1986 – sechs Jahre nachdem Umberto Ecos Roman erschienen ist – verfilmte Jean-Jacques Annaud (Am Anfang war das Feuer) den wuchtigen Mittelalter-Thriller über Morde in einem italienischen Benediktiner-Kloster. Da es gelungen war Sean Connery für die Hauptrolle des Franziskaner-Profilers William von Baskerville zu verpflichten wurde die Verfilmung zu einem Welterfolg.
Viele Kritiker bemängelten jedoch zurecht, dass sich der Film hauptsächlich auf die Klärung des Kriminalfalls konzentrierte und Ecos historische, philosophische oder religiöse Exkurse fast komplett ignorierte. Daher erschien es eine gute Idee zu sein, den knapp 700-seitigen Roman als 8-teilige Serie neu zu verfilmen. Den Baskerville spielte jetzt John Turturro (Das geheime Fenster), der sich auch als Drehbuchautor betätigte.
Der erste Eindruck ist durchaus überwältigend. Der Vorspann beschwört eine geheimnisvolle vergangene Welt und die Ausstattung scheint nicht weniger detailreich ausgefallen zu sein, als Anno 86. Doch die Schauwerte nutzen sich schnell ab, die Versuche die Geschichte in einen historischen Kontext zu setzen fallen halbherzig aus, die Handlung schleppt sich lahm dahin und (wahrscheinlich das entscheidende KO-Argument) dem bewährten Nebendarsteller Turturro fehlt gänzlich Sean Connerys Charisma.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs entstand eine ganz eigenständige italienische Comic-Kultur, die zunächst noch etwas auf den Spuren der US-Zeitungscomics wandelte. Im Magazin Asso di Picce schuf Hugo Pratt von 1945 bis 1948 die titelgebende Serie um einen maskierten Helden als Mischung aus Batman und The Spirit. Nach der Einstellung des Magazins ging Pratt nach Argentinien und arbeitete dort an weiteren Comicserien.
Cover der farbigen Ausgabe
Nachdem er anschließend in London einige Kriegscomics gezeichnet hatte, kehrte Pratt ins geliebte Venedig zurück. Dort setzte er zunächst bekannte Romane wie Die Schatzinsel in Comicform um, bevor er im Magazin Sgt. Kirk ein optimales Forum gefunden hatte. Der Immobilienspekulant und Comicfan Florenzo Ivaldi finanzierte aus privaten Mitteln eine Publikation, die ausschließlich Arbeiten seines Lieblingszeichners Hugo Pratt enthielt. Neben älterem Material präsentierte Pratt 1967 gleich in der ersten Ausgabe von Sgt. Kirk seine neue Hauptfigur Corto Maltese. Das erste Abenteuer des Seemanns trug den Titel Die Südseeballade und sollte durch die kunstvollen meist sehr reduzierten Zeichnungen sowie durch seinen Umfang von 165 Seiten Comicgeschichte schreiben.
Cover der schwarzweißen Ausgabe
Pratts kunstvollen Erzählungen, die ihre volle Wirkung im schwarzweißen Original entfalten, fanden jedoch nicht überall Anklang. Eine nachträglich kolorierte Veröffentlichung von Corto Maltese als Fortsetzungsserie wurde in den siebziger Jahren im deutschen Comicmagazin ZACK schon nach wenigen Ausgaben abgebrochen.
Auch nachdem Hugo Pratt 1995 verstarb lebte Corto Maltese als Bühnenstück, Zeichentrickfilm und Titelträger eines “Monatsmagazins mit Reise- und Abenteuercomics” oder in Giorgio Cavazzanos Hommage Micky Maltese – Eine Mäuseballade weiter.
Jetzt hat sich der Verlag Schreiber & Leser der Traditionsserie angenommen und veröffentlich diese neu übersetzt, sowohl in der einfühlsam von Patrizia Zanotti kolorierten als auch in einer schwarzweißen Version. Beide Ausgaben enthalten auch noch knapp 30 Seiten mit interessantem Bonusmaterial. Neben einem Text von Umberto Eco sind auch noch zusätzliche Illustrationen von Pratt enthalten, die zeigen wie begnadet dieser auch mit Aquarellfarben umgehen konnte. In der selben Form erscheint auch der zweite Band Im Zeichen des Steinbocks.
Corto Maltese von Ruben Pellejero
Bei Schreiber & Leser ist auch der Neustart von Corto Maltese erschienen, der von zwei Spaniern realisiert wurde. Die Geschichte Unter der Mitternachtssonnestammt von Juan Diaz Canales (Blacksad) und die Zeichnungen von Ruben Pellejero (Dieter Lumpen).
Mit Schwarzer Ozean hingegen gelang es Bastien Vivès (Der Geschmack von Chlor, Polina, Für das Imperium) und Martin Quenehen scheinbar mühelos Corto in unser Jahrtausend zu transportieren.