Ort der Handlung ist die Umgebung eines verschlafenen, leicht heruntergekommenen Ortes im Süden von Italien. Hier soll ein Hotelkomplex entstehen, doch die Baumaßnahmen werden immer wieder durch Sprengstoffanschläge aufgehalten.
Ausgerechnete in dieser Gegend kommt demnächst die populäre TV-Castingshow Vieni Cantare, die Nachwuchsmusikern eine Chance gibt Italiens Superstar zu werden. Der 15-jährige Mimmo Maltempo ist ganz aufgeregt und versucht seine zerstrittenen Bandkollegen wieder zusammenzubringen.
Dies ist nicht ganz einfach, denn die einstigen Freunde sind kaum noch kompatibel. Doch Mimmo gibt trotz aller Widerstände nicht auf, zumal er hofft durch seinen Auftritt die wunderschöne Alba für sich gewinnen zu können.
Der 190-seitige Comic Maltempo ist Atmosphäre pur. Immer präsentiert Lionel Papagalli alias Alfred (Warum ich Pater Pierre getötet habe, Senso, Come Primo) Illustrationen die “lediglich“ Gebäude oder Landschaften zeigen. Dadurch wird auf eine ebenso unaufdringliche wie schöne Art vermittelt, in welcher Umgebung die Geschichte angesiedelt ist.
Doch Alfred erzählt nicht nur von Musik, Liebe und Freundschaft, sondern lässt auch immer wieder durchschimmern, dass es in Italien postfaschistische Tendenzen gibt. So plappert Mimmos Freund Gennario ungefiltert die rechtsradikalen Phrasen seines Vaters nach. Mimmo hingegen wird ziemlich sauer und reagiert sehr drastisch, als er einen Dorfbewohner mit einer Fuhre von Mussolini- Büsten erwischt.
Drei Jahre nach Batman: The World haben wieder zahlreiche Kreativkräfte aus aller Welt eigene Versionen und Visionen einen populären DC-Charakters abgeliefert. Unter dem Motto “Der wahnsinnige Clown auf Weltreise“ steht diesmal der Joker im Zentrum der Comics und Panini feiert erneut den deutschen Beitrag mit einer exklusiven Premiumausgabe.
Nachdem 2021 die Batman-Story Rauhnacht (A Better Tomorrow) vonThomas von Kummant & Benjamin von Eckartsberg (Die Chronik der Unsterblichen, Gung Ho) hierzulande besonders gefeiert wurde, hatte diesmal Ingo Römling die Ehre einen DC-Comic zu zeichnen und ein Variantcover zu gestalten. Doch noch stärker hervorgehoben wird diesmal der Comedian Torsten Sträter.
Der bekennende Batman-Fan hatte bereits im Animationsfilm DC League Of Super-Pets den Dunklen Ritter gesprochen und er schrieb für Römling die Story Das ist kein Jazz. Hierin verschlägt es den Joker und seine Bande nach Deutschland. Sie freuen sich darüber, dass es kein Tempolimit gibt und landen schließlich im Heavy Metal Town Wacken.
Zum Ärger des Jokers ist die dort gespielte ohrenbetäubende Musik – wie der Titel bereits verrät – garantiert kein Jazz. Auch die Besucher des Festivals, zu denen auch Torsten Sträter gehört, unverkennbar ganz in schwarz mit Beanie-Mütze, sind nicht nach dem Geschmack des Clownprinzen: “Zu viele Verrückte!“
Sträters Story ist nicht mehr aber auch nicht weniger als ein guter Vorwand, damit Ingo Römling seine beachtliche Zeichenkunst demonstrieren kann. Im Anhang des Bandes befinden sich noch weitere beeindruckende Kostproben davon.
Die Softcover-Ausgabe ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Jason Fabok. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Geoff Jones, mit dem er bereits bei Batman: Die drei Joker zusammenarbeitete, geschriebenen Story Der Epilog ist der Prolog. Auch diese kann eher optisch als inhaltlich überzeugen.
Die restlichen zehn Geschichten (zwei weniger als in Batman: The World stammen aus Spanien, Italien, Brasilien, Mexiko, Tschechien, Türkei, Südkorea, Argentinien, Kamerun und Polen. Hier erschließt sich der Sinn der Stories häufig nicht auf Anhieb, denn es geht fast immer um nationale Eigenarten. Sorry, aber ein echtes Highlight habe ich diesmal leider nicht entdeckt.
