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Bilder vom Comic Café vom 28.01.2018

Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 28. Januar 2018 im Münchner Werkstattkino stattfand.

 

COMICFESTIVAL IN ANGOULÊME!

Zum 45. Mal fand im französischen Angoulême das größte Comicfestival Europas statt.

COMIC CAFÉPräsident war diesmal der Schweizer Cosey (Jonathan, Auf der Suche nach Peter Pan), der mit einer großen Ausstellung geehrt wurde.

COMIC CAFÉ

Für Manga-Freunde gab es Werkschauen von Osamu Tezuka (Astro Boy) und Naoki Urasawa (Billy Bat, 20th Century Boys).

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Wir hatten ganz frische Impressionen von der Veranstaltung anzubieten, die am Tage unseres Comic Cafès zu Ende ging.

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Rolf Boyke hat uns aus Angoulême einige beeindruckende Zeichnungen von den höchst unterschiedlichen Besuchern des Festivals mitgebracht.

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

TRICKFILME!

Matthias Schäfer stellte ausgewählte Trickfilm-Klassiker vor und kommentierte diese sachkundig . Diesmal beschäftigte er sich damit, was der Meister-Animator Ub Iwerks anstellte, nachdem er sich von Walt Disney trennte.

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Außerdem zeigte Matthias seine neuste Eigenproduktion!

Comics lesen!

Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht. Regelmäßig und kontrovers diskutiert Gastgeber Heiner Lünstedt in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren der Comiczeichner Rainer Schneider (Comicaze), Rolf Boyke (alias boy) und Igor Barkan (Zombiac) zu Gast.

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Diese Comics standen zur Debatte:

Die Spanier Salva Rubio und Efa versuchten sich an einer Comic-Biografie über MONET.

Monet – Auf den Spuren des Lichts

Hier die Wertung:

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Mit Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein präsentierte Ulli Lust eine gleichwertige Fortsetzung ihres Meisterwerks Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens.

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Hier die Wertung:

Bilder vom Comic Café vom 28.02.2018

Das nächste Comic Café ist am Sonntag den 25. März 2018 um 18 Uhr.

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Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Mit Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens gelang der Österreicherin Ulli Lust ein mitreißender 460-seitiger Comic-Roman. Sie schildert die teilweise ganz schön unangenehmen Erlebnisse, die sie als junge Punkerin auf einer Italienreise hatte. Ulli Lust fand in diesem Comic äußerst einprägsame Bilder für die ständigen Belästigungen, denen sie speziell als Alleinreisende in Sizilien ausgesetzt war. Sie zeigt, wie aus den Augen der dortigen Männer Hände wachsen, die ihr überall hin fassen. Auch eine Vergewaltigung und das Trauma danach setzte sie in Zeichnungen um, die der Leser so schnell nicht vergessen dürfte.

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Als nächstes adaptierte sie für die mittlerweile sanft entschlummerte Reihe von Literatur-Adaptionen des Suhrkamp Verlags Frank Beyers Roman Flughunde. Es verwundert wenig, dass dieser naturgemäß nur bedingt eigenständige Comic gegenüber Heute ist der letzte Tag vom Rest Deines Lebens recht blass wirkte. Dies gilt jedoch nicht für ihr nächstes Werk Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein.

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Hier erzählt Ulli Lust ein weiteres Kapitel aus ihrem Leben, das sich fünf Jahre nach der Italienreise zugetragen hat. Sie lebt nun in Wien, ist etwas älter aber nicht unbedingt weiser geworden. Eigentlich möchte sie Kunst studieren, stattdessen schlägt sie sich mit öden Jobs durch. Sie hat einen Sohn, doch der Vater ist nach einem One-Night-Stand aus ihrem Leben verschwunden. Dafür läuft ihre Beziehung mit dem 20 Jahre älteren Schauspieler Georg sehr gut.

