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Stefan Haller: Schattenmutter

Am Klischee, dass Nachwuchskünstler in ihren Erstlingswerken meistens über sich selbst erzählen, ist mehr als Fünkchen Wahrheit dran. Auch in Schattenmutter ist der Autor Stefan Haller die Hauptfigur, im Zentrum steht jedoch seine schon lange verstorbene Mutter Magrid, die psychisch krank war. Doch sie meinte davon nicht zu erzählen zu dürfen, “weil sonst der Tratsch losgegangen wäre.“ Auch mit ihrer Familie sprach sie kaum über ihre Schwierigkeiten, ein Leben als vierfache Mutter zu meistern. Stattdessen füllte sie etliche Tagebücher mit Beschreibungen ihrer betrüblichen Lebenssituation.Stefan Haller: Schattenmutter

Sie ging auch wöchentlich zum Psychiater, bekam dort aber kaum brauchbare Ratschläge. Unter dem Motto: “Wer nicht die richtige Einstellung hat, muss richtig eingestellt werden“, wurden ihr immer stärkere Psychopharmaka verschrieben, was für zusätzliche Probleme sorgte. Haller schreibt, dass seine Mutter dadurch, dass sie “stets für gemachte Betten, gebügelte Kleider, saubere Fenster und warme Mahlzeiten“ sorgte, zwar wie ein Schatten immer da war, aber ohne Wärme.

Stefan Haller: Schattenmutter

Der Schweizer Grafiker ist mittlerweile selbst zweifacher Vater und versucht herauszufinden, warum in seiner Kindheit “etwas gefehlt hat.“ Er las viele der Tagebücher seiner Mutter, glich die Einträge mit eigenen Erinnerungen ab und führt Gespräche mit Verwandten. Hiervon erzählt er sachlich in meist schlichten, gelegentlich aber auch recht detailfreudigen Zeichnungen. Gerade weil er weder einfache Erklärungen liefert noch auf die Tränendrüse drückt, gelang Haller ein Comic, der zum Nachdenken anregt und berührt.

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Flaschko: Der Mann in der Heizdecke

Gleich am Anfang dieses wunderschönen gebundenen querformatigen Buches wird das „Flaschko-Universum“ vorgestellt. Das ist auch bitter nötig, denn wie leicht verliert der Leser hier den Überblick und diese Zutaten könnten verwechselt werden: Flaschko, Heizdecke, Sessel, Steckdose, Fernseher und Mutter.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

In den Flaschko-Comics von Nicolas Mahler (Alte Meister, Alice in Sussex, Engelmann) treten immer nur die ewige wohltemperierte Sessel-Kartoffel Flaschko und seine Mutter auf. Selten werden mehr als die Requisiten Heizdecke, Sessel, Steckdose und Fernseher verwendet. Auch Mahlers Zeichenstil vermeidet jegliche Experimente und wechselt niemals die Perspektive.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

Die mehr als 200 in diesem Band versammelten Strips nennt der Wiener Zeichner Sitzmelodramen. Er hat meist sechs bis neun davon zusammengefasst zu vielsagenden Themenkomplexen wie (achten Sie auf das Kleingedruckte) „ein mann, eine decke und deren wärme“, „kleiner tod frischluft“, “die lange sylvia-kristel-nacht“ oder „mein vater, der mann“.

Flaschko, der Mann in der Heizdecke

Für jede dieser tiefgreifenden Abhandlungen wählte Mahler auch noch eine andere Schmuckfarbe fürs Mobiliar. All dies wäre nicht weiter erwähnenswert, würden nicht Seite für Seite die Gags stimmen. Dies ist der Fall, denn immer wieder trotzt Mahler seiner eigentlich arg eingeschränkten Ausgangssituation einen unglaublichen Haufen skuriller Einfälle ab.

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