Schlagwort-Archive: US-Batman #676 – #683 (Juni 2008 – Januar 2009)

Batman R.I.P.

Batman besucht den Joker im Arkham Asylum. Der Clownprinz weiß einiges, was der Dunkle Ritter nicht weiß. Aber in seiner Unfähigkeit, sich auszudrücken – oder weil er es einfach nicht will – gelingt es Joker nur, in Rätseln Andeutungen zu machen. Und die verheißen nichts Gutes für Batman. Soweit der Prolog (aus DC Universe 0).

Batman R.I.P.

An einem nicht näher bekannten Ort treffen sich auf Einladung von Black Glove eine Reihe von internationalen Schwerverbrechern und Menschen mit äußerst bösen Veranlagungen. Diese geheime Organisation wird angeführt, von jemandem, der sich selbst Dr. Simon Hurt nennt und vor langer Zeit ein Experiment in einer Isolationskammer leitete. Damals ließ sich Batman für längere Zeit eben dort einsperren um herauszufinden, was so etwas mit dem menschlichen Verstand anstellt.

Batman R.I.P.

Diese grandiose Geschichte von Bill Finger ist aus dem Jahre 1963 (“Robin Dies at Dawn“; US-Batman #156), und erschien erstmals in Deutschland im Batman Band  der F. A. Z. Reihe Klassiker der Comic-Literatur. Diese Gruppe um Hurt also hat sich zum Ziel gesetzt, Batman endgültig zu zerstören: Er soll gequält, gebrochen und vernichtet werden.

Batman R.I.P.

Schaut man sich auf dem Comicmarkt in Amerika die Marktanteile von DC an, so stellt man fest, dass Marvel hier die Nase vorn hat und DC erst an zweiter Stelle kommt. Ein probates Mittel um den Umsatz zu steigern war in der Vergangenheit in solchen Fällen oft ein spektakulär in Szene gesetzter Tod eines Helden. Beispiele gibt es zuhauf – der mit dem größten finanziellen Erfolg war sicherlich der von Superman (Doomsday). Auch der Tod von Captain America im Jahr 2007 verfehlte seine Wirkung nicht und fand in Amerika ein beachtliches Medienecho. Und so scheint man bei DC auch wieder zu diesem Mittel zu greifen: Dies zu mindestens scheint der Titel. “BATMAN R. I. P.” suggerieren zu wollen.

Batman R.I.P.

Als im September 2006 von Grant Morrison die monatliche US-Serie Batman mit der Nummer #655 übernommen wurde, wurden auch gleichzeitig in der ersten (4-teiligen) Story ein neuer Charakter eingeführt: Damian Wayne – ein Sohn aus einer Beziehung von Batman mit Talia al Ghul, der Tochter von Ra’s al Ghul. Wie Ra’s al Ghul (geschaffen von Denny O’Neil) für eine komplett neue Ära des Meisterdetektives stand, so sollte wohl auch sein Enkel eine neue Ära einläuten?

Batman R.I.P.

Schon ziemlich früh wurde – seitens DC – erklärt, dass das Ende und der Höhepunkt von Grant Morrisons Run “Batman R.I.P.“ heißen sollte. Alles schien möglich. Befassten sich doch die nun folgenden Geschichten in Morrisons Run immer mehr mit dem Thema Tod und todesähnlichen Erfahrungen. Und nun beginnt der letzte (6-teilige) Zyklus von Morrison: Batman R.I.P..

Batman R.I.P.

Morrison hat – wie immer – von langer Hand seine Story geplant, er stellt seine unzähligen Figuren sorgfältig auf um sie bei gegebenem Anlass ins Geschehen eingreifen zu lassen. Er zieht hier all seine Register seines Könnens – man merkt, dass er sich in der Historie der Figur Batman bestens auskennt und es ihm sichtlich Spaß macht, mit ihr zu arbeiten. Auf Geheiß von The Black Glove beginnt nun der makabere Totentanz für Batman. Aber was passiert, wenn das ultimative, unvorstellbare und unbekannte Böse es auf Batman abgesehen hat? Wie stellt man sich auf das völlig Unvorhersehbare ein? Hier liegt der tiefe Reiz von Morrisons Sicht auf den Mitternachtsdetektiven. Morrisons Batman hat für alles einen Plan – für jede noch so absurde Eventualität (physisch oder psychisch) hat er eine Fluchtmöglichkeit sich im Voraus erdacht.