Direkt bei Panini gibt es auch eine auf 666 Exemplare limitierte Premium Edition mit Variantcover, die in einem sehr stabilen Schuber steckt und der ein nummerierter und signierter Druck von Torsten Sträter und Ingo Römling beiliegt.
Große Beachtung fand bereits einige Monate vor dem Erscheinen dieser Anthologie die Meldung, dass einer der darin enthaltenen Batman-Comics von einem deutschen Team stammt.
Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg sind hierzulande wahrscheinlich die “internationalsten“ Comickünstler, denn ihre Serien Die Chronik der Unsterblichen und Gung Ho erlebten ihre Premieren in Frankreich.
Ihr Batman-Comic A Better Tomorrow trägt den Untertitel Rauhnacht. Dieses um den Jahreswechsel herum von als Hexen und gehörnten Perchen verkleideten Alpenbewohnern gefeierte Brauchtum bildet den Hintergrund einer auch von Ökologie handelnden Geschichte. Ein reicher Umweltsünder hat sich ausgerechnet in einem verschneiten Naturschutzgebiet niedergelassen. Er bekommt es nicht nur mit radikalen Klimaschützern, sondern auch noch mit dem Joker zu tun…
Auf nur zwölf Seiten gelingt von Kummant und von Eckartsberg atmosphärisch und inhaltlich ein großartiges Minidrama, in dessen Finale natürlich auch noch Batman auftaucht. Panini feiert diese Episode mit zwei gebundenen und auf 666 bzw. 999 Exemplaren limitierten Sonderausgaben der Anthologie, für die von Kummant exklusive Cover gestaltet hat.
Die Softcover-Ausgabe von Batman: The World ziert jedoch ein Titelbild vom US-Zeichner Lee Bermejo. Dieser eröffnet den internationalen Anthologie-Reigen mit der von seinem Landsmann Brian Azzarello geschriebenen Story Global City, die eher optisch als inhaltlich überzeugt. Einmal mehr wird hier versucht, möglichst viele opulent in Szene gesetzte Key Moments aus der Mytholgie des Dunklen Ritters in eine Story zu quetschen.
Unter den dann folgenden 13 Stories ist so manche Perle zu finden. Der Spanier Paco Roca (Rückkehr nach Eden, Der Winter des Zeichners) etwa versucht in Wegen Urlaubs geschlossen herauszufinden, wie lange es Bruce Wayne unkostümiert in angenehmer mediterraner Umgebung aushält.
Interessant sind auch die Beiträge aus Polen, Tschechien und Russland, die sich mehr oder weniger deutlich mit den politischen Veränderungen in den jeweiligen Ländern beschäftigen. Ziemlich unverblümt hingegen prangern Carlos Estefan und Pedro Mauro im Gewand der Batman-Story Wo sind die Helden? die tödliche Mischung aus Kriminalität in ihrem Heimatland Brasilien an.
Zum Abschluss enthält der Band mit Beiträgen aus Südkorea, China und Japan noch eine optisch sehr vielfältige Asien-Trilogie. Zwar ist Okadaya Yuichis schwarzweißer, anscheinend im japanischen Mittelalter spielender, Manga Batman Unchained ansprechend skurril, doch der vielleicht interessanteste Comic des gesamten Buchs stammt aus dem Reich der Mitte.
In Batman und Panda Girl entfesseln die Autoren Xu Xiaodong und Lu Xiaotong sowie der Zeichner Qiu Kun auf nur zehn Seiten einen ziemlichen Wahnsinn. Mit optischer Wucht wird hier nicht nur eine chinesische Robin-Variante mit Micky-Maus-Ohren vorgestellt und Appetit auf höllisch scharfen Feuertopf gemacht, sondern in die Story floss auch noch eine etwas seltsame Art von Kapitalismus-Kritik ein.
