscheinlich die “internationalsten“ Comickünstler, denn ihre Serien Die Chronik der Unsterblichen und Gung Ho erlebten ihre Premieren in Frankreich.
Thomas von Kummant
Ihr Batman-Comic A Better Tomorrow trägt den Untertitel Rauhnacht. Dieses um den Jahreswechsel herum von als Hexen und gehörnten Perchen verkleideten Alpenbewohnern gefeierte Brauchtum bildet den Hintergrund einer auch von Ökologie handelnden Geschichte. Ein reicher Umweltsünder hat sich ausgerechnet in einem verschneiten Naturschutzgebiet niedergelassen. Er bekommt es nicht nur mit radikalen Klimaschützern, sondern auch noch mit dem Joker zu tun…
Dieser signierte Druck liegt der auf 666 Exemplare limitierten Premium Edition bei.
Auf nur zwölf Seiten gelingt von Kummant und von Eckartsberg atmosphärisch und inhaltlich ein großartiges Minidrama, in dessen Finale natürlich auch noch Batman auftaucht. Panini feiert diese Episode mit zwei gebundenen und auf 666 bzw. 999 Exemplaren limitierten Sonderausgaben der Anthologie, für die von Kummant exklusive Cover gestaltet hat.
Lee Bermejo
Die Softcover-Ausgabe von Batman: The World ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Lee Bermejo. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Brian Azzarello geschriebenen Story Global City, die eher optisch als inhaltlich überzeugt. Einmal mehr wird hier versucht, möglichst viele opulent in Szene gesetzte Key Moments aus der Mytholgie des Dunklen Ritters in eine Story zu quetschen.
Paco Roca
Unter den dann folgenden 13 Stories ist so manche Perle zu finden. Der Spanier Paco Roca (Rückkehr nach Eden, Der Winter des Zeichners) etwa versucht in Wegen Urlaubs geschlossen herauszufinden, wie lange es Bruce Wayne unkostümiert in angenehmer mediterraner Umgebung aushält.
Natalia Zaidova
Interessant sind auch die Beiträge aus Polen, Tschechien und Russland, die sich mehr oder weniger deutlich mit den politischen Veränderungen in den jeweiligen Ländern beschäftigen. Ziemlich unverblümt hingegen prangern Carlos Estefan und Pedro Mauro im Gewand der Batman-Story Wo sind die Helden? die tödliche Mischung aus Kriminalität in ihrem Heimatland Brasilien an.
Junggi Kim
Zum Abschluss enthält der Band mit Beiträgen aus Südkorea, China und Japan noch eine optisch sehr vielfältige Asien-Trilogie. Zwar ist Okadaya Yuichis schwarzweißer, anscheinend im japanischen Mittelalter spielender, Manga Batman Unchained ansprechend skurril, doch der vielleicht interessanteste Comic des gesamten Buchs stammt aus dem Reich der Mitte.
Qiu Kun
In Batman und Panda Girl entfesseln die Autoren Xu Xiaodong und Lu Xiaotong sowie der Zeichner Qiu Kun auf nur zehn Seiten einen ziemlichen Wahnsinn. Mit optischer Wucht wird hier nicht nur eine chinesische Robin-Variante mit Micky-Maus-Ohren vorgestellt und Appetit auf höllisch scharfen Feuertopf gemacht, sondern in die Story floss auch noch eine etwas seltsame Art von Kapitalismus-Kritik ein.
Es ist ausgerechnet die böse US-Firma des gerade in China weilenden Bruce Wayne, die jenes Viertel gentrifizieren will, in dem sich das Restaurant des Opas der kleinen Kiki alias Panda Girl befindet. Doch Bruce Wayne schlüpft in die „Terrakotta-Krieger-Variante“ seines Batman-Kostüms und prügelt die für ihn arbeitenden Spekulanten windelweich. Schöne neue globale Welt!
In Macho Man (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Actionfilm mit René Weller) spielt Christian Ulmen einmal mehr den sympathischen Losers, der sich um Kopf und Kragen quasselt. Doch gerade dadurch kann der von ihm verkörperte Werbetexter Daniel im Türkei-Urlaub bei der attraktiven Animateurin Aylin (Aylin Tezel) punkten. Als er dann auch noch erfährt, dass diese in seiner Heimatstadt Köln als Hebamme arbeitet ist es um Daniel geschehen.