Batman R.I.P.

Da die Storyline in USA ja schon vorbei ist, sei an dieser Stelle nur soviel schon verraten: So richtig tot scheint Bruce am Ende nicht zu sein (sein weiteres Schicksal wird im Mega-Event FINAL CRISIS gelüftet), wo (und wann) er denn genau ist, das weiß man nicht. Tot scheint er nicht – eher schlimmer. Wohl kaum ein anderer Comic-Charakter ist so beliebt und dabei so vielschichtig und hat in seinem langen Leben so viele Veränderungen und Verwandlungen durchgemacht wie Batman. Mit Batman ist so ziemlich alles möglich. Dieser Charakter ist so vielseitig verwendbar und es reizt immer wieder die Kreativen mit ihm zu arbeiten. Angefangen 1939, wurde Batman von seinen Erfindern Bob Kane und Bill Finger als Vigilant eingeführt, der mitunter einen sarkastischen Humor an den Tag legte, durchlebte die Figur viele Metamorphosen bis zum heutigen Tag. Heute erscheint er als “Der Dunkle Ritter“ – geprägt letztendlich durch Frank Millers “The Dark Knight Returns“ von 1986. Ist diese Ära nun eventuell vorbei – eingeleitet durch Grant Morrison? Sehr geschickt hat er es u.a. auch verstanden, eine Brücke zu schlagen von der Zeit, in der keine noch so bizarre Verwandlung zu albern war, über kosmische Ausflüge und Dimensionsreisen bis hin zu psychologisch ausgefeilten und spannenden Abenteuern.

Batman R.I.P.

Viele Fragen bleiben am Ende der Story offen. Wer oder was genau ist The Black Glove? Wer ist der Mann, der vorgibt mal Dr. Simon Hurt zu sein, mal behauptet Bruce Waynes Vater Dr. Thomas Wayne zu sein? Ist er eventuell der Teufel selbst – wie es viele Andeutungen sagen? Es wäre nicht die erste Story von Morrison, wo er auftaucht (vgl. u.a. Batman Album #7 “Der Mann ohne Schatten“; CARLSEN, 1991 aus US-Batman: Legends of the Dark Knight #6 – #10 “GOTHIC“; hier hatte der Mönch Manfred, der in Wirklichkeit der Kindermörder Mr. Whisper ist, einen Pakt mit dem leibhaftigen Satan geschlossen.). Welche Rolle genau spielt Jezebel Jet? Auch die scheint nicht die zu sein, die sie vorgibt zu sein. Wo genau ist Bruce Wayne? Wann und wie wird Bruce Wayne wiederkommten?

Batman R.I.P.

Nach R.I.P. schließt sich der Dreiteiler BATTLE FOR THE COWL an – mehrere Interessenten und Aspiranten kämpfen um die Nachfolge als Batman in Gotham City. Wer gewinnt, wer sich dann hinter den Masken von dem neuen Nachfolger-Batman bzw. dem neuen Robin versteckt – das ist freilich (für die deutschen Leser) zurzeit offen. Das Rätselraten der Fans gehört zum Kalkül und man bindet so seine Käuferschichten an sich. Eine Fastenzeit ohne Bruce Wayne scheint der Figur Batman jedenfalls gut zu tun. Wird sie erst mal vorbei sein, wird Bruce Wayne als Batman umso heller und wertvoller erscheinen.

Batman R.I.P.

Von Batman R.I.P. erschien zur Comic Action 2009 in Essen ein auf 222 Exemplare limitierter HC zu 39,00 Euro.

Norbert Elbers


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