Michael Kichka: Zweite Generation

Ein Comic über einen Sohn dessen Jugend davon überschattet wurde, dass sein Vater ein Holocaust-Überlebender ist, steht zweifelsohne im Schatten von Art Spiegelmans Meisterwerk Maus. Doch Michael Kichka geht die Sache offensiv an. Er lässt Spiegelmans mit dem Pulitzerpreis prämierten Comic gleich zweimal innerhalb seiner autobiographischen Geschichte auftauchen und benennt das Werk auch eindeutig als Inspiration.

Michael Kichka: Zweite Generation

Zudem setzt Kichka andere Akzente als Spiegelman. Zweite Generation ist kein Comic über den Holocaust, was auch daran liegt, dass Kichkas Vater Henri so gut wie nie mit seinen Kindern über seine Zeit in Auschwitz und Buchenwald gesprochen hat. Kichka erzählt wie das Thema Holocaust dennoch die Kindheit von ihm und seinen drei Geschwistern überschattet hat. Dies führte schließlich dazu, dass Kichkas jüngerer Bruder Charly Selbstmord beging. Die wohl ergreifendste Szene ist, wenn Michael Kichka beschreibt, wie er nach dem völlig unerwarteten Tode von Charly zunächst völlig ratlos ist, dann jedoch mit einer Verspätung von einem Monat doch noch einen Abschiedsbrief erhält. Charly schreibt darin, dass er sich unfähig fühlte seine geliebten Kinder im Leben anzuleiten, denn “das Vorbild des Lebens von Papa und Mama hat letztlich nicht ausgereicht“.

Michael Kichka: Zweite Generation

Kichka schildert wie er sich danach weiterhin davor drückt seinen Vater, der mittlerweile ein prominenter und viel beschäftigter Zeitzeuge geworden ist, auf eine seiner zahlreichen Bildungsreisen nach Auschwitz zu begleiten und auch wie es im Laufe der Zeit dennoch gelingt etwas Normalität ins Familienleben zu bringen. Kichkas schwarzweißer Zeichenstil – irgendwo zwischen Robert Crumb und André Franquin – passt durchaus zum sperrigen Thema, das er mit großer Offenheit und menschlich sehr anrührend erzählt hat. Gut dazu passt auch der Epilog, in dem Kichka schildert, dass es ihm nicht eben leicht fiel mit der Arbeit an Zweite Generation zu beginnen, doch nachdem er einmal damit angefangen hatte, spürte er “in dem Masse in dem die Seiten Gestalt annahmen“ das Leben in ihm aufsteigen.

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