Es ist ausgerechnet die böse US-Firma des gerade in China weilenden Bruce Wayne, die jenes Viertel gentrifizieren will, in dem sich das Restaurant des Opas der kleinen Kiki alias Panda Girl befindet. Doch Bruce Wayne schlüpft in die „Terrakotta-Krieger-Variante“ seines Batman-Kostüms und prügelt die für ihn arbeitenden Spekulanten windelweich. Schöne neue globale Welt!
Im Gegensatz zu den meisten Serien, die ab 1972 wöchentlich im Comic-Magazin ZACK erschienen sind, stammt Die Gentlemen GmbH nicht aus Frankreich oder Belgien. Die stets gutgekleidete britische Bande erlebte ihre Premiere 1973 unter dem Titel Gli Aristocratici im italienischen Comicmagazin Corriere dei ragazzi und hatte bereits im selben Jahr ihren ersten Auftritt in ZACK.
Der adlige Sir Charles Cornwallis alias “Der Graf“ ist der Anführer einer fünfköpfigen Gruppe, die in ausgeklügelten Aktionen die Beute von besonders rücksichtslosen Ganoven zurückraubt. Das Diebesgut erhalten die eigentlichen Besitzer zurückerstattet oder es wird an wohltätige Organisationen gespendet. 10% der Beute behält die Gentlemen GmbH für ihre Bemühung ein.
Nachdem die Serie in Italien eingestellt wurde, setzten Autor Alfredo Castelli und Zeichner Ferdinando Tacconi Die Gentlemen GmbH exklusiv für ZACK fort. Die oft in Form von Kurzgeschichten erzählten Gaunereien des Grafen, seiner Nichte Jean, sowie der Spezialisten Moose, Kurt und Pedro, wurden bei uns auch in den Taschenbüchern Zack Parade oder in Albumform veröffentlicht.
Nach dem Ende von ZACK war noch lange nicht Schluss mit den Gentlemen. In Italien veröffentlichte das Comic-Magazin Il Giornalino ab 1997 neu gestaltete Versionen der alten Geschichten. Ferdinando Tacconi überarbeitete die Comics teilweise komplett und zeichnete in einem noch lockereren Stil, der bei der dezenteren neuen Farbgebung bestens zur Geltung kommt.
Auch Alfredo Castelli schraubte weiter an den Geschichten herum. Da die Herausgeber von Il Giornalino strenge Katholiken waren, lieferte Castelli eine moralische Legitimation für die Raubzüge der Gentlemen nach. Der Graf ist ein sehr guter Bekannte von Königin Elisabeth II und hat von ihr die streng geheim gehaltene Lizenz zum Rauben “bei Bedarf“ erhalten.
Der rührige Finix Verlag ermöglicht eine Wiederbegegnung mit den Gentlemen in Form einer siebenbändigen Gesamtausgabe. Diese enthält allerdings nicht das alte ZACK-Material, sondern die Neubearbeitungen von Tacconi und Castelli, wobei der Autor auch ein sehr interessantes Vorwort zu Band 1 beisteuerte.
Wer etwas bedauert, dass nicht die alte Version zum Abdruck kommt, dem dürfte ein direkter Vergleich überzeugen. Band 1 der Gesamtausgabe enthält die erste Geschichte Im Auftrag ihrer Majestät in der 12-seitigen ZACK-Version von 1973 und der doppelt so langen neuen Fassung mit Gastauftritt von Elisabeth II. Die Gegenüberstellung zeigt, dass Finix den richtigen Weg geht.
Die Reihe Perlen der Comicgeschichte des Bildschriften Verlags ist bereits auf acht Bände angewachsen. Präsentiert werden kommerziell produzierte Comics, die auch Freunden von skurrilen Geschichten viel Freude bereiten dürften. Im Zentrum des Buchs steht diesmal ein noch heute sehr agiler Antiheld aus Italien.
Die Schwestern Angela und Luciana Giussani schufen Anfang der sechziger Jahre mit Diabolik einen völlig amoralischen Helden. Sie begründeten damit zugleich ein ganzes Fumetti Neri genanntes Genre, dass es bis auf die Kinoleinwand schaffte. Bereits 1967 setzte Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt) mit Gefahr: Diabolik dem Antihelden ein filmisches Denkmal und aktuell drehten die Manetti Bros. eine Diabolik-Trilogie.
