Mit Osteuropa wurde ein Gebiet gefunden, das Asterix und Obelix bisher noch nicht bereist haben. Dort soll es ein legendäres Wesen geben. “Halb Adler, halb Löwe mit Pferdeohren, eine echte Legende“. So beschreibt es Cäsars zu wirren Theorien neigender Geograf Globulus, bei dessen Äußeres sich der Zeichner Didier Conrad am gerne Kontroversen lostretenden Schriftsteller Michel Houellebecq (Unterwerfung) orientiert hat.
Cäsar würde zwar gerne “Zirkusspiele mit so einem Ungeheuer“ wie dem Greif veranstalten, um sich “beim Pöbel beliebt zu machen“. Doch der Imperator ist unsicher, ob er Globulus trauen kann, denn auf der Basis von dessen Studien schrieb er seinem Werk “Der gallische Krieg“, dass in Germanien Einhörner leben. Autor Jean-Yves Ferri (Die Rückkehr aufs Land) verwandelt diese per Untertitel als „authentisch“ gekennzeichnete Begebenheit in den von Cäsasr vorgetragenen Gag: “Das hat mir auf allen Foren kritische Kommentare eingebracht.“
Ein netter Einfall, der in der Tradition des meisterlichen Asterix-Autors René Goscinny steht und daran erinnert, dass in der römischen Antike ein Marktplatz als Forum bezeichnet wurde. Es ist zu vermuten, dass Goscinny auch die Idee gefallen hätte, einen römischen Legionär, dem es verdächtig vorkommt, dass die Sonne jeden Morgen im Osten aufgeht, den Namen Fakenius zu geben.
Wenn es darum geht lustige Namen für die Römer zu finden, hat sich der seit Gallien in Gefahr als Asterix-Übersetzer tätige Klaus Jöken eine beachtliche Routine erarbeitet. So hat er sich für ein einzelnes Panel mit Regengus, Sausundbraus, Alpenflus, Abschiedsgrus und Sagleiseservus bemerkenswerte Neuschöpfungen ausgedacht. Doch ansonsten sind originelle Ideen bei Asterix und der Greif eher Mangelware.
Recht hübsch ist der Einfall, Idefix sich einem Rudel von Wölfen anschließen zu lassen. Wenn sich Obelix daraufhin wie ein überbesorgter Vater aufführt und sich sogar eine Romanze verkneift, weil „sein Herz einem kleinen Hund gehört“, wird es jedoch eher albern als lustig. Auch die Idee von einer Amazonen-Armee zu erzählen, deren Männer die Hausarbeit erledigen, ist eher gut gemeint als gut.
Als Abenteuergeschichte funktioniert das Album durchaus. Erzählt wird von einer Legion Cäsars, die in Richtung Osten aufbricht um den Greif zu suchen, dort jedoch auf Asterix, Obelix und Miraculix trifft. Dies führt zu turbulenten Verwicklungen, die Conrad ansprechend winterlich in Szene gesetzt hat. Wenn das Album dazu führt, dass sich mancher Leser mit den sehr viel besseren Asterix-Frühwerken beschäftigt, hat es seine Schuldigkeit getan.
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