Ein Sachbuch über Militäreinsätze während des Zweiten Weltkriegs, die nur von Winston Churchill abgesegnet waren, schien eine gute Vorlage für einen Film von Guy Ritchie zu sein. Der Spezialist für Ensemblefilm wie Cash Truck, The Gentlemen konnte sich auf diese Weise zudem auch noch an einem britischen Gegenstück zu Quentin Tarantinos Inglourious Basterds versuchen.
Die Besetzung mit Zac Snyders Superman Henry Cavill, Amazon Primes Jack Reacher Alan Ritchson, der eine großartige Version von Mackie Messer interpretierenden Eiza Gonzálezund dem vielseitigen Rory Kinnear (Men, Spectre, Es ist kompliziert) als Winston Churchill kann sich sehen lassen. Der Film leider eher nicht.
Allzu offensichtlich macht Ritchie einen auf Tarantino, Das fängt schon mit der allzu lahmarschigen Eröffnungssequenz an, in der viel zu lange bedeutungsschwer angedeutet wird, dass gleich etwas ganz Brutales geschehen wird.
Die unausgewogenen Mischung aus Gewalt und Humor will nicht zünden. Dies wird durch den penetranten nur selten zu den Bildern passenden Soundtrack des oft im Morricone-Revier wildernden Christopher Benstead nicht besser.
In diesem etwas holperigen Umfeld gelingt es Til Schweiger zu überraschen. Seine Interpretation eines brutalen und zynischen Nazis kann sich wirklich sehen lassen. Zumindest in der deutschen Fassung kann es daran liegen, dass dort nicht Schweigers – freundlich ausgedrückt – markante Stimme zu hören ist, sondern er von dem häufig für Ben Affleck und Owen Wilson eingesetzten Johannes Berenz synchronisiert wurde.
Nach einem erneuten Seitensprung wird Axel Feldheim (Til Schweiger) von seiner Freundin Doro (Katja Riemann) aus der gemeinsamen Wohnung verbannt. Die erfolglose Suche nach einer vorläufigen Bleibe führt ihn geradewegs vor die Haustür der beiden Schwulen Walter alias Waltraut (Rufus Beck) und Norbert Brommer (Joachim Król). Die Beiden sind Feuer und Flamme und machen dem strammen Hetero den Hof. Dies weckt bei der mittlerweile schwangeren Doro den Verdacht, ihr Axel wäre zum anderen Ufer übergelaufen…
Mit über 6 Millionen Zuschauern erreichte der deutsche Kinofilm Der bewegte Mann 1994 Regionen, die ansonsten nur US- (und Bully-) Filmen vorbehalten waren. Regisseur Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern) schrieb sein Drehbuch nach Ralf Königs Comics Der bewegte Mann und Pretty Baby. König war vom Erfolgsfilm alles andere als begeistert und meinte später: „Mir war das alles zu zahm und auf Mainstream aus, und ich habe mich von Anfang an nicht genug dagegen gewehrt.“
Der Film setzt etwas andere Akzente als die Comic-Geschichte. Während bei König die schwulen Charaktere die Sympathieträger sind und sich über die Heteros lustig machen, ist dies im Kinofilm eher anders herum. Tatsache ist jedoch, dass alle guten Gags und Einfälle des Films nicht von Wortmann stammen, sondern auch in Königs Comic zu finden sind. Die nachfolgenden meist etwas werkgetreueren, aber sehr viel weniger professionell realisierten Ralf-König-Verfilmungen Kondom des Grauens, Wie die Karnickelund Lysistrata konnten nicht einmal ansatzweise an den kommerziellen Erfolg von Der bewegte Mann anknüpfen.
Dennoch sollte es mehr als ein Vierteljahrhundert dauern, bis der Film endlich in einer Edition vorliegt, die seiner (kommerziellen) Bedeutung gerecht wird. Zuvor gab es nur eine DVD in mittelprächtiger Bildqualität ohne Extras. Die Blu-ray ist 4K-abgetastet und bisher nur als nicht ganz preiswerte Mediabook-Edition erhältlich. Hierfür wurde mit Sönke Wortmann, der seinen Film lange nicht mehr gesehen hat, ein immer wieder von langen Sprechpausen unterbrochener Audiokommentar aufgenommen. Wortmann ist hörbar begeistert von seiner damaligen Arbeit. Hinzu kommt noch etwas filmbezogenes Bonusmaterial, während Ralf König lediglich – aber immerhin – im Text des beiliegenden Booklets ausführlich und kenntnisreich von Marcel Scharrenbroich gewürdigt wird.
