Bei Bahoe Books liegt bereits ein Comic über die Beatles vor und die aktuell dort erschienene Biografie über die immer noch aktiven Rolling Stones funktioniert nach demselben bemerkenswert guten Konzept.
Cover von Bast
Die Comic-Kurzgeschichten, die sich mit den Phasen und Marotten der Stones beschäftigen, wurden von verschiedenen französischen Zeichnern in höchst unterschiedlichen Stilen zu Papier gebracht. Die Texte zu den Comics hingegen, aber auch zu den überleitenden Prosa-Kapitel, stammen alle von Erick Lasnel alias Céka, der bereits Comics über Michael Jackson und die Mondlandung verfasst hat.
Martin Trystam
Unter den Zeichnern befindet sich zwar kein “großer Name“, doch bei aller stilistischer Vielfalt gibt es auch keinen visuellen Ausrutscher. So kann in 21 Kapiteln miterlebt werden, wie Mick 1960 auf Keith trifft, wie sie auf Druck ihres Managers Andrew Loog Oldham als Glimmer Twins zu Songwritern werden, wie Brian Jones daran verzweifelt, dass er nicht seinen Platz in der Band gefunden hat und tot in seinen Swimmingpool aufgefunden wird.
Kyung-Eun Park
Wir erleben Mick Jagger als “Rebell im Bentley“, sowie das katastrophale Altamont-Festival mit Hells Angels als “Ordnern“, bekommen aber auch einen Einblick in die E-Gitarren-Sammlung von Keith Richards und sind dabei als Mick Taylor durch Ron Wood ersetzt wird. Im autobiografisch geprägten Kapitel Sommer 72 erzählt Céka davon, wie ein schüchterner Jüngling beim Engtanzen zu Angie die Liebe seines Lebens fand.
Patés
Diese Comic-Anthologie ist so aktuell, dass auch Abschied genommen wird von Charlie Watts, der 58 Jahre lang bei Konzerten auf Schlagzeugsolos verzchtete, als Jazzer immer ein “Fremder im Rockuniversum“ geblieben ist und den Eindruck erweckte, er wäre “nur zufällig ein Rolling Stone“ geworden. Das Abschlusskapitel feiert die unkaputtbaren Stones, die auch 2022 auf Tour gehen.
Es ist ebenfalls sehr erfreulich, dass diese Comicbiografie-Reihe mit einem Bänden über The Doors und Queen fortgeführt wurde.
Vier Jahre nach Der Mann, der Lucky Luke erschoss, erscheint eine weitere Hommage von Matthieu Bonhomme (Der Marquis von Anaon, Texas Cowboys) auf den Mann, der schneller als sein Schatten schießt. Auch diesmal gefällt der realistische Zeichenstil, der einen etwas anderen Blick auf die Western-Legende wirft.
Doch während Bonhomme in seinem ersten Lucky-Luke-Album eine erstaunlich ernsthafte Geschichte erzählte, gelang ihm jetzt eine amüsante Hommage, die sich nicht hinter dem Original verstecken muss.
Dies fängt bereits bei der Kolorierung an, die sich sehr viel stärker an der unorthodoxen Art orientiert, mit der Morris seine Szenarien in scheinbar völlig unpassenden Farben erstrahlen ließ. Auch bei Bonhomme wechselt Lucky Luke chamäleonhaft die Farbe seiner Haut und Klamotten von Rot, Orange über Violett bis hin zu Blau. Dadurch entsteht ein reizvoller Kontrast zu den realistisch gezeichneten und dabei nur dezent karikierten Figuren.
Doch wichtiger noch ist, dass die Story ähnlich gagreich und spannend ist, wie die Lucky-Luke-Geschichten vom großen René Goscinny, der einen Gastauftritt als “Wechsel-Pete“ absolviert. Es kommt zu weiteren amüsanten Begegnungen mit Charakteren, die Morris und Goscinny entwickelt haben.
Das alleine wäre schon ein großes Vergnügen, doch hinzu kommt noch die großartige Hauptgeschichte, die von drei Schwestern erzählt, denen Lucky Luke in der Not beisteht. Angie, Bonnie und Cherry sind mit der Rinderherde ihrer verstorbenen Eltern unterwegs, um diese zu verkaufen.
Dabei werden sie von Indianern und Outlaws angegriffen. Doch Lucky Luke muss auch noch gegen die Avancen der jungen Damen ankämpfen…
Das Resultat ist ein äußerst amüsantes Comic-Album, das Bonhomme am Ende noch mit einer Prise Bitterkeit abschmeckt. Dezent wird angedeutet, dass es bei Lucky Luke eine tragische Vorgeschichte gibt, die ihn dazu verdonnert hat, als “poor lonesome Cowboy“ monogam durch die Lande zu ziehen. Bonhomme hat hier eine Tür geöffnet, hinter der er oder vielleicht auch eine Autorin noch einiges entdecken könnten…