Dieser Comic wurde ab 1958 fast ein Jahrzehnt lang im Magazin Spirou veröffentlicht. Obwohl die Serie von den auch hierzulande bekannten Comicgrößen Jean-Michel Charlier (Blueberry) und Eddy Paape (Luc Orient) produziert wurde, erlebt Marc Dacier erst jetzt seine deutschsprachige Premiere.
Titelheld der Serie ist ein junger Mann, der unbedingt bei der renommierten Tageszeitung L’éclair als Journalist arbeiten will. Die Hartnäckigkeit mit der Marc Dacier versucht den Herausgeber der Zeitung von seinen Qualitäten zu überzeugen, trägt Früchte.
Der Nachwuchsjournalist wird auf eine Weltreise geschickt. Er soll in vier Monaten den Erdball umrunden, allerdings wird ihm hierfür keinerlei Budget zugestanden. Dacier lässt sich davon nicht abschrecken und stürzt sich von einem Abenteuer ins nächste.
Die locker und humorvoll in Szene gesetzte Serie kann auch heute noch gefallen. Daher ist es sehr erfreulich, dass der All Verlag in dreizehn Hardcoverbänden alle Abenteuer von Marc Dacier veröffentlichen wird.
Der dritte Band der Collector’s Edition der klassischen Fliegerserie Michel Tanguy enthält die letzten drei der insgesamt acht von Albert Uderzo gezeichneten Alben, die ihre Premiere im Magazin Pilote erlebten. Den Sammelband eröffnet der Zweiteiler Canon Bleu antwortet nicht mehr und Cap Zero, der dramatische Szenen in eisiger Umgebung enthält.
In dieser ansonsten sehr spannend erzählten Geschichte verwundert etwas, dass der Autor Jean-Michel Charlier – der später im Western-Comic Blueberry meist auf der Seite der Indianer stehen sollte – hier mit der arktischen Urbevölkerung teilweise ganz schön rüde umspringt.
Nicht nur schurkische Figuren, sondern auch der Titelheld Mick Tanguy bezeichnen einen Eskimo als “Pelzkittel“, “abgekürzter Walfisch“ oder “Kerzenfresser“. Doch immerhin ist es später ein heldenhafter Inuit, der Tanguy das Leben rettet.
Dass die Serie, die durchaus als Comicgegenstück zu Top Gun bezeichnet werden kann, auch heute noch bestens unterhält, liegt vor allem am bereits Anfang der 60er-Jahre voll ausgereiften Zeichenstil von Albert Uderzo. Dieser zeichnete zeitgleich zur realistisch in Szene gesetzten Fliegerserie auch noch Comicseiten für Asterix und Umpah-Pah. Dies könnte auch ein Grund dafür sein, dass die frühen Abenteuer von Mick Tanguy auch immer wieder großartig in Szene gesetzte humoristische Einlagen mit dem nicht nur tollkühnen, sondern auch tollpatschigen Piloten Ernest Laverdure enthalten. Mit dieser liebenswerten Figur hat sich Uderzo selbst karikiert.
Ganz im Gegensatz zu den frankobelgischen Fliegercomics Buck Danny oder Dan Cooper geht es in Mick Tanguy nicht nur um die Zurschaustellung von technischem Gerät, sondern neben dem oft in Richtung Slapstick gehenden Humor sind auch die von Uderzo sehr attraktiv zu Papier gebrachten Damen, mit denen sich Laverdure verabredet, eine willkommene Abwechslung zur militärischen Männerwelt.
Daher ist es sehr schade, dass Uderzo 1966 seine Arbeit an Mick Tanguy einstellte. Doch ein Wochenpensum von fünf Comicseiten pro Woche war für ihn nicht mehr zu bewältigen, auch wenn ihm sein Bruder Marcel (Mathias erzählt) bei der Fliegerserie assistierte. Uderzo beauftragte daher Jean Giraud, der damals noch nicht Moebius war, mit einer Probeseite für das letzte Tanguy-Album Piraten des Himmels.
Diese kam auch in Pilote zum Abdruck, doch Uderzo ahnte schon, dass Giraud kein großes Interesse daran hatte, Flugzeuge zu zeichnen und teilte ihn eine Seite ohne Luftkämpfe zu. Statt Giraud übernahm schließlich Jijé (Jerry Spring, Valhardi) die Serie.
