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Flavia Scuderi: Marlene Dietrich – Band 2

Bereits 2013 nachdem sie für Knesebeck eine Biografie über Richard Wagner gezeichnet hatte, arbeitete Flavia Scuderi zusammen mit ihrem damaligen Texter Andreas Völlinger an einen Comic über Marlene Dietrich. Mangels eines funktionierenden erzählerischen Ansatzes kam dieser jedoch nicht über das Projektstadium hinaus. Knesebeck veröffentlichte stattdessen 2021 die von Julian Voloj geschriebene und von Claudia Ahlering gezeichnete Biografie Marlene Dietrich: Augenblicke eines Lebens.

Flavia Scuderi dachte eine Weile darüber nach, einen Comic über Marlene Dietrich nicht nur zu zeichnen, sondern auch zu schreiben. Doch ein guter Freund von ihr, der Star-Wars- und Disney-Autor Alessandro Ferrari, hatte sein Literaturstudium mit einer Arbeit über Marlene Dietrich abgeschlossen und war somit der ideale Partner für den Comic. Bei ihrer Zusammenarbeit stellten Scuderi und Ferrari fest, dass es unmöglich ist, dem schillernden Leben des Weltstars im Rahmen eines 50- oder 60-seitigen Comic-Album gerecht zu werden.

Daher beschäftigten sich das Duo im ersten Band mit Marlenes Jugend unter der Knute ihrer fordernden Mutter, ihrem wilden Leben im Berlin der Zwanziger und ihrem Aufstieg zum Tonfilm-Star. Band 2 beginnt dann in Hollywood. Dort wird Marlene schon gefeiert, bevor sie in den USA ihren ersten Film drehte und ein großer Star wurde. Doch nach einer Weile war das Publikum es leid die Diva aufgestylt mit Schlafzimmerblick durch schwülstige Melodramen stolzieren.

Gerade noch rechtzeitig nahm sie einen Imagewechsel vor. Im Western Der große Bluff spielte sie die gut geerdete Rolle der Saloon-Sängerin Frenchy. Mit viel Ironie und sich ihrer Wirkung auf das männliche Publikum voll bewusst, schmettert sie den zukünftigen Evergreen See What the Boys in the Back Room Will Have und die Jungs, aber auch die Mädels im Publikum hatten ihren Spaß!

Die markantesten Momente aus Der große Bluff oder A Foreign Affair, aber auch aus weiteren wichtige Momente aus Dietrichs Leben fangen Scuderi und Ferrari in ganzseitige Bildcollagen ein. Sie finden aber auch Zeit von Marlenes komplizierten Verhältnis zu ihrem ersten Ehemann, zu ihrer Tochter, ihrer Schwester und den diversen Liebhabern wie Jean Gabin, Ernest Hemingway oder Erich Maria Remarque zu erzählen.   

Passend zur ständig wechselnden Stimmungslage der Erzählung ändert sich auch laufend der Zeichenstil. Die vielseitig talentierte Comic-Künstlerin Flavia Scuderi meint dazu: “Mal ist es realistischer gezeichnet, mal ein bisschen mehr Manga oder ein bisschen wie Disney.“

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Der große Bluff

Mit Der große Bluff präsentiert Koch Medias “Edition Western Legenden“ in der Tat einen Klassiker des Genres. Dieser im selben Jahr wie John Fords Western-Meilenstein Stagecoach entstandene Film war aber auch wichtig für die weitere Karriere von zwei der größten Hollywood-Stars.

Der große Bluff

Marlene Dietrich, die zuvor meist aufgestylt mit Schlafzimmerblick durch schwülstige Melodramen stolzierte, spielt hier die gut geerdete Rolle einer moralisch nicht ganz einwandfreien Saloon-Sängerin. Zur Taktik des Neustarts von Marlenes Image gehörte vielleicht auch, dass die deutsche Diva hier den französisch anmutenden Namen “Frenchy“ trägt. Mit viel Ironie und sich ihrer Wirkung auf das männliche Publikum voll bewusst, schmettert La Dietrich zukünftige Evergreens wie You’ve Got That Look oder See What the Boys in the Back Room Will Have. Die Jungs im Publikum haben dabei ganz sicher ihren Spaß, Mischa Auer (Casablanca) in der Rolle des Trottel vom Dienst reagiert auf Marlenes erotische Gesangs-Performance fast so wuschig wie Tex Averys Zeichentrick-Wölfe in den klassischen MGM-Cartoons.

Der große Bluff

Das zweite große Plus des Films ist James Steward in einer seiner besten frühen Rollen, der als scheinbar harmloser Bürger Thomas Jefferson Destry Jr. ins verruchte Örtchen Bottleneck kommt. Nicht einmal eine Knarre hat dieser Sohn einer Western-Legende dabei, er scheint es eher darauf angelegt zu haben seine Gegner durch Geschichten die immer mit “Ich kannte mal einen Mann, der…“ beginnen, zu Tode zu langweilen. Doch wenn es hart auf hart kommt, ist auch Destry hart!

Der große Bluff

Koch Media hat sich bei der Blu-ray-Edition von Der große Bluff besonders viel Mühe gegeben. Noch nie sah der Film so gestochen scharf aus, neben der Originalfassung sind auch noch gleich drei verschiedene deutsche Synchronisationen von 1947, 1987 und 2006 enthalten. Die Buchhülle ist auch sehr hübsch geworden und der leidige FSK-Aufkleber lässt sich problemlos rückstandsfrei entfernen.

Der große Bluff

Bonusmaterial: Eine live aufgenommene Radiohörspielfassung von “Der große Bluff“ aus dem Jahre 1945 in der James Steward wieder als Thomas Jefferson Destry Jr. zu hören ist und Joan Blondell die Rolle von Marlene Dietrich sprach (54:17, ohne deutsche Untertitel), Galerie mit Fotos, Plakaten und Werbematerial (12:23 min),Booklet mit einem Text von Hank Schraudolph. Außerdem gibt es drei verschiedene deutsche Synchronfassungen vom 1947, 1987 und 2006.

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