Vor zwei Jahren erschien beim Taschen Verlag, im gleichen Riesen-Format von 42 x 31 cm wie zuvor die voluminösen Bildbände zu Stanley Kubrick, Charlie Chaplin und James Bond, ein 620-seitiger Archiv-Band über die Animationsfilme, die zu Walt Disneys Lebzeiten entstanden sind. Etwas kurz kamen dabei die ersten Cartoons mit Micky, Donald und Goofy, die in weiteren Büchern gewürdigt werden.
Halbwegs pünktlich zum 90. Geburtstag von Micky Maus, dessen erster Cartoon Steamboat Willie (zwei zuvor fertiggestellte stumme Trickfilme wurden zurückgehalten und nachvertont) am 18. November 1928 seine Premiere erlebte, geht es weiter. Taschen präsentiert einen völlig zu Recht Die ultimative Chronik genannten 500-seitigen Prachtband.
Auf den ersten Blick wirkt es etwas inkonsequent, dass das Buch im Hochkant-Format von 29 x 40 cm und nicht in Widescreen wie der Disney-Archivbands erschienen ist. Doch da die Cartoons nur sehr selten im Breitwandformat gedreht wurden – bei Steamboat Willie ist das Seitenverhältnis sogar nahezu quadratisch – passt das Erscheinungsbild einschließlich eines sehr hübschen Micky-Maus-Lesezeichens, bestens zum Inhalt. Erfreulich ist auch, dass der Text in deutscher Sprache vorliegt und nicht wie bei Taschens Archiv-Bänden auf ein beigelegtes Übersetzungsheft zurückgegriffen werden muss.
Der Inhalt dürfte selbst Disney-Experten überraschen. So gibt es Reproduktionen von Original-Hintergrund-Gemälden der ersten Micky-Maus-Cartoons, die – sofern noch vorhanden – um schwarzweiße Animationszeichnungen ergänzt wurden. Den fast unmittelbaren großen Erfolg, den die die Figur weltweit hatte, unterstreichen ein im Buch abgedruckter japanischer Werbe-Flyer von 1928, sowie ein Foto von der Skulptur einer überlebensgroßen Mickey Mouse am Klavier, die bereits 1930 bei Madame Tussaud ausgestellt wurde.
Ein ganzes Kapitel ist den zahlreichen geplanten Trickfilmen gewidmet, die aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert wurden, doch zu denen bereits sehr vielversprechende Entwurfszeichnungen entstanden sind. Bemerkenswert ist auch, wie ausführlich auf die Comics eingegangen wird, bei denen es sich häufig um sehr eigenwillige Interpretationen der Micky Maus handelt.
Man denke nur an Floyd Gottfredsons fast schon epische Abenteuer-Geschichten, an den klaren Stil der Krimis von Paul Murry und die von meisterlichen Zeichnern wie Romano Scarpa sehr eigenständig realisierten italienischen Topolino-Comics. Als Irrweg erwies sich jedoch ein kurzlebiger Versuch – lange vor Roger Rabbit – Micky Maus gemeinsam mit realistisch gezeichneten menschlichen Charakteren auftreten zu lassen.
Mehr Micky Maus ist kaum möglich!
Unter dem Motto, halb so groß und halb so teuer ist zum 40. Geburtstag von Taschen eine Neuauflage des Buchs zum Preis von 20 Euro erschienen. Dank eines neuen Layouts kommen die Abbildungen trotz des kleineren Formats von 16 x 22 cm sehr gut zur Geltung.
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