Erstmals in der Comic-Geschichte war hier der Schurke die Hauptfigur. Dies schlägt sich auch in Diaboliks Maske nieder. Im Gegensatz etwa zum rechtschaffenden Zorro, ist Diaboliks gesamtes Gesicht verdeckt und nur die streng blickenden Augen sind zu sehen.
Den Erfolg der Serie versucht der italienische Autor Carlo Lucarelli wie folgt zu erklären: “Bald wurde den Lesern bewusst, dass Diabolik ein Krimineller war, aber nicht frei von Idealen. Eine Figur außerhalb der Gesellschaft, aber besser als viele andere in genau dieser Gesellschaft, die die Position von Macht und Ansehen besitzen.“
Die oft recht brutalen Schandtaten des Superverbrechers Diabolik erregten in der italienischen Öffentlichkeit so viel Aufsehen, dass die Schwestern sich schließlich gezwungen sahen die Figur etwas softer anzulegen. Ein Versuch des Ehapa Verlags die Serie auch bei uns zu etablieren scheiterte vor einigen Jahren schon nach sechs Ausgaben. Dies lag sowohl am ausgewählten Material als auch am hohen Preis. In Italien ist ein Comicheft kein Objekt für Sammler, sondern immer noch sehr erschwinglich und kann daher problemlos am Strand gelesen und dann sogar entsorgt werden.
Der gebundene Sammelband der Reihe Perlen der Comicgeschichte enthält drei herrlich trashige Abenteuer von Diabolik aus den Jahren 1968 bis 1973, sowie als Einleitung einen fundierten Text von Eckhard Friedrich.
Das neue Asterix-Album beginnt gleich auf Seite 2 mit der Geschichte. Auf die Landkarte mit Lupe, Dorf und Römer-Garnisonen sowie die Vorstellung “einiger Gallier“ wird zu Gunsten einer auf der letzten Seite platzierten Anzeige für Egmonts “edle Asterix-Luxus-Sammelbox“ verzichtet. Klar, ein so riskantes Produkt wie ein neuer Asterix-Comic muss knallhart kalkuliert werden, denn jede zusätzliche Seite verursacht aufgrund der Auflage von knapp 2 Millionen Exemplaren gewaltige Kosten.
Ansonsten wird jedoch versucht ganz in der Tradition der Serie zu bleiben. Die Zeichnungen von Didier Conrad wirken auf den ersten Blick wirklich so, als wenn hier ein neues Asterix-Album von Albert Uderzo vorliegen würde. Auch Jean-Yves Ferri hat sich von den Klassikern inspirieren lassen. Er schickt die Gallier auf eine Reisemission, wobei erstmals Obelix und nicht Asterix die Sache lostritt. Doch schon mit der Motivation hapert es.
Obelix lässt sich auf einem Markt (der CEltisches Brauchtum und Innovative Technik anbietet und daher CEBIT genannt wird, was haben wir gelacht…) von einer Wahrsagerin aus der Hand lesen. Diese sieht einen geflügelten Wagen und Obelix als bejubelten Sieger. Prompt schafft sich der Hinkelsteinlieferant einen schicken Wagen mit Holzflügeln an. Wie es der Zufall will, wird im selben Moment auch noch das große Transcaligarennen quer durch das damalige Italien ausgerufen und Obelix ist nicht mehr zu bremsen. Auch der Grund für diese Großveranstaltung leuchtet nur bedingt ein: Ein fauler römischer Senator mit dem unwitzigen Namen Lactus Bifidus will dadurch beweisen, dass die in Straßen im römischen Reich, für die er zuständig ist, “einwandfrei in Schuss sind“.
Doch der Auftakt der Geschichte wäre nicht weiter schlimm, wenn daraus ein spannendes Abenteuer voller witziger Situationen und Anspielungen resultieren würde. Dies ist eher nicht der Fall. Es ist spürbar, dass Ferri sich am Meisterwerk Asterix als Legionärorientiert und versucht nationale Stereotypen aufeinander los zu lassen. Doch leider sind die Teilnehmer am Rennen, die teilweise zu seltsamen Regionen wie dem germanischen Volk der Markomannen oder dem fernen Reich von Kusch (dem heutigen Sudan) gehören, keine sonderlich originellen Charaktere.
