Wer Heinz Strunk (Der goldene Handschuh, Fleisch ist mein Gemüse, Jürgen, Fleckenteufel) schon einmal bei seinen Lesungen oder Filmauftritten gesehen hat, wird bei der Lektüre dieses Buchs unweigerlich den Autor vor Augen haben, wenn Strunk davon erzählt wird, wie sich ein Herr Roth eine Auszeit in einem Touristenkaff an der Ostsee gönnt.
Doch Strunk geht nicht eben pfleglich mit der seiner anfangs noch sympathisch wirkenden Hauptfigur um. In der Darstellung von dessen Gedankenwelt offenbaren sich allerlei Abgründe, die immer mehr an der Zurechnungsfähigkeit des zunächst noch elegant gekleideten Herren zweifeln lassen…
Anfangs fühlt sich der finanziell gut gestellte Herr Roth den Einwohnern und Besuchern von Niendorf noch überlegen, und Strunk lässt uns an dessen spöttischen Gedanken teilhaben. Doch der Roman beschränkt sich zum Glück nicht darauf, eine Umgebung zu verspotten, in der die sogenannten „einfachen Leute“ ihren Urlaub verbringen.
Bevor er einen neuen Job antreten wird, hat sich Herr Roth für drei Monate in einem Apartment eingemietet, um diverse Tonbandaufzeichnungen zu einem – seiner Meinung nach bestsellerträchtigen – Abrechnungsbuch über seine Familie zu verarbeiten. Das hätte klappen können, wenn da nicht ein gewisser Herr Breda gewesen wäre…
Dieser ist nicht nur für das Apartment von Herrn Roth zuständig, sondern hat noch zahlreiche weitere Jobs, wie Standkorbwender oder Betreiber eines Schnapsladens. Breda läuft Herrn Roth immer wieder über den Weg und lädt ihn bereits in aller Frühe zu Alkoholverkostungen ein. Roths Widerstand bröckelt schleichend. Langsam aber sicher lässt er sich treiben und droht im Suff zu versinken. Doch Hilfe kommt von unerwarteter Seite…
Zwar spricht Heinz Strunk auch die ganz großen Probleme unserer Zeit wie Religionswahn oderZwae laxer Umgang mit Betäubungsmitteln an und gibt gelegentlich seinem Schöngeist ganz schön Zucker, doch trotz seiner eigentlich tragischen Handlung, kommt bei der Lektüre die Hoffnung auf, dass dieser Sommer in Niendorf nie enden wird.
Zu Gast war der Tracht Man Zeichner Chris Kloiber!
Chris Kloiber lebt und arbeitet in Bamberg. Er ist der Chef und der umtriebigste Zeichner und Autor bei Plem Plem Productions.
Er hat so unterschiedliche Titel geschaffen wie The Changer, Dopey & Horst, Sanchez, Into the Mirror, Shark Farmer. Die Hälfte davon nicht nur als Autor, sondern auch als Zeichner, Kolorist und Letterer.
Der größte Erfolg von Chris ist TRACHT MAN, der bayerische Superheld. Dieser trägt natürlich eine Lederhose, hat eine Knödel-Kanone und lebt in einem Luftschiff namens Oktoberfestung. Tracht Man kämpft u. a. gegen den riesengroßen Saupreiss, der eine Pickelhaupe auf dem Kopf hat, und tritt auch an, um das Oktoberfest zu retten.
Chris Kloiber gelang es prominente Comic-Künstler dazu zu bewegen alternative Titelbilder für seine Tracht-Man-Hefte zu zeichnen. Eine echte Augenweide sind die Variant-Cover von Romano Molenaar (Storm, X-Men), von Batman-Legende Neal Adams (Superman vs. Muhammad Ali) und von Thomas von Kummant (Gung Ho). Mittlerweile gibt es sogar bereits eine Action-Figur von Tracht Man!
Weltexklusiv wird Chris Kloiber im Comic Cafe das von ihm gestaltete Plakat zum Comicfestival München 2023 präsentieren. Wir sind sehr gespannt!