Das Mediabook von Turbine Medien enthält eine Blu-ray mit dem 94-minütigen Hauptfilm, wahlweise mit deutscher, englischer, französischer und spanischer Tonspur, sowie einen Audiokommentar von Sönke Wortmann. Dazu kommen noch diese Extras: Hinter den Kulissen des Audiokommentars (7:08 min), Sechs komma Sechs – Interview mit Sönke Wortmann (14:36 min), Der bewegte Walter – Interview mit Rufus Beck (22:43 min), Kinotrailer (2:41 min), sowie ein 24-seitiges Booklet
1990 entstand ein Spielfilm, in dem Terence Hill jenen Comic-Cowboy spielte, der schneller als sein Schatten schießt. Kurioserweise wird hierin die selbe Geschichte wie im fast 20 Jahre zuvor entstandenen Zeichentrickfilm Lucky Luke – Daisy Town erzählt. Die Story einer rasch expandierenden Westernstadt, die Angriffen von Indianern und den Daltons ausgesetzt ist, inszenierte Terence Hill höchstpersönlich, während das Drehbuch von seiner Frau Lori stammte.
Lucky-Luke-Schöpfer Morris stand der Sache ziemlich skeptisch gegenüber: “Eher zufällig hatte Terence Hill meine Alben gelesen, und er schwor sich, dass entweder er oder kein anderer die Hauptrolle verkörpern wird. Er nahm Kontakt mit dem Verlag Dargaud auf, an dem ich damals noch gebunden war, und die Verträge wurden unterschrieben. Er ähnelte Lucky Luke in keiner Weise (…), aber Terence Hill ist so sympathisch, so warmherzig, dass ich letztendlich mein Einverständnis gab.“
Obwohl der Film in den USA (in Santa Fe und Bonanza Creek, New Mexico) gedreht wurde, erinnert er stärker an einen Italowestern als an die klassischen Hollywood-Produktionen, über die sich Morris und Goscinny in ihren Comics hauptsächlich lustig machten. Passend (bzw. unpassend) dazu trägt Terence Hill ein Outfit, dass eher an seine Paraderolle inMein Name ist Nobody denken lässt, als an die Comicfigur. Somit ist Hills Lucky Luke ganz gewiss keine werkgetreue Comic-Verfilmung, doch insgesamt deutlich entspannter als die nächsten völlig überkandidelte Realverfilmungen, in denen Til Schweiger bzw. Jean Dujardin als Lucky Luke zu sehen waren.
Zeitgleich zum Kinofilm, für den Wolfgang Völz als Stimme von Lucky Lukes Pferd Jolly Jumper und Erzähler fungierte, entstand eine 8-teilige TV-Serie. Die beiden ersten Episoden Ma Dalton ist einmalig und Der Geisterzug wurden zum Kinofilm Lucky Luke 2 zusammengeschnitten.
Die Blu-ray-Box von 3L enthält auf drei Scheiben den Kinofilm und die acht jeweils circa einstündigen Episoden der TV-Serie. Hinzu kommt noch eine kurze Grußbotschaft von Terence Hills Synchronsprecher Thomas Danneberg (0:33 min), der bisher nicht gezeigte Szenen neu eingesprochen hat. Der Kinofilm liegt im 16:9-Format in deutscher und englischer Fassung vor. Die TV-Serie enthält 66 Minuten neues Material, ist im Vollbild-Format und kann in deutscher sowie in italienischer Fassung geguckt werden.
Im 24. Jahrhundert wird die Erde von den Nachkommen der ersten Mars-Siedler angegriffen und allen Bewohnern droht die völlige Vernichtung. Königin Metapha (Anja Kling) hält eine Zeitreise der Besatzung des (T)Raumschiff Surprise zur Verhinderung der Mars-Besiedelung für die letzte Hoffnung. Nur wenn der Mars in der Vergangenheit nicht besiedelt wird, kann er in der Zukunft nicht für die Vernichtung der Erde sorgen.
