The Punisher trat 1974 erstmals als Nebenfigur in Spider-Man # 129 auf. Der mit Orden behängte Elitesoldat Frank Castle erlebte während des Vietnam-Kriegs Schreckliches. Doch es geschah nicht in Fernost an der Front, sondern als er Heimaturlaub hatte. Nachdem Castles Frau und seine beiden Kinder Zeugen eines Verbrechens wurden, musste Castle miterleben, wie sie brutal ermordet wurden. Fortan zieht er als Punisher durch den New Yorker Großstadt-Dschungel und bestraft alle Kriminellen.
Er vollstreckt so drastisch und tödlich, wie es den Autoren der immer populärer werdenden Comic-Serie nur möglich ist. Zu einer wahren Meisterschaft brachte es 2001 der mittlerweile in New York lebende Ire Garth Ennis (Preacher) in der von Steve Dillon in Szene gesetzten Storyline Welcome Back, Frank. Gerade die ebenso drastischen, wie auch durchaus realistischen Großstadt-Krimis, die Ennis seitdem mit dem Punisher erzählt, sorgten dafür, dass der Marvel-Charakter eine Zukunft als mehrfach verfilmter Serienheld hat.
Doch Ennis war mit britischen Kriegs-Comics groß geworden und US-Superhelden immer etwas lächerlich fand, kümmert sich auch um Castles Vergangenheit. Dies begann 2003 in Marvels Erwachsenen-Label MAX mit der vierteiligen Miniserie Born, die bei uns in Band 2 der The Punisher – Garth Ennis Collection eröffnet. Hier erzählte Ennis davon, dass Castle bereits vor dem Massaker an seiner Familie sehr bedenkliche Tendenzen zur Selbstjustiz hatte. So sorgte er als Soldat dafür, dass ein arroganter General von gegnerischen Heckenschützen getötet wurde und ertränkte einen zu seiner Truppe gehörenden Vergewaltiger.
Dies mag eine nicht unbedingt eine zwingend nötige Erweiterung des Punisher-Mythos sein. Doch die grimmige Schilderung des Kriegs fiel erschreckend realistisch aus. Das lag auch daran, dass Ennis mit dem Zeichner Darick Robertson, der mit ihm auch bei The Boys zusammenarbeitete, einen mehr als fähigen Komplizen hatte. Das Tüpfelchen auf dem i sind die kunstvoll drastischen Titelbilder von Wieslaw Walkusi.
2004 startet Ennis bei MAX eine neue Punisher-Reihe, die weniger auf Sarkasmus setzte, sondern knallharte realitätsnahe Thriller präsentierte. Diese Ära endete vier Jahre später mit der Storyline Valley Forge, Valley Forge, in der Ennis gemeinsam mit dem kroatischen Zeichner Goran Parlov von Frank Castles Tagen als Elitesoldat in Vietnam erzählte. Dies geschieht zwar nur am Rande der ansonsten in New York spielenden Geschichte, doch der beim Punisher immer noch vorhandene Militärkodex ist das zentrale Element der Story.
Es geht um acht in kriminelle Angelegenheiten verwickelte US-Generäle, die nicht zu Unrecht vermuten, dass der ansonsten nicht eben zimperliche Punisher Probleme damit haben wird, US-Soldaten zu töten. Mit schmutzigen Tricks gelingt es den Offizieren eine Delta-Force-Spezialeinheit nach New York zu schicken, wo sie Castle zur Strecke bringen sollen. Doch ganz so einfach ist das natürlich nicht, und der an Morgan Freeman erinnernde Colonel Howe ist als Chef der Spezialeinheit auch nicht so einfach zu steuern wie erwartet.
Valley Force, Valley Force ist bei uns in Band 3 der Garth Ennis Punisher Collection enthalten und überrascht auch dadurch, dass Ennis in die Handlung scheinbar wahllos Auszüge eines vom Journalisten Michael Goodwin verfassten fiktiven Vietnam-Berichts, sowie von Goran Parlov sehr stimmig gezeichnete “Fotodokumente“, einfließen ließ. Dies verleiht der Geschichte zusätzliche Tiefe.
Die sechsteilige Mini-Serie Platoon (2018) von Ennis und Parlov ist auch im vierten Band der Collection mit den Punisher-Comics von Garth Ennis enthalten. Sie baut auf Born und Valley Force, Valley Force auf, bzw. erzählt die Vorgeschichte dazu. In einer Rahmenhandlung interviewt Michael Goodwin im heutigen New York einige Vietnam-Veteranen, die Frank Castle ihr Leben verdanken. Erzählt wird von den ersten Kriegseinsätzen des noch unerfahrenen Offiziers Castle. Dieser findet sich schnell zu recht. Wenn es darauf ankommt, hat Castle noch dreckigere Tricks drauf, als seine Vorgesetzten. Noch ist er ein Team-Player, der sich verantwortungsbewusst für seine Männer einsetzt, doch das bleibt nicht lange so…
Interessant ist Platoon auch dadurch, dass Ennis und Parlov versuchen die Gegenseite ebenfalls zu Wort kommen zu lassen. So wird gezeigt, wie Michael Goodwin mit einem sehr kultivierten nordvietnamesischen Veteranen spricht. Dessen Fazit ist: “Die Vietnamesen kämpften für ihr Land und die Amerikaner für nichts und ohne zu wissen, warum sie es tun.“ Doch Ennis lässt den alten Mann noch ergänzen: “Nein, stimmt nicht, die Besten kämpften füreinander“. Damit benennt Garth Ennis vielleicht auch den Grund, warum er immer wieder Kriegsgeschichten erzählt. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch seine Reihe War Stories.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch die Miniserie Punisher: Soviet. Hier verbündet sich Frank Castle mit einen russischen Afghanistan-Veteran, dessen Schicksal ihm vertraut vorkommt. Geschickt wechselt Ennis die Zeitebenen und erzählt realitätsnah vom Schicksal der einfachen russischen Soldaten im Afghanistan-Krieg.
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