Hier einige Impressionen von meinem Comic Café, das am Sonntag den 28. Oktober 2018 im Münchner Werkstattkino stattfand.
Zu Gast war:
Tracht Man-Zeichner CHRIS KLOIBER!
Chris Kloiber lebt und arbeitet in Bamberg. Er ist der Chef und der umtriebigste Zeichner und Autor bei Plem Plem Productions.
Er hat so unterschiedliche Titel geschaffen wie The Changer, Dopey & Horst, Sanchez, Into the Mirror, Shark Farmer. Die Hälfte davon nicht nur als Autor, sondern auch als Zeichner, Kolorist und Letterer.
Der größte Erfolg von Chris ist TRACHT MAN, der bayerische Superheld. Dieser trägt natürlich eine Lederhose, hat eine Knödel-Kanone und lebt in einem Luftschiff namens Oktoberfestung. Tracht Man kämpft u. a. gegen den riesengroßen Saupreiss, der eine Pickelhaupe auf dem Kopf hat, und tritt auch an, um das Oktoberfest zu retten.
Chris Kloiber gelang es prominente Comic-Künstler dazu zu bewegen alternative Titelbilder für seine Tracht-Man-Hefte zu zeichnen. Eine echte Augenweide sind die Variant-Cover von Romano Molenaar (Storm, X-Men) und von Batman-Legende Neal Adams (Superman vs. Muhammad Ali).
Aktuell arbeitet Chris Kloiber an der Gratis Comic Tag Ausgabe und der fünften Nummer von Tracht Man! Im Comic Café unterhielten wir uns mit ihm über seine bisherigen und künftigen Projekte.
Mittlerweile gibt es sogar bereits eine Action-Figur von Tracht Man!
COMICS LESEN!
Fester Bestandteil des Programms ist die Expertenrunde “Comics lesen!“ die sich als Prüfstand für Neuerscheinungen versteht.
Regelmäßig und kontrovers diskutiere ich in lockerer Runde über aktuelle Comics. Diesmal waren Rainer Schneider (Comicaze), Igor Barkan (Zombiac) und Michael Khambekar zu Gast.
Diese Comics standen zur Debatte:
Mit LEICHTE BEUTE (Carlsen) gelang Miguelanxo Prado (Ardalén, Der tägliche Wahn) ein an tatsächlichen Ereignissen orientierter Krimi über gierige Banken.
Hier die Wertung:
Anlässlich des 15. Geburtstag von Robert Kirkmans THE WALKING DEAD (Cross Cult) besprechen wir den von Tony Moore gezeichneten Auftakt der Endlos-Zombie-Serie.
Hier die Wertung:
Trickfilmklassiker – SPEEDY GONZALES!
Matthias Schäfer hat diesmal zwei besonders lustige Trickfilm-Klassiker mit SPEEDY GONZALEZ vorgestellt und die Geschichte hinter der „schnellsten Maus von Mexiko“ erzählen.
COPYRIGHT: Warner Bros
Danach fand wie immer ein gemütliches Beisammensein im Fraunhofer statt.
Einige Jahre bevor er riesige Erfolge mit seiner mittlerweile auf knapp 200 Hefte angewachsenen und auch verfilmten Serie The Walking Dead feierte, schrieb Robert Kirkman mit Battle Pope seine Comic-Serie, die er ab 2000 im Eigenverlag Funk-O-Tron veröffentlichte. Als Co-Schöpfer und Zeichner fungierte Kirkmans Schulfreund Tony Moore, der auch die ersten sechs Hefte zu The Walking Dead zu Papier brachte.
Hauptfigur ist der frisch gekürte Ober-Hirte Oswald Leopold II, der alles andere als päpstlicher als der Papst ist. Gleich das erste Panel der Serie zeigt das Katholiken-Oberhaupt in einer zweifelhaften Bar sitzend und trüben Gedanken nachhängend. Auch nachdem er Papst wurde, hielt Oswald nichts vom Zölibat, denn er war fest davon überzeugt, dass keiner gegen ihn aufmucken würde.