Die fidele Crew hat jedoch ganz andere Probleme, sie bereitet sich auf die Miss Waikiki Wahl vor. Auf Grund sanften Drucks können sich Käpt´n Kork, Mr. Spuck und Schrotti schließlich doch noch für die Rettung der Erde begeistern. Ein Marderschaden im Getriebe ihres (T)Raumschiffs macht den Einsatz eines Space-Taxis notwendig. Der flotte galaktische Taxifahrer Rock (Til Schweiger) „Kuschel- oder Hard-Rock?“ bringt die „Mädels“ mit Mopsgeschwindigkeit zur Erde und später dann auch in die Vergangenheit der Erde. Zuerst landet man per Zeitmaschine aus Versehen im Mittelalter und danach mit Karacho im…
Hier hat Bully die anwesenden Journalisten bei der Pressevorführung inständig gebeten nichts über die weitere Story des Films zu verraten, und diesen Gefallen tun wir ihm natürlich gerne. Schauen Sie sich den Film an. Nicht verraten wird übrigens auch der Spruch, mit dem man jede Frau herumkriegt! Garantiert! Er funktioniert immer!
Da die aus der Bully Parade bekannte schwule Raumschiff-Besatzung alleine nicht unbedingt abendfüllend ist, sind die herumtänzelnden Surprise-Tucken auch nur Teil der Handlung und so manche Szene verfügt über den Charme und die parodistische Präzision von chaotischen ZAZ-Komödien wie Kentucky Fried Movie oder Die unglaublich verrückte Reise in einem total verrückten Flugzeug. Die nicht ungeschickt aus Star Wars, Star Trek und Zurück in die Zukunft-Versatzstücken zusammengezimmerte Handlung wurde zudem auch noch mit wirklich beeindruckenden Spezialeffekten garniert. Man sagte sich, wenn schon Mopsgeschwindigkeit dann richtig und selbiges ist auch gelungen.
Galaktisch ist nicht nur die Story, sondern auch die Besucherzahlen zu Bully Herbigs neuem Film. Über 3 Millionen Besucher in Deutschland haben den Film am Startwochenende besucht. Sanierte schon Der Schuh des Manitu die Kassen der Constantin-Film wird (T)raumschiff Surprise Herrn Eichinger in intergalaktische Traumeinnahmen beamen, zumal der Film sogar Chancen auf dem Weltmarkt haben dürfte. Gelüste auf mehr Internationalität hat natürlich auch Bully Herbig, der als nächstes gerne einen Film machen würde „wo keiner mit rechnet“ und zwar in Hollywood. Mal sehen was das werden wird.
1976 – ein Jahr bevor sein Tatort “Reifezeugnis“ in Deutschland und fünf Jahre bevor “Das Boot“ weltweit für Furore sorgten – drehte Wolfgang Petersen den TV-Film “Vier gegen die Bank“. Im Zentrum stand ein Quartett nicht mehr ganz junger Männer (Walter Kohut, Harald Leipnitz, Herbert Bötticher, Günther Neutze), die sich alle ihre großen Eigenheime und den Golfclub nicht mehr leisten konnten. Daher beschließen sie eine Bank auszurauben…
Eine Variante dieser Geschichte diente als Vorlage für den ersten Spielfilm, den Petersen nach 25 meist erfolgreichen Hollywood-Jahren wieder in Deutschland drehte. Mit Til Schweiger, Matthias Schweighöfer, Jan Josef Liefers und Michael Bully Herbig konnte er vier der populärsten deutschen Darsteller verpflichten. Da auf Vorab-Pressevorführungen verzichtet wurde, war ein Produkt minderer Qualität zu erwarten.
Doch die neue Version von “Vier gegen die Bank“ ist überraschenderweise nicht allzu albern geraten, sondern zu einem durchaus spannenden und amüsanten, wenn auch etwas antiquiert anmutenden Film geworden. Die Story wurde modernisiert und auch etwas optimiert. Diesmal sind es drei Bank-Kunden, die um ihre Ersparnisse betrogen wurden. Gemeinsam mit ihrem frisch gefeuerten Anlageberater (Herbig) versuchen sie daraufhin das Geldinstitut auszurauben.