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Doch dieser sieht Ulli in erster Linie als Gefährtin und hat nur wenig Interesse an Sex und nichts gegen eine offene Beziehung. Daher hält Ulli die Augen offen. Sie trifft den Nigerianer Kimata, der ungefähr in ihrem Alter ist und sich illegal in Österreich aufhält. Beide landen recht schnell in der Kiste. Dort funktioniert alles bestens und auch für erotische Höhepunkte findet die Zeichnerin Ulli Lust in diesem Comic sehr ausagekräftige Bilder.

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Zunächst läuft die Ménage-à-trois bestens, auch da sich Georg und Kimata sympathisch sind. Ulli lässt sich dazu überreden den Nigerianer zu heiraten, damit dieser nicht abgeschoben wird. Doch Kimata leitet aus der Scheinehe Besitzansprüche ab und wird auch schon mal ganz schön brutal, wenn Ulli seinen Wünschen nicht nachkommt. Als dies immer schlimmer wird und eskaliert, sieht sie keine andere Möglichkeit als zur Polizei zu gehen. Dort sind Brutalitäten in der Ehe kein Grund zum Einschreiten. Die Beamten werden erst aktiv, nachdem sie erfahren haben, dass Kimata illegal in Wien ist…

Ulli Lust: Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein

Einmal mehr gelang Ulli Lust ein autobiografischer Thriller, der recht harmlos, ja fast schon banal beginnt, doch den Leser immer mehr in den Bann zieht.

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Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

1984 bricht die 17-jährige Wiener Punkerin Ulli gemeinsam mit ihrer Freundin Edi, die sie allerdings noch nicht sehr lange kennt, zu einer Reise auf, die ihr Leben entscheidend prägen wird. Sie versuchen ohne Geld, Klamotten zum Wechseln und – im Falle von Ulli – sogar ohne Ausweispapiere klar zu kommen. Die beiden Mädchen reisen per Anhalter, als Schwarzfahrer in Zügen und oft zu Fuß über Verona, Cattolica und Rom bis nach Sizilien.

Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Ulli Lust (Flughunde, Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein) erzählt auf 450 Seiten von dieser zweimonatigen Reise. Was zunächst wie eins jener heiteres Unterwegs-Abenteuer beginnt, wie es nur junge ungebundene Menschen erleben können, nimmt – nachdem Ulli schließlich Sizilien erreicht hat – ganz schön unangenehme Züge an.

Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Im Gegensatz zu Edi, die – in Zeiten als Aids noch kein zentrales Thema war – mit möglichst vielen Männern schlafen möchte, ist Ulli äußerst genervt von den plumpen Annäherungsversuchen, die sie bereits in Norditalien zuhauf erlebte. Da die Mädchen in Rom sehr schnell gleichgesinnte Freunde finden, ist dieses Problem innerhalb einer munteren Gruppe wenig mehr als eine Randerscheinung. Doch als Ulli, durch einen berechnenden Herrn von Edi getrennt wird und auf der Suche nach dieser, alleine im sizilianischen Catania ankommt, ist sie für die dortigen Männer nur noch Freiwild.

Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Ulli Lust findet in ihrem Comic für diese ständige Belästigung äußerst einprägsame Bilder. Aus den Augen der Sizilianer wachsen Hände, die ihr überall hin fassen. Auch die Vergewaltigung und das Trauma danach hat setzt sie in Bilder um, die der Leser so schnell nicht vergessen dürfte.

Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Die größte Enttäuschung dürfte Ulli jedoch nach ihrer Rückkehr in Österreich erlebt haben. Nachdem sie vergeblich versuchte die mittlerweile drogensüchtige Edi davon abzuhalten für ein Mafia-Söhnchen auf dem Strich zu gehen, wurde sie von der Polizei aufgegriffen und zurück in ihre Heimat geschickt. Doch dort angekommen hatten ihre Eltern bereits mit Edi gesprochen und diese hatte einfach die Rollen vertauscht. Sie erzählte, dass Ulli in Palermo Heroin spritzt und auf dem Strich geht. Im Nachwort des Comics erzählt Ulli Lust, dass sie drei Jahre später erneut auf Edi traf und diese mittlerweile auf die Handelsschule ging und so tat als wenn nichts gewesen wäre.

