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Der Mann, der lacht

So mancher dürfte von diesem Film gehört haben, weil die Darstellung von Conrad Veidt (Casablanca, Der Dieb von Bagdad) als Gwynplaine, dem ein irres Grinsen ins Gesicht geschnitten wurde, Jerry Robinson, Bob Kane und Bill Finger zu Batmans bekanntesten aber auch unheimlichsten Gegner, dem Joker, inspirierte. Doch auch die Filmgeschichte hat die Adaption des letzten Romans von Victor Hugo maßgeblich beeinflusst.

Cover A

Der 1929 entstandene Film ist das Bindeglied zwischen den Stummfilm-Blockbustern Der Glöckner von Notre-Dame (1923) und Das Phantom der Oper (1925) mit Lon Chaney und den Universal Monsters. Mit dem leider kurz nach Fertigstellung des Films verstorbenen Regisseur Paul Leni und Conrad Veidt, der bereits ein 1920 eine Hauptrolle in Das Cabinet des Dr. Caligari spielte, hielt der deutsche Kino-Expressionismus Einzug in Hollywood. Diese Entwicklung sollte auch Universals Dracula und Frankenstein maßgeblich beeinflussen.

Cover B

Der Film beginnt 1690 in England. Kurz bevor Lord Clancharlie in der Eisernen Jungfrau hingerichtet wird, erfährt er, dass auch sein kleiner Sohn Gwynplaine büßen muss. Gwynplaine wurde im Auftrag von König James II. von Comprachicos – Gauklern, die Menschen verstümmeln, um sie als Freaks auf Jahrmärkten zur Schau stellen – durch ein ewiges Grinsen entstellt. Dennoch scheint das Glück Gwynplaine zur Seite zu stehen, denn die blinde Dea ist in ihn verliebt. Doch die Vergangenheit holt wieder ein…   

Cover C

Vor auch heute noch beeindruckenden Kulissen, die alles in den Schatten stellen, was Universal danach für seine Horrorfilme errichten liess, gelang Paul Leni dank der überragenden Leistung von Conrad Veidt ein grausiges Melodram, bei dem kein Auge trocken bleibt. Trotz des gerade aufkommenden Tonfilms wurde das stumme Epos zu einem weltweiten Erfolg und bestärkte Universal darin, in den nächsten Jahrzehnten Dracula, Frankensteins Monster, den Wolfsmenschen und den Schrecken vom Amazonas auf das Publikum loszulassen.

Cover D

Wicked Vision hat nicht einfach nur die hervorragend in 4K restaurierte ungekürzte Version mit Untertiteln versehen, sondern rekonstruierte jene Version, die 1929 in die deutschen Kinos kam. Hierzu wurden die deutschen Zwischentitel anhand von Unterlagen des Bundesarchivs so originalgetreu wie möglich neu geschaffen.

Cover E

Als zusätzlichen Bonus gibt es noch die zwanzigminütige Doku “Die Geburt der Universal Monster aus dem Geiste des Melodrams“ mit Marcus Stiglegger, den ebenfalls rekonstruierten deutschen Trailer, eine 15-minütige Bildergalerie, sowie ein 24-seitiges Booklet mit einem sehr interessanten Text von Christoph N. Kellerbach. Als Easter Egg gibt es noch eine weitere Version des Films, die mit einer zweiten Kamera aus einer anderen Perspektive aufgenommen wurde. Eine so liebevoll  zusammengestellte Veröffentlichung hat natürlich ihren Preis und die Edition erscheint für etwas mehr als 30 Euro als Mediabook mit fünf verschiedenen auf jeweils 333 Exemplaren limitierten Covern.

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Conrad Veidt

Conrad Veidt dürfte heute vor allem durch seine Darstellung des Nazi-Offiziers Major Strasser im Klassiker Casablanca bekannt sein. Doch der 1893 in Berlin geborene Schauspieler schien auch ansonsten in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts immer dann zur Stelle gewesen zu sein, wenn Filmgeschichte geschrieben wurde.

Conrad Veidt

Der sich zunächst auf seine Arbeit beim Theater (der große Max Reinhardt engagierte ihn für sein Deutsches Theater) konzentrierende Veidt hatte bereits in knapp 30 Filmen mitgespielt, als er 1920 die erste “Rolle seines Lebens“ spielte. In Robert Wienes Das Cabinet des Dr. Caligari war er als “Cesare, der Somnambule“ im wahrsten Sinne des Wortes ein Dämon der Leinwand. Auch bei der ersten von insgesamt drei Versionen des exotischen Indien-Abenteuer Das indische Grabmal war er als Maharadscha dabei.

Conrad Veidt

Weitere Meilensteine waren Richard Oswald sich sehr tolerant mit Homosexualität auseinandersetzendes Drama Anders als die Andern (1919), die Doppelrolle in Der Student von Prag (1926), sein Fürst Metternich in der Film-Operette Der Kongress tanzt (1931), sowie Floating Platform 1 Does Not Answer, die gleichzeitig gedrehte englische Fassung des Hans-Albers Films F.P.1 antwortet nicht.

Conrad Veidt

Mit The Man Who Laughs qualifizierte sich Veidt nicht nur für Hollywood, sondern lieferte auch die Inspiration für Batmans gefährlichsten Gegner, den Joker. Obwohl die Nationalsozialisten Veidt, trotz seiner jüdischen Ehefrau, dem deutschen Kino erhalten wollten, emigrierte dieser nach England und engagierte sich sehr stark gegen den Faschismus.

Conrad Veidt

In dem immer noch sehr beeindruckenden äußerst farbigen Fantasy-Film Der Dieb von Bagdad (1940) war Veidt als Großwesir Jaffar so herrlich dämonisch, dass er ein halbes Jahrhundert später dem Schurken Jafar im Disney-Animationsfilm Aladdin als Vorlage diente. 1943 verstarb der große Darsteller im Alter von nur 50 Jahren an einem Herzinfarkt.

Conrad Veidt

In der sehr gut recherchierten beim Schüren Verlag erschienenen Biografie Dämon der Leinwand: Conrad Veidt und der deutsche Film beschäftigt sich Sabine Schwientek nicht nur mit Leben und Werk des großen deutschen Darstellers. Zugleich vermittelt sie auch sehr interessant und lebendig, wie sich das zunächst als Jahrmarktattraktion verschriebene Kino – auch durch charismatische Darsteller wie Conrad Veidt – zu einer faszinierenden Kunstform entwickelte.

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