Doch – und hier folgt die Geschichte wieder dem TV-Film von 1976 – nach dem Bankraub ist noch lange nicht Schluss, denn (Vorsicht Spoiler!) das Geld ist heiß und kann daher nicht ausgegeben werden. Dies ist auch der Zeitpunkt in dem eine faszinierende weibliche Darstellerin dem Herren-Quartett (auch schauspielerisch) die Hölle heiß macht. Antje Traue (“Man of Steel“) spielt eine coole, routinierte Polizei-Expertin, die schon recht bald ahnt, wer hinter dem Raub steckt…
Antje Traue
Der ganz große deutsche Kinofilm ist “Vier gegen die Bank“ trotz der Hollywood-Erfahrung von Petersen nicht geworden, zu hausbacken, überraschungsarm und unspannend wird die Story erzählt, zu harmlos sind die meisten Gags geraten und zu sehr sind die vier Hauptdarsteller ihrem Leinwand-Image treu geblieben. Doch als Mittwochs-TV-Film oder als DVD im Sonderangebot dürfte “Vier gegen die Bank“ kaum jemanden enttäuschen.
Mit Valentinstag setzte der am 19. Juli 2016 verstorbene Komödien-Spezialist Garry Marshall (Pretty Woman, Mother’s Day) im Großraum Los Angeles bereits einen stargespickten Film rund um einen Feiertag erfolgreich in Szene. Happy New Year funktioniert nach dem selben Muster, hat aber mit dem winterlichen New York als Schauplatz eine zusätzliche Attraktion. Auch in der noch weihnachtlichen Metropole es in zahlreichen mehr oder weniger verzahnten Episoden meist um die Frage “Wer mit wem?“
Mit dabei ist auch “unser“ Til Schweiger. Dieser spielt einen werdenden Vater, der unbedingt möchte, dass seine Frau exakt zu Neujahr niederkommt, da es dann eine Prämie gibt. Schweigers Dreharbeiten dauerten nur eine Woche und seinen Co-Star Robert De Niro, der einen sterbenskranken von Halle Berry gepflegten Patienten spielte, bekam er überhaupt nicht zu Gesicht. Doch nur dank eines straffen Drehplan lässt sich mit einem Budget von “nur“ 56 Millionen Dollar ein Film mit Stars wie Jessica Biel, Jon Bon Jovi, Josh Duhamel, Katherine Heigl, Ashton Kutcher, Sarah Jessica Parker und Hilary Swank in gleichberechtigten Hauptrollen stemmen.
Das Resultat ist unterhaltsam und kurzweilig, wobei allerdings keine Episode sonderlich herausragt. Lediglich das Duo Zac Efron (High School Musical) und Michelle Pfeiffer als ungleiches, aber sehr charmantes, Pärchen, sowie Marshalls Stammdarsteller Héctor Elizondo als osteuropäischer “Neujahrskugel-Meachaniker“ bieten etwas mehr als Schauspiel nach Vorschrift. Gegen Ende gibt es bezüglich der Beziehungen unter den Charakteren noch so einige Überraschungen, die meist romantisch oder auch (ähnlich wie in Valentinstag) patriotisch enden.
Der Belgier Maurice de Bevere (1923 – 2001) alias Morris ließ 1946 erstmals jenen Cowboy im Comic auftreten, der schneller als sein Schatten zieht. Er hatte Lucky Luke eigentlich als Held eines Zeichentrickfilms geplant.
Die größten Erfolge feierte die Westernparodie jedoch erst, als René Goscinny ab Mitte der Fünfziger Jahre als Texter hinzu kam, noch bevor er mit Asterix durchstartete. Auch Goscinnys große Liebe gehört dem Zeichentrickfilm und als er in den USA weilte, träumte er davon bei Walt Disney zu arbeiten. Doch Goscinny fand es sehr bedauerlich, das Disney diesen Traum nicht teilte.
Schon daher ist es nicht verwunderlich, dass 1971 ein erster Zeichentrickfilm mit Lucky Luke entstand. Bei Lucky Luke – Daisy Town führten Morris und Goscinny Regie. Der Film basiert auf keinem der Comic-Alben. Vielmehr wurde eine Originalgeschichte entworfen, die möglichst viele Aspekte des Wilden Westens beinhaltet und 1983 sogar zum Comic-Album Daisy Town verarbeitet, das bei uns als Band 40 der Lucky Luke Reihe erschienen ist.