Hinzu kommen noch die sich ebenfalls am Rennen beteiligenden Piraten, sowie ein maskierter Wagenlenker, dessen schließlich enthüllte Identität die Geschichte auch nicht weiterbringt. Diese Figur, die bei uns den Namen Caligarius erhielt, heißt im französischen Original Coronavirus.
Doch die weder spannende noch sonderlich originelle Handlung wäre ebenfalls noch zu verkraften, wenn die Gags und das Zusammenspiel zwischen Asterix und Oberlix stimmen würden. Auch hier ist leider nichts Erfreuliches zu vermelden. Die Gallier fallen zwischen den zahllosen blassen Nebencharakteren nicht weiter auf, während die Anspielungen auf italienische Besonderheiten wie Pizza oder Mona Lisa unwitzig und überraschungsfrei daherkommen.
Damit die Auseinandersetzung mit dieser Neuerscheinung überhaupt irgend einen Sinn macht, sollte Asterix-Erstlesern noch mitgeteilt werden, dass die ersten Alben der Serie immer noch zu den allerbesten Comics der Welt gehören und jederzeit lieferbar sind…
1984 bricht die 17-jährige Wiener Punkerin Ulli gemeinsam mit ihrer Freundin Edi, die sie allerdings noch nicht sehr lange kennt, zu einer Reise auf, die ihr Leben entscheidend prägen wird. Sie versuchen ohne Geld, Klamotten zum Wechseln und – im Falle von Ulli – sogar ohne Ausweispapiere klar zu kommen. Die beiden Mädchen reisen per Anhalter, als Schwarzfahrer in Zügen und oft zu Fuß über Verona, Cattolica und Rom bis nach Sizilien.
Ulli Lust (Flughunde, Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein) erzählt auf 450 Seiten von dieser zweimonatigen Reise. Was zunächst wie eins jener heiteres Unterwegs-Abenteuer beginnt, wie es nur junge ungebundene Menschen erleben können, nimmt – nachdem Ulli schließlich Sizilien erreicht hat – ganz schön unangenehme Züge an.
Im Gegensatz zu Edi, die – in Zeiten als Aids noch kein zentrales Thema war – mit möglichst vielen Männern schlafen möchte, ist Ulli äußerst genervt von den plumpen Annäherungsversuchen, die sie bereits in Norditalien zuhauf erlebte. Da die Mädchen in Rom sehr schnell gleichgesinnte Freunde finden, ist dieses Problem innerhalb einer munteren Gruppe wenig mehr als eine Randerscheinung. Doch als Ulli, durch einen berechnenden Herrn von Edi getrennt wird und auf der Suche nach dieser, alleine im sizilianischen Catania ankommt, ist sie für die dortigen Männer nur noch Freiwild.
Ulli Lust findet in ihrem Comic für diese ständige Belästigung äußerst einprägsame Bilder. Aus den Augen der Sizilianer wachsen Hände, die ihr überall hin fassen. Auch die Vergewaltigung und das Trauma danach hat setzt sie in Bilder um, die der Leser so schnell nicht vergessen dürfte.
Die größte Enttäuschung dürfte Ulli jedoch nach ihrer Rückkehr in Österreich erlebt haben. Nachdem sie vergeblich versuchte die mittlerweile drogensüchtige Edi davon abzuhalten für ein Mafia-Söhnchen auf dem Strich zu gehen, wurde sie von der Polizei aufgegriffen und zurück in ihre Heimat geschickt. Doch dort angekommen hatten ihre Eltern bereits mit Edi gesprochen und diese hatte einfach die Rollen vertauscht. Sie erzählte, dass Ulli in Palermo Heroin spritzt und auf dem Strich geht. Im Nachwort des Comics erzählt Ulli Lust, dass sie drei Jahre später erneut auf Edi traf und diese mittlerweile auf die Handelsschule ging und so tat als wenn nichts gewesen wäre.
Ulli Lust, die heute in Berlin lebt, hat insgesamt fünf Jahre an “Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens“ gearbeitet. Wer das beeindruckend in Szene gesetzte Werk liest, weiß warum es ihr ein Bedürfnis war, sich diese zwei Monate ihres Lebens von der Seele zu zeichnen.
