Schlagwort-Archive: DDR

Schulz & Schulz

In den Kriegswirren wurden die Zwillingsbrüder Walter und Wolfgang Schulz getrennt. Während Walter in Stralsund Propaganda-Slogans für die SED entwirft, arbeitet Wolfgang in einer Hamburg Werbeagentur. Als sie sich Mitte der Achtziger Jahre schließlich wieder treffen, beschließen sie ihre Rollen für einen Tag zu tauschen. Dadurch stiften sie ziemliche Verwirrung in West und Ost…

Schulz & Schulz
Der aus der DDR geflüchtete Gerhard Gabers und der in Polen aufgewachsene Krystian Martinek entwarfen 1987 – also lange bevor das Ende der DDR abzusehen war – das Konzept des ersten Schulz & Schulz-Films. Beide waren seinerzeit zunächst nicht allzu begeistert als der damals hauptsächlich als Schimanski bekannte Götz George die doppelte Titelrolle spielen sollte. Doch dieser lieferte hier eine seiner besten Leistungen. Während er den Wessie Wolfgang als leicht schmierige Karikatur eines Karrieristen spielte (nicht unähnlich seiner Rolle in Schtonk!) ist sein Ossie Walter ein sehr viel stärker moralisch denkender Gemütsmensch.

Schulz & Schulz

Schulz & Schulz wurde 1989 zu einem großen Erfolg und die sich rasant wandelnde Realität der nächsten Wechseljahre versorgte die Autoren mit reichlich Stoff. Daher kam es zu vier weiteren Begegnungen mit den ungleichen Brüdern. Oft sehr nah an der Realität wurden sie mit westdeutschen Spekulanten, ostdeutschen Wendehälsen und mit dem zunehmenden Rechtsradikalismus konfrontiert. Speziell der letzte Teil Fünf vor zwölf von 1993 ist trotz aller Lustspiel-Einlagen eine höchst engagierte Auseinandersetzung mit Fremdenhass und auch durch sein unversöhnliches Ende (leider) immer noch höchst aktuell.

Schulz & Schulz

Die Box von “Studio Hamburg Enterprises“ enthält auf 3 DVDs im 4:3-Vollbildformat die Filme „Schulz & Schulz“ (1989), „Schulz & Schulz II: Aller Anfang ist schwer“ (1991), „Schulz & Schulz III: Wechselspiele“ (1993), „Schulz & Schulz IV: Neue Welten“ (1992) und „Schulz & Schulz V: Fünf vor zwölf“ (1993), sowie Drehberichte zu Episode I (12:33 min) und zu Episode II (8:01 min)

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Deutschland 83

Noch bevor diese achtteilige deutsche Serie auf RTL gezeigt wurde, war sie bereits ein Erfolg, denn sie konnte weltweit verkauft werden. Noch bemerkenswerter ist jedoch, dass Deutschland 83 noch vor der deutschen Premiere als erste deutschsprachige Serie im US-Fernsehen gezeigt wurde. Der mit Robert Redfords gleichnamigem Festival zusammenarbeitende Kabel-Kanal SundanceTV zeigte die bei uns im November 2015 gestartete Serie bereits knapp ein halbes Jahr zuvor in einer untertitelten Fassung.

Deutschland 83

Deutschland 83 erzählt die vor realen Hintergrund angesiedelte fiktive Geschichte des DDR-Grenzsoldaten Martin Rauch, der gegen seinen Willen als Spion nach Westdeutschland eingeschleust wird. Rauchs schwerkranke Mutter wird Martin gegenüber als Druckmittel eingesetzt. Nur wenn Martin sich in die Bundeswehr einschleusen lässt, erhält sie die dringend benötigte medizinische Versorgung. Widerwillig spielt Martin mit und droht im Ost-West-Konflikt zerrieben zu werden.

Deutschland 83

Das durchweg spannende Drehbuch zur Serie konzipierte das deutsch-amerikanische Ehepaar Jörg und Anna Winger, denen es sehr gut gelingt die Atmosphäre der 80er Jahre zu rekonstruieren. Neben der originalgetreuen Ausstattung ist es vor allem der aus entsprechenden Hits wie Nenas 99 Luftballons, Cruise Missiles von Fischer-Z oder natürlich Udo Lindenbergs Sonderzug nach Pankow bestehende Soundtrack, der für die richtige Stimmung sorgt.

Deutschland 83

Wichtiger aber noch sind die gut ausgewählten Hauptdarsteller, allem voran der schon in der ZDF-Serie Tannbach – Schicksal eines Dorfs überzeugende Jonas Nay als Martin Rauch, Maria Schrader als dessen mondäne für die Stasi arbeitende Tante Lenora und Ulrich Noethen als Bundeswehr-General mit familiären Problemen. Die Quoten auf RTL, wo die Serie an vier Donnerstagen in Doppelfolgen ausgestrahlt wurde, blieben zwar hinter den Erwartungen zurück. Doch für zusätzliche Verbreitung sorgt, die schon recht frühzeitige Veröffentlichung von Deutschland 83 auf DVD und Blu-ray. Die Fortsetzung Deutschland 86 erlebte ihre Premiere im Oktober 2018 auf Amazon Prime.

