Kenneth Branaghs Thor war nicht gerade der Hammer unter den ersten Filmen des Marvel Cinematic Universe. Captain America und vor allem die Iron Man Filme mit Robert Downey jr. gerieten um einiges unterhaltsamer. Auch unter den sich erfolgreich auf der Leinwand versammelnden Avengers wirkte der von Chris Hemsworth verkörperte nordische Gott mit seinem Hammer und der wallenden blonden Mähne manchmal etwas albern. Nicht ganz zu Unrecht musste er sich von Downey jr. alias Iron Man die Frage gefallen lassen, ob er vielleicht von ihm “Shakespeare im Park“ spiele.
Von daher waren die Erwartungen entsprechend niedrig bei Thor – The Dark Kingdom (keine Ahnung, warum der Originaltitel Thor – The Dark World geändert wurde). Doch oh Wunder, das Ding geht ab wie eine Rakete und wirkt so, als wenn in Branaghs Thor einige bei der Zubereitung etwas übel riechende Ingredienzien angerührt wurden, die zwei Jahre später dann überraschenderweise doch noch zu einem äußerst schmackhaftes Festmahl wurden. Fast alle Darsteller des ersten Filmes sind wieder versammelt. Einzige und nicht wirklich bedeutende Ausnahme ist der jetzt von Zachary Levi verkörperte an Robin Hood erinnernde Thor-Kumpel Fandral, den zuvor Joshua Dallas gespielt hatte.
Mit einer fast schon unglaublichen Leichtigkeit mixt der TV-Veteran Alan Taylor – er inszenierte Episoden zu Erfolgsserien wie Sex and the City, Mad Man oder Game of Thrones – schwülstige Heroic Fantasy mit Romantic Comedy. Das rasant in Szene gesetzte Resultat ist niemals albern, oftmals sehr komisch (etwa wenn Thor seinen Hammer in der Londoner Bude seiner Flamme Jane an der Garderobe aufhängt), manchmal sogar richtig dramatisch (hierfür ist hauptsächlich Rene Russo als Thors Mutter Frigga zuständig) und insgesamt unglaublich unterhaltsam.
Schon nach kurzer Zeit ist es bei soviel Spaß völlig egal worum es eigentlich geht, anscheinend stehen hier – bedroht durch Dunkelelfen – mindestens neun Welten kurz vor dem Untergang. Chris Hemsworth, der zuvor auch schon in Ron Howards Rennfahrer-Drama Rush schauspielerische Qualitäten zeigte, ist ein überzeugender Leading Man.
Natalie Portman fühlt sich sichtlich wohl an Hemsworths Seite, während ihre Kollegin Kat Dennings als leicht nerdige Assistentin Darcy die besten Momente des ganzen Filmes hat. Halt stopp, das stimmt nicht ganz, denn der absolute Knaller in einen an Höhepunkten nicht eben armen Film ist Stellan Skarsgårds (River) gänzlich unbekleideter Amoklauf durch die Ruinen von Stonehenge.
Im Heimkino geht der Spaß dann noch weiter, vor allem auf Blu-ray. Hier gibt es als Extras einen wahlweise deutsch untertitelten Audiokommentar mit Regisseur Alan Taylor, Produzent Kevin Feige und Loki-Darsteller Tom Hiddleston. Außerdem noch „Hinter den Kulissen“-Berichte (insgesamt 31:39 min), zusätzliche und erweiterte Szenen (7:49 min, wahlweise mit Regie-Kommentar) Pannen vom Set (3:30 min), Bericht über den Soundtrack von Brian Tyler (5:21) und eine Vorschau auf „The Return of the first Avenger“ (3:35 min).
Der Höhepunkt des Bonusmaterials ist jedoch zweifelsohne ein eigens für die Blu-ray von “Thor – The Dark Kingdom“ produzierter knapp 14-minütiger Kurzfilm aus der Reihe MARVEL ONE-SHOT. Im Zentrum von “All Hail the King“ steht Trevor Slattery alias “Der Mandarin“, so lautet auch der deutsche Titel des leider für die Blu-ray-Veröffentlichung nicht synchronisierten Kurzfilms. Ben Kingsley übernahm hier wieder die Rolle des Schauspielers, der in “Iron Man 3“ den Auftrag bekam einen Super-Schurken zu spielen und sorgt auch im Kurzfilm für einige Lacher. Am Ende des Filmchens gibt es noch ein paar überraschende Wendungen sowie einen lustigen Gastauftritt. Es ist großartig, dass Marvel/Disney so tolle Goodies für die Fans produziert!
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