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Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Im Jahre 1898 versammelte sich rund um eine gewisse Mina Murray eine seltsame Ansammlung von Abenteurern. Da wären Allan Quatermain aus den Afrika-Roman von Henry Rider Haggard, der von H. G. Wells erfundene unsichtbare Hawley Griffin, Robert Louis Stevensons Dr. Henry Jekyll (und somit natürlich auch Mr. Hyde) und Jules Vernes Kapitän Nemo.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Da will Miss Murray natürlich auch nicht nachstehen und entpuppt sich schließlich als Mina Harker aus Bram Stokers Dracula. Gemeinsam mit zahlreichen Figuren aus den Sherlock-Holmes-Geschichten und Edgar Allan Poes Auguste Dupin (Der Mord in der Rue Mogue) erlebt Mina und ihre Liga der extraordinären Gentlemen allerlei Abenteuer.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Diese in den USA 1999 zunächst in sechs Heften veröffentlichte Kolportage-Geschichte ist das ambitionierteste Projekt in Alan Moores Reihe America´s Best Comics. Doch dies liegt nicht nur an der fabulierfreudigen Geschichte des Autor von Watchmen und From Hell sondern mindestens ebenso sehr an den sehr eigenen und detailfreudigen Zeichnungen von Kevin O’Neill (Lobo, Marshal Law). Im beweist sehr ausführlichen Anhang dieses Bandes beweist Alan Moore in seiner Prosageschichte Allan und der geteilte Schleier, dass ein gefeierter Comic-Autor nicht zwangsweise auch ein guter Schriftsteller ist.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Bereits 2002 folgte eine zweite Miniserie: Seltsame Dinge passieren im Juli 1898 auf dem Planeten Mars. Dort treffen sich zwei Erdlinge namens Gullivar und John. Sie kämpfen gemeinsam mit diversen Marsbewohnern gegen die dreibeinigen Kampfmaschinen der Mollusken. Doch als der Sieg greifbar nahe ist, entkommen die Aliens in künstlichen Meteoren, die kurz danach auf einer Weide in England einschlagen. Doch dies bleibt nicht unbemerkt und Quatermain, Mina Harker, Captain Nemo, Mr. Hyde und der Unsichtbare sind sofort zur Stelle.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Für die Fortsetzung hat Alan Moore als Aufhänger H. G. Wells‘ Kampf der Welten auswählt und beginnt mit einem stimmungsvollen Prolog auf dem Mars, der Kevin O’Neill zu unglaublich atemberaubenden Bildern anstachelt. Bei den beiden Erdlingen auf dem Mars handelt es sich übrigens um den 1905 vom englischen Schriftsteller Edwin L. Arnold geschaffenen Lieutenant Gullivar Jones und um John Carter vom Mars des Tarzan-Autors Edgar Rice Burroughs.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Doch auch ansonsten gibt es haufenweise Anspielungen auf Mythen der Trivialliteratur. Doch es bleibt nicht bei Gastauftritten und Namedropping. Moore schafft innerhalb seiner Geschichte einige verblüffend originelle Verbindungen, etwa zwischen Dr. Moreau und diversen vermenschlichten Tiere der englischen Kinderbuchliteratur wie Winnie Puuh.

Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen

Moore brachte sein erfolgreich verfilmtes Quintett im Laufe dieser Geschichte nicht nur im Streit auseinander, sondern dezimiert es auch noch drastisch. Dennoch folgten zahlreiche weitere Fortsetzungen.

Cinema Purgatorio

Außerdem arbeiteten Moore und O’Neill noch innerhalb der Heftreihe Cinema Purgatorio zusammen.

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Alan Moore: America´s Best Comics

Alan Moore hat zwar Einreiseverbot in die USA, doch das hinderte ihn nicht daran, ab 1999 von einem kleinen Ort in England aus nichts geringeres als Amerikas Beste Comics zu erschaffen. So nennt sich zumindest das Label, das ausschließlich von Moores getextete Comics veröffentlicht. Im Gegensatz zu seinem hochambitionierten Werken Watchmen, V – wie Vendetta oder From Hell sollten diese Geschichten den mit Moore befreundeten Zeichnern ein solides tägliches Brot bringen und dabei in erster Linie Spaß machen.

Alan Moore: America´s Best Comics

Dies Ziel gelang ihm am besten mit den Geschichten um Tom Strong, die Chris Sprouse in einem ansprechend realistischen Stil gestaltet. Strong ist ein Abenteurer im Stile von Pulphelden der 40er und 50er Jahre wie etwa Doc Savage oder Captain Future. Daher wird er nicht nur von seiner attraktiven Frau und seiner hübschen Tochter begleitet, sondern auch noch von einem Roboter- und einem Gorilla-Sidekick. Auch die Story mit Tom Strongs Entstehungsgeschichte ist recht originell.

Alan Moore: America´s Best Comics
Alex Ross

Der Qualität der restlichen America´s Best Comics ist leider etwas durchwachsen. Wer will kann sich in Top 10 in das Polizeirevier einer nur von Superhelden bevölkerten Stadt begeben oder darauf hoffen, dass die wirre Geschichte um die Heldin Promethea vielleicht doch noch in Fahrt kommt. Auch die kurzen Tomorrow Stories wollen nur selten zünden. Oft waren die Cover von Alex Ross die Highlights,

Alan Moore: America´s Best Comics

Trotzdem sind auch die etwas schwächere Storys von Alan Moore, die bei uns bis 2002 in sieben Zusammenstellungen bei Speed erschienen sind,  immer noch anregender als die meisten US-Comics. Der wohl beste America´s Best Comic erscheint jedoch weiterhin: Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen.


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