Es wird immer wieder übersehen, dass der meisterliche Zeichner Albert Uderzo zeitgleich mit den Abenteuern von Asterix – ebenfalls am 29. Oktober 1959 in der ersten Ausgabe des Magazins Pilote – auch noch eine zweite gänzlich andere Comic-Serie an den Start brachte.
Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie erscheint noch heute und inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters. Die Geschichten stammen vom ungemein produktiven Autor Jean-Michel Charlier (Blueberry), der im Rahmen seiner Recherchen für die 1947 gestartete Fliegerserie Buck Danny seinen Pilotenschein gemacht hatte.
Charliers Geschichten sind aus heutiger Sicht etwas arg militaristisch geraten, auch wenn ein immer wieder aufblitzender Humor dies etwas neutralisiert. Für lustige Einlagen sorgt der tollpatschige Laverdure, den Albert Uderzo nach seinem Ebenbild gestaltet hat. Diese Figur ist ein angenehmer Kontrast zum heldenhaften und etwas steifen Tanguy.
1959 – Veröffentlichung in Pilote
Bereits das erste Tanguy & Laverdure-Abenteuer, das sich über die beiden Alben Die Schule der Adler und Für Ehre und Vaterland erstreckt, ist sehr viel mehr als ein Werbeprospekt für die französische Fliegerstaffel. Wie kaum einem anderen Autoren von Abenteuer-Comics gelingt es Charlier echte menschliche Dramen zu erzählen.
2009- Gesamtausgabe
Bereits 2009 veröffentlichte die Egmont Comic Collection eine schön aufgemachte Gesamtausgabe, die schon lange vergriffen ist. Jetzt erscheint dort anstatt einer Neuauflage eine optimierte Collector’s Edition mit sehr viel mehr Hintergrundinformationen, wobei leider nicht auf die deutsche Veröffentlichungen unter den Titeln Rolf Randers & Miki Kabel und Mick Tangy eingegangen wird.
2022- Collector’s Edition
Während der erste Band der alten Egmont-Ausgabe auch noch das Album Gefahr im Himmel enthielt, ist in der neuen Edition nur das Abenteuer Die Schule der Adler enthalten. Der Comic wurde neu koloriert. Durch die sehr viel satteren Farben kommen die filigranen Zeichnungen von Uderzo zwar gelegentlich etwas weniger gut zur Geltung, doch insgesamt sieht der Comic durch die Neukolorierung besser denn je aus.
Am 29. Oktober 1959 erschien die erste Ausgabe des französischen Magazins Pilote, das der belgischen Konkurrenz Tintin und Spirou Paroli bieten wollte (und sollte). Hierin debütierte Asterix und gleichzeitig startete der meisterliche Zeichner Albert Uderzo auch das erste Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Tanguy und Laverdure.
Uderzo nutzte seine einzigartige Zeichenkunst nicht nur zur detailgetreuen Wiedergabe von Kriegsgerät, wie dem wirklich recht elegant aussehenden Jagdflugzeug Mirage III, sondern auch immer wieder für wirklich lustige Slapstick-Einlagen. Während Michel Tanguy als gradliniger Held eine gewisse Ähnlichkeit mit Falbalas Freund Tragicomix aus Asterix hat, ist der dürre Ernest Laverdure das Ebenbild von Albert Uderzo.
Dieser lässt kein Fettnäpfchen aus und ist bei jeder attraktiven Frau sofort entflammt, also das ideale Opfer für Spioninnen. Die immer wieder die Schlagkraft der französischen Luftstreitkräfte betonenden Abenteuer dachte sich der Belgier Jean-Michel Charlier aus, dessen Meisterwerk Blueberry auch in Pilote erscheinen sollte.
1966 wurde Uderzo die Doppelbelastung durch Asterix und Tanguy & Laverdure zu viel. Er übergab die Flieger an Jijé und bis heute haben zahlreiche weitere Teams die Serie am Leben erhalten. Uderzo blieb jedoch dem Flieger-Comic verbunden und platzierte auf seinem Anwesen in Yelines eine echte Mirage III.
Bei der Egmont Comic Collection startete 2009 eine “Gesamtausgabe“ von Tanguy und Laverdure, die allerdings nur die von Uderzo gezeichneten Abenteuer enthält und bereits hoch gehandelt wird, da die neun Bände schon lange vergriffen sind. Als eine Art Nachschlag hierzu erscheint zum 60. Geburtstag der Fliegerserie ebenfalls bei Egmont ein Hommage-Buch.
Wer nun hofft, die frankobelgische Comic-Elite würde dem Klassiker mit sanftem Spott in lässig hingehauenen Bildern ehren, dürfte etwas enttäuscht sein. Die sechs Tribute-Comics in diesem Buch sind alle im hyperrealistischen, aber meist etwas sterilen Stil der Uderzo-Nachfolger gehalten, bzw. stammen im Falle von Yvan Fernandez, Matthieu Durant und Sébastien Philippe auch gleich direkt von diesen.
Durchaus im Sinne der Vorlage sind die in Nostalgie schwelgenden Geschichten vom Stile “seriös, aber mit einem Schmunzeln“, gerne auch über protestierende Studenten, die sich 1965 für fortschrittlich hielten. Erzählt wird dabei nicht nur über die Väter der Helden, sondern auch gleich zweimal vom großen Charles de Gaulle, der seine Piloten zum Eskortieren von britischem Gebäck einsetzt oder Laverdures Tollpatschigkeit ausnutzt, um dem US-Präsidenten Lyndon B. Johnson einen kleinen Streich, unter dem Motto “Ich weiß, dass Du uns ausspionierst“, zu spielen.
