So mancher Comic-Freund wird sich gefragt haben, warum es beim Taschen Verlag nach dem Erscheinen von The Golden Age und The Silver Age mit den Prachtbänden über den Superheldenverlag DC nicht weitergeht. Doch jetzt gibt es eine schwerwiegende Antwort. Bevor The Bronze Age of DC Comics, The Dark Age of DC Comics sowie The Modern Age of DC Comics erscheinen, muss erst noch der 75. Geburtstag von Marvel, der verlegerischen Heimat von den Fantastic Four, Spider-Man und den Avengers, gefeiert werden. Diese geschieht mit einem riesigen Buch, das keine Wünsche offen lässt.
Roy Thomas, der von 1972 bis 1974 Chefredakteur bei Marvel war und danach Star Wars als Comic adaptierte erzählt die Geschichte der mittlerweile wohl erfolgreichsten Superhelden-Schmiede, die 1939 – im Windschatten des Erfolges der Superman-Comics – als Timely Publications das Heft Marvel Comics herausbrachte. Das erste Kapitel des Buches trug die Überschrift Fire Vs. Water, denn es wurden die ungewöhnlichen noch heute aktiven Figuren Human Torch (die ein Android war und noch wenig mit dem späteren leicht entflammbaren Mitglied der Fantastic Four gemein hatte) und der dem Meer entsteigende die Menschheit hassende Namor the Submariner vorgestellt. Diese beiden Charaktere waren tatsächlich wie Feuer und Wasser, auch weil sie sich bekämpften.
Bemerkenswert ist auch, dass hier Figuren entwickelt wurden, die abgesehen davon, dass sie über besondere Fähigkeiten verfügten, nichts mit Superman gemein hatten. 1941 kam schließlich noch Captain America hinzu und wurde bereits drei Jahre später in Form eines Serials verfilm (noch vor Superman!) In diesem Zusammenhang ist es auch erstaunlich durch dieses Buch zu erfahren, was damals neben den Superhelden-Comics bei Timely noch so alles veröffentlicht wurde. So gestaltete der spätere MAD-Zeichner Al Jaffee Funny Animal Comics im Stile von Warners Looney Tunes, der MAD-Gründer Harvey Kurtzman lieferte zum Auffüllen frei gebliebener Seiten den experimentellen Strip Hey Look, während das Heft It´s A Duck´s Live versuchte vom Erfolg der Enten-Comics von Carl Barks zu profitieren.
1951 nannten sich die Hefte Atlas Comics, bevor schließlich Anfang der Sechziger Jahre der endgültige Name Marvel Comics gefunden wurde und die Welt der Superhelden entscheidende neue Impulse erhielt. Das entsprechende Kapitel wird dann auch mit The World would never be the Same betitelt und genau hier ist bei der großformatigen Abbildung des Covers von Fantastic Four # 1 von 1961 das in der Kostüm-Farbe der Fantastischen Vier gestaltete blaue Lesebändchen platziert.
Das gewaltige Buches trägt den schönen Untertitel From the Golden Age to the Silver Screen, doch wer nun vermutetet den erfolgreichen Marvel-Kinofilmen der letzten Jahre wird besonders viel Raum eingeräumt, der täuscht sich. Natürlich wird über Blockbuster wie Iron Man oder The Avengers berichtet, aber auch nicht ausführlicher als über andere Nebenprodukte wie Kaugummi-Klebebilder, Lunch-Boxen oder preiswert produzierte Marvel-TV-Serien aus den Siebziger Jahren.
Im Zentrum des Buches stehen die Comics, was durch die Abbildung einer Unmenge von Titelbildern, markanten Seiten, Originalzeichnungen, sowie durch eine wundervolle Klapptafel mit dem immer noch unglaublich spektakulären Artwork von Jim Sterankos Nick Fury unterstrichen wird. Abgerundet wird das Werk noch durch einen Anhang mit einigen Hundert Kurzporträts von Comickünstlern die für Marvel gearbeitet haben.
Da das Buch komplett in englischer Sprache ist, liegt neben einer über 1,20 m langen illustrierten beidseitig bedruckten Zeitleiste in Leporellofaltung auch noch eine 132-seitige Broschüre mit deutscher Übersetzung bei. Diese ist wie ein Comicheft aufgemacht und enthält auch die Abbildungen einiger deutscher Marvel-Veröffentlichungen. Das riesige Buch wird in einem für reiselustige Comicfreunde sehr praktischen Pappkoffer geliefert. Mehr Marvel ist nicht möglich.
Unter dem Titel Das Marvel Zeitalter der Comics hat Taschen eine sinnvoll abgespeckte Version des Buchs herausgebracht. Dieses ist nur halb so umfangreich und deutlich kleinformatiger, aber immer noch ein Prachtband. Das Buch konzentriert sich auf die entscheidenden Jahre und beginnt im Jahre 1961 als Fantastic Four # 1 die Comicwelt veränderte. Diese Marvel-Chronik von Roy Thomas endet im Jahre 1978 als der Verlag mit seiner Comic-Adaption und Fortsetzung von Star Wars voll auf der Höhe der Zeit war. Ein zusätzliches ähnlich aufgemachtes Buch, das sich dem weiteren Verlauf der Marvel-Geschichte widmet erscheint somit nicht nur möglich, sondern sogar sehr wünschenswert.
Auch für Besitzer von 75 Years of Marvel Comics lohnt sich eine Anschaffung von Das Marvel Zeitalter der Comics, da dieser Bildband kompakter und somit lesefreundlicher ist, auch weil er komplett ins Deutsche übersetzt wurde.
Unter dem Motto, halb so groß und halb so teuer ist zum 40. Geburtstag von Taschen eine Neuauflage des Buchs zum Preis von 20 Euro erschienen. Dank eines neuen Layouts kommen die Abbildungen trotz des kleineren Formats von 16 x 22 cm sehr gut zur Geltung.
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