Insgesamt kann dieser Film um den einsamen Cowboy durchaus als gelungen angesehen werden. Schwächen in der Animation werden durch originelle Einfälle (inklusive Anleihen bei Tex Avery) ausgeglichen und auch die musikalischen Einlagen sind sehr gelungen. Die Satire auf den klassischen Western ist zwar nicht ganz so subtil, wie in den besseren Comic-Alben, aber dafür wird im Film gleich der komplette Wilde Westen veralbert. Außerdem ist es sehr viel passender, dass Lucky Luke hier noch eine Zigarette zwischen den Lippen hat und nicht wie später (aus Gründen der politischen Korrektheit) auf einem Strohhalm herum kaut.
Die 2001 bei Kinowelt erschienene deutsche DVD genügt von der (Voll-)Bildqualität her leider nicht den heutigen Sehgewohnheiten und enthält auch nur die deutsche Synchronfassung.
Doch mittlerweile gibt es eine Blu-ray mit den Lucky Luke – Trickfilmen, die auch Daisy Town in phantastischer 16:9-Bildqualität enthält. Die deutsche DVD und die Blu-ray-Box enthalten als Bonusmaterial die sehr interessanten und ausführliche 88-minütige Dokumentation René Goscinny – ein Leben für den Humor (René Goscinny – Profession Humoriste). Dieser Film enthält nicht nur seltene Privataufnahmen von Goscinny. Es gibt auch Ausschnitte aus von ihm gestalteten Kino- und TV-Filmen zu sehen. Darüber hinaus kommt auch noch nahezu die gesamte französische Comic-Elite zu Wort. Dieser 1998 für den Sender arte entstandene Bericht ist in französischer Sprache auf der DVD enthalten und wahlweise können deutsche Untertitel eingeblendet werden.
1975 gründeten Goscinny und Uderzo gemeinsam mit Georges Dargaud die Studios Idéfix und wollten dort ihrem großen Vorbild Walt Disney nacheifern. Sie starteten ihre Zeichentrick-Produktion mit Asterix erobert Rom. Als zweiter (und letzter) Film der Studios Idéfix folgte 1978 Lucky Luke – Sein größter Trick. In diesem tricktechnisch recht hochwertigen Film, ist der Lonesome Cowboy mal wieder auf der Jagd nach den Daltons, die im Auftrag eines am Strang gestorbenen Onkels die aus allen möglichen Westerntypen zusammengesetzte Jury umbringen sollen.
Die Geschichte wird – wie zuvor schon beim Zeichentrickfilm Asterix und Cleopatra (und natürlich bei Disney) – auch noch mit Musical-Szenen garniert, daher trägt der Film im Original auch den Titel La ballade de Dalton. Als eine Art Moderator fungiert ein Bänkelsänger, dessen Lieder in der deutschen Fassung von Reinhard Mey gesungen werden. Dieser hatte bereits vier Jahre zuvor beim Disney-Zeichentrickfilm Robin Hood einen ähnlichen Job übernommen.
Die Musical-Einlagen sind zwar ganz witzig, doch insgesamt ist der Film trotz gewaltiger tricktechnischer Fortschritte weniger gut gelungen als der Vorgänger Lucky Luke – Daisy Town. Kurz nach Fertiggestellung des Filmes schlossen die Studios Idéfix ihre Pforten. Die laufenden Betriebskosten waren einfach zu hoch um das Studio nach Goscinnys plötzlichen Tod im Jahre 1977 noch am Leben zu erhalten.
Auch Lucky Luke – Sein größter Trick basierte auf keinem Comic-Alben. Die Geschichte des Films wurde 1978 zunächst in einem kleinformatigen Comic adaptiert, der später ummontiert auch bei uns im Sammelband Die Dalton-Ballade und andere Geschichten als Band 49 der Lucky Luke Reihe erschienen ist.
Die deutsche DVD-Veröffentlichung von Kinofilm enthält als Bonus den deutschen Trailer (2:59 min, Vollbild), eine Galerie mit 25 deutschen Aushangfotos und Standbildern, sowie ein 8-seitiges farbiges Booklet. Genau wie bereits bei Daisy Town ist die Bildqualität leider nur mäßig, während in dieser Hinsicht die Blu-ray exzellent ist.
