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Schwarwel: Gevatter – Die fünf Phasen

Unter dem Titel “Verleugnung“ veröffentlichte Thomas Meitsch alias Schwarwel 2019 das erste Kapitel dieses Comics als zwanzigseitiges Heft. Fünf Jahre später erschien Gevatter – Die fünf Phasen bei Glücklicher Montag als 170-seitige Gesamtausgabe.

Dass dies so lange gedauert hat, liegt sicher daran, dass Schwarwel ein unglaublich produktiver Künstler ist. Der Schöpfer der Comicfigur Schweinevogel ist auch als  Illustrator, Trickfilmer, Comiczeichner, Animator, Storyboarder, Drehbuch-Autor, Regisseur, Produzent und Art Director tätig. Außerdem stellt er täglich politische Cartoons online.

Ein weiterer Grund dafür, dass Schwarwel fünf Jahre an Gevatter gearbeitet hat, dürfte sein akribischer oft recht kleinteiliger Zeichenstil sein. Bei seiner schwarzweißen Grafik orientierte er sich – manchmal sehr gut erkennbar – an Charles Burns, Mike Mignola, Frank Miller oder Daniel Clowes, sowie am strengen “Neun-Bilder-pro-Seite-Raster“, das Dave Gibbons bei Watchmen einsetzte.

Seinen Arbeitsstil erklärt Schwarwel wie folgt: “Dank des iPads konnte ich bei Gevatter noch mehr ins Detail gehen und ich habe die Kontrolle über den Strich, obwohl ich da immer aufpassen muss, dass ich die Panels nicht tot zeichne.“

Möglicherweise waren die liebevolle Sorgfalt mit der Schwarwel die T-Shirts seiner Hauptfigur Tim mit den gut erkennbaren Logos von Bands wie Ramones, Motörhead, Gluecifer, Slime oder Neurosis verzierte auch eine Art Belohnung dafür, dass er bei der Stange geblieben ist. Denn ganz sicher hat es ihm immer wieder Überwindung gekostet, weiter an seiner autobiografisch geprägten Geschichte über Selbstmord, Krankheiten, Behinderung, Pflege, Trauer, Alkoholismus und Therapie zu arbeiten.

Doch die Mühe hat sich gelohnt, denn das Resultat ist ein ganz schön finsteres, aber auch Hoffnung machendes Epos. Aufhänger für die Geschichte sind die fünf von der Psychiaterin Elisabeth Kübler-Ross definierten Trauerphasen Verleugnung, Zorn, Verhandlung, Depression und Akzeptanz, die Schwarwel als für “mich und mein Erleben absolut zutreffende“ Kapitelüberschriften wählte.

Schwarwel möchte mit seinem Comic dazu anregen, über “eine angemessene Sterbekultur“ nachzudenken, um “dem Tod seinen berechtigten Platz in unserem Leben einzuräumen: als würdevolles Ende des eigenen Seins ebenso wie als Motivator, die wertvolle Zeit davor gut und sinnvoll zu nutzen, statt sie verschwenderisch verstreichen zu lassen als gäbe es kein Morgen.“

Mit Gevatter ist es Schwarwel gelungen, seine Erfahrungen und Gedanken zum Thema Tod sehr lebendig zu vermitteln.

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Schwarwel: Leipzig von oben

Es scheint fast so, als wenn Thomas Meitsch alias Schwarwel mehrere Leben führt. Von 1993 bis 2011 war er Art Director der Band Die Ärzte und ihm gelangen unvergessliche Cover, wie das gelbe mit dem roten Teufelchen von Die Bestie in Menschengestalt. Schwarwel leitete aber auch gemeinsam mit Bela B. den Comicverlag Extrem Erfolgreich Enterprises (EEE). Als Comiczeichner schuf er so unterschiedliche Sachen, wie den im lustigen Bereich angesiedelten Schweinevogel, sowie die finsteren Serien Seelenfresser und Gevatter – Die fünf Phasen.

Schwarwel: Leipzig von oben

Als Trickfilmer hat Schwarwel – auch außerhalb seiner Musik-Videos für Rosenstolz, Sido oder Die Ärzte –  ebenfalls Erstaunliches geleistet. Seine Kurzfilme Herr Alptraum und die Segnungen des Fortschritts (2011), Richard – Im Wallkürenritt durch Wagners Leben (2013) und 1813 – Gott mit uns (2013) überraschen durch stilistische und thematische Vielfalt. Nachdem er sich in 1989 – Unsere Heimat, das sind nicht nur die Städte und Dörfer mit der Geschichte und dem Ende der DDR befasste, folgte mit Leipzig von oben ein höchst bemerkenswerter autobiographischer Zeichentrickfilm.

Schwarwel: Leipzig von oben

Schwarwel erzählt davon, wie er den Tod seines Vaters erlebte und verarbeitete. In scheinbar unberechenbaren Zeitsprüngen schildert er Episoden aus seinem eigenen Leben, aber auch aus der jüngeren und älteren Geschichte seiner Heimatstadt Leipzig. Unaufdringlich plädiert er für ein Leben, das es ermöglicht “human“ zu sterben. Dabei ist es für ihn wichtig, Zeit zu haben für häusliche Pflege und um Abschied zu nehmen.

Schwarwel: Leipzig von oben

In den 22 Minuten, die der Trickfilm dauert, bezieht Schwarwel aber auch eindeutig Stellung gegen Pegida (bzw. den Leipziger Ableger Legida). Mit Entsetzen vernimmt er die Wir sind das Volk!-Rufe der Fremdenhasser. Zugleich stellt er aber auch fest, dass bereits 1989 bei der friedlichen Revolution in Leipzig nicht nur selbstlose Idealisten auf den Straßen unterwegs waren.

Schwarwel: Leipzig von oben

Formal beeindruckt Leipzig von oben ebenfalls. Realisiert wurde der Trickfilm im klassischen Stil, also von Hand gezeichnet. Untermalt von teilweise eigens dafür eingespielter klassischer Musik wird eine Fülle beeindruckender Bilder präsentiert. Die dabei vermittelten Gedankengänge wirken noch lange nach.

Schwarwel: Leipzig von oben

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