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Wer die Nachtigall stört

1960 verarbeitete Harper Lee ihre Jugenderlebnisse in einer Südstaaten-Kleinstadt in den 30er Jahren zum Roman Wer die Nachtigall stört. Das Buch wurde zu einem großen Erfolg und bereits zwei Jahre später verfilmt. Gregory Peck wollte unbedingt die Rolle des Atticus Finch spielen. Er bekam nicht nur den Part, sondern setzte auch durch, dass der Anwalt, der einen der Vergewaltigung eines weißen Mädchens bezichtigten schwarzen Farmarbeiter verteidigt, zur Hauptfigur des Films wurde.

Wer die Nachtigall stört

Gregory Peck spielte die Rolle seines Lebens und bekam dafür einen Oscar. Doch Harper Lees Roman ist sehr viel mehr als die Geschichte einer Gerichtsverhandlung vor dem Hintergrund von Rassismus und Vorurteilen. Daher ist es sehr zu begrüßen, dass eine neue Adaption andere Akzente setzt und die nur scheinbar idyllische Welt der fiktiven Kleinstadt Maycomb mit den Augen der beiden Kinder von Atticus Finch betrachtet.

Wer die Nachtigall stört

Genau wie Harper Lee in ihrem Roman erzählt auch der britische Zeichner Fred Fordham (Die Abenteuer von John Blake) die komplette Geschichte aus der Sicht der von Jean Louise Finch, die von allen „Scout“ genannt wird. Gemeinsam mit ihrem Bruder Jem und dem etwas seltsamen Jungen Dill, für den Lees Jugendfreund Truman Capote Pate stand, beobachtet sie nicht nur die Gerichtsverhandlung, sondern versucht auch hinter das Geheimnis des mysteriösen Nachbarn Arthur Boo Radley zu kommen. Sehr sensibel erzählen Buch und Comic (aber nicht der Film) auch von Scouts nicht nur erfreulichen Erlebnissen in der Schule.

Wer die Nachtigall stört

Der Rowohlt Verlag hat Fred Fordhams 270-seitige Roman-Adaption in einem schönen Hardcoverband veröffentlicht. Das detailreiche, sehr einfühlsam kolorierte, Artwork vermittelt die agressive sommerliche Hitze (“Die steifen Kragen der Männer waren schon um neun Uhr morgens durchgeweicht“) und hätte sehr gut ein etwas größeres Format vertragen. Der Comic wird viele Leser dazu bringen, endlich einmal Harper Lees tollen Roman zu lesen (oder sich zumindest die gelungene Verfilmung anzusehen).

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Capote in Kansas

Bereits bevor 2004 sein (bei uns bisher nicht erschienener) auf Tatsachen basierender Gangster-Comic Union Station veröffentlicht wurde, plante Ande Parks, der auch gemeinsa die Comic-Vorlage zur Netflix-Produktion Tyler Rake: Extraction schrieb,  eine Adaption der Hintergrund-Geschichte zu Truman Capotes Tatsachen-Roman Kaltblütig. Als ein Jahr später schließlich der von ihm getextete Comic Capote in Kansas erschien, war ihm Hollywood zuvor gekommen.

Capote in Kansas

Zur gleichen Zeit startete der Kinofilm Capote und Philip Seymour Hoffman erhielt einen Oscar für die Titelrolle. Ein Jahr später folgte auch noch der Film Kaltes Blut – Auf den Spuren von Truman Capote. Hier spielte Sandra Bullock die Rolle von Harper Lee, der Autorin von Wer die Nachtigall stört, die als Jugendfreundin von Truman Capote den Bestseller-Autor auf seinem Trip nach Kansas begleitete.

Capote in Kansas

Wenn Ande Parks Comic bei uns mit fast 10-jähriger Verspätung im Rahmen der allgemeinen Graphic Novel Euphorie veröffentlicht wird, dann erscheint eine weitere Auseinandersetzung mit der schon etwas abgegriffen wirkenden Geschichte als nicht allzu prickelnd. Doch Parks verfolgt einen recht interessanten eigenen Ansatz. Er erzählt nicht nur davon, wie der schillernde Capote in der Kleinstadt Garden City zunächst wie ein Fremdkörper wirkt und wie sich der homosexuelle Autor von Frühstück bei Tiffany zum Mörder Perry Smith hingezogen fühlt. Auch die zusammen mit ihren Eltern und ihrem Bruder von Smith und Dick Hickock ermordete 16-jährige Nancy Cutter spielt eine wichtige Rolle in der Geschichte. Sie erscheint Capote als Geist und konfrontiert ihn dadurch mit den Schrecken der Tat.

Capote in Kansas

Der auch im Superhelden-Genre u. a. als Daredevil-Zeichner erfolgreiche Chris Samnee hat Parks Geschichte in zumeist recht stilvolle schwarzweiße Bilder umgesetzt. Panini veröffentlicht Capote in Kansas als schöne Hardcover-Edition mit umfangreichen Bonusmaterial wie Skizzen, nicht verwendeten Szenen und Hintergrundinfos.

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