Der 1959 in Bagdad geborene Zeichner und Autor Charles Berbérian (Shamhats Liebhaber) feiert gemeinsam mit Philippe Dupuy große Erfolge mit der Serie Monsieur Jean. Das Duo wurde 2008 auf dem Comicfestival in Angoulême mit dem Grand Prix geehrt. Doch Berbérian ist auch als Solist unterwegs. In seiner Comic Playlist, der unter dem Titel Jukebox bei Reprodukt erschien, ließ er seiner Liebe zur Rock- und Popmusik der 80er-Jahre freien Lauf. Charles Berbérian amüsiert sich aber auch über die dadurch ausgelösten Modetrends und schildert wie er sich manchmal lächerlich machte, wenn er in den entsprechenden Klamotten herumlief.
Auf eine ähnlich persönliche Art beschäftigt er sich im Comic Cinerama mit den “besten schlechten Filmen“, die ihn prägten. Die von ihm zusammengetragene Auswahl an Kinofilmen überrascht. Den Auftakt bildet eine “mehr oder weniger akkurate“ Nacherzählung des türkischen Trash-Films Dünyayı Kurtaran Adam (Der Mann, der die Welt rettete). Wie im türkischen Kino üblich, wurden hier einfach Szenen aus US-Blockbuster hineingeschnitten. In diesen Fall kamen Trickaufnahmen aus Star Wars zur Verwendung. Obwohl die Geschichte auf fremden Planeten spielt, zeigt Berbérian, wie die türkischen Helden von Armeniern angegriffen werden und diese belehren: “Es mag Sie vielleicht schockieren, aber einen armenischen Genozid gab es nicht.“
Im nächsten Kapitel erzählt Berbérian davon, wie er sich in seiner Jugend in Bagdad zusammen mit seinem Kindermädchen furchtbar kitschige Filme mit dem Sänger Farid el Atrache ansehen musste. Seinerzeit litt er Höllenqualen, heute schätzt er den pummligen Musiker. In den 80erJahren sah Berberian den französischen Film Duett zu dritt. Die hier erzählte nicht gut endende Liebesgeschichte zwischen Catherine Deneuve und Christopher Lambert, hängt für Berbérian unmittelbar zusammen mit dem Aufstieg und Fall der linken Regierung in Frankreich.
Ein weiteres Kapitel ist Berberians Begeisterung für die Schauspielerin Edwige Fenech gewidmet. Er erzählt aber auch, wie er die Southfork Ranch aufsuchte, um seine nach der TV-Serie Dallas süchtige Mutter ins wirkliche Leben zurückzuholen. Später musste dann seine Tochter die Sopranos aufsuchen um ihren Vater abzuholen.
Den Abschluss des Comics bilden verrückte Nacherzählungen des skurrilen Monster-Films Frankensteins Tochter, sowie einer Episode der japanischen TV-Serie Ultraman. In diese Zusammenstellung seltsamer Filme lässt Charles Berberian immer wieder persönliche Erlebnisse und Beobachtungen einfließen. Der Gotlib, Alexis und MAD-Filmparodisten Mort Drucker gewidmete Comic fasziniert aber auch durch den lässigen Zeichenstil mit dem Berberian skurrile Momente der Filmgeschichte aufleben lässt.
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