Dieser Band enthält ein interessantes Interview mit Uderzo, der es für keine gute Idee hielt, dass Jijé das Aussehen von Mick Tanguy und Ernest Laverdure änderte, damit sie mehr den Darstellern Jacques Santi und Christian Marin (Der Gendarm von Saint Tropez) ähneln, die deren Rollen seinerzeit in der erfolgreichen TV-Serie Les Chevaliers du ciel spielten.
Diese ist heute schon lange vergessen, während die Comics – wie Egmonds Collector’s Edition und deren bereits vergriffenen Vorgänger belegen – auch heute noch ihr Publikum finden.
Es wird immer wieder übersehen, dass der meisterliche Zeichner Albert Uderzo zeitgleich mit den Abenteuern von Asterix – ebenfalls am 29. Oktober 1959 in der ersten Ausgabe des Magazins Pilote – auch noch eine zweite gänzlich andere Comic-Serie an den Start brachte.
Auch die Abenteuer der tollkühnen französischen Militärpiloten Michel Tanguy und Ernest Laverdure haben mittlerweile Klassikerstatus. Die Serie erscheint noch heute und inspirierte zwei TV-Serien, sowie den aufwändigen französischen Kinofilm Sky Fighters. Die Geschichten stammen vom ungemein produktiven Autor Jean-Michel Charlier (Blueberry), der im Rahmen seiner Recherchen für die 1947 gestartete Fliegerserie Buck Danny seinen Pilotenschein gemacht hatte.
Charliers Geschichten sind aus heutiger Sicht etwas arg militaristisch geraten, auch wenn ein immer wieder aufblitzender Humor dies etwas neutralisiert. Für lustige Einlagen sorgt der tollpatschige Laverdure, den Albert Uderzo nach seinem Ebenbild gestaltet hat. Diese Figur ist ein angenehmer Kontrast zum heldenhaften und etwas steifen Tanguy.
Bereits das erste Tanguy & Laverdure-Abenteuer, das sich über die beiden Alben Die Schule der Adler und Für Ehre und Vaterland erstreckt, ist sehr viel mehr als ein Werbeprospekt für die französische Fliegerstaffel. Wie kaum einem anderen Autoren von Abenteuer-Comics gelingt es Charlier echte menschliche Dramen zu erzählen.
Bereits 2009 veröffentlichte die Egmont Comic Collection eine schön aufgemachte Gesamtausgabe, die schon lange vergriffen ist. Jetzt erscheint dort anstatt einer Neuauflage eine optimierte Collector’s Edition mit sehr viel mehr Hintergrundinformationen, wobei leider nicht auf die deutsche Veröffentlichungen unter den Titeln Rolf Randers & Miki Kabel und Mick Tangy eingegangen wird.
Während der erste Band der alten Egmont-Ausgabe auch noch das Album Gefahr im Himmel enthielt, ist in der neuen Edition nur das Abenteuer Die Schule der Adler enthalten. Der Comic wurde neu koloriert. Durch die sehr viel satteren Farben kommen die filigranen Zeichnungen von Uderzo zwar gelegentlich etwas weniger gut zur Geltung, doch insgesamt sieht der Comic durch die Neukolorierung besser denn je aus.
Mit dem neunten Band finden die Collector’s Edition mit allen 29 von Jean Giraud gezeichneten Alben der von Jean-Michel Charlier kreierten Western-Serie Blueberry ihren Abschluss.
Nicht in die Edition aufgenommen wurden acht kurze Comics, in denen Charlier und Giraud den Leser die Jugendabenteuer der Hauptfigur nachlieferte. Unter dem Titel Das Geheimnis des Mike S. Donovan starte Ehapa 2006 seine Blueberry Chroniken mit sieben dieser in einem sehr lockeren Stil gezeichneten Short Stories.
Band 9 der Collector’s Edition enthält den Abschluss des Zyklus Mister Blueberry, den Jean Giraud nicht nur gezeichnet, sondern – nachdem Charlier 1989 gestorben war- auch geschrieben hat. Anfangs spielt hier der Titelheld nur eine eher passive Rolle am Pokertisch und im Krankenbett.