Carmen Maria Schweiger präsentiert ihren Trickfilm LUNA!
Wir freuen uns sehr, dass uns die Münchner multidiziplinäre Künstlerin Carmen Maria Schweiger alias ohneweil ihren Animations-Kurzfilm Luna zeigen wird.
Carmen ist auch persönlich anwesend und wird von ihrer Arbeit erzählen.
COMICS LESEN!
Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics.
Wir freuen uns sehr darüber, dass neben Michael Khambekar und Igor Barkan auch Timur Vermes am 11. Dezember wieder Teilnehmer unserer Besprechungsrunde sein wird.
Der Autor der Romane Er ist wieder da, Die Hungrigen und die Satten und U wird zudem noch ein Kapitel aus seinem neuen Buch Comicverführervorlesen.
Mit EDEN – RÜCKKEHR IN DIE VERGESSENE WELT setzt André Taymans (Caroline Baldwin) den Abenteuer-Klassiker von Arthur Conan Doyle als Flowerpower-Trip mit VW-Bulli, freier Liebe und Flugsauriern fort.
Da Marvels PUNISHER nicht mehr zeitgemäß – bzw. disney-kompatibel – ist, hat der Top-Autor Jason Aaron den Bestrafer für die 2020er als DER KÖNIG DER KILLER neu definiert.
TRICKFILME!
Der Zeichner und Trickfilm-Experte Matthias Schäfer zeigt Cartoons von Tex Avery und kommentiert diese fachmännisch.
Weitere COMIC-CAFÉ-Termine werden hier demnächst bekannt gegeben.
Der bunte Comic-Nachmittag mit Gästen aus der Comicszene, Impressionen von Comicfestivals aus aller Welt, filmischen Raritäten, der Expertenrunde “Comics lesen!“ als Prüfstand für Neuerscheinungen, Trailer zu aktuellen Comic-Filmen, fachmännisch kommentierten Cartoons, Liveacts, und, und…
Im Werkstattkino – Fraunhoferstr. 9 /Rgb. – 80469 München – Tel+Fax 2607250 – U 1/2/7 Fraunhoferstraße
Hier gibt es Informationen und Fotos zu den Comic-Café-Programmen vom:
1965 drehte der Italiener Mario Bava (Die Stunde, wenn Dracula kommt, Die drei Gesichter der Furcht) einen Science-Fiction-Film, der trotz seiner billigen Trickeffekte zeitlos wirkt. Dies liegt an den fantasievollen Kulissen und den knallbunten Farben, die Planet der Vampire thematisch passend so wirken lassen, als wenn er nicht von dieser Welt wäre.
Auf den ersten Blick wirken die Besatzung des Raumschiffes Argos, die wegen eines Notsignals einen fremden Planeten erkundet, fremd und unnahbar. Doch auch dies fügt sich nahtlos ins Gesamtbild ein, zu dem auch schwarze Raumanzüge gehören, die an SS-Uniformen denken lassen.
Zwar hat Ridley Scott behauptet, dass er Planet der Vampire nie gesehen hat, doch es ist sehr wahrscheinlich, dass der Alien-Drehbuchautor Dan O’Bannon den Film kannte. Doch das ungewöhnliche Raumschiff-Design, die psychedelische Fremdartigkeit des Planeten, die Brutalität mit der die Fremden Besitz von den Körpern der Astronauten ergreifen, sowie das Skelett einer vor Ewigkeiten verstorbenen außerirdischen Kreatur erinnern sehr stark an die Geschichte und Bilder aus Alien.