Die ersten Begegnungen mit der Großfamilie seiner Angebeteten verlaufen jedoch wenig viel versprechend. Daher nimmt Daniel Nachhilfeunterricht bei Aylins Bruder Cem. Doch dieser schießt bei der Ausbildung zum Macho etwas übers Ziel hinaus. Im neuen Lederjacken-Outfit und mit Angeber-Sprüchen verzeichnet Daniel zwar große Erfolge am Arbeitsplatz und bei Frauen, die ihm vorher nur die kalte Schulter gezeigt haben, doch Aylin reagiert eher allergisch auf den neuen Daniel.
Das von Moritz Netenjakob nach seinem gleichnamigen Bestseller verfasste Drehbuch erzählt eine gut funktionierende, aber etwas überraschungsarme romantische Komödie. Der Film hob im Kino nicht richtig ab und erreichte nur wenig mehr als 100.000 Besucher. Doch für einen netten Heimkinoabend taugt Macho Man allemal. Christian Ulmen amüsiert auf seine bewährte Art und Weise, das restliche Ensemble ist sympathisch, es gibt ein paar überraschende Auftritte von Gaststars und das Veralbern von deutsch-türkischen Klischees ist so harmlos-lieb, dass es niemanden weh tun dürfte.
Die Blu-ray von Universum enthält neben dem 99-minütigen Hauptfilm noch Interviews mit Cast & Crew (11:11 min), B-Roll (4:35 min) und den Trailer (1:14 min)
Der Belgier Maurice de Bevere (1923 – 2001) alias Morris ließ 1946 erstmals jenen Cowboy im Comic auftreten, der schneller als sein Schatten zieht. Er hatte Lucky Luke eigentlich als Held eines Zeichentrickfilms geplant.
Die größten Erfolge feierte die Westernparodie jedoch erst, als René Goscinny ab Mitte der Fünfziger Jahre als Texter hinzu kam, noch bevor er mit Asterix durchstartete. Auch Goscinnys große Liebe gehört dem Zeichentrickfilm und als er in den USA weilte, träumte er davon bei Walt Disney zu arbeiten. Doch Goscinny fand es sehr bedauerlich, das Disney diesen Traum nicht teilte.
Schon daher ist es nicht verwunderlich, dass 1971 ein erster Zeichentrickfilm mit Lucky Luke entstand. Bei Lucky Luke – Daisy Town führten Morris und Goscinny Regie. Der Film basiert auf keinem der Comic-Alben. Vielmehr wurde eine Originalgeschichte entworfen, die möglichst viele Aspekte des Wilden Westens beinhaltet und 1983 sogar zum Comic-Album Daisy Town verarbeitet, das bei uns als Band 40 der Lucky Luke Reihe erschienen ist.
Insgesamt kann dieser Film um den einsamen Cowboy durchaus als gelungen angesehen werden. Schwächen in der Animation werden durch originelle Einfälle (inklusive Anleihen bei Tex Avery) ausgeglichen und auch die musikalischen Einlagen sind sehr gelungen. Die Satire auf den klassischen Western ist zwar nicht ganz so subtil, wie in den besseren Comic-Alben, aber dafür wird im Film gleich der komplette Wilde Westen veralbert. Außerdem ist es sehr viel passender, dass Lucky Luke hier noch eine Zigarette zwischen den Lippen hat und nicht wie später (aus Gründen der politischen Korrektheit) auf einem Strohhalm herum kaut.
Die 2001 bei Kinowelt erschienene deutsche DVD genügt von der (Voll-)Bildqualität her leider nicht den heutigen Sehgewohnheiten und enthält auch nur die deutsche Synchronfassung.
Doch mittlerweile gibt es eine Blu-ray mit den Lucky Luke – Trickfilmen, die auch Daisy Town in phantastischer 16:9-Bildqualität enthält. Die deutsche DVD und die Blu-ray-Box enthalten als Bonusmaterial die sehr interessanten und ausführliche 88-minütige Dokumentation René Goscinny – ein Leben für den Humor (René Goscinny – Profession Humoriste). Dieser Film enthält nicht nur seltene Privataufnahmen von Goscinny. Es gibt auch Ausschnitte aus von ihm gestalteten Kino- und TV-Filmen zu sehen. Darüber hinaus kommt auch noch nahezu die gesamte französische Comic-Elite zu Wort. Dieser 1998 für den Sender arte entstandene Bericht ist in französischer Sprache auf der DVD enthalten und wahlweise können deutsche Untertitel eingeblendet werden.