Ulli Lust: Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens

Ulli Lust, die heute in Berlin lebt, hat insgesamt fünf Jahre an “Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens“ gearbeitet. Wer das beeindruckend in Szene gesetzte Werk liest, weiß warum es ihr ein Bedürfnis war, sich diese zwei Monate ihres Lebens von der Seele zu zeichnen.

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Ulli Lust: Flughunde

Sehr lange hat es gedauert, bis der Suhrkamp Verlag seine groß angekündigte Graphic Novel Reihe endlich auf Trapp gebracht hat. Zunächst sah es so aus, als wenn hier ausschließlich Nicolas Mahler veröffentlicht wird. Dessen höchst amüsante Adaption von Thomas Bernhards Alte Meister erschien bereits Ende 2011 und 15 Monate später folgte als zweiter Band der Reihe Alice in Sussex, ebenfalls von Mahler mit lockerer Hand gezeichnet, diesmal allerdings frei nach Lewis Carroll und H.C. Artmann.

Ulli Lust: Flughunde

Doch – Oh Wunder! – bevor Mahler mit seiner Adaption von Robert Musils Der Mann ohne Eigenschaften der Suhrkamp-Hattrick gelang, schaffte es Andreas Platthaus, der Betreuer der Reihe, doch noch einige andere Zeichner an den Start zu bringen. Olivia Viewegs Comicadaption von Mark Twains Huckleberry Finn sieht großartig aus, da der Zeichenstil an Mawil erinnert und die Geschichte vom Mississippi an die Saale zu verlegen hat seinen Reiz.

Ulli Lust: Flughunde

Ulli Lust hingegen, hat sich ein Stück deutsche Gegenwartsliteratur aus dem geräumigen Fundus der regenbogenbunten Suhrkamp-Bücher herausgesucht, wobei sie sich bei der Suche wie “ein Kind im Spielzeugladen“ fühlte. Die Wahl fiel schließlich auf Marcel Beyers Flughunde, ein Roman aus dem Jahre 1995, der sich auf ungewöhnliche Weise mit dem Ende des Dritten Reiches beschäftigt. Hauptfiguren sind die zwölfjährige Helga, die Älteste der fünf Töchter von Joseph Goebbels, dem “Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda“, sowie der gefühlskalte Akustiker Hermann Karnau. Dieses “Horch-Ungeheuer“ ist für die literarische Quartettspielerin Sigrid Löffler “der fürchterlichste Roman-Unhold, seit Patrick Süskind in seinem Roman Das Parfum das Geruchsmonster Grénouille erfand.“ Vielleicht ist das ganze Buch aber auch einfach nur eine “Blechtrommel“ für Arme.

Ulli Lust: Flughunde

Ulli Lust macht aus dem etwas über 300-seitigen Roman einen 364-seitigen Comic, wobei sie dem Leser einiges an Lesezeit erspart, auch wenn sie immer wieder ganze Textpassagen aus dem Roman unillustriert zwischen die Panels packte. Gezeichnet und in Szene gesetzt ist die ganze Chose durchaus meisterlich, doch mich persönlich hat die Geschichte trotzdem eher kalt gelassen. Was nicht ganz stimmt, denn bei der Lektüre kam auch etwas Bedauern darüber auf, dass Ulli Lust diesmal nicht wie bei ihrem mitreißenden Comic Heute ist der letzte Tag vom Rest deines Lebens (und in der Fortsetzung Wie ich versuchte ein guter Mensch zu sein) einfach ihr eigenes Ding durchgezogen hat, sondern “fremd gegangen“ ist.

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