Bei Plaion Pictures ist eine großartige Collectors Edition erschienen. Der 4K-Transfer wurde vom Nicolas Winding Refn (Drive) überwacht. Enthalten ist auf UHD und auf Blu-ray die italienische Langfassung (Terrore nello spazio, 89:30 min) mit einem Audiokommentar von Tim Lucas und die internationale Schnittversion (Planet of the Vampires, 87:37 min) mit einem Audiokommentar von Stefan Jung und Pelle Felsch. Hinzu kommt moch interessantes Bonusmaterial: Dokumentation Planet Bava (37:11 min), Featurette Schattenwelt (13:11 min), Interview mit Bavas Sohn Lamberto (13:00 min), Deutsche Super-8-Fassung (16:29 min), Bildergalerie mit 72 Fotos und Werbematerialien, Deutscher Trailer (2:10 min). US-Trailer (2:15 min) und Trailers from Hell-Kommentare von Joe Dante (3;46 min) und Josh Olsen (2:27 min), sowie ein 24-seitiges Booklet mit Texten von Leonhard Elias Lemke
Mit 700 Seiten ist Paninis Abschlussband der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis zwar etwas weniger umfangreich als seine drei Vorgänger ausgefallen. Doch das wuchtige Hardcoverbuch hat es dennoch in sich.
Als Auftakt gibt es mit Roots eine von Joe Quesada kurz aber nicht schmerlos in Szene gesetzte Zahnoperation, die der Mann mit dem Totenkopf an einem Mafiaboss vornimmt.
Anschließend folgt mit Die Auferstehung der Ma Gnucci die Reunion des Dreamteams Garth Ennis und Steve Dillon, die eine wahnwitzige Fortsetzung ihrer unter dem TitelWelcome Back, Frankgestarteten Reihe lieferten. Nachdem Ennis bereits 1995 in der Story The Punisher kills the Marvel Universum von Frank Castle erzählte, gab er drei Jahre später seinen Serien-Einstand und ließ Dillon Comics in Szene setzen, von denen er später meinte: „Die meisten Geschichten waren höchst unwahrscheinlich und wurden mit einem Augenzwinkern serviert. Manchmal hörte man direkt die Looney Tunes-Melodie im Hintergrund.“
Ab 2003 beschritt Ennis neue Wege, seine Geschichten über Frank Castle hatten jetzt einen deutlich realistischeren und ziemlich grimmigen Grundton. Doch 2009 ließ er es zusammen mit Dillon noch einmal richtig krachen. Im Zentrum steht die bereits zweimal vom Punisher recht endgültig abservierte Mafiapatin Ma Gnucci, die ihre kriminellen Geschäfte fortführt.
Auch der dünkelhafte Vigilant Elite, den der Punisher ebenfalls das Lebenslicht ausgeblasen hatte, beginnt wieder damit, alles abzuschlachten, was er für Abschaum hält. Unterstützung erhält der Punisher von der hartgesottenen New Yorker Polizistin Molly von Richthofen. Die Erklärungen warum Elite und vor allem Ma Gnucci immer noch herumspuken sind herrlich aberwitzig, die Gewalttätigkeiten ebenfalls und eigentlich könnte es ewig so abgefahren weitergehen!
Doch Ennis nutzte seine weiteren Punisher-Comics dazu, um auf einem oft überraschend hohem Niveau, das fortzuführen, was er bereits ab 2001 mit seinen War Stories begonnen hatte. Ihn interessieren Superhelden nicht wirklich und sehr viel lieber erzählt er an realen Ereignissen orientierte Geschichten, die sich teilweise recht blutrünstig, aber auch sehr sorgfältig recherchiert mit dem Thema Krieg beschäftigen. Mit dem aus Kroatien stammenden Goran Parlov fand er hierfür den optimalen Zeichner. Dieser kann Kampfhandlungen explosiv in Szene setzen, lässt aber auch Dialogszenen spannend aussehen und teilt die Vorliebe von Ennis für exakt wiedergegebene Kriegsgerätschaften. Einige Seiten im Anhang dieses Buchs belegen, dass Parlov kein Problem damit hat, Seiten neu zu zeichnen, wenn er Propeller oder Fahrwerke von Flugzeugen falsch dargestellt hat.