Doch weit gefehlt, denn durch Oswalds Lotterleben war Gott erzürnt, zog sich zurück und Höllenkreaturen tauchten auf, um die Erde zu erobern. Papst Oswald war zum Glück bei Bruce Lee in die Lehre gegangen und kämpft wehrhaft gegen die Dämonen an, wobei ihm, der an seiner Seite agierende, Jesus Christus keine allzu große Hilfe ist.
Robert Kirkman erhoffte sich bei Battle Pope erboste Reaktionen von Katholiken, um mit seinem Comic Aufsehen zu erregen. Da dies ausblieb, verfasste er selbst einen erbosten Leserbrief. Die Serie ist für eine blasphemische Satire erstaunlich unkomisch und zeigt, dass Robert Kirkman kein Händchen für lustige Geschichten hat (auch wenn er seine danach entstandenen Comics wie Outcast mit grimmigen Humor garnieren sollte). Das ist etwas schade, denn die Zeichnungen von Tony Moore sind sehr amüsant ausgefallen. Seine Figuren lassen manchmal an die genialen Schöpfungen des französischen Comic-Großmeisters Marcel Gottlib (Die Dingodossiers) denken.
Cross Cult veröffentlicht eine 432-seitige Gesamtausgabe von Battle Pope. Enthalten ist die bei Image erschienene Neuauflage, die von Val Staples koloriert wurde. Der dicke Hardcover-Band enthält einen umfangreichen Anhang mit Skizzen und Variant-Covern, sowie Texten, in denen Kirkman nicht müde wird zu betonen, wie sehr Val Staples‘ Farben die Wirkung der Zeichnungen von Tony Moores gesteigert haben.
Auf die Idee jemanden anzuheuern, der auch die Story verbessert, ist Kirkman leider nicht gekommen.
Die handliche deutsche Ausgabe von Cross Cult des mittlerweile auch erfolgreich als Serie fürs Fernsehen verfilmten Zombie-Epos The Walking Dead ist eigentlich optimal. Einen Schönheitsfehler gibt es jedoch, denn es fehlen die schaurig schönen Titelbilder der einzelnen Hefte. Ein großformatiges reich bebildertes Buch schafft hier Abhilfe.
Das Buch The Walking Dead – Die Cover beschränkt sich jedoch nicht darauf, die farbigen Titelbilder der ersten 50 US-Hefte abzudrucken. Ähnlich wie es zuvor schon Garth Ennis und Glenn Fabry in Dead or Alive, einem Sammelband mit den herrlichen Cover-Gemälden der Serie Preachermachten, kommen auch hier Autor und Künstler zu Wort.
Der Texter Robert Kirkman und seine Zeichner Tony Moore, mit dem er zuvor schon bei der Serie Battle Popezusammenarbeitete, sowie Charlie Adlard, der die Serie ab Heft 7 übernahm (aber erst ab Ausgabe 25 auch die Titelbilder zeichnen durfte), liefern knappe aber sehr informative Kommentare zu jedem einzelnen Motiv ab. Zusätzlich gibt es auch noch Skizzen, alternative Entwürfe und die Cover der diversen Sammelbände der Serie zu bestaunen.
Insgesamt ist dies nicht nur ein hübsch gruseliger Bildband, sondern auch ein hochinteressanter Einblick in die kreativen Prozesse bei einer Erfolgsserie. Da es nicht mehr allzu lange dauern dürfte bis in den USA das 200. Heft von Band von The Walking Dead erscheint, ist ein zweiter Band mit den zugehörigen Covern schon lange überfällig!
Der Polizist Rick Grimes wird angeschossen und erwacht in einem Krankenhaus. Doch dies ist nur der Auftakt von schrecklichen Erlebnissen, denn er ist von Toten und Untoten umgeben. Mit viel Glück gelingt es ihm zu flüchten. Doch sein Haus ist verlassen und Rick reist durch eine Landschaft voller Leichen und Zombies nach Atlanta um Frau und Kind zu finden. Dort sieht es auch nicht besser aus und nur durch Zufall stößt er schließlich auf seine Familie, die mit einer bunt zusammen gewürfelten Gruppe Überlebender gegen die Zombies ankämpft.
