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Franquin & Gotlib: Slowburn

Bereits Ende der 60er-Jahren hatte der belgische Comic-Meister André Franquin immer weniger Interesse daran, für das Traditionsmagazin Spirou zu arbeiten. Ihm behagte nicht, dass die in erster Linie für Jugendliche gedachte Publikation sehr stark auf Kriegs-Comics und redaktionelle Seiten über militärisches Gerät setzte (heute ist dies übrigens bei Spirou überhaupt nicht mehr der Fall).

Franquin & Gotlib: Slowburn

Während Franquin weiterhin seinen anarchistischen Gaston in Onepagern die Spirou-Redaktion aufmischen ließ, stieg er bei der Comic-Serie Spirou und Fantasio komplett aus. Stattdessen zeichnete er ab 1977 zunächst für Le Trombone illustré und, nachdem diese Beilage des Magazins Spirou eingestellt wurde, für die Zeitschrift Fluide Glacial mit Schwarze Gedanken etliche für seine Verhältnisse ungewöhnlich düstere Geschichten (passenderweise auch noch) in Schwarzweiß zu Papier.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Auch ansonsten unterstützte Franquin nach Kräften die alternative und unabhängige Comic-Szene. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang seine Kooperationen mit dem genialen Comic-Chaoten Marcel Gotlieb alias Gotlib (Die Dingodossiers). Dem All Verlag ist es hoch anzurechnen, dass er einer bemerkenswerten Zusammenarbeit zwischen Franquin und Gotlib ein eigenes gebundenes Büchlein gewidmet hat.

Franquin & Gotlib: Slowburn

Für den Comic Slowburn schuf Franquin 20 schwarzweiße Zeichnungen von kopulierenden Katzen. Durch geschickte Ergänzungen und Mehrfachverwendung der Bilder bastelte Gotlib daraus einen aus 60 Panels bestehenden Gag-Comic über eine unbefriedigte weibliche Katze. Das schöne quadratische Buch dokumentiert die Zusammenarbeit der beiden Humoristen. Im reichbebilderten Anhang kommen außerdem noch weitere Kooperationen zwischen Franquin und Gotlib zum Abdruck. Es ist äußerst erfreulich, dass dieser kleine Comic-Klassiker jetzt auch bei uns in adäquater Form vorliegt.

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Die Dingodossiers

Wer René Goscinny ist, muss wohl niemandem erklärt werden. Marcel Gottlieb alias Gotlib hingegen ist in der deutschen Comiclandschaft leider sträflich unterrepräsentiert. Das war nicht immer so, denn einst gehörten seine verrückten Geschichten, genau wie Gilbert Sheltons Freak Brothers, zu den beliebtesten Beiträgen im Magazin U-Comix und Carlsen veröffentlichte seine Serie Rubrique à Brac unter dem Titel Auf Fall und Knall.

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Doch am Anfang seiner Karriere arbeitete er mit dem großen René Goscinny zusammen und beide versuchten in der regelmäßig im Comicmagazin Pilote erscheinenden Serie Les Dingodossiers aus alltäglichen Situationen so viel chaotischen Humor wie möglich herauszuholen. Ihr großes Vorbild war das US-Satiremagazin MAD. Ab 1963 entstanden 169 Episoden, die zumeist aus zwei schwarzweißen Seiten bestanden.

Die Dingodossiers

Der Splitter Verlag hat sich diesem seltsamerweise bisher noch nie in Deutsch veröffentlichten Comicklassiker angenommen und veröffentlicht gleich eine Gesamtausgabe, die zudem auch noch ein sehr informatives reich bebildertes Vorwort, sowie einige Dingodossiers enthält, die seinerzeit nicht in Pilote zum Abdruck kamen.

Die Dingodossiers

Wer Gotlib noch aus U-Comix kennt, wird sicher sofort den perfekten, aber dennoch sehr eigenen, Zeichenstil Gotlibs erkennen, sich vielleicht aber etwas über den harmlos-freundlichen Humor der Geschichten wundern. Nachdem sich Goscinny 1967 als Texter zurückzog, präsentierte Gottlib in seiner im Alleingang realisierten Serie Rubrique à Brac sehr viel wildere und unberechenbarere Gags. Die danach in seinem eigenen Magazin Fluide Glacial entstandenen Comics waren dann alle andere als jugendfrei. Bemerkenswert sind in diesem Zusammenhang auch Gotlibs Zusammenarbeiten mit André Franquin wie Slowburn.

Die Dingodossiers

Es bleibt zu hoffen, dass Splitter auch diese einzigartigen Comics in ähnlich schönen Editionen veröffentlicht. Dort erschien auch ein Band der Serie Superdupont mit einer Geschichte, die Gotlib “nur“ getextet hat. Die Zeichnungen hingegen stammen von François Boucq, der ein ebenso begnadeter Comic-Künstler wie Gotlib ist.

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