2018 entstand mit der sechsteiligen Miniserie Platoon eine Fortsetzung zum Punisher-Comic Valley Force, Valley Force, der in Band 3 der Garth Ennis Punisher Collection enthalten ist. In einer Rahmenhandlung interviewt der Journalist Michael Goodwin im heutigen New York einige Vietnam-Veteranen, die Frank Castle ihr Leben verdanken. Erzählt wird von den ersten Kriegseinsätzen des noch unerfahrenen Offiziers Castle. Dieser findet sich schnell zurecht und hat – wenn es darauf ankommt – noch dreckigere Tricks drauf, als seine Vorgesetzten. Am Anfang der Geschichte ist Castle ein Team-Player, der sich verantwortungsbewusst für seine Männer einsetzt, doch das bleibt nicht lange so…
Interessant ist Platoon auch dadurch, dass Ennis und Parlov die Gegenseite ebenfalls zu Wort kommen lassen. So wird gezeigt, wie Michael Goodwin den äußerst kultivierten nordvietnamesischen Veteranen Giap interviewt. Dessen Fazit ist: “Die Vietnamesen kämpften für ihr Land und die Amerikaner für nichts und ohne zu wissen, warum sie es tun.“ Doch Ennis lässt den alten Mann noch ergänzen: “Nein, stimmt nicht, die Besten kämpften füreinander“. Damit benennt Garth Ennis wohl auch den Hauptgrund, warum er immer wieder Kriegsgeschichten erzählt.
Es folgt die Miniserie Sovjet in der Ennis den Punisher mit einer russischen Variante seiner selbst konfrontiert. Im Gegensatz zu Castle war Valery Stephanovich schuld daran, dass er seine Familie verloren hatte. Der Militärdienst in Afghanistan hatte ihn traumatisiert und in den Alkohol getrieben, was in einem Unfall mit tödlichem Ausgang resultierte. Sein ehemaliger Vorgesetzter Pronchenko war dafür verantwortlich, dass – abgesehen von ihm – alle Kameraden seiner Einheit brutal ermordet wurden. Als Stephanovich dies herausfand, bekam sein Leben wieder einen Sinn…
Konstantin Pronchenko hatte die Einheit an die Mudschahedin verraten und ist nach dem Ende des Afghanistan-Kriegs in den USA zu einem mächtigen Paten der Russenmafia in New York aufgestiegen. Dabei hat er sich niemals selbst die Finger schmutzig gemacht, ja noch nicht einmal den von ihm angeordneten Gewalttaten beigewohnt. Als sich Valery Stephanovich aufmacht, um dies zu ändern, findet er im Punisher einen ebenso verständnisvollen wie tatkräftigen Verbündeten.
Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen, erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg. Auch der Ehefrau des Gangsters Pronchenko verpasst er eine interessante Vorgeschichte und das melancholische Ende wirkt noch lange nach.
Dies ist auch dem US-Zeichner Jacen Burrows (Neonomicon) zu verdanken, der mit Ennis bereits bei der ersten Crossed-Geschichte zusammenarbeitete. Nicht unerwähnt bleiben sollen auch noch die von Paolo Rivera sehr ansprechend im Stile von russischer Propaganda-Kunst erstellten Titelbilder der aus sechs Heften bestehenden Miniserie.
Die letzten dreizehn in diesem Sammelband enthaltenen Hefte zeichnete wieder Goran Parlov. Im Zentrum der 2012 und 2013 veröffentlichten Storylines Kriegsgeschichten und Operation Barracuda steht nicht der Punisher, sondern der ebenfalls vom Krieg geprägte Marvel-Character Nick Fury. Bereits 2001 und 2006 hatte Garth Ennis Geschichten vom zynischen Supersoldaten mit der Augenklappe. Diese hätten sehr gut in diese Collection gepasst, auch wenn es keinen Bezug zum Punisher gibt.
Dies ist bei Operation Barracuda der Fall, denn hier spielt nicht nur der Vietnamese Giap eine wichtige Rolle, sondern in drei Heften wird auch davon erzählt, wie Fury und Castle gemeinsam in den Krieg ziehen. Insgesamt gehört die Miniserie My War Gone By zu den besten Geschichten von Ennis. Der Comic beginnt 1954 in Indochina. Kurz vor dem Ausbruch des Vietnamkriegs trifft der abgebrühte Nick Fury dort auf den jungen idealistischen Soldaten George Hatherly und auf die temperamentvolle Botschaftsangestellte Shirley Defabio.
