Wer den Film Mind Meld – Secets Behind The Voyage Of A Lifetimegesehen oder William Shatners Autobiografie Durch das Universum bis hierher gelesen hat, dem dürfte dies Buch wenig Neues bieten. Einmal mehr wirkt Shatner erfolgreich dem Eindruck entgegen, er und sein 2015 verstorbener Star-Trek-Co-Star Leonard Nimoy wären lebenslange Konkurrenten gewesen.
Recht offen schreibt Shatner darüber, dass es ihn zunächst etwas eifersüchtig machte, als der von Nimoy verkörperte außerirdische Mr. Spock sehr viel mehr Aufsehen erregte, als seine Darstellung des gradlinigen Captain James T. Kirk. Obwohl Shatner als Erster im Vorspann von Star Trek genannt wurde und die höchste Gage erhielt, war es Nimoy, von dem die meisten TV-Zuschauer ein Autogramm haben wollten.
Doch wahrscheinlich, weil die im selben Jahr geborenen (zwischen den Geburtstagen von Shatner und Nimoy liegen nur vier Tage) Darsteller vor Star Trek ähnliche Lebenswege beschritten hatten, entdeckten sie schon recht bald ihre verwandten Seelen. Beide stammen aus jüdischen Familien der unteren Mittelschicht und wuchsen im West End von Großstädten auf, Nimoy in Boston, Shatner in Montreal.
Im ersten Teil des Buches gelingt es Shatner (bzw. seinem Co-Autor David Fisher) recht spannend die Gemeinsamkeiten der Biographien, aber auch einige entscheidende Unterschiede, herauszuarbeiten. Während sich Shatner als eher klassisch orientierter Schauspieler meist auf sein Bauchgefühl verlässt, ist Nimoy ein Method Actor, der alles über die von ihm verkörperte Figur wissen möchte. Daher erarbeitete er sich den Charakter von Spock selbstständig und machte diesen zu einer glaubhaften Figur.
Nachdem die erste Star-Trek-Serie nach drei Seasons beendet wurde, blieben Shatner und Nimoy in Kontakt, auch weil sie zu immer besser bezahlten Auftritten auf Fan-Conventions eingeladen wurden. Doch das Buch beschränkt sich nicht auf Anekdoten rund um Star Trek. Sehr nachdenklich machen die Ausführungen über Nimoys nur unter großen Schwierigkeiten überwundene Alkoholsucht. Nimoy wiederum stand Shatner bei, als dessen ebenfalls suchtkranke Gattin Nerine 1999 im Vollrausch im Swimmingpool ertrunken war. Insgesamt ist Spock und ich ein Buch mit vielen Höhen, aber nicht ohne gelegentlichen Tiefgang.
Es dauert zwar 130 Seiten bis William Shatner auf seine Paraderolle des Captain James T. Kirk zu sprechen kommt, doch der gebürtige Kanadier hat in seiner amüsant und gelegentlich auch ergreifend geschriebenen Autobiografie sehr viel mehr zu erzählen als Anekdoten von den Dreharbeiten zu Star Trek (mit denen er bisher immerhin schon zwei Bücher füllte). Spannend sind auch Shatners Erlebnisse auf den Theaterbühnen und aus den Kindertagen des Mediums Fernsehen.
In den Fünfziger Jahren wurden TV-Filme meist noch live übertragen. Daher trat ein bekannter Schauspieler wie Sherlock Holmes Basil Rathborne lieber im kanadischen Fernsehen auf, weil dort nicht wie in den USA dreißig bis fünfzig Millionen Zuschauer sondern “nur zehn Millionen“ dabei zusahen, wenn er sich live blamierte (was er dann mit einem Fuß im Eimer auch ausgiebig tat). Dem hyperaktiven Shatner, der noch heute kaum ein Angebot ablehnt, war die (im Vergleich zu TV und Theater) sehr langsame Arbeit in Hollywood ein Gräuel, während schnell produzierte TV-Sendungen zu seinem Medium wurden, wo er als unberechenbar-pompöser Anwalt Denny Crane in der Serie Boston Legal auch später noch große Erfolge feierte.
Zum Thema Star Trek ist zu erfahren, dass Shatner Gene Roddenberry, den häufig vergötterten Schöpfer der Serie, für einen nur an schneller Abzocke interessierten Egomanen hält, es heute sehr bedauert seine Co-Stars seinerzeit untergebuttert zu haben, doch mittlerweile mit Leonard Nimoy eng befreundet ist. Shatners Ausführungen über die Alkoholsucht des Darstellers des Mr. Spock und zu den Problemen mit seiner suchtkranken 1999 im Vollrausch im Swimmingpool ertrunkenen Gattin Nerine sind ohne Plattitüden geschrieben, gehen zu Herzen und regen zum Nachdenken an.
