1920 drehte Nosferatu-Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau unter dem Titel Der Januskopf eine recht freie Verfilmung von Robert Louis Stevensons Erzählung Dr. Jekyll und Mr. Hyde. Im selben Jahr entstand auch die erste wirklich bemerkenswerte Verfilmung des Stoffes. Hauptdarsteller war John Barrymore, ein Vorfahre von Drew.
Es wurde immer wieder behauptet Barrymore spiele den bösen Hyde, in den sich der gute Jekyll verwandelt, ohne jegliches Make-up. Doch im Film schüttelt der gute Barrymore bei der Verwandlung zunächst in der Totalen ganz heftig seine Haare, zuckt recht anmutig mit dem ganzen Körper und zieht dabei auch noch Fratzen. Anschließend gibt es eine Großaufnahme von Barrymores eher lächerlich auf länglichen geschminkten Schädel. Dann noch eine simple Überblendung von einer ganz normalen Hand auf eine Klaue mit ganz langen Fingern, und ab geht’s ins Londoner Nachtleben.
Bemerkenswert ist jedoch, dass Hyde von Barrymore nicht (was ja naheliegend wäre) als Affenmensch oder Werwolf angelegt wird, sondern eher wie ein klebriges Insekt wirkt. So gibt es auch eine halbwegs beeindruckende Einstellung, in der (per Doppelbelichtung) eine Riesenspinne über Jekyll Bett kriecht und dieser sich anschließend in Hyde verwandelt.
Von der Gestaltung des Drehbuches ist diese frühe Verfilmung durchaus wegweisend und beeinflusste die Tonfilmversionen von 1932 und 1941 mit Fredric March bzw. Spencer Tracy. Am Anfang des Filmes befindet sich Jekyll auf einem Club-Abend. Nachdem die Damen gegangen sind, wird er von einer Altherren-Runde zunächst auf dumme Gedanken über das Gute und das Böse im Menschen gebracht und anschließend auch noch in einen Nachtklub geschleppt. Unmittelbar danach beginnt er mit seinen Experimenten.
Auch die „gute“ und die „verruchte“ Frau gibt es in diesem Film zum ersten Mal zu bewundern. Da wäre zum einen die etwas langweilige Millicent (Martha Mansfield), die Henry Jekyll auf ihre schüchterne Weise liebt, und dann haben wir noch die temperamentvolle Nachtclubtänzerin Gina (Nita Naldi), an die sich Jekyll erst nach der Verwandlung herantraut.
Eine DVD von Voulez Vous Film präsentiert eine teilweise eingefärbte (blau bei nächtlichen Außenaufnahmen, gelblich bei Innenaufnahmen) Version des Filmes in recht guter Bildqualität. Das Format ist 16 : 9 wofür die Einstellungen oben und unten abgeschnitten wurden. Zu sehen sind englische Untertitel (wahlweise deutsch untertitelt) und zu hören gibt es eine halbwegs passende Orgelmusik. Nicht als Extra aufgeführt sind die letzten 5 Minuten des Hauptfilm-Streams, die zunächst einige erklärende Texttafeln enthalten und dann die nur knapp 2 Minuten lange erste US-Verfilmung von Dr. Jekyll and Mr. Hyde aus dem Jahre 1912 mit James Cruze enthalten.
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