Von 1957 bis 1959 erschien im Comic-Magazin Hora Cero als Fortsetzung die Serie El Eternauta („Der ewig Reisende“). Nicht ohne Grund gilt sie als bedeutendster Comic Argentiniens. Dies liegt auch daran, dass die von Héctor Germán Oesterheld (Mort Cinder) geschriebene und von Francisco Solano López in Szene gesetzte Science-Fiction-Geschichte ab den 70er Jahren – auch durch das tragische Schicksal Oesterhelds – als prophetisches politisches Gleichnis angesehen werden muss.
Es ist schwierig, die oft sehr grausame Schilderung des durch eine Alien-Invasion ausgelösten Zusammenbruchs der Zivilisation in Argentinien nicht mit dem rücksichtslosen Vorgehen der dortigen Militärdiktatur in den 70er Jahren in Verbindung zu bringen. Wenn am Ende der Geschichte Salvo der Eternauta verzweifelt versucht seine Familie wieder zu finden, dann erinnert dies auf äußerst tragische Weise an Elsa Oesterheld, die nie erfahren hat, was mit ihrem in den 70er Jahren während der Militärjunta verschwundenen Mann Héctor, sowie mit den Töchtern Estela, Diana, Beatriz und Marina geschehen ist.
Doch auch schon zu Lebzeiten Oesterhelds war El Eternauta ein Klassiker, an dessen Erfolg er anzuknüpfen versuchte. So schrieb er 1976 aus dem Untergrund eine Fortsetzung der Geschichte, die direkten Bezug auf die politischen Verhältnisse in Argentinien nahm und wieder von Solano López gezeichnet wurde. Eine Art Remake der Geschichte erschien 1969 als einziger Comic-Beitrag in der Illustrierten Gente. Der Text stammt wieder von Oesterheld und die sehr ungewöhnliche Grafik vom argentinischen Comic-Meister Alberto Breccia.
Dieser hatte bereits mit Oesterheld u. a. bei der Serie Mort Cinder zusammengearbeitet. Für die Neufassung von El Eternauta wählte Breccia einen sehr experimentellen schwarzweißen Stil, über den sich einige Leser und auch die Redaktion von Cente sehr aufregten. Als Breccia sich weigerte “kommerzieller“ zu zeichnen, wurde die in kleinen Portionen von drei Seiten pro Ausgabe veröffentlichte Serie recht abrupt beendet. Die vorletzte Folge war sehr textlastig und das Ende ist ähnlich “zirkulär“wie bereits 1959.
Doch ansonsten hat Oesterheld einige Veränderungen an seiner Geschichte vorgenommen. So ist im Comic von 1969 der Zusammenhalt der Überlebenden sehr viel fragiler als 10 Jahre zuvor. Noch bemerkenswerter ist jedoch, dass die Alien-Invasion in Argentinien, ja in ganz Südamerika, mit der Zustimmung von USA, UdSSR und weiteren Großmächten geschah. Dies hat die Herausgeber von Cente, die sich bei ihrer Leserschaft für die Veröffentlichung des Comics entschuldigten, wahrscheinlich noch mehr verstört als Breccias Zeichnungen.
Mit 50 Seiten ist diese Comic-Version von El Eternauta (die ursprüngliche Serie umfasste 350 Seiten) leider nur eine kleine Fußnote zum Klassiker geworden. Doch es ist sehr lobenswert, dass der Avant Verlag auch diesen Eternauta, der dank der kreativen Meisterschaft von Oesterheld und Breccia, sehr viel mehr als ein Fragment ist, in einer schönen Hardcover-Version veröffentlicht hat. Nicht unerwähnt bleiben soll auch das tolle Titelbild für das Thomas Gilke (Leroy & Dexter) die Grafik von Alberto Breccia sehr originell koloriert hat..
Eine gute Ergänzung zum Comic ist die Reddition #68, Die “Fachzeitschrift für Graphische Literatur“ widmet sich dem Werk Oesterhelds, aber auch seinem von Militärdiktatur und Unterdrückung bestimmten Leben. Seine wichtigsten Wegbegleiter Hugo Pratt, Alberto Breccia, Francisco Solano López, Arturo Del Castillo, José-Antonio Muñoz und Enrique Breccia werden porträtiert und interviewt.
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