Über sieben Brücken musst Du gehen

Es dürfte kein Geheimnis sein, dass Peter Maffay nicht der Erste war der Über sieben Brücken musst Du gehen gesungen hat. Es handelt sich um einen Song der DDR-Rockband Karat, deren Keyboarder Ed Swillms die eingängige Melodie komponierte.

Den Text stammt von Helmut Richter, der zuvor bereits eine Erzählung namens Über sieben Brücken musst Du gehen geschrieben hat. Die deutsch-polnische Liebesgeschichte wurde für das DDR-Fernsehen adaptiert und in dem Film war der Karat-Song erstmals zu hören. Nach der Ausstrahlung am 30. April 1978 wurde das Lied zu einem Hit in ganz Deutschland.

Dass der Erfolg des Songs den gleichnamigen TV-Film überstrahlte, liegt sicher auch daran, dass die DDR-Führung weitere Ausstrahlungen verboten hatte. Grund dafür war, dass eine Geschichte mit sympathischen polnischen Charakteren angesichts der Streiks der Gewerkschaft Solidarność nicht mehr ins ostdeutsche System passte. Doch mittlerweile wurde Hans Werners Film aus dem Giftschrank geholt und lag u. a. als DVD der Zeitschrift SUPERIllu („Die Nummer 1 des Osten“) bei.

Erzählt wird davon, wie eine Brigade aus Polen in einem grenznahen DDR-Dorf Zaspenhain (gedreht wurde in Pößneck) beim Bau von neuen Kühltürme für ein Kraftwerk helfen soll. Die Arbeiter aus dem Nachbarland werden zwar vom Bürgermeister feierlich und mit großen Worten begrüßt, doch hinter vorgehaltener Hand und vor allem in der Kneipe wird sich darüber aufgeregt, dass polnische Hilfskräfte geholt werden mussten.

Es ist die großartig und charismatisch von Viola Schweizer verkörperte Gitta, die engagiert für Völkerverständigung sorgt. Trotz Widerstand tritt die ständig den Lebensabschnittspartner wechselnde junge Frau in die FDJ ein und organisiert erfolgreich einen deutsch-polnischen Begegnungsabend. Sie macht dies jedoch nicht völlig uneigennützig, denn der polnische Facharbeiter Jerzy (Krzysztof Jendrysek) hat es der jungen Frau angetan.

Das Zustandekommen dieser von den ostdeutschen Bürgern mit Widerwillen beäugten Beziehung wird mit einer sympathischen Leichtigkeit erzählt. Doch der Film gerät auch nicht aus dem Gleichgewicht, als die Schrecken der Nazizeit ins Spiel kommen und klar wird, dass (Vorsicht, Spoiler) Gittas in den Westen geflüchteter Vater einst jenes Lager bewachte, in dem der Vater von Jerzy zu Tode kam…    

Eine Sichtung des 80-minütigen Films lohnt sich, denn die Darsteller sind großartig und es wird ein vielschichtiger Einblick in die Welt des “real existierenden Sozialismus“ geboten.

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