Sin City, 300 und Watchmen haben bewiesen, dass es möglich ist finanziell lukrative Comic-Verfilmungen zu drehen, die inhaltlich UND optisch erstaunlich nah bei ihrer gedruckten Vorlage bleiben. Surrogates hingegen ist in dieser Hinsicht ein Rückschritt, auch was den Erfolg an der Kinokasse betrifft, denn in den USA spielte der Film sehr viel weniger ein als die 80 Millionen Dollar, die er gekostet hatte
Die fünfteilige Comic-Miniserie The Surrogates vom Newcomer-Autoren Robert Vendetti und dem unkonventionellen Zeichner Brett Weldele erschien 2006 und verkaufte sich gut. Die spannende Science-Fiction-Geschichte ist zugleich modern wie auch klassisch (Blade Runner lässt grüßen). Es geht um eine Welt voller Stubenhocker, die künstlich erzeugte Doubles in die garstige Welt außerhalb ihrer vier Wände schicken. Vendetti erzählt einen spannenden Kriminalfall, der den Leser langsam mit den Zuständen im Jahre 2054 vertraut macht und Weldele setzt die Geschichte mit wenigen Strichen und sehr atmosphärischer digitaler Kolorierung in Szene.
Doch anstatt die bekannte Genre-Klischees clever umschiffende Comicgeschichte als Storyboard für den Film zu nutzen, durften jene Drehbuchautoren, die sich schon bei den Fortsetzungen von James Camerons Terminator-Filmen nicht sonderlich mit Ruhm bekleckerten, an der (Steil-) Vorlage allerlei völlig überflüssige Veränderungen bzw. Verschlimmerungen vornehmen bis hin zu einem komplett anderen erschreckend klischeehaften Ende.
Da kann auch der uninspirierte Inszenierungsstil von Jonathan Mostow (Terminator 3) nichts mehr retten. Selten wirkten spektakulär gemeinte Actionszenen so langweilig wie hier. Das Gleiche gilt für die Spezialeffekte. David Finchers ansonsten eher blödsinniger Der seltsame Fall des Benjamin Button hatte zuvor bewiesen, dass es mittlerweile möglich ist einen Darsteller wie Brad Pitt künstlich auf sehr jung zu trimmen. Doch die Versuche dieses in Surrogates auch mit Bruce Willis zu machen – wenn er zunächst als blondierter künstlicher Polizist ermittelt und später zum Glück durch seinen glatzköpfigen “Steuermann“ ersetzt wird – fallen eher albern aus.
Da es noch nicht möglich ist das Werk von seinem Surrogaten betrachten zu lassen, ist es ratsam sich vor dem Kinobesuch die hervorragende Comicvorlage zu Gemüte zu führen – bei Cross Cult gibt es eine wohlfeile Gesamtausgabe – um dann beurteilen zu können was für ein toller Film uns vorenthalten wurde.
Für einen halbwegs spannenden Abend daheim ist Surrogates – Mein zweites Ich jedoch durchaus brauchbare Munition für den DVD- oder Blu-ray-Player.
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