1975 gründeten Goscinny und Uderzo gemeinsam mit Georges Dargaud die Studios Idéfix und wollten dort ihrem großen Vorbild Walt Disney nacheifern. Sie starteten ihre Zeichentrick-Produktion mit Asterix erobert Rom. Als zweiter (und letzter) Film der Studios Idéfix folgte 1978 Lucky Luke – Sein größter Trick. In diesem tricktechnisch recht hochwertigen Film, ist der Lonesome Cowboy mal wieder auf der Jagd nach den Daltons, die im Auftrag eines am Strang gestorbenen Onkels die aus allen möglichen Westerntypen zusammengesetzte Jury umbringen sollen.
Die Geschichte wird – wie zuvor schon beim Zeichentrickfilm Asterix und Cleopatra (und natürlich bei Disney) – auch noch mit Musical-Szenen garniert, daher trägt der Film im Original auch den Titel La ballade de Dalton. Als eine Art Moderator fungiert ein Bänkelsänger, dessen Lieder in der deutschen Fassung von Reinhard Mey gesungen werden. Dieser hatte bereits vier Jahre zuvor beim Disney-Zeichentrickfilm Robin Hood einen ähnlichen Job übernommen.
Die Musical-Einlagen sind zwar ganz witzig, doch insgesamt ist der Film trotz gewaltiger tricktechnischer Fortschritte weniger gut gelungen als der Vorgänger Lucky Luke – Daisy Town. Kurz nach Fertiggestellung des Filmes schlossen die Studios Idéfix ihre Pforten. Die laufenden Betriebskosten waren einfach zu hoch um das Studio nach Goscinnys plötzlichen Tod im Jahre 1977 noch am Leben zu erhalten.
Auch Lucky Luke – Sein größter Trick basierte auf keinem Comic-Alben. Die Geschichte des Films wurde 1978 zunächst in einem kleinformatigen Comic adaptiert, der später ummontiert auch bei uns im Sammelband Die Dalton-Ballade und andere Geschichten als Band 49 der Lucky Luke Reihe erschienen ist.
Die deutsche DVD-Veröffentlichung von Kinofilm enthält als Bonus den deutschen Trailer (2:59 min, Vollbild), eine Galerie mit 25 deutschen Aushangfotos und Standbildern, sowie ein 8-seitiges farbiges Booklet. Genau wie bereits bei Daisy Town ist die Bildqualität leider nur mäßig, während in dieser Hinsicht die Blu-ray exzellent ist.
Nicht wirklich gelungen war der nächste Zeichentrickfilm Lucky Luke – Das große Abenteuer, der 1983 ins Kino kam. Hier wurden lediglich drei Episoden einer sparsam animierten 26-teiigen Trickfilmserie aus dem Hause Hanna-Barbera (Familie Feuerstein) zu einem Kinofilm zusammengeschnitten. Bei den einzelnen Geschichten handelte es sich um Verfilmungen der Comics Die Daltons im Blizzard, Ma Dalton und Die Daltons bewähren sich. Genau wie in der Trickfilm-Serie war auch im Kino die von Freddy Quinn gesungene Titel-Melodie Bang Bang, Lucky Luke zu hören.
Es sei noch angemerkt, dass in diesem Fall die Bildqualität der zugehörigen DVD mit anamorphen 16:9-Format ganz passabel ist. Der DVD von Filmconfect liegt sogar ein kleines 20-seitiges Comicheft mit der Kurzgeschichte Aus Liebe zur Musik bei.
2007 entstand mit Lucky Luke, Go West! (Tous à l’Ouest: Une aventure de Lucky Luke) ein weiterer Zeichentrickfilm, der leider nicht in unsere Kinos kam. Das Drehbuch basiert lose auf dem Comic Lucky Luke: Kalifornien oder Tod. Es fasst recht gut fast alle Situationen und Figuren zusammen, die den Reiz der langlebigen Erfolgs-Comicserie ausmachen. Im Zentrum des Geschehens stehen – neben Lucky Luke und Jolly Jumper – natürlich wieder die Daltons.
Nach einem turbulenten Auftakt in New York bricht Lucky Luke mit der vierköpfigen Gangsterbande und einem bunt zusammen gewürfelten Haufen von Siedlern zu einem Treck von Küste zu Küste auf. Wenn die Planwagen nicht in 80 Tagen das ganze Land durchquert haben, erlöschen die Ansprüche, die die Siedler auf ihr fruchtbares Land im Westen haben…
Mit dem sehr schön realisierten und erzählten Lucky Luke, Go West! ist es ein wenig so wie mit dem ein Jahr zuvor entstandenen Zeichentrickfilm Asterix und die Wikinger. Auch jener liebevoll und rechtwerkgetreu in klassischer 2D-Animation angefertigte Film kam – inmitten all der Comic-Realverfilmungen und Computeranimationen – etliche Jahre zu spät.