Der Band OK Corral endet kurz vor dem legendären Schusswechsel, den sich Wyatt Earp und seine Brüder 1881 mit den sogenannten “Cowboys“, einer Bande von Viehdieben, lieferten. Es folgt mit Dust Jean Girauds die chronologisch letzte Blueberry-Geschichte.
Diese beginnt mit der Schießerei am OK Corral und anschließend nimmt Jean Giraud Abschied von lieb gewonnenen Figuren wie der Sängerin Doree Malone. Es sei noch verraten, dass es für Blueberry kein Happy End gibt, doch dieser dennoch nicht seine Zuversicht verliert.
Der Sammelband endet mit Jean Girauds letztem Blueberry-Album Apachen. Dieses erzählt eine Episode aus Blueberry lange zurückliegender Militärzeit, die noch vor dem ersten Comic-Abenteuer Fort Navajo stattfand und den Leutnant als unberechenbaren Trinker ohne Verantwortungsbewusstsein zeigt.
In drei der vier letzten Bände des Zyklus Mister Blueberry hat der bettlägerige Blueberry diese Geschichte bereits dem Journalisten John Meredith Campbell erzäht und Giraud ließ sie als Rückblenden-Häppchen in die Handlung einfließen. Für die 62 Seiten des Albums Apachen, die in diesem Band zwangsläufig teilweise zweimal enthalten sind, hat Giraud seine Zeichnungen überarbeitet und ergänzt.
Diese Rückkehr zu den Wurzeln der Serie, die Jean Giraud in seinem ausgereifteren weniger an seinem Mentor Jijé orientierten Stil zu Papier brachte, ist ein durchaus krönender Abschluss der Blueberry – Collector’s Edition.
Im 1986 erschienenen Album Der Weg in die Freiheitbrachten Jean-Michel Charlier und Jean Giraud einige Handlungsstränge zum Abschluss, die sich schon sehr lange durch ihre epische Western-Serie gezogen haben. Eine Tür für eine Fortsetzung ließen sie dennoch offen, denn am Ende des Albums brach Mike S. Blueberry nach Sacramento auf, um eine Freundin zu ehelichen.
Doch die Hochzeit findet dann im kleinen Städtchen Tacoma in New Mexiko statt, und es ist nicht Blueberry, der vor dem Traualtar steht. Dieser entführt kurzentschlossen Chihuahua Pearl und verbringt mit der Braut in einer Felsenhöhle eine grade noch jugendfrei in Szene gesetzte Liebesnacht.
Dieser turbulente Auftakt stammt noch vom 1989 verstorbenen Autor Charlier und Zeichner Giraud brachte das Album Arizona Love in dessen Sinne zu Ende.
Danach entschloss sich der Zeichner auch das Texten zu übernehmen, was zunächst keine gute Idee zu sein schien. Girauds Album Mister Blueberry startet einen gleichnamigen Zyklus, der auf fünf Bände anwachsen sollte. Giraud bevölkerte seine Geschichte mit einem großen Ensemble von neuen Charakteren, die prall mit Nichtigkeiten gefüllte Sprechblasen absondern. Der Titelheld steht nicht gerade im Mittelpunkt der Geschichte und wird nur am Poker-Tisch gesichtet, bevor er am Ende des Albums hinterrücks niedergeschossen wird,
Obwohl Blueberry die Fortsetzung Schatten über Tombstone im Krankenbett verbringt, gelang Giraud eine spannende Erzählung, die neugierig auf den weiteren Verlauf der Serie macht. So treten in Nebenrollen Wyatt Earp und Doc Holliday auf, denn es wird auch die Vorgeschichte des legendären Schusswechsels am OK Corral erzählt.
Spannender noch jedoch eine Story, die der bettlägerige Blueberry dem Journalisten John Meredith Campbell erzählt. In Rückblenden wird eine Episode aus Blueberry lange zurückliegender Militärzeit gezeigt, die noch vor dessen ersten Comic-Abenteuer Fort Navajo stattfand und den Leutnant als unberechenbaren Trinker ohne Verantwortungsbewusstsein zeigt. Campbell plant die Geschichte so umzuarbeiten, dass der mittlerweile legendäre Blueberry zum makellosen Helden wird.