Seit 1948 werden in Italien monatlich Comics mit dem Texas-Ranger Tex Willer veröffentlicht. Obwohl die Hefte in schwarzweiß erscheinen, wird durch die Titelbilder klar, dass eins der markantesten Merkmale des Helden sein strahlend gelbes Hemd ist. Bei uns ist es nie gelungen die Serie dauerhaft zu etablieren, doch in Italien ist Tex heute so erfolgreich wie eh und je. 1985 entstand mit Tex und das Geheimnis der Todesgrotten eine TV-Verfilmung mit Guiliano Gemma (Auch die Engel essen Bohnen) in der Titelrolle.
Neben den schwarzweißen Heftchen erscheint zusätzlich eine großformatige Reihe namens Tex Albo Speciale, in der international bekannte Comickünstler wie die Spanier Jordi Bernet (Andrax, Torpedo) und Manfred Sommer, der Neuseeländer Colin Wilson (Tag X, Wonderball) oder der US-Amerikaner Joe Kubert zum Zuge kommen. Außerhalb dieser Serie entstand 2015 ein Band mit dem Titel Der Held und die Legende. Die detailverliebten Zeichnungen (und die Story) stammen von Paolo Eleuteri Serpieri.
Hierzulande ist Serpieri hauptsächlich durch seine bei uns teilweise indizierte erotische Serie Druuna bekannt. Doch bevor er ab 1985 mit dieser Reihe weltweit für Aufsehen sorgte, war er in Italien für seine Western-Comics bekannt.In diesem Sinne ist Tex – Der Held und die Legende für Serpieri eine Rückkehr zu seinen Wurzeln. Die aufreizend attraktive Druuna lenkte den Comic-Leser bzw. Betrachter oft davon ab, festzustellen, was für ein begnadeter Zeichner Serpieri doch ist. Seine ungewöhnlich opulent gestalteten Comicseiten, von denen Panini im Anhang dankenswerterweise einigte in schwarzweiß abdruckte, laden dazu, sie sehr viel länger zu betrachten, als dies zum Verständnis der Geschichte erforderlich ist.
Doch auch die Story ist durchaus interessant. Die Rahmenhandlung spielt in einer psychiatrischen Anstalt im New York des Jahres 1913. Der steinalte Westernheld Kid Carson erzählt hier einem jungen Mann (wenn dessen Identität am Ende der Geschichte enthüllt wird, sorgt dies für eine hübsche Schlusspointe) von seiner Erstbegegnung mit Tex Willer. Es erscheint wenig glaubhaft, wie problemlos dieser damals im Alleingang Horden von Indianern und Banditen bekämpfte. Doch Serpieris Erzählung hinterfragt das Geschehen, ganz im Sinne von John Ford. In seinem Film Der Mann, der Liberty Valance erschoss ließ der Regisseur einen Journalisten sagen: “Wenn die Legende zur Wahrheit wird, druck die Legende“. In dieser Tradition steht auch Serpieris höchst anregend gestalteter Comic.
In Italien hatte sich ab Anfang der 60er-Jahre ein Gegenstück zu den Superhelden-Comics aus den USA entwickelt. Im Zentrum der Fumetti Neri standen Figuren, die ihre Identität ebenfalls hinter Masken versteckten. Doch sie waren Kriminelle, auch wenn ihre Moralvorstellungen meist weniger verdorben als die der Herrschenden waren. Finstere Helden wieDiabolik, Kriminal und Satanik standen auch im Zentrum von Kinofilmen.
Doch spätestens nach dem Erfolg der trashigen Batman-TV-Serie mit Adam West versuchte sich das ohnehin gerne US-Trends aufgreifende italienische Kino an Filmen mit bunt kostümierten für Recht und Ordnung kämpfenden Superhelden. So entstanden ab 1966 mit Argoman: Der phantastische Supermann, Flashman – Der Unsichtbare, Goldface oder Die drei Supermänner räumen auf einige recht amüsante Versuche fehlendes Budget durch Fantasie und Selbstironie zu kaschieren.
