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Mr. Bug Goes to Town

In den Kindertagen des Zeichentrickfilms waren Max und Dave Fleischer, deren Eltern aus Österreich stammten, lange Zeit erfolgreicher als Walt Disney. Mit Koko the Clown, Betty Boop und Popeye the Sailor standen ebenso interessante wie markante Charaktere im Zentrum der Fleischer-Cartoons.

Doch auch tricktechnisch hatten die Brüder anfangs die Nase vorn. Lange vor Disney setzten sie das Rotoskopie-Verfahren ein, bei dem Realfilmaufnahmen den Trickfilmzeichnern als Vorlage für realistische Bewegungsabläufe dienten. Manchmal wurde allerdings auch einfach durchgepaust.

Bemerkenswert ist auch das von den Fleischers entwickelte Table-Top-Verfahren, bei dem die handgezeichneten Figuren vor im Studio aufgebauten Miniaturkulissen abgefilmt wurden. Diese zwar sehr wirkungsvoller aber auch besonders aufwändige Methode setzten die Fleischers nur sehr sparsam ein, etwa 1936 im Farbfilm Popeye the Sailor Meets Sindbad the Sailor.

1939 gelang es den Fleischer kurz nach Disneys Schneewittchen und die sieben Zwerge und noch vor Pinocchio einen abendfüllenden Zeichentrickfilm in die Kinos zu bringen. Gullivers Reisen lief in den US-Kinos so erfolgreich, dass Paramount 1941 bereit war, zu Weihnachten einen weiteren langen Zeichentrickfilm der Fleischers zu starten.

Das Resultat war Mr. Bug Goes to Town. In England hieß der Film Hoppity Goes to Town und erzählt vom Grashüpfer Hoppity, der nach New York zurückkehrt, um seine Insektenfreunde zu besuchen. Doch deren mitten in der expandierenden Großstadt gelegener Lebensraum wird durch Baumaßnahmen, aber auch den hinterhältigen (an den Komiker W. C. Fields) erinnernden Käfer C. Bagley Beetle bedroht.

Ähnlich wie schon bei Gullivers Reisen gibt auch in auch in Mr. Bug goes to Town zahlreiche Szenen, die tricktechnisch außergewöhnlich gut gelungen und von einer handwerklichen Perfektion sind, die heute gar nicht mehr bezahlbar wäre. So sind durch die Kombination von scheinbar riesigen rotoskopierten Menschen und den von Hand animierten kleinen Insekten einige sehr spannende Szenen entstanden. Doch auch diesmal gelingt es den Fleischers nur bedingt den Zuschauer emotional ins Geschehen hineinzuziehen.

Ein Misserfolg wurde Mr. Bug goes to Town jedoch hauptsächlich, weil der Film kurz vor dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor fertig wurde und Paramount aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen entschieden hatte, die Abenteuer von Hoppity und seinen Freunden doch nicht zu Weihnachten in die Kinos zu bringen.

Eine neue DVD-Edition, die unter dem Titel Hoppity kommt zurück erschienen ist, zeigt, dass der zweite abendfüllende Film der Fleischers immer noch sehr sehenswert ist. Grundlage der Veröffentlichung ist eine deutsche Bearbeitung aus den 70er-Jahren, die von Eberhard Storeck realisiert wurde. Die deutsche Stimme von Willi, dem Freund der Biene Maja, betrieb dazu einen recht großen Aufwand. Er ließ die Songs neu auf Deutsch einsingen und verwendete den Original-Soundtrack von Leigh Harline, soweit dies möglich war.

Doch anscheinend lag keine isolierte Musik-Tonspur vor und daher musste bei den Passagen, in denen deutsche Dialoge platziert wurden, improvisiert werden. Storeck traf hier eine ungewöhnliche Entscheidung, denn wenn im Film deutsche Stimmen zu hören sind, erklingen gelegentlich Soundtrack-Häppchen, bei denen es sich eindeutig um die Melodien Whistle While You Work und Someday My Prince Will Come aus Disneys Schneewittchen handelt. Kurz ist auch etwas Musik aus Cinderella zu hören.

Die Bildqualität der deutschen DVD ist erstaunlich gut. Daher ist es schade, dass für Storecks Fassung ein neuer deutscher Vorspann produziert wurde, der nur aus Texttafeln besteht. In der US-Fassung, die zum Glück in mäßiger Bildqualität ebenfalls auf der DVD zu finden ist, gibt es während die Credits zu lesen sind, hingegen eine atemberaubende Kamerafahrt durch eine von Modellbauern gebastelte Table-Top-Skyline von New York zu sehen.        

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Popeye the Sailor

Der Spinatmatrose Popeye war bereits in Elzie Segars Comicserie Thimble Theater von der Nebenfigur zur Hauptattraktion aufgestiegen. Eine ähnliche Karriere machte er auch im Zeichentrickfilm. 1933 trat er in einem Betty Boop-Cartoon der Brüder Max und Dave Fleischer auf, schlug voll ein und bekam gleich seine eigene Serie.