Es ist gewiss kein Zufall, dass Campbell die selben Initialen wie Jean-Michel Charlier hat. Es wäre interessant gewesen, wenn Jean Giraud auch die “tatsächlichen“ Ereignisse des ersten Albums Fort Navajo in seinem ausgereifteren (weniger an seinem Mentor Jijé orientierten) Stil zu Papier gebracht hätte. Doch auch so überzeugt die Geschichte über Blueberrys erste Begegnung mit einer Wild-West-Legende, die im nächsten Album Geronimo der Apache fortgesetzt wurde und die Giraud 2007 auch zu seinem letzten Blueberry-Comic Apachen umarbeitete.
Egmonts Collector’s Edition präsentiert alle von Jean Giraud gezeichneten Blueberry-Alben. Der achte und vorletzte Band enthält neben Arizona Love und den ersten drei Bänden des Mister-Blueberry-Zyklus auch wieder hochinteressantes Bonusmaterial. Zu sehen sind etwa Auszüge aus der aus 28 aquarellierten Panels bestehenden Blueberry-Kurzgeschichte Three Black Birds, die Girauds Erben leider nicht zum Komplettabdruck freigegeben haben.
Bereits im sechsten Band von Egmonts Collector’s Edition des Westernklassikers wurde dokumentiert, wie nach dem 16. Band eine Ära zu Ende ging. Vogelfrei ist das letzte Album der Serie, das vorab in Pilote veröffentlicht wurde. Die im siebten Band enthaltene Alben hingegen sind in gewisser Weise die letzten “echten“ Blueberry-Geschichten.
Nach Der Geisterstamm, Die letzte Karte und Der Weg in die Freiheit sollte der 1989 verstorbene Autor Jean-Michel Charlier das Erscheinen des letzten von ihm verfassten Blueberry-Albums Arizona Love nicht mehr erleben. Der Zeichner Jean Giraud sollte noch sechs weitere Alben zeichnen und im Alleingang texten. Diese kommen in den letzten beiden Bänden der Collector’s Edition zum Abdruck .
Da Jean Giraud Zeit benötigte um sich als Moebius fernab ausgetretener Comic-Pfade auszutoben, dauerte es zuvor bereits fünf Jahre bis nach Angel Face mit Gebrochene Nase die Western-Serie fortgesetzt wurde. Ebenso lange benötigte Giraud, um anschließend die in diesem Band enthaltenen drei Blueberry-Alben zu Papier zu bringen.
Während Giraud an Der Geisterstamm arbeitete, zeichnete er auch als Moebius an der von Alejandro Jodorowsky geschriebenen Incal-Reihe. Dies hatte auch Auswirkungen auf seine oft klaren und aufgeräumten wirkenden Zeichnungen bei Blueberry. Charlier erzähltweiterhin von der brutalen Ungerechtigkeit, der die amerikanische Urbevölkerung ausgesetzt ist. Aus Solidarität lässt er seinen Helden ein Stirnband tragen und selbst immer mehr zum Indianer werden.
Nachdem Der Geisterstamm ein fast schon episches Abenteuer in der weiten Natur des Wilden Westen erzählte, spielt Die letzte Karte ausschließlich in der näheren Umgebung der mexikanischen Stadt Chihuahua. Hier interagiert der bereits leicht ergraute Blueberry wieder mit seinen verlotterten Kumpanen Mac Clure und Red Neck. Hier und im nächsten Alben Der Weg in die Freiheit beendeten Charlier und Giraud einige sich durch viele Alben ziehende Handlungsstränge.
Gleichzeitig brachte Giraud auch noch die von Colin Wilson gezeichnete Parallelserie Die Jugend von Blueberry auf den Weg. Der gebürtige Neuseeländer sollte auch die letzten Seiten von Der Weg in die Freiheit inken, da der vielbeschäftige Giraud hierfür gerade nicht zur Verfügung stand. Diese und viele weitere hochinteressante Infos sind im wieder großartig gestalteten “Bonusmaterial“ dieses siebten Bandes der Collector’s Edition zu enthalten.