William Shatner alias Captain Kirk besucht seinen alten Mitstreiter Leonard Nimoy alias Mr. Spock und beide beteuern ein paar Mal zu häufig, dass sie schon immer die besten Freunde waren. Doch zwischen diesen verbalen und tatsächlichen Umarmungen findet dann immer wieder ein wirklich interessantes Gespräch statt. So äußert sich Nimoy recht offen über seine Alkoholsucht und Shatner über seine gescheiterte Ehe und die Zeit danach („Zwar habe ich nicht jede unserer reizenden weiblichen Gaststars besprungen, aber es gab immer eine verwandte Seele, die ebenso drauf war wie ich…“)
Shatner und Nimoy kommen auch auf den Hass zu sprechen, der ihnen von ihren alten Co-Stars entgegenschlägt. Shatner meint, dass dies daran liegt, dass die Egos dieser nur gelegentlich mitspielenden Nebendarsteller auf Conventions gewaltig aufgebläht wurden. Nimoy ist diese Erklärung ein wenig zu simpel, da er auch bereits während der Dreharbeiten zur TV-Serie von Kollegen angepflaumt wurde.
Viel zu kurz wird während des Gesprächs auch einmal Nimoys Garten verlassen und das Haus betreten. Dort hat Nimoy einen ganzen Haufen hochinteressante „Star Trek“-Souvenirs angesammelt, darunter natürlich auch seine Ohren. Trekkies und alle anderen „Star Trek“-Sympathisanten werden um diese mit interessanten Extras versehene DVD nicht herumkommen.
Extras der DVD: US-Kinotrailer (3:09 min, 16 : 9, nicht anamorph, Stereo 2.0); Featurette, ziemlich identisch mit dem Trailer (4:58 min); Ausschnitte aus allen Folgen der klassischen “Star Trek“-Serie: Erste Season (31:22 min), zweite Season (28:00 min) und dritte Season (25:34 min), die einzelnen Episoden sind zwar alle aufgeführt, können aber nicht einzeln angewählt werden; Je ein US-Trailer zu den ersten sieben “Star Trek“-Kinofilmen und je zwei US-Trailer zum achten und neunten “Star Trek“-Kinofilmen (insgesamt 21:39 min); Trailer zur “Star Trek-Next Generation“-DVD; Slideshow zu den neusten “Star Trek-DVDs“ von Paramount (5:57 min); Bio- und Filmographie zu William Shatner (3:20 min) und Leonard Nimoy (2:30 min); Infos zu www.williamshatner.com (0:28 min); Die eingesprochene deutsche Tonfassung ist manchmal schlecht zu verstehen, da sie genauso laut wie die gleichzeitig zu hörende Originalfassung ist. Die abgefilmten Texttafeln sind nur sehr schwer einzeln zu betrachten.
Ist es tatsächlich auch noch 50 Jahre nach der Erstausstrahlung interessant, sich mit der klassischen Star Trek Serie zu beschäftigen und seinerzeit nicht verwendete Szenen in teilweise lausiger Bild- und Tonqualität zu betrachten? Die Antwort lautet: Ja, da diese erst kürzlich entdeckten kleinen Momente sehr liebevoll und aufschlussreich präsentiert werden.
Auf 3 Blu-rays sind zwölf der besten Episoden aus den ersten beiden Seasons von Star Trek: The Original Series enthalten. Wer mag kann sich diese mit nachträglich verbesserten Spezialeffekten und teilweise auch mit Audiokommentaren oder isolierten Musiktracks ansehen. Wichtiger sind jedoch die sechs halbstündigen Dokumentationen, in denen Darsteller wie William Shatner oder Autoren wie D. C. Fontana zu Wort kommen und Hintergrundinformationen zur Entstehung der einzelnen Episoden liefern.
In diesem Umfeld ist es natürlich hochinteressant zu erfahren, warum manche Szenen damals zwar gedreht aber nicht ausgestrahlt wurden. Unter den Schnipseln finden sich echte Kostbarkeiten, wie eine ausgedehnte Gesangsnummer von Nichelle Nichols oder Kamerafahrten rund um das gar nicht so kleine Modell vom Raumschiffs Enterprise, die Grundlage für die bahnbrechenden Spezialeffekte waren. Wer bisher noch kein Fan der klassischen Serie war, könnte es durch diese Box durchaus werden.