Im Gegensatz zu den epischen Abenteuern, die Segar in seinen Comic-Geschichten erzählte, kämpfte Popeye in den Trickfilmen meist mit seinem Konkurrenten Bluto um die angebetete Olive Oil, die er erst erobern kann nachdem er eine Büchse Spinat verdrückt hat. Trotz dieser sich wiederholenden Struktur überzeugten die Fleischer-Cartoons durch originelle Einfälle, sympathische Figuren, mitreißende Musik und meisterliche Animation.

Nachdem zuvor nur wahllos zusammengestellte DVD-Collections mit “Popeye“-Cartoons in sehr schlechter Bildqualität (und mit einer teilweise auch noch unterirdisch schlechten deutschen Synchronisation) erschienen sind, hat Warner die ersten 60 meist schwarzweißen Popeye-Cartoons aus den Jahren 1933 bis 1938 sehr schön restauriert. Garniert mit hochinteressanten Extras wurden diese Trickfilmjuwelen in eine hübsche Box gepackt. Diese Edition wird wohl nie in Deutschland erscheinen, doch die US-DVDs laufen auch problemlos auf deutschen Playern.

Ab 1936 entstanden auch drei sehr aufwendig animierte längere farbige Trickfilme mit Popeye. Diese wurden in den Kinos teilweise sogar größer angekündigt, als der danach folgende Hauptfilm. Mit Popeye the Sailor Meets Sindbad the Sailor und Popeye the Sailor Meets Ali Baba’s Forty Thieves befinden sich unter den sechzig chronologisch geordneten Cartoons auch die ersten beiden dieser Filme.

Hier machten die Fleischer-Brüder besonders ausgiebig Gebrauch von dem so genannten Table-Top-Verfahren, bei dem die handgezeichneten Figuren vor im Studio aufgebauten Miniaturkulissen abgefilmt wurden. Die daraus resultierende räumliche Tiefe kann noch stärker beeindrucken als das zeitgleich von Walt Disney entwickelte Multiplane-Verfahren mit mehreren gemalten Hintergrundebenen.

Auch die auf dieser DVD-Box enthaltenen frühen Fleischer-Cartoons aus der Out of the Inkwell-Serie zeigen, dass die Fleischer-Brüder in den 20erJahren tricktechnisch (aber auch erzählerisch) sehr viel weiter waren als Disney.

Extras der DVD-Box“ Popeye the Sailor: 1933-1938″: “I Yam What I Yam: The Story of Popeye the Sailor Man“ (43:22 min), eine sehr schön zusammengestellte Dokumentation über alle Stationen innerhalb der Comic-, Film- und TV-Karriere des Spinatmatrosen, „Forging the Frame: The Roots of Animation 1900-1920“ (31:00 min), ein hochinteressanter Bericht über die Anfänge des Animationsfilms, besonders interessant sind die langen Ausschnitte aus Winsor McCays „How a Mosquito Operates“ (1912) und „The Sinking of the Lusitania“ (1918), „Mining the Strip: Elzie Segar and Thimble Theatre“ (8:40 min), Bericht über den Efinder von Popeye, „Me Fickle Goyl, Olive Oyl: The World’s Least Likely Sex Symbol“ (4:21 min), Bericht über Popeyes Objekt der Begierde, „Wimpy the Moocher: Ode to the Burgermeister“ (4:31 min), Bericht über Popeyes hamburger-verschlingenden Kumpel, „Sailor’s Hornpipes: The Voice of Popeye“ (9:30 min), Bericht über die verschiedenen Sprecher von Popeye

„Blow Me Down! The Music of Popeye“ (10:02 min),“Popeye in Living Color: A Look at the Color Two-Reelers“ (5:47 min), „Me Lil‘ Swee’Pea: Whose Kid is He Anyway?“ (3:52 min), Bericht über Olives Ziehsohn, „Et Tu, Bluto? Cartoondom’s Heaviest Heavy“ (4:40 min), Bericht über Popeyes Rivalen, der später in Brutus umgetauft wurde, Bonus-Cartoons aus den Kindertagen des Zeichentrickfilms: „Colonel Heeza Liar at the Bat“ (1915), „Krazy Kat Goes A-Wooing“ (1916), „Domestic Difficulties“ (1916, Mutt and Jeff), „Bobby Bumps Puts a Beanery on the Bum“ (1918), „Feline Follies“ (1919, Felix the Cat ), „The Tantalizing Fly“ (1919, Koko the Clown), 6 Fleischer-Cartoons aus der Reihe „Out of the Inkwell“: „Modeling“ (1921), „Invisible Ink“ (1921), „Bubbles“ (1922), „Jumping Beans“ (1922) , „Bedtime“ (1923) und „Trapped“ (1923), 4 weitere Fleischer-Cartoons: „A Trip To Mars“ (1924), „Koko Trains ‚em“ (1925), „Koko Back Tracks“ (1927), „Let’s Sing with Popeye“ (1933)

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