Seit 1994 erscheinen unter dem Titel MOGA MOBO Comics. Zunächst handelte es sich dabei um schwarzweiße Hefte, die ähnlich aussahen wie andere von Nachwuchszeichnern produzierte Fanzines. Doch dann begannen die Macher mit Form und Inhalt zu experimentieren. Es erschienen Bastelbögen, 24 Adventskalender-Heftchen oder es wurden auf 100 aus jeweils acht Panels bestehenden Seiten 100 Meisterwerke der Weltliteratur als Comic adaptiert.
Ab 2002 sind Titus Ackermann, Jonas Greulich und Thomas Gronle MOGA MOBO und ihre weiterhin gratis zu erhaltenden Comics konnten immer wieder überraschen. So gab es Kooperationen mit Comicschaffenden aus Japan, Kuba oder China. Dabei lernte Titus den koreanischen Zeichner Kim Dae Joong kennen, der von ihm möglichst genau erfahren wollte, wie das Leben in Deutschland im Dritten Reich, im Zweiten Weltkrieg und danach war.
Titus begann von seinem Großvater Gerhard Ackermann zu erzählen, der als Kampfpilot der Luftwaffe bei der Schlacht um El Alamein abgeschossen wurde und in der Nachkriegszeit Karriere machte, indem er aus Stacheldraht Nägel produzieren ließ. Kim war fasziniert und versuchte Titus davon zu überzeugen, aus dem Leben seines Opas einen Comic zu machen.
Es dauerte ein Jahrzehnt, doch jetzt ist es soweit. In MOGA MOBO # 118 beginnt Titus unter dem Titel Was vom Leben übrig bleibt ein deutsches Leben zu erzählen. Dies geschieht jedoch nicht chronologisch, sondern beginnt 1978 mit Gerhard Ackermann als alten Mann, der ziemlich wütend wird, als er und seine Enkel von einem glatzköpfigen Neonazi angesprochen werden. Doch seine Wut hat nichts mit Vergangenheitsbewältigung zu tun, sondern Gerhard sagt zum Skinhead: “Leute wie Euch hätten wir als Allerste ins Lager gesteckt.“
Es folgt ein weiterer biografischer Puzzlestein, der davon erzählt, wie Titus einen Anruf von Opa Gerhard aus dem Altersheim erhält und dieser ihm mitteilt, dass dort „überall Zivis sind und es für ihn okay ist, dass sein Enkel dies auch macht.“ Es folgen Impressionen aus dem Jahre 1989, die Titus und seine Verwandten dabei zeigen, wie sie das Haus des gerade verstorbenen Gerhard Ackermanns entrümpeln und dabei ungelesen wirkende Bücher von Autoren wie dem Holocaust-Leugner David Irving und eine Ausgabe von Mein Kampf finden.
Weitere Details über das Leben seines Großvaters wird Titus in den nächsten Monaten in drei weiteren jeweils 64-seitigen Ausgaben von MOGA MOBO nachliefern. Hier kommen Hintergrundinfos und die knapp 200-seitige Graphic Novel Was vom Leben übrig bleibt zum Abdruck.
Diese wird laut Titus “von 1913 bis 1989 viele Eckpunkte der jüngeren deutschen Geschichte streifen, von der Besetzung des Ruhrgebiets durch die Franzosen über Kämpfe zwischen Kommunisten und Stahlhelmen, Hunger und Wirtschaftskrise, Hitlers Machtergreifung, den Krieg und die Zerstörung als auch das Wirtschaftswunder.“
Mittlerweile ist mit MOGA MOBO # 119 der zweite Band von Was vom Leben übrig bleibt erschienen. Die Zeichnungen von Titus mögen manchmal etwas schlicht ausgefallen sein, doch auch dank der stimmungsvollen Kolorierung transportieren sie allerbestens die mitreißende Erzählung. Plötzlich ist man wieder mittendrin beim Entrümpeln des Nachlasses von Opa Ackermann. Diese Familienaktion ist die Rahmenhandlung für einige teilweise ganz schön krasse Rückblenden.
Das Vorwort zur zweiten Ausgabe stammt von Timur Vermes, der auf seinem Blog Comicverführer bereits eine interessante Betrachtung zu Was vom Leben übrig bleibt online stellte: “Der Opa ist ein gutes Beispiel, wie man mit Nazi-Sympathisanten trotzdem noch etwas Sinnvolles anfangen kann: Es geht nicht darum, sie zu überzeugen. Es reicht völlig, ihnen die Partei wegzunehmen und mit Härte klarzumachen, wo sie sich ihre Naziparolen hinstecken können: Nämlich hinten in den Schrank. Wenn man ihnen dann noch die Möglichkeit gibt, ihr Geld zu verdienen, sind die meisten zufrieden und hören auf, das Boot zu versenken, in dem sie selber mitsitzen.“
Es lohnt sich das Projekt von Titus zu unterstützen. Das Werk ist auch in einer limitierten Auflage direkt über MOGA MOBO zu beziehen, damit keine Ausgabe verpasst wird. Wer für insgesamt 35,- Euro dabei ist, wird reich belohnt, denn jedes der vier Hefte kommt gleich nach Erscheinen nummeriert und signiert frei Haus. Zudem gibt es jeweils einem Panorama-Schutzumschlag und alle Abonnenten erhalten als Bonus einen exklusiven Siebdruck!