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Bouncer

Eigentlich sollte François Boucq (Teufelsmaul, Die Frau des Magiers) eine Comicgeschichte mit dem schon reichlich gealterten Westernhelden Blueberry gestalten. Doch der Sohn von Jean-Michel Charlier, dem bereits verstorbenen Schöpfer dieser erfolgreichen Figur, hatte Bedenken, dass es dabei ein wenig zu esoterisch zugehen könnte. Daher stoppte er das vom Blueberry-Zeichner Jean Giraud alias Moebius angeschobene Projekt.

Bouncer Gesamtausgabe

Doch Boucq setzte trotzdem ab 2001 eine Western-Serie in Szene. Als Verbündeten fand er den gebürtigen Chilenen Alejandro Jodorowsky (El Topo), der nicht nur als Filmemacher tätig ist. Jodrowsky hat für Moebius schon die durchgeknallten Abenteuer geschrieben, die der Privatdetektiv John Difool gemeinsam mit seinem Betonpapagei Dipo erlebt. Boucq schuf gemeinsam mit Jodorowsky bereits die Serie Mondgesicht.

Bouncer

Der Western Bouncer bedient auf den ersten Blick die Klischees des Genres. Dabei kommt die knapp nach dem Ende des Sezessionskrieges angesiedelte Geschichte nicht ohne Härten aus, denn es muss ja schließlich erklärt werden, warum der Held nur noch über einen Arm verfügt. Dies steht im Zusammenhang mit einer ganz schön abgefahrenen Familiengeschichte.

Bouncer

Bouncers Mutter “Aunty Lola“ war eine der “wildesten Huren des ganzen Westen“ und sie brachte im Laufe ihrer “Karriere“ drei Söhne zur Welt, ohne sich dafür zu interessieren, wer die jeweiligen Väter waren. Bouncer war der jüngste der Brüder und verlor seinen linken Arm, als er mit seinen Brüdern Blake und Ralton im Clinch um einen gemeinsam in einem grausamen Beutezug erbeuteten riesigen Diamanten lag.

Bouncer

In den beiden ersten Bänden Ein Diamant fürs Jenseits und Die Gnade der Henker wird die tragisch endende Geschichte der Brüder erzählt. Schreiber & Leser startet seine neue Gesamtausgabe mit einem gebundenen Doppelband dieser beiden Abenteuer, der auch noch über einen sehr schön zusammengestellten Anhang mit Einzelillustrationen (teilweise sogar auf Klapptafeln) verfügt. Der ungewöhnliche Western lebt nicht nur von Jodorowkys deftiger Geschichte, sondern auch von Francois Boucqs Fähigkeit durch verzerrte Gesichter und ungewöhnliche Landschaftsbilder für Stimmung zu sorgen.

Bouncer

Der zweite Band der Gesamtausgabe enthält mit Die Gerechtigkeit der Schlangen, Die Rache des Einarmigen und Die Beute der Wölfinnen gleich drei Alben, die eine durchgehende Geschichte erzählen. Anfangs sieht es gut aus für den Bouncer, denn er heiratet die ehemalige Prostituierte Noémie und arbeitet als Henker in Barro City. Doch obwohl seine Mitbürger darauf bestehen, dass er diese Tätigkeit ausübt, verachten sie ihn dafür. Doch sozialer Aufstieg ist in Sicht, denn der mysteriöse immer eine Maske tragende Lord Diabolo will ihm seinen Saloon vererben…

Bouncer

Doch das Glück ist nicht von Dauer, Noémie verlässt ihn und Bouncer flüchtet sich in die Opium-Höhle von Yin Li, die ihn liebt. Seinen Job als Henker wird der einarmige Revolverheld so schnell nicht los und zudem erfährt er auch noch, wer sein Vater ist. Alle Handlungsfäden laufen in einem furiosen Finale zusammen und wecken Vorfreude auf weitere Abenteuer des Bouncers.

Bouncer

Der dritte Band der Gesamtausgabe enthält leider kein Bonusmaterial, doch die beiden zusammenhängenden Geschichten Die schwarze Witwe und Doppelherz zeigen Jodorowsky und Boucq auf der Höhe ihrer Kunst. Das Ensemble – allen voran der völlig durchgeknallte Axe Head (Nomen est omen) und seine halbwüchsige Familien-Bande (auch hier sagt der Name fast schon alles) – verbreitet eine bedrohlich-surreale Atmosphäre.

Bouncer

Auch fürs Herz (bzw. fürs Doppelherz) werden mit der neuen Lehrerin von Barro City und einer Matriarchin, die in einer inmitten von Felsspalten gelegenen feudalen Villa haust, ganz schwere Geschosse aufgefahren. Der Bouncer hat erhebliche Schwierigkeiten der komplizierten Lage Herr zu werden. Dank großer Spannung, und souveräner Ignorierung von Western-Klischees ist dieser Zweiteiler ein Höhepunkt der Serie, der von vom großen Finale From Hell and Back getoppt wurde, mit dem sich Jodorowsky 2013 von Bouncer verabschiedete.

Bouncer

Boucq setzt Bouncer mittlerweile ab Band 10 Der Fluch des Goldes im Alleingang fort und Schreiber & Leser bringt auch diese neuen bisher bei uns noch nicht erschienenen Abenteuer in Einzelbänden heraus.

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