Deutschland 83

Die DVD-Box zu „Deutschland 83“ enthält auf 3 Scheiben die acht je 45.minütigen Episoden, sowie ein umfangreiches 45-minütiges Making Of und Outtakes (16:16 min).

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Deutsche Comicforschung 2016

Der zwölfte Band der seit 2005 alljährlich erscheinenden Reihe “Deutsche Comicforschung“ informiert wieder zuverlässig über Gebiete, die in Comicfachpresse und in Fachbüchern bisher gar nicht oder nur sehr unzureichend behandelt wurden.

Deutsche Comicforschung 2016

Die einmal mehr sehr interessant konzipierten und bebilderten Beiträge des Buchs sind wieder chronologisch angeordnet. Zunächst geht es zurück ins Mittelalter, wo – und das hat Tradition in der Buchreihe – die Comicforscher um Eckart Sackmann wieder eine Bilderzählung entdeckt haben, die mit etwas guten Willen als Comic bezeichnet werden kann. So sind in der Kölner Basilika St. Ursula 24 Bildertafeln aus dem Jahre 1456 zu sehen, die auch gereimte Texte enthalten.

Deutsche Comicforschung 2016
Comic von Friedrich Schiller

Nicht völlig neu, ist die Information, dass Friedrich Schiller humoristische Bildergeschichten zu Papier brachte, doch Dietrich Grünewald hat sich im zweiten Beitrag des Jahrbuchs sehr ausführlich mit den “Avanturen des neues Telemachs“ des deutschen Nationaldichters beschäftigt. Sackmann hingegen widmet sich in einem weiteren Beitrag der insgesamt knapp 8 Meter langen Bilderzählung “Die sieben Raben“ von Moritz von Schwindt, die Mitte des 19. Jahrhunderts entstand.

Deutsche Comicforschung 2016

Die restlichen Beiträge stammen aus einer Zeit als es den Begriff Comic bereits gab. Ein Artikel beschreibt die vor dem Ersten Weltkrieg in Stuttgart erschienene Zeitschrift “Die Kinderwoche“, in der unter dem Titel “Plim und Plum“ eine Art Jugendstil-Variante zu Wilhelm Buschs “Plisch und Plum“ veröffentlicht wurde. Ebenfalls auf Wilhelm Busch beruft sich der in einem weiteren Bericht beschriebene englische Zeitungsstrip “Big und Little Willie“, der sich ab 1914 im “Daily Mirror“ über den Deutschen Kaiser und den Kronprinzen lustig machte.

Deutsche Comicforschung 2016
Micky-Maus-Comic vom deutschen Zeichner Frank Behmak

Bemerkenswert sind auch die Erkenntnisse im Kapitel “Frühe Micky Maus Zeitungsstrips in Deutschland“. Hier ist zu erfahren, dass in Deutschland bereits 1930 erste Comics mit Walt Disneys Zeichentrick-Figuren erschienen sind und das auch noch in der kommunistischen “Arbeiter Illustrierte Zeitung.“ Interessant ist auch, dass die “Kölnische Illustrierte Zeitung“ ein Jahr später sogar einen Micky-Maus-Strip aus der Feder des deutschen Zeichners Frank Behmak veröffentlichte. Doch auch im Dritten Reich waren Comics nicht, wie gerne behauptet wird, völlig verpönt, sondern Sackmann belegt im reich bebilderten Bericht “Die Braune Post – Die Nazis und die Sprechblase“, dass in einer nationalsozialistischen Sonntagszeitung etliche eigens dafür konzipierte deutsche Comics zum Abdruck kamen.

Deutsche Comicforschung 2016
Wilhelm Eigener

Dass der deutschen Comic-Kultur höchstwahrscheinlich ein großes Talent verloren gegangen ist, davon erzählt ein Artikel über neun großformatige farbig kolorierte Original-Seiten, die der Comicsammler Joachim Knüppel in einem Hamburger Antiquariat kaufte. Diese Seiten entstanden in den 50er Jahren und erzählen eine in Afrika spielende Abenteuergeschichte. Wilhelm Eigner hat diese in einem nahezu perfekten Stil gezeichnet, der sehr viel ansprechender ist, als fast alles was deutsche Verlage seinerzeit an Eigenproduktionen herausbrachten. Doch Eigner stellte das Comic-Zeichnen ein, denn er fand schnell Arbeit als Illustrator, was sicher gut für ihn, aber sehr schade für die deutsche Comic-Landschaft war. Helmut Kronthaler widmet sich im nächsten Buch-Beitrag einem ab 1959 erschienenen Fortsetzungs-Comic über das Leben des Südtiroler Freiheitskämpfers Andreas Hofer.