Der sechste Band von Egmonts Collector’s Edition enthält gleich vier Alben der Western-Serie Blueberry. In Vogelfrei und Angel Face wird erzählt, wie es dem im Militärgefängnis einsitzenden Ex-Leutnant Mike Blueberry gelingt wieder freizukommen. Doch als es fast schon zu spät ist, merkt er, dass er Teil einer Verschwörung ist, und Sündenbock bei einem Attentat auf Präsident Grant sein soll…
Mit Vogelfrei geht eine Ära zu Ende, denn es ist das letzte Album der Serie, das in Pilote erstveröffentlicht wurde. Die Veröffentlichung erfolgte als Fortsetzung in 21 Ausgaben des Magazins und Blueberry schaffte es kein einziges Mal aufs Cover. Jean-Michel Charlier fremdelte schon lange mit der dem Zeitgeist hinterherhechelnden Ausrichtung der von ihm 1959 mitgegründeten Comic-Zeitschrift. Bereits 1972 trat er als Chefredakteur zurück.
In Pilote kamen im Wochentakt jemeils meist zwei Seiten von Blueberry zum Abdruck, diese allerdings in einer Größe von circa 24 x 32 cm. Charlier und Jean Giraud konzipierten die Serie zukünftig stärker im Hinblick auf die Album-Veröffentlichung. Doch die Zeit bei Pilote war die produktivste Phase des Erfolgsteam. Denn von 1963 bis 1973 erschienen dort 16 albumlange Geschichten der Westernserie, während in den darauffolgenden 34 Jahren nur noch 12 von Giraud gezeichnete Blueberry-Alben veröffentlicht wurden.
Charlier erzählt in Vogelfrei eine manchmal fast schon zu umständlich verzahnte Geschichte voller Intrigen. Das nächste Album Angel Face bietet Spannung bis zum Abwinken und schildert im atemlose Tempo die turbulenten Ereignisse eines einzigen Tages. Giraud sprang hier zeitweise auch als Autor ein und garnierte die spannende Geschichte mit etwas mehr Humor (Stichwort: Blaubeer-Kuchen) als sonst bei Blueberry üblich.
Das Ende von Angel Face scheint Blueberry nicht überlebt zu haben. Da Charlier und Giraud unzufrieden mit ihrem Verleger Dargaud waren, ließen sie sich Zeit mit der Fortsetzung und erschufen mit Jim Cutlass einen neuen Westernhelden. Das nächste Blueberry-Abenteuer Gebrochene Nase erlebte dann überraschenderweise im Dezember 1978 seine Premiere unter dem Titel Die Kopfgeldjäger von Arizona im deutschen Comicmagazin ZACK und startete erst einige Wochen später in Frankreich bei Super-As.
Charlier hatte sich wieder eine sich auf mehreren Ebenen abspielende, wild auswuchernde Geschichte ausgedacht. Blueberry versuchte bei einem befreundete Indianer-Stamm zur Ruhe zu kommen und hat ein Auge auf Chini, die Tochter des Häuptlings Cochise geworfen. Dadurch macht er sich den Apachen-Krieger Vittorio zum Feind und zudem droht einmal mehr ein Krieg der Indianer mit der US-Kavallerie…
Nachdem Charlier bei Gebrochene Nase noch mit einem recht strengen meist aus vier Panel-Reihen bestehenden Seitenlayout arbeitete, kam es beim nächsten Album zum Stilbruch. Bereits bei Angel Face hatte er seine Zeichnungen nicht mehr als Halbseiten sondern jeweils komplett auf einem Bogen angefertigt. Bei Der lange Marsch wurde sein Layout noch lockerer.
Jean Giraud brachte die Erfahrungen, die er bei seinen unter dem Pseudonym Moebius veröffentlichten Comics gewonnenen hatte, auch bei Blueberry ein. Seine Zeichnungen wurden einfacher und klarer, die meist in drei Reihen angeordneten Panels größer. Charlier ließ seinen Zeichnern große Freiheiten und nahm in Kauf, dass Giraud bei der wilden Eisenbahn-Action am Ende von Gebrochene Nase wieder kleinteiliger arbeitete, um die Geschichte auf den zur Verfügung stehenden 46 Seiten zu beenden.