In der im Jahre 1999 endenden Geschichte wird hauptsächlich davon erzählt, wie der nur inmitten diverser Kriege richtig aufblühende Fury immer er selbst bleibt. Zugleich ist zu erfahren, dass es das Schicksal nicht immer gut meint mit George, dem Vater einer beständig wachsenden Familie, und Shirley, die sich zwar stark zu Fury hingezogen fühlt, aber dennoch einen korrupten Politiker heiratet.
Diese unwiderstehliche Mischung aus brutaler Action, zu Herzen gehender Soap und lebendig erzählten Geschichtsunterricht lässt hoffen, dass Garth Ennis recht bald zum Punisher oder zu Nick Fury zurückkehrt.
Es war eine ziemliche Überraschung, als zu Beginn der zweiten Staffel in der Serie Supergirl der Cousin der Titelheldin auftauchte. Doch die spärlichen Auftritte der von Tyler Hoechlin, der als Sohn von Tom Hanks in der Comicverfilmung Road to Perdition zu sehen war, verkörperten DC-Ikone waren nur schmückendes Beiwerk.
Das lag sicher auch daran, dass die Showrunner von Supergirl dem Mann aus Stahl schwächere Superkräfte als der Titelheldin zugestanden hatten. Einen wichtigen Auftritt absolvierte Hoechlin zudem noch neben seinen ebenfalls als Supermen auftretenden Kollegen Tom Welling und Brandon Routh an der Seite der erstmals als Lois Lane zu sehenden Elizabeth Tulloch in Crisis on Infinite Earths, einem fünfteiligen Mega-Crossover des Arrowverse.
Umso größer war die Überraschung, als sich die Serie Superman & Lois als ein großartiges Update entpuppte, das alle Versuche der letzten vier Jahrzehnte, den Urvater aller Superhelden auf die große Leinwand oder die mittlerweile auch ganz schön mächtigen Bildschirme zu bringen, ziemlich alt aussehen lässt.
Okay, das ist angesichts des durchaus vorhandenen TV-Charmes von Lois & Clark und Smallville vielleicht ein ganz klein wenig übertrieben. Doch die erste Staffel von Superman & Lois bedient sich der besten Elemente aus den beiden Serie und ist sowohl ein gewaltiges Epos als auch eine zu Herzen gehende Familiengeschichte.
Etwas hektisch erzählt die erste Episode davon, wie sich Hoechlin und Tulloch als Clark & Lois verlieben und beschließen in Smallville ansässig zu werden, nachdem sie die Eltern von Zwillingssöhnen geworden sind. Sie glauben, dass sie im Umfeld der idyllischen Kleinstadt besser als in Metropolis damit umgehen können, wenn ihr Nachwuchs plötzlich über Superkräfte verfügt.
Überraschenderweise ist es nicht der Sunnyboy Jonathan (Jordan Elsass), sondern sein etwas verträumter Bruder Jordan (Alex Garfin), der plötzlich über spezielle Kräfte verfügt. Zudem fühlt sich Jodan zu Sarah (Inde Navarrette), der Tochter von Clark Kents alter Flamme Lana Lang (Emmanuelle Chriqui) hingezogen und hat große Schwierigkeiten seine Kräfte geheim zu halten.
Hier gibt es also reichlich Stoff für Herzensangelegenheiten, doch die Serie funktioniert auch als ganz großes Superheldendrama. Dafür sorgen der Großunternehmer Morgan Edge (Adam Rayner), der nicht nur den Daily Planet übernommen hat, sondern weitaus größere Pläne hat. Interessant ist auch der geheimnisvolle Captain Luthor (Wolé Parks), der aus einem Alternativ-Universum stammt, in dem die Erde von Superman zerstört wurde.
Die ersten beiden Seasons bieten allerfeinste Superhelden-Unterhaltung mit großartigen Darstellern, Ideen und Spezialeffekten. Eine dritte Staffel von Superman & Lois befindet sich gerade in Produktion.
