Ich kannte von Dirk Kurbjuweit bisher nur seine durch die Bank sehr lesenswerten Texte für den Spiegel, wie etwa seine Beiträge zur täglichen Online-Bestandaufnahme Die Lage am Morgen. Doch er verfasste auch Sachbücher und zehn Romane. Kurbjuweits Der Ausflug ist eine Art deutscher Backwood-Thriller in der Tradition von James Dickeys Flussfahrt, der erfolgreich von John Boorman als Beim Sterben ist jeder der Erste verfilmt wurde.
Auch bei Kurbjuweit begeben sich vier Städter in die Provinz, um dort Wassersport zu betreiben. Es handelt sich dabei um Amalia, ihren Bruder Bodo, sowie ihre alten Schulfreunde Gero und Josef. Kurbjuweit lässt offen, ob sich die von ihm als seht trostlos beschriebene Gegend, in der das Quartett ein Kanu gemietet haben, in Ostdeutschland befindet. Recht bald wird klar, dass Josef dunkle Hautfarbe hat. In einer Dorfkneipe wird ihm der Besuch der Toiletten verwehrt und das N-Wort ist auch zu hören.
Dass Josef als Reaktion darauf draußen vor der Kneipe vom Heck eines Pick-ups pinkelt, scheint der Auslöser für eine immer weiter eskalierende Welle der Feindseligkeit zu sein. Die Freunde reagieren zunächst verwundert und leicht belustigt. Die anfangs beschworene Solidarität bröckelt jedoch, denn schließlich richtet sich die Aggressionen ja ausschließlich gegen Josef…
Durch interessant in Szene gesetzte Rückblenden verwandelt Kurbjuweit die anfangs recht homogen wirkende Gruppe in vier Individuen mit menschlichen Abgründen. Dabei drückt er kontinuierlich auf die Spannungs-Tube und beweist schlüssig, dass es auch in der bundesdeutschen Realität nicht an Monstern mangelt.
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