Mit The Walking Dead gelang Robert Kirkman 2003 ein Überraschungserfolg. Der Autor ist ein großer Fan der Zombie-Filme von George A. Romero und immer ganz traurig, wenn diese (meist böse) enden. Daher plante er seine nicht nur aus Gemetzel bestehende Geschichte, die in bester Horror-Tradition keine Erklärung für das Grauen liefert, als einen “Zombiefilm, der niemals endet“.
Stärker noch als Zombie- und andere Horror-Filme beeindruckte Kirkman in seiner Jugend die melodramatische TV-Serie Melrose Place. Im Interview mit dem US-Fachmagazin Comics Journal bezeichnet Kirkman – sicher etwas überspitzt – Comicfans “als Memmen, die sich nicht trauen eine Soap Opera zu schauen und stattdessen Superhelden-Comics lesen“. In der Tat waren speziell Marvel-Comics wie Spider-Man auch deshalb so erfolgreich, weil der Held nicht nur gegen Super-Schurken, sondern auch mit Alltagsprobleme und Liebeskummer kämpfte. Auch The Walking Dead steht in dieser Tradition.
In seinem Schulkameraden Tony Moore, mit dem er zuvor schon bei der Serie Battle Popezusammenarbeitete, fand Kirkman den richtigen Zeichner, der seine Geschichte in schwarzweiße Bilder voller Grautöne umsetzte und bei Image schließlich auch einen US-Verlag.
Seit Heft 7 zeichnet der Brite Charlie Adlard die Serie. Ganz das Niveau von Robert Kirkmans Jugendfreund Tony Moore, dessen ausdrucksstarke schwarzweiße Bilder, sehr viel zum Erfolg von The Walking Dead beitrugen, hat Adlard nicht erreicht. 2012 gab es ein unschönes Nachspiel. Robert Kirkman wurde von Tony Moore verklagt, weil ihn dieser angeblich dazu gedrängt hatte, als Zeichner bei The Walking Dead aufzuhören und seine Rechte an ihn abzutreten. Ferner habe Kirkman ihm Ausgleichszahlungen versprochen, aber laut Moores Aussage nicht geleistet. Robert Kirkman reichte eine Gegenklage ein und schließlich einigte man sich “freundschaftlich“.
Mit seinem deutschen Verlag Cross Cult hat Kirkman Glück. Dort erschienen zuvor schon liebevoll aufgemachte Editionen von Mike Mignolas Hellboy und Frank Millers Sin City. Band 1 von The Walking Dead enthält nicht nur die ersten sechs Hefte der Serie, die tatsächlich in allerbester Zombie-Tradition stehen, sondern auch sehr aufschlussreiche Interviews mit Tony Moore, der mittlerweile durch den Briten Charlie Adlard ersetzt wurde, und Kirkman, der sich durch den Erfolg von The Walking Dead auch als Superhelden-Autor (Marvel Team Up, Marvel Zombies) qualifizierte.
Jubiläums-Cover von Charlie Adlard
Auch die von Charlie Adlard gezeichnete Fortführung der Serie belegt die Tragfähigkeit von Kirkmans Konzept. Die Gruppe um Rick Grimes trifft weitere Überlebende, findet scheinbar sichere Unterschlüpfe (einmal sogar in einem Gefängnis), wird immer wieder von lebenden Toten angegriffen und dezimiert.
Doch überraschenderweise sind es im Gegensatz zu den meisten Zombie-Filmen weniger die Horror-Szenen, die den Reiz der Serie ausmachen, sondern eher die reflektierenden Dialogszenen. Dank seiner epischen Erzählstruktur, kann sich Kirkman auch Trauerarbeit leisten und den Toten gedenken, ein Luxus, den ein von Action-Höhepunkt zu Schockszene hechelnder Hollywood-Regisseur eher selten hat. Der Comic erwies sich auch als Steilvorlage für eine erfolgreiche TV-Serie.