Bastien Vivès: Letztes Wochenende im Januar

Wer sich in Frankreich für Comics interessiert, dem dürfte sofort klar sein, auf was Bastien Vivès (Für das Imperium, Polina, Corto Maltese: Schwarzer Ozean) mit dem Titel Letztes Wochenende im Januar anspielt. Zu diesem Zeitpunkt findet alljährlich in Angoulême das größte europäische Comicfestival statt.

Dies ist ein Pflichttermin für den Zeichner Denis Coupin, der dort signiert und versucht seine Originalseiten zu verkaufen. Denis ist eine feste Größe in der französischen Comiclandschaft. Künstlerisch ist er seinem Autor ausgeliefert, denn so wie es aussieht, wird er die nächsten Jahre damit verbringen, die Alben der neunteiligen Serie Operation Hitler zu zeichnen.

Fast schon mechanisch absolviert Denis seinen Aufenthalt in Angoulême. Er checkt im Hotel ein, bricht zu seinem ersten Signiertermin auf und nickt Bekannten aus der Branche zu. Der Zeichner ist nicht unglücklich, dass er sich den letzten Festivaltag ersparen kann, um stattdessen die Verlobung seines Sohnes zu feiern.

Doch plötzlich steht Vanessa an seinem Stand und möchte eine Zeichnung von ihm. Coupin ist ein wenig enttäuscht, als sie zugibt, dass das Bild für ihren Mann Marc ist, der in einer anderen Signierschlange steht. Vanessa fragt, ob ihr Verhalten für Denis nicht unhöflich und verletzend ist. Der Zeichner entgegnet: “Sie sind mir als Gegenüber lieber als ihr Mann.“

Vor dem Hintergrund des realitätsnah eingefangenen Festivaltreibens erzählt Bastien Vivès in schwarzweißen Blidern, die häufig ohne große Worte auskommen, davon wie Denis immer wieder auf Vanessa und Marc trifft. Letzterer ist so begeistert davon die vielen prominenten Zeichner zu treffen, dass er nichts dagegen hat, wenn sich Denis ein wenig um Vanessa kümmert.

Diese macht das Festival ein bisschen traurig, da ihrer Meinung nach Comics etwas für “große Jungs mit Blessuren sind.“ Denis stimmt dem zu und bricht mit Vanessa zu einem abgelegenen Club auf, den ihm ein junger Zeichner empfohlen hat. Als die Beiden dort immer ausgelassener tanzen, erhalten sie danach von einem jungen Mädchen noch ein ungewöhnliches Kompliment: “Ich finde Euch beide einfach goldig, ihr seht irgendwie aus wie Vintage aus den 70ern.“

Es ist großartig wie Vivès die Gefühl von zwei Menschen einfängt, die sich einfach einmal abseits des Alltagstrotts gehen lassen und wieder jung sein wollen. Auch wenn sie ihre Abreise noch ein wenig verschieben, wird die Sache mit Denis und Vanessa wahrscheinlich keine Zukunft haben, doch für eine Weile ist ihre Gegenwart großartig. Bastien Vivès setzt die scheinbar unspektakuläre Geschichte so mitreißend in Szene, dass die 180 Seiten in Windeseile verschlungen sind und der Comic noch lange nachhallt.

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