Diese Episoden sind auf den drei Blu-rays enthalten und werden kommentiert: “Pokerspiele“, “Ganz neue Dimensionen“, “Der schlafende Tiger“, “Falsche Paradiese“, “Horta rettet ihre Kinder“, “Griff in die Geschichte“, “Spock außer Kontrolle“, “Metamorphose“, “Der Tempel des Apoll“, “Ein Parallel-Universum“. “Kennen Sie Tribbles“ und “Geist sucht Körper“
Am 19. Juni 1964 ging ein Stück TV-Geschichte zu Ende. Im US-Fernsehen lief mit The Bewitchin‘ Pool die letzte Episode der einflussreichen SerieThe Twilight Zone und diese endete nicht damit, dass der Showrunner Rod Serling dem Publikum erzählte, was es nächste Woche zu erwarten hatte. Dem Sender CBS waren das Budget zu hoch und die Quoten zu niedrig. Serling, der 92 der insgesamt 156 Episoden geschrieben hatte, bekam ein Angebot von ABC, lehnte dies jedoch ab, da die dort geplante Serie zu horror-lastig ausfallen sollte. Von 1970 bis 1973 produzierte Serlin schließlich die ähnlich gelagerte in Farbe gedrehte Serie Night Gallery.
Mit dieser schön aufgemachten Edition liegt The Twilight Zone komplett auf DVD und Blu-ray vor. Die Episoden beginnen mit einem beeindruckenden Vorspann mit schwebender Tür und markanter Titelmelodie. Obwohl die schwarzweißen Episoden der fünften Season aus den Jahren 1963 und 1964 stammen, haben sie sich erstaunlich gut gehalten. Das liegt daran, dass hier richtige 25-minütige Spielfilme entstanden sind. Unter den Regisseuren befinden sich Hollywood-Veteranen wie Don Siegel oder Richard Donner. In fast jeder Episode sind prominente Darsteller wie Lee Marvin, James Coburn, Jack Klugman, Telly Savalas. Martin Landau oder Mickey Rooney zu sehen. Die Soundtracks komponierten Filmmusik-Maestros wie Bernard Herrmann oder Jerry Goldsmith, deren Arbeiten auf dieser Edition auch als isolierte Tonspur genossen werden können.
Auch unter den 36 Episoden der letzten Staffel befinden sich einige echte Highlights. Am bekanntesten dürfte wohl die Geschichte Nightmare at 20,000 Feet (Porträt eines ängstlichen Mannes) sein. In dieser Episode will während eines stürmischen Flugs keiner seiner Mit-Passagiere William Shatner glauben will, dass sich ein Dämon auf der Tragfläche des Flugzeuges befindet. Diese Geschichte wurde 1983 für den Twilight Zone-Kinofilm (deutscher Titel Unheimliche Schattenlichter) von Mad Max-Regisseur George Miller neu verfilmt. Aktuell wurde diese Geschichte in Sharknado 2 – The Second One recht amüsant parodiert und im neuseeländischen Spielfilm Shadow in the Cloudamüsant variiert.
Die Episode Living Doll (Die Rache der Puppe, hierzu enthält die Edition zwei deutsche Tonspuren) dürfte die Filmreihe um die Horror-Puppe Chucky inspiriert haben, während das von Richard Matheson geschriebene Roboter-Box-Drama Steel (Ein Halbschwergewicht aus Stahl) 2011 Grundlage für den Kinofilm Real Steelmit Hugh Jackman war. Ein sehr interessanter Fremdkörper ist die Episode An Occurrence at Owl Creek Bridge. Diese wurde nicht eigens für die Serie gedreht, sondern es handelt sich um den Oscar-prämierten französischen Kurzfilm La Rivière du hibou, der sehr kunstvoll und fast wortlos von Robert Enrico (Die Abenteurer) nach einer Kurzgeschichte von Ambrose Bierce inszeniert wurde.
Abgesehen von den Episoden A Short Drink from a Certain Fountain, An Occurrence at Owl Creek Bridge, Sounds and Silences, Black Leather Jackets und The Encounter gibt es zu allen Folgen, die auf den sechs Scheiben dieser Box in sehr guter Bildqualität enthalten sind, eine deutsche Tonspur. Es sind auch Rod Serlings Abmoderationen zu sehen, die zwar nicht synchronisiert wurden, aber auf immer auf die jeweils nächste Episode gespannt machen. Auch daher ist es ein großes Vergnügen sich gleich mehrere diese TV-Kabinett-Stücke hintereinander anzusehen.
Extras der Blu-ray: Isolierte Filmmusik, Radio-Hörspiele und Audiokommentare, leider ohne deutsche Untertitel, Die restlichen Extras haben Untertitel: Interviews mit Darstellern wie Bill Mumy und Autoren wie Richard Matheson, “The Mike Wallace mit Rod Serling“ (20:09 min), “Conversations with Rod Serling“(31:31 min), Vorlesung von Rod Serling (12:34 min), Schmalfilmaufnahmen von Autor George Clayton Jones (2:24 min)