Bemerkenswert ist, dass Charlier in Der lange Marsch mit Chini und der wieder zurückgekehrten Chihuahua Pearl gleich zwei weibliche Hauptfiguren auftreten ließ, was 1980 noch keine Selbstverständlichkeit war.
Auch dieser Band der Collector’s Edition überzeugt weniger durch die Wahl des matten Papiers, sondern durch das Bonusmaterial. So setzt Volker Hamann (Reddition) seine Reihe “Blueberry in Deutschland“ fort und beschäftigt sich mit der Veröffentlichung der Serie innerhalb der Ehapa-Reihe Die großen Edel-Western.
Interessant ist auch ein Artikel von Patrice Pellerin über die Arbeitsweise van Charlier. Pellerin ist Insider, denn er zeichnete zwei Alben der von Charlier geschriebenen Serie Der rote Kosar. Der Zeichner erzählt auch davon, dass der Fleischliebhaber Charlier glaubte, dass Giraud das Rauhbein Blueberry verweichlichter aussehen ließ, seit er Vegetarier geworden ist. Charlier belehrte Giraud angeblich wie folgt: “Vergiss nicht, dass diese Menschen rotes Fleisch gegessen haben. Die waren blutlüsternd, gewalttätig! Klar, Du mit Deinem Gemüse…“
Die Besatzung eines japanischen Eisbrechers hat französische Jets am Rande der Antarktis entdeckt. Da die französische Marine dort keine Operationen durchführte, versuchen der US-Pilot Buck Danny und sein tollpatschiger Kumpel Sonny Tuckson der Sache auf den Grund zu gehen. Sie haben dabei einige gefährliche Einsätze im (und über dem) ewigen Eis zu absolvieren.
Genau wie die zunächst von Albert Uderzo gezeichnete Fliegerserie Tangy & Laverdure und zeitweise auch Dan Cooper stammt auch Buck Danny aus der Feder von Jean-Michel Charlier (Blueberry). Der Zeichner Victor Hubinon (Der rote Kosar) machte 1949 sogar gemeinsam mit Charlier einen Flugschein um die Comics so realistisch wie möglich gestalten zu können.
Bei uns erschien die Serie zunächst als Rex Danny in preiswerten Heftausgaben bei Bastei bevor Carlsen schließlich 48 Alben unter dem korrekten Titel herausbrachte. Buck Danny hat sich auch bei uns durchgesetzt und wird von Salleck Publications in ansprechender Aufmachung fortgeführt. Dort ist auch eine mittlerweile auf 14 Hardcover-Bände angewachsene Gesamtausgabe erschienen.
Nach dem Tode von Hubinon übernahm Francis Bergèse (Biggles) die Serie ab 1983 und textete sie auch selber. Seine äußerst detailreichen aber trotzdem klaren Zeichnungen sind sehr viel weniger steif als die Bilder von Hubinon und wurden zudem noch sehr einfühlsam von Natalie Bergèse koloriert.
Die Geschichten sind natürlich immer noch sehr technik-lastig (zum Glück gibt es mittlerweile aber kaum noch Diagramme und Fußnoten), doch immerhin hat sich mit einer gewissen Cindy auch ein weiblicher Pilot für Buck Dannys Team qualifiziert.
Die fünfte Veröffentlichung der neunbändigen Collector’s Edition des Western-Klassikers Blueberry erzählt – genau wie schon zuvor der Zweiteiler Die vergessene Goldmine und Das Gespenst mit den goldenen Kugeln – von einer Schatzsuche. Die Jagd nach einem Goldschatz der konföderierten Streitkräfte zieht sich durch die zwischen 1970 und 1972 in Pilote veröffentlichten Alben Chihuahua Pearl, Der Mann, der $ 500.000 wert ist und Ballade für einen Sarg.
Bemerkenswert ist, dass innerhalb der sich zuvor eher an junge Leser richtenden Serie erstmals eine mehr als gleichberechtigte weibliche Figur auftaucht. Nach der Offizierstochter Miss Muriel in Fort Navajound der Lehrerin Miss March in Der Sheriff ist Chihuahua Pearl, die Titelheldin des 13. Albums, erst die dritte Frau, die überhaupt eine Rolle in der Serie spielt.