Doch dank DVD und Blu-ray hat Lucky Luke, Go West! weiterhin die Chance sein Publikum finden und es erfreuen.
Bereits 1974 entstand in der Türkei mit Atını Seven Kovboy eine nicht autorisierte Realverfilmung von Lucky Luke.
Für die Dalton wurden hier tatsächlich Darsteller mit den richtigen Größenverhältnissen gefunden.
Doch noch vor dem letzten Zeichentrickfilm zeigten die Kinos zwei der (bisher) drei Versuche aus Lucky Luke einen Realfilm zu machen. Morris stand der Sache ziemlich skeptisch gegenüber: “Eher zufällig hatte Terence Hill meine Alben gelesen, und er schwor sich, dass entweder er oder kein anderer die Hauptrolle verkörpere. Er nahm Kontakt mit dem Verlag Dargaud auf, an dem ich damals noch gebunden war, und die Verträge wurden unterschrieben. Er ähnelte Lucky Luke in keiner Weise (…), aber Terence Hill ist so sympathisch, so warmherzig, dass ich letztendlich mein Einverständnis gab.“
Kurioserweise erzählt der 1990 entstandene Spielfilm, die selbe Geschichte wie der fast 20 Jahre zuvor entstandene Zeichentrickfilm Lucky Luke – Daisy Town. Die Story von der rasch expandierenden Westernstadt, die Angriffen von Indianern und Daltons ausgesetzt ist, inszenierte Terence Hill höchstpersönlich, während das Drehbuch von seiner Frau Lori stammte.
Obwohl der Film in den USA (in Bonanza Creek, New Mexico) gedreht wurde, erinnert er stärker an einen Italowestern als an die klassischen Hollywood-Produktionen, über die sich Morris und Goscinny in ihren Comics hauptsächlich lustig machten. Passend (bzw. unpassend) dazu trägt Terence Hill ein Outfit, dass eher an seine Paraderolle in Mein Name ist Nobody denken lässt als an die Comicfigur. Somit ist Hills Lucky Luke ganz gewiss keine werkgetreue Comic-Verfilmung, doch insgesamt deutlich entspannter als die nächsten völlig überkandidelte Realverfilmungen.
Zeitgleich zum Kinofilm, für den Wolfgang Völz als Stimme von Jolly Jumper und Erzähler fungierte, entstand eine 8-teilige TV-Serie. Die beiden ersten Episoden Ma Dalton ist einmalig und Der Geisterzug wurden zum Kinofilm Lucky Luke 2 zusammengeschnitten.
Mittlerweile gibt es eine DVD- und eine Blu-ray-Box mit dem Kinofilm und allen acht TV-Episoden.
Der nächste Film-Versuch Die Daltons gegen Lucky Luke von 2004 hingegen ist ein Totalausfall. Da gibt es eine ganze Batterie wundervoller und unglaublich humorvoller Westerngeschichten vom Comicmeister Rene Goscinny und nichts davon ist im Film zu finden.
Stattdessen wurden Eric Judor und Ramsy Bedia, zwei nahezu gleich große französische Komiker, nicht nur als Joe und Averell Dalton gecastet, sondern sie durften auch noch ein völlig blödsinniges Drehbuch um einen magischen Sombrero verfassen.
Der Regisseur Philippe Haïm hingegen hält sich für eine Mischung aus Rodriguez, Tarantino und Leone, verbreitet aber trotz des beträchtlichen Budgets nur Langeweile.
Schon der französische Originaltitel Les Dalton deutet an, dass der Lonesome Cowboy nicht im Zentrum des Geschehens steht. Dies ist schade, denn überraschenderweise kann Til Schweiger als Lucky Luke (in seiner Nebenrolle!) durchaus überzeugen. Zwar wird der (einzige halbwegs brauchbare) Gag mit seinem langsameren Schatten qualvoll zu Tode geritten, doch Schweiger legt die Rolle merklich werkgetreuer an als zuvor Terence Hill.
Jean Dujardin in “Die Daltons gegen Lucky Luke“
Der nächste reale Lucky Luke war Jean Dujardin (OSS 117 – Der Spion, der sich liebte, The Artist, Mein ziemlich kleiner Freund), der bereits in Die Daltons gegen Lucky Luke in einer Nebenrolle zu sehen war. Der Regisseur Cool Waves hatte vier Jahre zuvor mit Dujardin die Surf-Komödie Cool Wavesgedreht, die in Frankreich 4 Millionen Besucher erreichte.
