Unter dem neuen Black Label erscheinen bei DC abgeschlossene Geschichten, die sich eher an erwachsene Leser richten und keine Rücksicht auf die in den Comic-Heften verankerten “Realitäten“ nehmen. Dazu gehören auch Neuausgaben von Klassikern wie The Dark Knight Returns oder Killing Joke. Mit ihrem neuen Comic sorgten Brian Azzarello und Lee Bermejo in diesem Zusammenhang für einen echten Aufreger.
Das Duo hatte bereits mit Comics wie Batman: Joker finstere Geschichten in ebensolchen Bildern erzählt. Um bei ihren mit dem Black Label versehenen Comic Batman: Damned für zusätzliche Aufmerksamkeit zu sorgen, gab es eine Erstausgabe, in der sich auf zwei Panels im Halbdunklen der Penis des Caped Crusaders abzeichnete. Doch ansonsten passiert im Auftakt der bei Panini in drei großformatigen (nicht exhibitionistischen) Ausgaben verlegten Geschichte eher weniger. Bruce Waynes Vater hatte eine Affäre, Batman trifft auf John Constantine und der Joker ist anscheinend tot.
Sehr viel spektakulärer ist der Black-Label-Titel Batman: Der weiße Ritter, den Sean Murphy (American Vampire, Chrononauts) gezeichnet und geschrieben hat. Hier ist der Joker nach der Einnahme von Medikamenten plötzlich sehr vernünftig. Als ungeschminkter Jack Napier (so lautet der bürgerliche Name des Clownprince in Tim Burtons ersten Batman-Film) hat er als einziger in Gotham City den Durchblick. Während Batman bei seinen mit brachialen Mitteln geführten Kämpfen gegen durchgeknallte Kriminelle ganze Stadtteile verwüstet, verdienen sich danach Spekulanten mit den Aufräumarbeiten eine goldene Nase.
Dieser sozialkritische Aspekt tritt im weiteren Verlauf der Handlung immer stärker in den Hintergrund. Stattdessen ist Sean Murphy bemüht, möglichst viele Bestandteile des Batman-Mythos im neuen Lichte erstrahlen zu lassen. So findet er eine plausible Erklärung dafür, warum Jokers Gespielin Harley Quinn plötzlich nicht mehr ihr Harlekin-Kostüm trägt, sondern im Girlie-Look herumläuft. Für die alte Harley ist dies ein “Rückschritt für den Feminismus“ und sie entmachtet ihre Nachfolgerin (erst einmal).
Im wirklich großen Finale sind dann gleichzeitig nahezu alle Batmobile im Einsatz, die jemals im Comic, im TV oder im Kino zu sehen waren. Zugleich stellt hier Sean Murphy aber auch die berechtigte Frage, warum Batman alle seine selbst entwickelten, hochgerüsteten Hilfsmittel zur Verbrechensbekämpfung nur für seinen egoistisch motivierten Rachefeldzug einsetzt, anstatt seine Erfindungen der Allgemeinheit, bzw. dem auf verlorenen Posten kämpfenden Gotham Police Department zur Verfügung zu stellen.
Trotz seiner geistreichen Kritik an einigen verkrusteten Teilaspekten der Serie ist dieser wohl beste Batman-Comic der letzten Jahre dennoch keine Demontage des Dunklen Ritters. Jederzeit ist Murphy anzumerken, dass ihm die Figuren des Batman-Universums einiges bedeuten und wie sehr er es genießt, diese im Takt seines Erzählrhythmus tanzen zu lassen.
Zwei Jahre später folgte die gleichwertige Fortsetzung Batman: Der Fluch des Weißen Ritters. Es bleibt spannend, wie es weitergeht mit dem Murphyverse.
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