Wer mag, kann die gleichberechtigte Behandlung von Chihuahua Pearl auch dadurch bestätigt sehen, dass die kräftig bei der Schatzsuche mitmischende Dame von Blueberry einen Kinnharken verpasst bekommt. Ins selbe – heute, mehr als 50 Jahre später, nicht mehr denkbare – Horn stößt auch der Kommentar des Sidekicks Jimmy Mc Clure: “Das wäre nur Brutalität, wenn es eine schwache, wehrlose Frau treffen würde.“
Mit 224 Seiten ist der fünfte Band der Collector’s Edition besonders umfangreich ausgefallen und präsentiert neben den drei Comic-Alben ein besonders abwechslungsreiches Bonusmaterial.
Enthalten ist ein 17-seitiger Text von Jean-Michel-Charlier, der mit historischen Originalfotos illustriert wurde – darunter auch ein angebliches Foto des Serienhelden – und versucht eine glaubhafte Biografie von Mike Steve Blueberry zu erzählen.
Interessant ist auch der Text Blueberry oder die Kunst des Wilden Westens des Comiczeichners Dominique Bertail. Anhand von gut gewählten Bildbeispielen versucht dieser hinter das Geheimnis der Zeichenkunst von Jean Giraud alias Moebius zu kommen.
Überraschend aber auch schlüssig ist, dass Bertail Lucky Lukevon Morris als Inspiration für die ungewöhnlichen Farben bei Blueberry anführt, denn “Technisch bedingte Einschränkungen bei der Kolorierung veranlassten Morris zu eines einfachen, doch wirksamen und auffälligen Farbcodes: gelbe Silhouetten, roter Hintergrund oder rote Nahaufnahme, weißer Hintergrund, etc.“
Grundlage für Egmonts Collector’s Edition ist die in Pilote verwendete Kolorierung, doch Giraud hat bei einigen Seiten nicht nur die Farbgebung, sondern auch einzelne Panels geändert. Diese kamen in dieser Edition zum Abdruck, doch im Anhang sind auch einige Beispiele abgedruckt, die handschriftliche Anmerkungen von Giraud zur ursprünglichen Veröffentlichung in Pilote enthalten. Klar, über die Wahl des matten Papiers kann sich gestritten werden, doch ansonsten ist diese Ausgabe optimal!
Einst wurde die erste Liebe des jungen Cajuns Mike Blueberry vom skrupellosen Wally Blount erschossen. Als Marshall versucht Blueberry dem Banditen, der auf der Suche nach einer geheimnisvollen Goldmine ist, das Handwerk zu legen. Dazu greift er auf indianische Hilfe zurück. Er setzt schamanische Tricks und Drogen ein, um seine Ängste zu überwinden…
Wer den Western-Comic Blueberry kennt, wird in diesem 2004 entstandenen Film die von Jean-Michel Charlier und Jean Giraud geschaffene Welt kaum wiedererkennen, obwohl Vincent Cassel in der Titelrolle eine gute Wahl ist. Im Vorspann von Blueberry und der Fluch der Dämonen wird der Name des Comic-Autors Charlier nicht genannt, während der Zeichner Jean Giraud alias Moebius sogar in einer kleinen Nebenrolle zu sehen ist.
Von der Familie des 1989 verstorbenen Charlier wurde es Giraud untersagt Fantasy-Elemente à la Moebius in die von ihm geschriebenen Blueberry-Abenteuer einzubauen. Daher hat es ihm sicher gefallen, dass Regisseur und Co-Drehbuchautor Jan Kounen (Doberman) in seiner Blueberry-Verfilmung esoterische Elemente und wirre mystische Trickszenen einsetzte.
Kounen gelang ein anfangs visuell faszinierender Western mit starken Darstellern wie Juliette Lewis, Michael Madsen, Ernest Borgnine, Colm Meaney oder Tchéky Karyo. Zunächst schimmern noch einige Handlungselemente aus den Comic-Alben Die vergessene Goldmine und Das Gespenst mit den goldenen Kugeln durch.
Doch die Handlung wird immer abgehobener, womit sogar eine gewisse Werktreue erreicht wird, denn auch Moebius erzählte in beeindruckenden Bildern wirre Geschichten.