Alec Leamas ist während der Hochphase des Kalten Kriegs Leiter der West-Berliner Abteilung des britischen Geheimdienstes. Er soll Hans-Dieter-Mundt, den Chef der Ost-Berliner Gegenspionage, außer Gefecht setzen. Dafür wird ein raffinierter Plan ausgearbeitet: Leamas wird scheinbar entlassen und spielt nach außen den zutiefst verbitterten Alkoholiker, damit ihn die Gegenseite als Überläufer anheuert. Der Plan scheint aufzugehen, doch dabei verfängt Leamas sich in den nebulösen Systemen der Geheimdienste…
Der Spion, der aus der Kälte kam ist ein schwarzweißer Film, der 1965 mitten im Kalten Krieges entstand und diesen auch als Hauptthema behandelt. Schwarzweißmalerei betreibt der Film dabei jedoch ganz gewiss nicht. Dies liegt zum einen an der Romanvorlage von John Le Carré (Die Libelle), die seinerzeit ein Bestseller war. 007-Glamour gibt es nicht beim Spionage-Insider Le Carré, der während des Kalten Krieges u. a. in Deutschland für den Britischen Geheimdienst spionierte. Seine Geschichten verbreiten eine gehörige Portion Depressivität und Melancholie, sowie die Erkenntnis, dass niemand den Kalten Krieg gewinnen kann. Die Hauptsache war, dass dieser „Krieg“ nicht heiß wurde.
Der Amerikaner Martin Ritt war der richtige Regisseur für Der Spion, der aus der Kälte kam. Dieser stand als Linker auf Hollywoods Schwarzer Liste und hatte dadurch quasi Berufsverbot. (Später verarbeitete er seinen Frust darüber zum Film Der Strohmann mit Woody Allen.) Ritt glorifizierte weder die britischen Spionage-Bürokraten noch verteufelt er die ostdeutschen Geheimdienstler. Außerdem gelang ihm in englischen Filmstudios eine ausgezeichnete Rekonstruktion der Atmosphäre an der innerdeutschen Grenze in Berlin.
Doch das größte Plus des Films ist – neben der beeindruckenden Schwarzweiß-Fotographie – der Hauptdarsteller. Wohl kein anderer Schauspieler kann derart souverän Alkoholiker und gebrochene Charaktere verkörpern wie Richard Burton. Hinzu kommen die meisterlichen Dialoge des Filmes: “Ist Ihre Handschrift leserlich?“ “Ja, außer an Wochenenden.“
Bei Filmjuwelen ist ein vorbildlich aufgemachtes Mediabook mit Blu-ray und DVD erschienen. Es enthält dieses Bonusmaterial: Interview mit Richard Burton (33:39 min, wie alle Extras, wahlweise mit deutschen Untertiteln), Interview mit Drehbuchautor John le Carré (39:00 min), Kommentar zu ausgewählten Szenen von Kameramann Oswald Morris (39:55 min), Doku: Das Leben und Werk von John le Carré (59:17 min), Audio-Unterhaltung zwischen Regisseur Martin Ritt und Filmhistoriker Patrick McGilligan (48:59 min), Galerie der Bühnenausstattung (2:32 min), Originaltrailer (1:29 min), Deutscher Trailer (1:40 min), sowie und ein 16-seitige Booklet mit Texten von Roland Mörchen.
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