Nicht wirklich gelungen war der nächste Zeichentrickfilm Lucky Luke – Das große Abenteuer, der 1983 ins Kino kam. Hier wurden lediglich drei Episoden einer sparsam animierten 26-teiigen Trickfilmserie aus dem Hause Hanna-Barbera (Familie Feuerstein) zu einem Kinofilm zusammengeschnitten. Bei den einzelnen Geschichten handelte es sich um Verfilmungen der Comics Die Daltons im Blizzard, Ma Dalton und Die Daltons bewähren sich. Genau wie in der Trickfilm-Serie war auch im Kino die von Freddy Quinn gesungene Titel-Melodie Bang Bang, Lucky Luke zu hören.
Es sei noch angemerkt, dass in diesem Fall die Bildqualität der zugehörigen DVD mit anamorphen 16:9-Format ganz passabel ist. Der DVD von Filmconfect liegt sogar ein kleines 20-seitiges Comicheft mit der Kurzgeschichte Aus Liebe zur Musik bei.
2007 entstand mit Lucky Luke, Go West! (Tous à l’Ouest: Une aventure de Lucky Luke) ein weiterer Zeichentrickfilm, der leider nicht in unsere Kinos kam. Das Drehbuch basiert lose auf dem Comic Lucky Luke: Kalifornien oder Tod. Es fasst recht gut fast alle Situationen und Figuren zusammen, die den Reiz der langlebigen Erfolgs-Comicserie ausmachen. Im Zentrum des Geschehens stehen – neben Lucky Luke und Jolly Jumper – natürlich wieder die Daltons.
Nach einem turbulenten Auftakt in New York bricht Lucky Luke mit der vierköpfigen Gangsterbande und einem bunt zusammen gewürfelten Haufen von Siedlern zu einem Treck von Küste zu Küste auf. Wenn die Planwagen nicht in 80 Tagen das ganze Land durchquert haben, erlöschen die Ansprüche, die die Siedler auf ihr fruchtbares Land im Westen haben…
Mit dem sehr schön realisierten und erzählten Lucky Luke, Go West! ist es ein wenig so wie mit dem ein Jahr zuvor entstandenen Zeichentrickfilm Asterix und die Wikinger. Auch jener liebevoll und rechtwerkgetreu in klassischer 2D-Animation angefertigte Film kam – inmitten all der Comic-Realverfilmungen und Computeranimationen – etliche Jahre zu spät.
Doch dank DVD und Blu-ray hat Lucky Luke, Go West! weiterhin die Chance sein Publikum finden und es erfreuen.
Bereits 1974 entstand in der Türkei mit Atını Seven Kovboy eine nicht autorisierte Realverfilmung von Lucky Luke.
Für die Dalton wurden hier tatsächlich Darsteller mit den richtigen Größenverhältnissen gefunden.
Doch noch vor dem letzten Zeichentrickfilm zeigten die Kinos zwei der (bisher) drei Versuche aus Lucky Luke einen Realfilm zu machen. Morris stand der Sache ziemlich skeptisch gegenüber: “Eher zufällig hatte Terence Hill meine Alben gelesen, und er schwor sich, dass entweder er oder kein anderer die Hauptrolle verkörpere. Er nahm Kontakt mit dem Verlag Dargaud auf, an dem ich damals noch gebunden war, und die Verträge wurden unterschrieben. Er ähnelte Lucky Luke in keiner Weise (…), aber Terence Hill ist so sympathisch, so warmherzig, dass ich letztendlich mein Einverständnis gab.“
Kurioserweise erzählt der 1990 entstandene Spielfilm, die selbe Geschichte wie der fast 20 Jahre zuvor entstandene Zeichentrickfilm Lucky Luke – Daisy Town. Die Story von der rasch expandierenden Westernstadt, die Angriffen von Indianern und Daltons ausgesetzt ist, inszenierte Terence Hill höchstpersönlich, während das Drehbuch von seiner Frau Lori stammte.
