Am Klischee, dass Nachwuchskünstler in ihren Erstlingswerken meistens über sich selbst erzählen, ist mehr als Fünkchen Wahrheit dran. Auch in Schattenmutter ist der Autor Stefan Haller die Hauptfigur, im Zentrum steht jedoch seine schon lange verstorbene Mutter Magrid, die psychisch krank war. Doch sie meinte davon nicht zu erzählen zu dürfen, “weil sonst der Tratsch losgegangen wäre.“ Auch mit ihrer Familie sprach sie kaum über ihre Schwierigkeiten, ein Leben als vierfache Mutter zu meistern. Stattdessen füllte sie etliche Tagebücher mit Beschreibungen ihrer betrüblichen Lebenssituation.
Sie ging auch wöchentlich zum Psychiater, bekam dort aber kaum brauchbare Ratschläge. Unter dem Motto: “Wer nicht die richtige Einstellung hat, muss richtig eingestellt werden“, wurden ihr immer stärkere Psychopharmaka verschrieben, was für zusätzliche Probleme sorgte. Haller schreibt, dass seine Mutter dadurch, dass sie “stets für gemachte Betten, gebügelte Kleider, saubere Fenster und warme Mahlzeiten“ sorgte, zwar wie ein Schatten immer da war, aber ohne Wärme.
Der Schweizer Grafiker ist mittlerweile selbst zweifacher Vater und versucht herauszufinden, warum in seiner Kindheit “etwas gefehlt hat.“ Er las viele der Tagebücher seiner Mutter, glich die Einträge mit eigenen Erinnerungen ab und führt Gespräche mit Verwandten. Hiervon erzählt er sachlich in meist schlichten, gelegentlich aber auch recht detailfreudigen Zeichnungen. Gerade weil er weder einfache Erklärungen liefert noch auf die Tränendrüse drückt, gelang Haller ein Comic, der zum Nachdenken anregt und berührt.
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