Mit Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens gelang der Österreicherin Ulli Lust ein mitreißender 460-seitiger Comic-Roman. Sie schildert die teilweise ganz schön unangenehmen Erlebnisse, die sie als junge Punkerin auf einer Italienreise hatte. Ulli Lust fand in diesem Comic äußerst einprägsame Bilder für die ständigen Belästigungen, denen sie speziell als Alleinreisende in Sizilien ausgesetzt war. Sie zeigt, wie aus den Augen der dortigen Männer Hände wachsen, die ihr überall hin fassen. Auch eine Vergewaltigung und das Trauma danach setzte sie in Zeichnungen um, die der Leser so schnell nicht vergessen dürfte.
Als nächstes adaptierte sie für die mittlerweile sanft entschlummerte Reihe von Literatur-Adaptionen des Suhrkamp Verlags Frank Beyers Roman Flughunde. Es verwundert wenig, dass dieser naturgemäß nur bedingt eigenständige Comic gegenüber Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens recht blass wirkte. Dies gilt jedoch nicht für ihr nächstes Werk Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein.
Hier erzählt Ulli Lust ein weiteres Kapitel aus ihrem Leben, das sich fünf Jahre nach der Italienreise zugetragen hat. Sie lebt nun in Wien, ist etwas älter aber nicht unbedingt weiser geworden. Eigentlich möchte sie Kunst studieren, stattdessen schlägt sie sich mit öden Jobs durch. Sie hat einen Sohn, doch der Vater ist nach einem One-Night-Stand aus ihrem Leben verschwunden. Dafür läuft ihre Beziehung mit dem 20 Jahre älteren Schauspieler Georg sehr gut.
Doch dieser sieht Ulli in erster Linie als Gefährtin und hat nur wenig Interesse an Sex und nichts gegen eine offene Beziehung. Daher hält Ulli die Augen offen. Sie trifft den Nigerianer Kimata, der ungefähr in ihrem Alter ist und sich illegal in Österreich aufhält. Beide landen recht schnell in der Kiste. Dort funktioniert alles bestens und auch für erotische Höhepunkte findet die Zeichnerin Ulli Lust in diesem Comic sehr ausagekräftige Bilder.
Zunächst läuft die Ménage-à-trois bestens, auch da sich Georg und Kimata sympathisch sind. Ulli lässt sich dazu überreden den Nigerianer zu heiraten, damit dieser nicht abgeschoben wird. Doch Kimata leitet aus der Scheinehe Besitzansprüche ab und wird auch schon mal ganz schön brutal, wenn Ulli seinen Wünschen nicht nachkommt. Als dies immer schlimmer wird und eskaliert, sieht sie keine andere Möglichkeit als zur Polizei zu gehen. Dort sind Brutalitäten in der Ehe kein Grund zum Einschreiten. Die Beamten werden erst aktiv, nachdem sie erfahren haben, dass Kimata illegal in Wien ist…
Einmal mehr gelang Ulli Lust ein autobiografischer Thriller, der recht harmlos, ja fast schon banal beginnt, doch den Leser immer mehr in den Bann zieht.
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