Deutsche Comicforschung 2016
DDR-Comic Artikel aus dem Comics Journal

Interessant ist auch Guido Weißhahns Artikel über die Comic-Aktivitäten des ostdeutschen Museumspädagogen Paul Thiel, der versuchte sich in der DDR vorurteilsfrei mit westlichen Comics zu beschäftigen. Thies beschäftigte sich seinerzeit aber auch mit DDR-Comics und ein Artikel von ihm über Mosaik erschien sogar 1979 im einflussreichen US-amerikanischen Fachblatt  The Comics Journal.

Tom Bunk

Den Abschluss des Buchs bildet der Artikel “Deutsche Underground-Comics – Versuch einer Annäherung“. Wie der Titel schon andeutet, ist dies nur (aber auch immerhin!) der erste Schritt der Annäherung an eine quirlige Zeichner-Szene, die teilweise sehr erfolgreich versuchte, deutschsprachige Varianten zu den subversiven Comics von Robert Crumb oder Gilbert Sheldon zu schaffen. Zahlreiche Zeichner aus diesem Umfeld wie Volker Reiche, Tom Bunk, Gerhard Seyfried, Brösel oder Gabriel Nemeth sind heute noch tätig. Eckart Sackmanns Bericht deutet an, dass hier Stoff für ein ganzes und nicht unbedingt dünnes Buch wäre.

Die 2016er Ausgabe des Jahrbuchs Deutsche Comicforschung hingegen deutet an, dass es auch in Zukunft noch genügend hochinteressanten Stoff für weitere Ausgaben gibt.

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Das UpGrade

Bereits Mitte 2012 startete erstmals dieses “Surf-Rock-DDR-Superhelden-Drama“. Die damalige Veröffentlichung der beiden ersten Bände im Zitty Verlag war zwar kein Fehlstart, doch erst jetzt geht es mit der Serie von Sascha Wüstefeld und Ulf S. Graupner richtig los. In den großformatigen Hardcover-Bänden von Cross Cult kommt das beeindruckende Artwork des dynamischen Duos erst richtig zur Geltung!

Das UpGrade

In prächtigen Farben lassen sie innerhalb einer sehr pfiffig erzählten Story markante Momente der DDR-Geschichte noch einmal Revue passieren. Doch um Ostalgie handelt es sich hier nicht wirklich, denn inmitten der strahlenden Farben wird sofort klar, dass das Leben im Osten Deutschlands seinerzeit keine Spaßveranstaltung war. Der eine wichtige Rolle spielende amerikanische Surf-Rocker Cosmo Shleym aus Malibu, soll kurz vor seinem Auftritt beim X. Festival der Jugend und Studenten in Ost-Berlin von der Stasi ermordet werden. Ganz deutlich wird auch gezeigt, dass in der DDR an verknappten Nahrungsmitteln kein Mangel herrschte und so mancher Kindergeburtstag nur noch durch den Einsatz von Brausepulver gerettet werden konnte.

Das UpGrade

Hauptfigur der auf 10 Bände angelegten Serie ist ein gewisser Rony Knäusel. Dieser ist der einzige Superheld der DDR, da er sich teleportieren kann. Dessen Leben präsentieren Wüstefeld und Graupner unchronologisch in appetitlichen Häppchen. So manches setzt sich beim Lesen zusammen und es ist zu hoffen, dass dessen Abenteuer nach der Wende weitergehen, obwohl sich der arbeitslos gewordene Knäusel mit Selbstmord-Gedanken trägt. Die Cross Cult Neuedition des ersten Bandes von Das UpGrade überzeugt nicht nur durch das größere Format und die noch strahlenderen Farben, sondern enthält zudem noch eine zusätzliche (von “Putzi der Kinderzahnpasta“ präsentierte) 11-seitige Comic-Kurzgeschichte sowie 8 Seiten mit Entwurfszeichnungen von Sascha Wüstefeld.

Das UpGrade

Sehr lange war ein vierter Band von Das UpGrade angekündigt, doch im April 2019 kündigten Wüstefeld und Graupner an, dass sie die Arbeit an der Serie eingestellt haben. Auf der Facebook-Seite des Tagesspiegel begründete Wüstefeld seine Entscheidung wie folgt: “Wenn zu Signierstunden letztlich nur ein oder zwei Interessenten auftauchen, muss man sich irgendwann eingestehen, dass man was falsch gemacht oder zumindest nicht so richtig den Nerv der Leser getroffen hat. Uns fehlt es an Motivation. Die Frage „Wozu?“ wurde immer lauter. Wir machen das letztlich nicht für uns, sondern für ein Publikum. Und der Gegenwind wurde irgendwann einfach zu stark. Last but not least bin ich immer weniger gern ein Bestandteil der hiesigen Comicszene. Viel zu viele Selbstdarsteller, zu viele Befindlichkeiten, zu viel Gift. Macht halt keinen Spaß mehr, deutscher Comiczeichner zu sein.“

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