Nachdem zuvor schon der Zeichentrickfilm Lucky Luke, Go West! nicht in unsere Kinos kam, verhielt es sich mit der 2009 in Argentinien entstandenen Realverfilmung mit Dujardin genauso. Dies ist teilweise verständlich, denn sonderlich werkgetreu zur Comicvorlage (oder gar zum Humor des begnadeten Texters René Goscinny) ist auch dieses Werk nicht ausgefallen.
Irgendwie geht es um das aus Comic und Trickfilm bekannte Städtchen Daisy Town, den Bau der Eisenbahn und einige Banditen wie Billy the Kid oder Jesse James sowie Calamity Jane kommen auch vor, während die Daltons diesmal pausieren. Der Hauptfigur wird nicht nur der Name John “Lucky“ Luke sondern auch noch eine tragische Vorgeschichte angedichtet.
Beim in Szene setzten dieser meilenweit vom Comic entfernten Origin wird eifrig aus Spiel mir das Lied vom Todzitiert. So richtig überzeugen will das opulent ausgestattete Werk nicht, zumal der Humor oft ähnlich krude ausfällt wie in der vorherigen katastrophalen Realverfilmung Die Daltons gegen Lucky Luke.
So bleibt abschließend festzustellen, dass gleich der erste Versuch Lucky Luke ins Kino zu bringen der (bisher) gelungenste war. Was sicher daran liegt, dass Morris und René Goscinny maßgeblich am Zeichentrickfilm Daisy Town beteiligt waren.
Das ganz große Politikum ist dieser Film von Fatih Akin (Der goldene Handschuh, Aus dem Nichts) nicht geworden, obwohl er sich mit einem türkischen Reizthema beschäftigt, dem während des Ersten Weltkriegs begangenen Völkermord an den Armeniern. Akin zeigt den von türkischen Soldaten begangenen Genozid zwar in einer ziemlich drastischen Szene. Doch das Massaker ist weniger das zentrale Thema von The Cut sondern eher das auslösende Moment für die Geschichte, die Akins Film erzählt.
Der Titel The Cut bezieht sich dabei sowohl auf den Schnitt mit einem türkischen Messer, der den armenischen Schmied Nazaret Manoogian 1915 seiner Stimme aber nicht seines Lebens beraubt, aber auch auf den darauf folgenden Schnitt innerhalb der Geschichte, der den Film in eine andere Richtung als erwartet driften lässt. Akin schildert in epischer Breite die Odyssee zu der Nazaret aufbricht um seine in den Kriegswirren verschollenen Zwillingstöchter zu finden.
Für Akin ist The Cut nicht in erster Linie ein Film über den Völkermord, sondern die Geschichte eines Vaters sowie eine „Geschichte über Einwanderung und Auswanderung“, die zeigt wie weit manche Armenier aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Der von Akin in Zusammenarbeit mit dem armenisch stämmigen Drehbuchautor Mardik Martin, der für Martin Scorsese Hexenkessell und New York, New York schrieb, erarbeitete Film ist aber auch ein Western, denn Nazaret reist auf seiner Suche über Kuba westwärts bis nach Amerika.
Die Kritik ging mit Akins neuem Film nicht eben gnädig um und es wurde ihm vorgeworfen, dass er in der Originalfassung die Türken zwar türkisch aber die Armenier englisch sprechen ließ. Doch dieser im US-Kino übliche Kunstgriff, erlaubte es Akin u. a. für die Hauptrolle Tahar Rahim zu verpflichten, einen in Frankreich sehr populären Darsteller mit algerischen Wurzeln. Sehr gefreut haben dürfte sich Akin über Martin Scorseses Meinung zu seinem Film: „The Cut ist ein echtes Epos in einer Tradition, an die sich heute niemand mehr heranwagt. Fatih Akins sehr persönliche Antwort auf ein tragisches Kapitel der Weltgeschichte ist von großer Intensität, Schönheit und beeindruckender Erhabenheit. Dieser Film ist mir in vielerlei Hinsicht sehr wertvoll.“
Die Blu-ray von Pandora enthält den 138-minütigen Film in deutscher, armenischer, englischer Sprachfassung sowie in einer Hörfil-Fassung. Als einzigen Bonus gibt es einen 2-minütigen Teamfilm.