Bei uns liegt Season One auf DVD vor, eine Blu-ray-Edition in HD-Qualität wie in den USA gibt es leider nicht. Doch immerhin überzeugt das aus vier interessanten Dokus bestehende wahlweise deutsch untertitelte Bonusmaterial: Superman: Außerirdischer Versand (8:42 min), Hinter den Kulissen (18:11 min), Niemals allein: Helden und Verbündete (19:57 min), DC FanDome Panel: Superman & Lois (26:33 min)
Auch Paninis zweiter Band mit dem von Jason Aaron geschriebenen Punisher-Neustart wirkt zwiespältig. Doch immerhin wurde hier nicht versucht, den brutal seinen Rachefeldzug durchziehenden Marvel-Charakter Disney-kompatibel zu machen. Frank Castle, aber auch seine Gegenspieler, töten weiterhin im selben Maße, wie einst in den Comics von Garth Ennis und Steve Dillon.
Doch statt auf grimmigen Sarkasmus setzt Aaron auf Fantasy-Elemente, die nur bedingt zum zuvor eher in unserer Realität als im Marvel-Universum verankerten Punisher passen. Frank Castle muss sich weiterhin mit dem Ninja-Kults Die Hand, den einst Frank Miller für eine Daredevil-Serie erfand, herumschlagen. Der zweifelhaften Organisation ist es gelungen, die ermordete Familie des Punishers zu revitalisieren.
Wenn es nur diesen vom Star-Wars-Zeichner Jesús Saiz routiniert in realistischen Bildern in Szene gesetzten Part der Story gebe, könnte man den Neustart getrost als Blödsinn abtun. Doch in einem noch stärkeren Maße als in den ersten vier Heften arbeitete Aaron wieder teilweise ganz schön in die Tiefe gehende Rückblenden ein, die Paul Azaceta (Outcast) in einem experimentellen Stil realisiert hat.
Hier wird von einem Frank Castle erzählt, der schon als Jugendlicher Vergnügen an Gewalttaten hatte und bereits traumatisiert war, bevor seine Familie im Central Park von Gangstern ermordet wurde. Wenn hier aber auch ein Castle gezeigt wird, aus dem durch die Liebe zu seiner Frau Mary und den beiden Kindern auch ein treusorgender Vater hätte werden können, dann ist das sehr viel beeindruckender als das Ninja-Gemetzel der Haupthandlung.
Lisa Reichert (Rachel McAdams) ist hocherfreut als sie scheinbar zufällig im Flug von Dallas nach Miami neben dem sympathischen Jackson Ripper (Cillian Murphy) sitzt, mit dem sie zuvor auf dem Flughafen schon etwas angebändelt hat. Doch Jackson ist alles andere als nett und er droht damit Lisa Vater ermorden zu lassen, wenn sie ihm nicht durch einige Anrufe dabei hilft, einen Mordanschlag auf einen Politiker durchzuführen…
“Dies ist definitiv kein Horrorfilm, sondern ein Psychothriller. Es werden keine Leute von einem Verrückten mit einem Schlachtermesser gejagt und niemand trägt eine Maske, höchstens in dem Sinne, dass er sich als jemand anders entpuppt als er vorgibt zu sein.“ Voll erfüllt hat Scream-Regisseur Wes Craven seine eigenen Vorgaben jedoch nur in der ersten und spannendsten Hälfte des 2005 entstandenen Films.
Hier wird höchst geschickt Lisas Flugangst und die Enge in der Maschine visualisiert. Die Wirkung von Red Eye wäre sicher noch größer wäre, wenn nicht durch den Trailer (aber auch durch diese und andere Kritiken) schon vorab verraten wird, dass Jackson nicht der nette Reisegefährte ist, als der er zunächst erscheint.
