Einige fanatische Comicfans waren 2002 nicht sonderlich begeistert als Sam Raimi im ersten Spider-Man-Film aus ihrem geliebten an Wänden herumkrabbelnden Superhelden von nebenan quasi ein Mitglied der X-Men machte. Doch so richtig glaubhaft ist es auch nicht, wenn im Comic erzählt wird, dass ein Schüler namens Peter Parker im Hobbykeller Düsen zusammenbastelt, die irrsinnig stabile Netzflüssigkeit versprühen. Da passt es schon besser, wenn Parker durch den Biss einer genetisch veränderten Spinne selbst zu einem Mutanten wird.
Doch all dies war 2004 Geschichte, denn im zweiten Teil konnte es Raimi richtig krachen lassen, denn er muss sich nicht mehr mit der ohnehin schon vertrauten Entstehungsgeschichte von Spider-Man aufhalten. Stattdessen schöpft der Film, der auch durch stark verbesserte Spezialeffekte punkten kann, aus dem reichhaltigen Bestand der seit 1962 erfolgreich laufenden Comic-Serie.
Lange bevor es üblich wurde in Comicheften epische Geschichten zu erzählen, schufen Autoren und Zeichner wie Stan Lee, Steve Ditko und John Romita mit den Spider-Man-Comics eine gewaltige Soap Opera über einem langsam heranwachsenden Peter Parker. Dieser bekämpft nicht nur ulkig kostümierte Superschurken, sondern hatte auch reichlich Alltagssorgen wie Geldmangel oder familiäre Probleme. Hinzu kommt noch der andauernde Liebeskummer, der so manchen etwas reiferen Leser dazu brachte, die sich über etliche Comic-Seiten hinziehenden Prügeleien schnell durchzublättern um endlich zu erfahren, wie sich Peter Parkers Beziehungen zur rothaarigen Mary Jane oder zur blonden Gwen weiterentwickeln.
Genau dieses Erfolgsrezept bedient auch Spider-Man 2. Der mit etlichen Metallarmen gesegnete Dr. Otto Octavius mag nicht die denkbar größte Bedrohung für unseren jugendlichen Helden sein und Alfred Molina ist in Sachen Bösartigkeit gegenüber William Dafoe, der im ersten Film den Green Goblin spielte, ein gewaltiger Rückschritt in der Schurkenrolle. Doch all dies (und auch der deutlich weniger markante Haarschnitt von J. K. Simmons als J. J. Jameson) wird zur absoluten Nebensache, wenn Kisten Dunst als Mary Jane jemand anderen als den immer wieder durch Rettungsaktionen abgelenkten Peter Parker (Tobey Maguire) nicht nur auf den Mund küsst, sondern auch noch zu heiraten gedenkt. Das ist doch nun wirklich bedrohlicher als Alfred Molina!
Rechtzeitig zum Kinostart von Spider-Man 3 erschien der zweite Kinofilm über den Netzschwinger noch einmal in einer “Extended Version“. Im Gegensatz zum Director’s Cut von Daredevil, der eine halbe Stunde länger (und der Kinoversion haushoch überlegen) ist, wurde Spider-Man 2 lediglich um 8 Minuten ergänzt. Die zusätzlichen Szenen sind meist recht kurz und über den ganzen Film verteilt. So ist z. B. jener Moment, in dem Peter Parker zu spät zu Mary Janes Theateraufführung erscheint geringfügig verlängert und Bruce Campbell kann hier als Platzanweiser sein komödiantisches Talent noch etwas stärker ausspielen.
Wirklich rührend hingegen ist ein Dialog zwischen Mary Jane und einer Freundin über ihre anstehende Hochzeit und jenen Jungen, der ihr einst diesen unvergesslichen Kuss gab. Auch eine Szene mit J. J. Jameson, der mit Zigarre im Mund im Kostüm von Spider-Man auf seinem Schreitisch die Heldenpose übt, ist ziemlich köstlich. Eine verlängerte Sequenz, in der der Spinnenmann im Lift auf einen Yuppie trifft, ist hingegen durch den neuen (ziemlich albernen) Dialog eher unwitziger geworden. Doch insgesamt ist die Extended Version ein etwas besserer Film als die Kinofassung und somit unverzichtbar für alle Fans von Spider-Man.
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