In diesem Zusammenhang ist Das rote Phantom schlägt zu ein recht interessanter Film. Die Hauptfigur lässt an Lee Falks Comicheld The Phantomdenken, ist jedoch am Anfang der Geschichte ein erfolgreicher Wrestler, der bei einem Match seinen Gegner versehentlich tötet. Doch für den Mann , der seine Maske niemals abnimmt, tut sich ein sehr viel interessanteres Tätigkeitsfeld auf, denn eine Unmenge von Quecksilber und Uran wurde gestohlen. Ganz klar, da will mal wieder jemand die Weltherrschaft übernehmen, hat aber seine Rechnung ohne das rote Phantom gemacht, dessen Freund der Chef des Geheimdienstes ist.
Der Film ist eine fröhlich bunte Angelegenheit, die zwar auch Elemente aus mexikanischen Wrestling-Movies und Superhelden-Comics übernimmt, doch das eigentliche Vorbild ist der ein Jahre zuvor entstandene James-Bond-Film Feuerball. Hieraus wurden nicht nur Situationen und Kostüme übernommen, sondern die Filmmusik wurde hart an John Barrys 007-Soundtrack vorbei komponiert. Das Werk trägt im italienischen Original den Titel Superargo contro Diabolikus und war so erfolgreich, dass zwei Jahre später mit eine Superargo – L’invincibile Superman Fortsetzung folgte. Diese wurde bei uns bisher noch nicht gezeigt, eine DVD-Edition wäre höchst willkommen!
Die DVD von ALIVE! zu „Das rote Phantom schlägt zu“enthält neben dem 84-minütigen Film in deutscher, englischer und italienischer Sprache noch den ziemlich durchgeknallten italienischen Trailer (3:08 min), die 81-minütige deutsche Fassung und den deutschen Vorspann (3:25 min) in mäßiger Bildqualität.
In Italien hatte sich ab Anfang der 60er-Jahre ein Gegenstück zu den Superhelden-Comics aus den USA entwickelt. Im Zentrum der Fumetti Neri standen Figuren, die ihre Identität ebenfalls hinter Masken versteckten. Doch sie waren Kriminelle, auch wenn ihre Moralvorstellungen meist weniger verdorben als die der Herrschenden waren. Finstere Helden wie Diabolik, Kriminal und Satanik standen auch im Zentrum von Kinofilmen.
Doch spätestens nach dem Erfolg der trashigen Batman-TV-Serie mit Adam West versuchte sich das ohnehin gerne US-Trends aufgreifende italienische Kino an Filmen mit bunt kostümierten für Recht und Ordnung kämpfenden Superhelden. So entstanden ab 1966 mit Das rote Phantom schlägt zu, Flashman – Der Unsichtbare, Goldface oder Die drei Supermänner räumen auf einige recht amüsante Versuche fehlendes Budget durch Fantasie und Selbstironie zu kaschieren.
Auf seine Art recht gelungen ist Argoman: Der phantastische Supermann. Im Zentrum des Geschehens steht Sir Reginald Hoover, der in einer feudalen Villa am Meer lebt und als Argoman über telekinetische Fähigkeiten verfügt. Seine Achillesferse ist jedoch seine Tätigkeit als Playboy, denn nach dem Sex setzen bei ihm für sechs Stunden die Superkräfte aus. Nachdem eine wertvolle Krone aus der Schatzkammer des Londoner Towers gestohlen wurde, kommt Argoman zum Einsatz und muss gegen die mysteriöse und gefährliche Jenabell antreten.
Das Resultat ist ein flotter, sich nicht allzu ernst nehmender, bunter Breitwandfilm mit Außenaufnahmen aus London und Paris, sowie einer von der sehr attraktiven Dominique Boschero verkörperten Schurkin. Auch der coole Easy-Listening-Soundtrack von Piero Umiliani soll nicht unerwähnt bleiben.
Die DVD von SchröderMedia präsentiert den Film erstmals in vollständiger Länge. Der in China spielende Prolog ist in sehr schlechter Bildqualität dem ansonsten in passabler Bildqualität vorliegenden Film vorangestellt. Die Scheibe enthält neben dem 83-minütigen Film in deutscher, englischer und italienischer Sprache noch den englischen Trailer (2:48 min), die 81-minütige deutsche Fassung, sowie eine Bildergalerie (1:55 min) mit deutschen Aushangfotos und Plakaten