Doch der Film spielt sein beträchtliches Thriller-Potential im engen Flugzeug leider nicht voll aus, sondern mündet schließlich etwas hektisch in ein Actionfinale mit abschließenden intimen Showdown. Hier hat Red Eye dann doch wieder viel Ähnlichkeit mit einem konventionellen Horrorfilm bei dem sich das “Final Girl“ zum Schluss dem scheinbar unsterblichen Killer stellt. Insgesamt gelang Craven jedoch auch dank seiner beiden sehr guten Hauptdarsteller ein zwar meist eher konventioneller, aber dennoch sehr fesselnder Thriller, der irgendwo zwischen Stirb Langsam 2 und Scream angesiedelt ist.
Nach achtzehn Jahren liegt Red Eye endlich auf Blu-ray vor. Auch das Bonusmaterial kann sich sehen lassen. Es gibt zwei Audiokommentare, einmal von Regisseur Wes Craven, Produzentin Marianne Maddalena und Cutter Patrick Lussier und einmal nur vom Cutter, beide wahlweise mit englischen Untertiteln. Außerdem enthält die Blu-ray die vier wahlweise deutsch untertitelten sehr interessanten Dokus, „Filmemacher im Fokus: Wes Craven und Red Eye“ (6:53 min), „Wes Craven: In seinen Worten – Rares Interview von 2005“ (12:19 min), Making of (11:39 min) und „Wes Craven: Eine neue Thriller-Art“, sowie eine Gag Reel (6:30 min)
Die US-Einspielergebnisse waren nicht gerade berauschend und trotz sieben Nominierungen ging Die Fabelmans bei der Oscar-Verleihung leer aus. Dennoch dürfte es Steven Spielberg nicht bereut haben, dass er diesen Film gedreht hat. Schon sehr lange plante er einen autobiografischen Film und als es während der Pandemie ziemlich finster aussah, befürchtete Spielberg, dass er vielleicht nur noch ein letztes Werk realisieren könne.
Zwar nannte er seine Kino-Familie jetzt die Fabelmans, doch er orientierte sich sehr nah an seinen eigenen Jugenderlebnissen, zu denen natürlich das Filmemachen gehört. Auf der Basis seiner Erinnerungen, ließ Spielberg seinen Hauptdarsteller Gabriel LaBelle noch einmal jene Filme drehen, die er selbst zusammen mit seinen Pfadfinder-Kameraden produziert hatte. Dabei wurden exakt jene Kameras und jenes Filmmaterial verwendet wie in Spielbergs Jugend. Jene Szenen, die als Film im Film zu sehen sind, wurden zuvor während der Dreharbeiten gedreht.
Doch für Spielberg ist das Filmemachen sehr viel mehr als ein Handwerk. Es ist auch Therapie, denn erst nachdem er eine Tricksequenz aus Cecil B. DeMilles Die größte Schau der Welt, den ersten Film, den er auf großer Leinwand sah, auf der heimischen Modelleisenbahn nachstellte, konnte er die Ängste überwinden, mit denen er seinerzeit im Kino konfrontiert wurde.
Filme können auch verborgene Dinge ans Tageslicht bzw. auf die Leinwand bringen. Als sich Sammy Fabelman seinen während eines Camping-Ausflug gedrehten Schmalfilm einmal genauer ansah, musste feststellen, dass seine Mutter Mitzi (Michelle Williams) ein Verhältnis mit Benny (Seth Rogen), den besten Freund seines Vaters Burt (Paul Dano) hatte.
Doch selbstgedrehte Filme können auch dabei helfen akzeptiert zu werden. So feiert der in der Schule wegen seiner jüdischer Herkunft von den Klassenrowdys gehänselten Teenager Außenseiter Sammy Fabelman einen ganz großen Erfolg, nachdem er aus den Stranderlebnissen seiner Mitschüler einem pfiffig in Szene gesetzten Film macht.
Die Fabelmans endet lange bevor Sammy zum Meisterregisseur wird, gipfelt jedoch in einer großartigen Sequenz. Hier erhält der hoffnungsvolle Jungspund Tipps vom vielleicht größten Regisseure aller Zeiten, der wiederum vom möglicherweise originellsten Filmemacher der Gegenwart mit viel Spielfreude verkörpert wurde. Spielberg gelang nicht nur ein großartiges Ende, sondern er bereicherte seine Filmografie um ein weiteres erstaunlich vielschichtiges Werk.
