Eigentlich war es eine gute Nachricht, als Jean-Yves Ferri antrat, um die künftigen Asterix-Alben zu texten, denn dieser hatte mit seiner Serie Die Rückkehr aufs Land bewiesen, dass er humortechnisch eher an René Goscinny heranreicht als Albert Uderzo. Doch warum auch immer, so richtig gut war weder Asterix bei den Pikten, Der Papyrus des Cäsar, Asterix in Italien, Die Tochter des Vercingetorix noch Asterix und der Greif.
Da sich kaum jemand über Didier Conrads traditionsbewusstes Artwork aufregt, blieb dieser als Asterix-Zeichner an Bord. Das Texten des neuen Albums übernahm der bei uns kaum bekannte Fabrice Caro alias Fabcaro, dessen Comic Zaï zaï zaï zaï sich in Frankreich knapp 200.000-fach verkaufte und verfilmt wurde. Der neue Autor orientierte sich bei Die weiße Iris am Klassiker Streit um Asterix. Auch wil ein mit großer Geisteskraft gesegneter Intrigant die Gallier im Auftrag von Cäsar beeinflussen und schwächen.
Der äußerlich an den Philosophen und Journalisten Bernard-Henri Lévy erinnernde Visusversus (im Original Tulius Vicévertus) hat die Lehre der weißen Iris vermittelt, die nur frohe Botschaften verkündet. Großen Erfolg hatte Visusversus als Armee-Medicus bei den kampfesmüden Legionären, die dank seiner Sonderbehandlung alles positiv sehen und gerne in die Schlacht ziehen. Dies ist bei den mit ihrem Zaubertrank gesegneten Gallier zwar nicht nötig, doch Visusversus verbreitet im Dorf seine Lehre des positiven Denkens. Dadurch sind die Gallier den ganzen Tag damit beschäftigt, sich so zu verhalten und alles so zu formulieren, dass es niemanden verletzt.
Die derart geschwächte Dorfbevölkerung lässt sogar ohne Gegenwehr ein Konzert von Troubadix über sich ergehen und applaudiert bei dessen Hits Tote Hosen nach Athen oder Claudius hat einen Schäferhund. Doch Asterix, Miraculix, Majestix und sogar Obelix ist der römische Guru nicht geheuer. So sieht sich Visusversus gezwungen die Häuptlingsgattin Gutemine nach Lutetia zu locker, damit sie Cäsar als Geisel dienen kann…
Es ist sicher unfair die erste Asterix-Geschichte von Fabcaro mit dem 15. Gallier-Album von Goscinny zu vergleichen, doch es sei festgestellt, dass die Manipulationen von Visusversus nicht bei mit der Eleganz eines Tullius Destructivus mithalten können. Doch das neue Album geht in die richtige Richtung. Die Geschichte spielt nicht – wie etwa der letzte Kinofilm Asterix & Obelix im Reich der Mitte – in exotischer Fremde, sondern nutzt das europäische Potential der Serie. In Conrads Panels und Fabcaros Sprechblasen wimmelt es nur so von Details und Buchstaben, ohne dass dadurch ein humoristischer Mehrwert entsteht. Doch der Comic orientiert sich am Zeitgeist und dürfte Menschen, die etwas zu vorsichtig und rücksichtsvoll durchs Leben gehen, eher zum Nachdenken anregen als verärgern.
Ein überraschendes Kabinettstück ist zudem noch der pferdebespannte „Eilkarren Thalix“, der Lutetia wegen „Wildschweinen auf der Strecke“ mit erheblicher Verspätung erreicht und dessen Rückfahrt “aufgrund eines beschädigten Hufeisen“ erst am nächsten Tag stattfindet.
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