Obwohl der Film in den USA (in Bonanza Creek, New Mexico) gedreht wurde, erinnert er stärker an einen Italowestern als an die klassischen Hollywood-Produktionen, über die sich Morris und Goscinny in ihren Comics hauptsächlich lustig machten. Passend (bzw. unpassend) dazu trägt Terence Hill ein Outfit, dass eher an seine Paraderolle in Mein Name ist Nobody denken lässt als an die Comicfigur. Somit ist Hills Lucky Luke ganz gewiss keine werkgetreue Comic-Verfilmung, doch insgesamt deutlich entspannter als die nächsten völlig überkandidelte Realverfilmungen.
Zeitgleich zum Kinofilm, für den Wolfgang Völz als Stimme von Jolly Jumper und Erzähler fungierte, entstand eine 8-teilige TV-Serie. Die beiden ersten Episoden Ma Dalton ist einmalig und Der Geisterzug wurden zum Kinofilm Lucky Luke 2 zusammengeschnitten.
Mittlerweile gibt es eine DVD- und eine Blu-ray-Box mit dem Kinofilm und allen acht TV-Episoden.
Der nächste Film-Versuch Die Daltons gegen Lucky Luke von 2004 hingegen ist ein Totalausfall. Da gibt es eine ganze Batterie wundervoller und unglaublich humorvoller Westerngeschichten vom Comicmeister Rene Goscinny und nichts davon ist im Film zu finden.
Stattdessen wurden Eric Judor und Ramsy Bedia, zwei nahezu gleich große französische Komiker, nicht nur als Joe und Averell Dalton gecastet, sondern sie durften auch noch ein völlig blödsinniges Drehbuch um einen magischen Sombrero verfassen.
Der Regisseur Philippe Haïm hingegen hält sich für eine Mischung aus Rodriguez, Tarantino und Leone, verbreitet aber trotz des beträchtlichen Budgets nur Langeweile.
Schon der französische Originaltitel Les Dalton deutet an, dass der Lonesome Cowboy nicht im Zentrum des Geschehens steht. Dies ist schade, denn überraschenderweise kann Til Schweiger als Lucky Luke (in seiner Nebenrolle!) durchaus überzeugen. Zwar wird der (einzige halbwegs brauchbare) Gag mit seinem langsameren Schatten qualvoll zu Tode geritten, doch Schweiger legt die Rolle merklich werkgetreuer an als zuvor Terence Hill.
Jean Dujardin in “Die Daltons gegen Lucky Luke“
Der nächste reale Lucky Luke war Jean Dujardin (OSS 117 – Der Spion, der sich liebte, The Artist, Mein ziemlich kleiner Freund), der bereits in Die Daltons gegen Lucky Luke in einer Nebenrolle zu sehen war. Der Regisseur Cool Waves hatte vier Jahre zuvor mit Dujardin die Surf-Komödie Cool Wavesgedreht, die in Frankreich 4 Millionen Besucher erreichte.
Nachdem zuvor schon der Zeichentrickfilm Lucky Luke, Go West! nicht in unsere Kinos kam, verhielt es sich mit der 2009 in Argentinien entstandenen Realverfilmung mit Dujardin genauso. Dies ist teilweise verständlich, denn sonderlich werkgetreu zur Comicvorlage (oder gar zum Humor des begnadeten Texters René Goscinny) ist auch dieses Werk nicht ausgefallen.
Irgendwie geht es um das aus Comic und Trickfilm bekannte Städtchen Daisy Town, den Bau der Eisenbahn und einige Banditen wie Billy the Kid oder Jesse James sowie Calamity Jane kommen auch vor, während die Daltons diesmal pausieren. Der Hauptfigur wird nicht nur der Name John “Lucky“ Luke sondern auch noch eine tragische Vorgeschichte angedichtet.
Beim in Szene setzten dieser meilenweit vom Comic entfernten Origin wird eifrig aus Spiel mir das Lied vom Todzitiert. So richtig überzeugen will das opulent ausgestattete Werk nicht, zumal der Humor oft ähnlich krude ausfällt wie in der vorherigen katastrophalen Realverfilmung Die Daltons gegen Lucky Luke.
So bleibt abschließend festzustellen, dass gleich der erste Versuch Lucky Luke ins Kino zu bringen der (bisher) gelungenste war. Was sicher daran liegt, dass Morris und René Goscinny maßgeblich am Zeichentrickfilm Daisy Town beteiligt waren.