Nach Der Aufschub, Von Dieben und Denunzianten startete der zuvor eher im Bereich des erotischen Comics tätige Gibrat 2008 mit Mattéo eine weitere historische Serie, die langsam aber sicher zum Epos anwächst.
Die Titelfigur ist ein junger Spanier, der in Frankreich lebt. Obwohl sein guter Freund Paulin bei Frontkämpfen das Augenlicht verloren hat, leidet Mattéo darunter, dass er nicht in den Ersten Weltkrieg ziehen kann. Er möchte sich gegenüber der von ihm geliebten Dorfschönheit Juliette unbedingt als echter Mann zu beweisen.
Mattéo geling es schließlich eingezogen zu werden. Dies bereut der junge Mann schon recht bald, auch wenn ihm die knapp an der großen Liebe vorbeischrammende Begegnung mit der britischen Krankenschwester Amélie für kurze Zeit auf andere Gedanken gebracht hat…
Vierzehn Jahre nach dem Start der Serie erscheint der sechste Band von Mattéo und beginnt im Jahre 1939, was angesichts des Veröffentlichungsrhythmus fast wie Echtzeit wirkt. Zwischendrin hat es Mattéo nach St. Petersburg, sowie an die Fronten des Spanischen Bürgerkriegs verschlagen und Band 6 endet in Dünkirchen.
Dabei gibt sich Gibrat große Mühe den historischen Hintergrund authentisch zu vermitteln. Vor glaubhaften Background ist sich Mattéo weiterhin nicht sicher, ob er sich stärker zu Amélie oder zu Juliette hingezogen fühlt. Eine zusätzliche Konstante ist der blinde Paulin, der es nicht lassen kann, kluge Ratschläge zu geben.
Doch so ganz ist doch nicht alles bei Alten, denn Mattéo hat mittlerweile einen Sohn, der wie einst sein Vater danach lechzt, Soldat zu werden. Etwas verändert hat sich unser Titelheld also doch, während Gibrats Zeichnungen unverändert großartig geblieben sind!
Als Chen Long Anh und sein Diener Chow in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts San Francisco erreichen, bleibt die beiden Chinesen zunächst unter ihresgleichen. Beide sind Meister der Kampfkunst und arbeiten für den Triaden-Paten Wu Fei.
Doch nachdem Kim, eine junge Frau, die Chen sehr gerne hat, den Machenschaften der Triaden zum Opfer fällt, bricht Chen mit seinem vermeintlichen Förderer Wu Fei. Fortan nimmt er den Namen an, dem ihn der US-Beamte bei der Einreise in die USA gab. Als „Chinaman“ flüchtet er vor seiner Vergangenheit (und seinem Diener Chow) in Richtung Osten…
1997 wurde diese Geschichte im ersten Chinaman-Album Die Goldberge erzählt. Bei der Story von Serge Le Tendre (Auf der Suche nach dem Vogel der Zeit) und den Zeichnungen von Olivier Ta alias TaDuc (XIII-Mystery: Jonathan Fly) war noch recht viel Luft nach oben. Doch die bei Salleck veröffentlichte zweibändige Gesamtausgabe zeigt, dass sich bei Chinaman ein Dranbleiben lohnt.
In den Fortsetzungs-Alben Mit gleichen Waffen, Für Rose und Die Rostfresser erzählt Le Tendre spannende Western-Geschichten mit Eastern-Touch. Es geht um Wagentrecks, das Faustrecht der Prärie oder den Bau der Eisenbahn, an dem chinesische Arbeiter maßgeblich beteiligt waren. Dabei werden angenehme Erinnerungen an die klassische TV-Serie Kung Fu mit David Carradine.
Auch die Zeichnungen von TaDuc gewinnen immer mehr an Profil und müssen sich im Laufe der Serie immer weniger vor den großen Vorbildern Blueberry und Comanche verstecken. Neben den zwei Bänden der Gesamtausgabe wurde bei Salleck 2021 auch der Einzelband Der Tiger erwacht veröffentlicht.