Die Begleittexte des Buchs zeigen sich stärker an Details über Militär-Flugzeuge als an der Comic-Geschichte interessiert. Immerhin fanden alle Pilote-Titelbilder mit Tanguy-Bezug den Weg in dieses Buch. Sehr erfreulich ist auch, dass der sehr lustige Zweiseiter Der Aprilscherz enthalten ist. In diesem von René Goscinny geschriebenen und von Uderzo gezeichneten Comic, der 1961 in Pilote erschien, treten neben den Fliegern auch andere bekannte Figuren wie der Rote Kosar oder Asterix und Obelix auf!
Im Windschatten von Asterix wird immer wieder übersehen, dass der meisterliche Zeichner Albert Uderzo zeitgleich mit den Abenteuern des kleinwüchsigen Galliers – ebenfalls am 29. Oktober 1959 in der ersten Ausgabe des Magazins Pilote – noch eine zweite gänzlich anders geartete Comic-Serie an den Start brachte.
Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie erscheint noch heute und inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters.
Die Geschichten stammen des ungemein produktiven Autors Jean-Michel Charlier (Blueberry), der bereits im Rahmen seiner Recherche für die 1947 gestartete Fliegerserie Buck Danny seinen Pilotenschein gemacht hatte. Charliers Geschichten sind aus heutiger Sicht etwas arg militaristisch geraten, auch wenn ein immer wieder aufblitzender Humor dies etwas neutralisiert.
Für lustige Einlagen sorgte der tollpatschige Laverdure, den Albert Uderzo nach seinem Ebenbild gestaltete. Diese Figur ist ein angenehmer Kontrast zum heldenhaften und etwas steifen Tanguy. Als 1966 dann Jijé die Serie übernahm wurden die Slapstick-Elemente etwas zurückgefahren.
Bereits das erste Tanguy & Laverdure-Abenteuer, das sich über die beiden Alben Die Schule der Adler und Für Ehre und Vaterland erstreckt, ist sehr viel mehr als ein Werbeprospekt für die französische Fliegerstaffel. Wie kaum einem anderen Autoren von Abenteuer-Comics gelingt es Charlier echte menschliche Dramen zu erzählen.
In Deutschland debütierte die Serie in Rolf Kaukas Comicmagazin Lupo, das kurz darauf in Lupo modern umbenannt wurde. Die beiden Flieger wechselten hier die Nationalität, genau wie Asterix und Obelix, die eine Ausgabe zuvor als Siggi und Barbarrasgnadenlos (und reichlich deutschnational) germanisiert wurden. Tanguy & Laverdure wurden umbenannt in Rolf Randers & Miki Kabel und zu „zwei deutschen Jagdfliegern in einer geheimen Spezialstaffel.“ Etwaige Ungereimtheiten dieser seltsamen Bearbeitung wurden wie folgt erklärt: “Schauplätze, Namen der handelnden Personen und Zeit dieses Fliegerabenteuers wurden der Geheimhaltung wegen willkürlich gewählt.“
Erst durch das Comicmagazin Zack fand Anfang der Siebziger Jahre eine recht werkgetreu übersetzte Veröffentlichung der Serie unter dem Titel “Mick Tangy“ sehr viele Fans. Später folgte beim Splitter Verlag eine Albenreihe unter dem französischen Originaltitel und Ehapa veröffentlichte danach eine Gesamtausgabe in Hardcoverbänden, die neben jeweils mehreren Alben auch allerlei Bonusmaterial enthalten. Für die Konzeption und die redaktionellen Beiträge ist Horst Berner zuständig, dessen Anspruch es war “alles zu veröffentlichen“. Daher erschien die Gesamtausgabe bei uns – im Gegensatz zu Frankreich – in neun statt in acht Bänden!
Doch bereits mit Band 3 lagen alle acht albenlangen Geschichten vor, die der geniale Zeichner Albert Uderzo zur Fliegerserie beigesteuert hatte. Piraten des Himmels, die letzte komplett von Uderzo gestaltete Geschichte innerhalb der Reihe, schildert einmal mehr, wie ausländische Mächte versuchen zu verhindern, dass Frankreich mit dem Wunderflugzeug Mirage III gute Geschäfte macht.
Während diese Story in Afrika angesiedelt ist, eröffnet die arktische Rettungsmissions-Geschichte Kap Zero den dritten Band der Tanguy und Laverdure-Gesamtausgabe. In dieser Geschichte verwundert etwas, dass Jean-Michel Charlier – der später im Western-Comic Blueberry meist auf der Seite der Indianer stehen sollte – hier mit der arktischen Urbevölkerung teilweise ganz schön rüde umspringt. Nicht nur schurkische Figuren sondern auch Mick Tanguy bezeichnen einen Eskimo als “Pelzkittel“, “abgekürzter Walfisch“ oder “Kerzenfresser“. Doch immerhin ist es später ein heldenhafter Inuit, der Tanguy das Leben rettet.
Auch an Piraten des Himmels, der letzten Geschichte im dritten Sammelband, war noch Uderzo beteiligt. Hier half er bei den ersten sechzehn Seiten seinem Nachfolger Joseph Gillain alias Jijé (Jerry Spring) sich in die Serie einzuarbeiten. Diese Zusammenarbeit resultierte in einigen höchst amüsanten und lässig in Szene gesetzten Slapstick-Aktionen, bei denen sich der tollpatschige Laverdure als Wintersportler versuchte.
Der etwas spartanische Zeichenstil mit dem Jijé Tanguy und Laverdure fortsetzte, fand ebenfalls Anklang bei den Fans. Doch für mich sind die von Uderzo gezeichneten Flieger-Geschichten ein absolutes Highlight des frankobelgischen Abenteuer-Comics.